„Einen schönen Frühling wünsche ich Dir, genieße ihn!“ stand auf einer Karte, die ich vor kurzem von einer lieben Freundin, die ihn leider nur noch vom Bett aus genießen kann, bekam. Der Satz berührte mich sehr. Später entdeckte ich auf der Rückseite der Doppelkarte: „Der Tag, an dem der Herr die Hoffnung schuf, war wahrscheinlich derselbe Tag, an dem er den Frühling schuf“ (Bern Williams)…Diesem netten Gruß wollte ich irgendwie besonders antworten und schickte ihr „MEINEN ALTEN BAUM AN DER LEINE“, der mich jahrerlang `bewegt` hat und von mir bereimt wurde…,und bei dem früher auch meine Freundin gern verweilte:
„Mein“ alter Baum, den ich besuchte gerne Jahr um Jahr,
der stand schon lange kahl, ganz ohne Kopf und Blätter, da.
In jedem Herbst hab ich gedacht: Es ist so weit,
der arme Kerl hat nun gesegnet seine Zeit.
Doch kam im Frühjahr ich voll Spannung her,
stand er stets aufrecht da, wenn`s fiel auch schwer.
„Er ist noch da“ rief ich erstaunt im letzten Jahr…
„Wieso“ kam matt, „das war dir doch wohl klar!?“
Oh nein, war`s nicht, Hochwasser hatte ihn umspült,
das alte Wurzelwerk lag frei, ganz aufgewühlt.
„Das Wasser tat so gut, gab mir neu Kraft und Halt
und das Gefühl, bin vielleicht doch noch nicht zu alt….
Kann weiterhin auf diesem Weidenplatze stehen
und ohne Neid die Nachbarbäume grünen sehen.
Die plagen sich mit Knospen, Blättern, Wachsen, Werden…
Jedoch, ich Glückspilz kann genießen alle Zeit auf Erden!...
Ich schaue zu, wie sich die Pferde fröhlich tummeln
und bin beliebt als toller Rastplatz für die Hummeln…
Über mir die Wolken zeigen immer neue Bilder –
mal himmelblau, mal düster grau, mal farbig wilder…
Bin Sonne, Mond und Sternen stets im Wechsel nah,
Austausch und Schweigen – das klappt bei uns wunderbar!
Vor diesem Lebenskünstler zog ich meinen Hut…
Obwohl - wollt er nur mir noch machen etwas Mut?
Ganz leise hört ich nämlich, fast gehaucht:
„Würd gern im Jenseits sein, werd da gebraucht!“
In einer Sturmnacht hat er es nicht mehr geschafft,
der lang so starke Baum, er wurd nun hingerafft.
Ein langer Lebenskampf sein Ende fand - ein leerer Platz. ---
Doch eines Tages war ich dort, entdeckte einen Schatz:
Ein kleiner Rest-Stumpf war im Weide-Gras geblieben,
und was wohl hatte mittendrin gerade ausgetrieben?
Es lugte vor ein winzig kleiner grüner Spross.
Ich fand, dass nun ein schöner Kreis sich schloss.
Natürlich besuchte ich auch gleich zum Jahresanfang `meinen Baumplatz`: Hochwasser so weit das Auge reichte. Das Leine-Flussbett konnte man nur noch erahnen . Viele Bäume mussten da unten diesmal besonders lange im Wasser ausharren (oder vielleicht auch neue Kraft schöpfen und tanken). Aber jetzt war ich wieder an der Stelle, inzwischen abgetrocknet: Wie schön, der kleine Spross, noch etwas zerzaust, kämpft sich durch! Frühlings-Hoffnung!
Gerade da fiel mir ein Ausspruch von Dietrich Bonhoeffer ein, der für ihn leider nicht in Erfüllung ging: „Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt“. Diesen Spruch und ein Foto legte ich noch zu meinem Gruß.
Allen Lesenden wünsche ich auch ganz viel Frühlings-Hoffnung mit Freude am Entdecken beim Spüren von Gottes Nähe und Schutz!
Ursula Wiebe, Schloß Ricklingen