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Wochenandacht

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Auf dieser Seite sammeln wir die wöchentlichen Andachten im Wunstorfer Stadtanzeiger. 

Wenn Sie im unteren Durchlauf die Maus auf eine Andacht führen, bleibt der Durchlauf stehen und Sie können in Ruhe lesen oder über die Überschrift direkt auf die Andacht gehen.

Wochenandachten 2025

Aller guten Dinge sind drei: die Trinität - 14.6.2025

Pfingsten ist vorbei und damit beginnt die sogenannte festarme Zeit. Die Höhepunkte der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen prägen die erste Hälfte des Kirchenjahres von Weihnachten über Ostern bis Pfingsten. Damit sind wir dann bei der Kirche und beim Christsein angekommen, was früher einmal in der zweiten Hälfte durch viele Gedenktage der Heiligen gefeiert wurde. Doch die sind uns weitgehend verlorengegangen. Aber bevor wir in die Details des Alltags einsteigen, kommt doch noch ein Hochfest, leider viel zu wenig beachtet: das Trinitatisfest, das Fest der Dreieinigkeit Gottes. Christen glauben, dass Gott einer ist in drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist, aber wie soll das gehen? Die Rede vom dreieinigen Gott ist ein Alleinstellungsmerkmal des christlichen Bekenntnisses. Sie hat sich in den ersten Jahrhunderten der Kirchengeschichte entwickelt mit viel theologischem Nachdenken und Streiten, um die verschiedenen Aussagen der Bibel zu Vater, Sohn und Heiligem Geist in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Eine griffige Formel dafür lautet: Drei Personen, ein Wesen. Die drei Personen stehen für die Erfahrung, dass sich Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist zeigt. Das eine Wesen steht dafür, dass er einer ist und nicht etwa drei verschiedene Götter. Doch warum ist das wichtig? 
Es geht nicht nur darum, die biblische Botschaft korrekt wiederzugeben, sondern der Glaube an den dreieinigen Gott sagt Entscheidendes über sein Wesen und Wirken aus. Der dreieinige Gott wird nicht statisch verstanden und auch nicht als völlig fremder, sondern als Gott, der schon in sich Beziehung ist. „Gott ist die Liebe“, lautet ein bekannter und beliebter Bibelvers. Der Kirchenvater Augustin hat dazu den schönen Gedanken entwickelt, dass es nur durch die Trinität möglich sei, dass Liebe ein ewiger Wesenszug Gottes sein könne. Liebe braucht immer ein Gegenüber. So liebt der Vater als der Liebende den Sohn, der der Geliebte ist. Die Liebe zwischen ihnen ist der Heilige Geist. Und weil Liebe nicht für sich bleiben kann, wendet sich Gott den Menschen zu, seinen geliebten Geschöpfen. Augustinus war sich seiner menschlichen Begrenztheit, das Geheimnis der göttlichen Dreieinigkeit ergründen zu wollen, sehr bewusst. So erzählt eine Legende, dass er eines Tages einen Knaben am Strand dabei beobachtete, wie der das Meer mit einem Löffel ausschöpfen wollte. Augustinus lächelte spöttisch über die Naivität des Knaben. Der aber meinte, für ihn sei es eher möglich, das Meer mit einem Löffel auszuschöpfen, als für Augustinus, nur den kleinsten Teil der Geheimnisse der Trinität in seinem geplanten Buch zu beschreiben. Nach dieser Begegnung ging Augustinus in sich, betete und schrieb dann in aller Demut sein großes Werk „Über die Dreieinigkeit.“

Wiebke Dankowski, Pastorin in Dedensen-Gümmer

Was ist Dir heilig? - 7.6.2025

Diese Frage ist gerade im Moment das Motto für ein Festival hier bei uns in der Region Hannover. Und auch, wenn man die Kirche dahinter vermuten mag, ist es doch eine philosophische Veranstaltungsreihe. Ich persönlich finde dieses Thema sehr spannend. Der Begriff „heilig“ steht für etwas Besonderes, etwas Unantastbares oder etwas Göttliches. Und heilig kann sich auf Personen, Orte oder Gegenstände beziehen. 

In unserem Wortschatz heute nehmen wir den Begriff im außerkirchlichen Kontext häufig für das Unantastbare wahr. Mit Aussagen „Mein Urlaub ist mir heilig“, „meine Familie ist mir heilig“ bis hin zu „Der Tatort am Sonntagabend ist mir heilig“ reicht das Heilige bis in unsere Freizeitgestaltung. 

Was ist Dir heilig? Was wäre Ihre Antwort auf die Frage? Es braucht etwas, bis sich die Frage gesetzt hat und die Antwort wird für alle irgendwie anders aussehen. 

Auf der Brücke zwischen weltlichem und geistlichem Leben kann ich immer mal wieder beobachten, wie sehr alte Kirchen mit ihrer Atmosphäre und Stille den Menschen das Gefühl des Besonderen und des Unantastbaren geben. Heilige Orte schaffen gute Momente der inneren Einkehr und die Seele kann zur Ruhe kommen. Egal, was und wie wir glauben: Diese Orte berühren Menschen und sind viel mehr als ein Denkmal, denn sie vermitteln in vielen Fällen Geborgenheit und Schutz.

Was ist Dir heilig? Wunstorf ist mit einer Veranstaltung am 15. Juni beim Festival dabei – ein Rockkonzert auf einem alten Friedhof. Auch ein Friedhof hat diesen heiligen, weil unantastbaren Charakter – hier wird uns klar, dass unser Beitrag zum gesellschaftlichen Leben endlich ist. Die Erinnerungen an bekannte und unbekannte Menschen zwischen Bäumen und Blumen lassen die Kleinigkeiten des Alltags vergessen und dem menschlichen Sein widmen. Unser Leben erhält durch den Glauben einen Teil der göttlichen Heiligkeit, die Auffassung vertrat schon Martin Luther. Insofern herzlich willkommen: Auch Du bist heilig!

Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf 
 

Kindertag - 31.5.2025

Sonntag, der 1. Juni ist zum internationale Kindertag ernannt. Die Würde und das Wohlergehen der Kinder soll an diesem Tag im Fokus stehen. 145 Staaten haben sich auf Kinderrechte verpflichtet. Doch welche speziellen Rechte haben Kinder? - In 54 Regeln ist bis heute festgehalten, dass Kinder vor Hunger und Armut, physischer und psychischer Gewalt, Diskriminierung und Ausbeutung, Folter und Drogen zu schützen sind. Auch haben alle Kinder ein Recht auf Staatsangehörigkeit, Religions- und Gedankenfreiheit, freie Meinungsäußerung, auf Anhörung bei Strafverfahren, auf Gleichbehandlung und Bildung, kulturelle Entfaltung und Gesundheit. 

Schaue ich in die Bibel, sehe ich auch dort einige Geschichten, in denen deutlich wird, wie wichtig die Kinder sind. 

Zwar sind der Bibel die modernen Vorstellungen von Kinderrechten und Kinderwürde fremd, doch auch hier haben sie einen unverwechselbaren Platz in der Geschichte Gottes mit den Menschen: ein Kind ist Hoffnungsträger für das Gottesvolk – davon erzählt die Rettung des Säuglings Mose aus dem Schilfkorb. Wenn Jesus den Jüngling von Nain (Lukasevangelium, Kapitel 7) zum Leben erweckt, zeigt das mehr als Respekt, nämlich Liebe und Fürsorge. 

In einer der beliebtesten und bekanntesten Bibelgeschichten spricht Jesus mit den Kindern über das störrische Verhalten der Großen: Jesus zieht ein kleines Kind zu sich heran und führt es seinen Jüngern als Vorbild vor Augen. So wie dieses Kind, so solltet auch ihr sein! Das hatte einen guten Grund: Die Freunde Jesu hatten sich zuvor den Kopf heiß geredet darüber, wer im Jenseits der Größte denn wohl sein würde. Da konnte Jesus nur die vorbehaltlose Offenheit der Kleinen loben: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.

Für mich und uns ist dieser 1. Juni eine Erinnerung an die große Verantwortung gegenüber Kindern. Jedem Kind, dem ich begegne, will ich Respekt entgegen bringen. Ich kann und muss mich für die Kinderrechte einsetzen, auf falsches Verhalten hinweisen und Missstände aufdecken. Die Achtung der Kinderrechte ist nicht nur Aufgabe der Eltern oder des Staates, sondern auch meine und Deine und unsere! 

Claudia Schwarzer, Gemeindereferentin in St. Bonifatius

Gemischte Gefühle - 24.5.2025

Langsam fangen sie wieder an, die Sportfeste in den Schulen. Manche haben jahrgangsinterne Turniere in einer Mannschaftssportart, Volleyball, Fußball, Brennball oder so. Und bei den anderen geht es um den Vergleich der Einzelnen im Laufen, Springen, Werfen… 

Vielleicht erinnern Sie sich auch an die Bundesjugendspiele? Den Ehrgeiz eine gute Zeit zu laufen oder besonders weit zu werfen? Das gute Gefühl und den Stolz eine gute Leistung gezeigt zu haben? Freude über den Sieg der Klasse beim Staffellauf?

Oder ging es Ihnen eher so wie mir? Enttäuschung, dass Sie, wie schon so oft, zu den langsamsten Läuferinnen gehörten? Angst und Frustration, weil Sie eine Kugel weit werfen sollten, obwohl die Kugel immer schon kurz vor Ihnen auf den Boden gefallen ist?

Bei all diesen Sportwettkämpfen liegen die verschiedenen Gefühle sehr dicht beieinander. Freude und Trauer, Jubel und Enttäuschung, Erleichterung und Frust, Stolz und Ärger, Angst und Scham, Hilflosigkeit und Verletzung. Vielleicht haben auch manche das Gefühl versagt zu haben. Weil Sie den Staffelstab fallen gelassen haben und die Klasse deshalb verloren hat…

Das ist kein schönes Gefühl. Dann ist es gut, wenn da jemand ist, die tröstet und sagt: „Du bist toll und ich mag dich! Ganz egal, wie deine Ergebnisse waren.“ Und diese Zusage gibt uns Gott auch. Er liebt uns und ist bei uns. Rolf Krenzer hat das in seinem Lied „Halte zu mir guter Gott“ schön zusammengefasst. In Strophe zwei heißt es: „Du bist jederzeit bei mir, wo ich geh´ und steh´, spür ich, wenn ich leise bin, dich in meiner Näh´. Halte zu mir guter Gott, heut´ den ganzen Tag. Halt´ die Hände über mich, was auch kommen mag.“ Und auch bei Ärger und Streit „weiß ich dich in meiner Näh´, wenn ich weinen muss.“

Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch sagen können: „Du hältst zu mir, guter Gott, spür´ ich tief in mir.“

Diakonin Tanja Giesecke, Stifts-Kirchengemeinde Wunstorf

Singen Sie noch? - 17.5.2025


So manche totgeglaubte Tugend ist hierzulande wieder zu neuem Leben erwacht. Dazu gehören Dinge, auf die es sich zurückzubesinnen lohnt. Die nach meinem Dafürhalten recht sinnvoll sind. So z.B. Fleiß, Treue in Partnerschaft und der Wertung des eigenen Wortes, eigenes Denken, was plötzlich en vogue ist und nicht mehr dem hemmungslosen Konsum anheimfällt. Viele Menschen kaufen seltener einfach glücklich, weil andere Sachen derzeit wichtiger erscheinen und das Geld auch nicht immer und überall so locker sitzt. Von den negativen Zeiterscheinungen möchte ich nur das Wiedererstarken der Blockwartattitude nennen. Diese scheint mit so mancher anderen politischen Unart wieder in Mode zu kommen. Dabei dachten wir doch gerade, ihren 80. Todestag zu begehen.

Nur eine Sache, die weder Geld kostet noch grundsätzlich auf den Bühnen der Politik ihren Platz hat, scheint ein wenig eingeschlafen zu sein: das Singen. Zumindest scheint es so. Oder wann haben Sie das letzte Mal gesungen? Die meisten von uns lassen doch lieber singen. Frei nach dem Motto Spotify machts möglich. Das ist so einfach und virtuos, dass viele sich nicht einmal mehr trauen, die eigene Stimme erklingen zu lassen.

Dabei scheint das wohl ein deutsches Problem zu sein. Wenn man mit einer Jugendgruppe zu einem Austausch ins europäische Ausland fährt, wird man regelmäßig gefragt: „Singt doch mal eines eurer Lieder.“ Ergebnis: betretenes Schweigen, schamrote Gesichter.

Auf dem Kirchentag in Hannover war das anders. Menschen sprachen nicht nur wie selbstverständlich miteinander, sondern sangen auch zusammen. Und das völlig ungeachtet des eigenen Stimmvermögens. Wenn es sein musste, dann eben schief. Hauptsache laut. Menschen trauten sich – mutig, stark, beherzt. 

An einem Abend besuchte ich einen Blaulicht-Gottesdienst. Sie wissen schon, mit Feuerwehr, THW, Rettungsdiensten, Polizei und Notfallseelsorge. Plötzlich kamen ca. 20 Jugendliche dazu. Ich meinte mehr so aus Spaß: „Ihr müsst aber auch kräftig singen.“ Einer der Jungen antwortet nur: „Aber sicher!“ Die Kirche war so voll, dass noch Stühle dazugeholt werden mussten. Als der Gottesdienst begann, wurde gesungen. Alte und neue Lieder aus vollen Rohren. Man hatte das Gefühl, das Dach würde abheben; gut, melodisch und voller Inbrunst. Und ich sage Ihnen: Singen macht Spaß und vertreibt böse Geister.

Versuchen Sie es doch selbst einmal. Das Wetter ist schön und lieblich ist der Maien. Wer sollte es uns verwehren?

Ihnen ein schönes Wochenende.

Holger Kipp, Prädikant

Beherzter Kirchentag - 10.5.2025

Letzten Sonntag habe ich mir morgens meine Trompete geschnappt und bin mit dem Zug nach Hannover gefahren. An jedem Bahnhof habe ich mich gefreut, wenn Leute mit einem roten Schal dazu gestiegen sind, auf dem das Kirchentagsmotto steht: mutig – stark – beherzt! Auch in Wunstorf standen ein paar Leute auf dem Bahnsteig und hatten eine Trompete oder Posaune dabei. Wir haben uns dann gemeinsam vor das Neue Rathaus gestellt und mit mehreren tausend Bläserinnen und Bläsern den Abschlussgottesdienst mitgestaltet.

Mutig hat mich das gemacht! Wir sind viele und ich bin nicht allein mit meinem Glauben. Schon am Eröffnungsabend waren 150.000 Leute mit dabei. Ermutigt hat mich abends der Segen auf dem überfüllten Opernplatz. Mut gemacht haben mir Gespräche mit Leuten aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland, die mir erzählt haben, wie sie ihren Glauben erleben und gestalten. 

Es hat mein Herz berührt, als wir gemeinsam gesungen haben und zusammen tolle Konzerte und anregende Beiträge gehört haben. Ich fühlte mich selbst stark, als mir bewusst wurde, wo auch mir Gott in meinem Leben geholfen hat und mich stark macht. Beeindruckende Referentinnen und Redner standen auf den Bühnen und haben aus ihrem Glaubensleben und von ihrem Engagement erzählt und uns so ermutigt, selbst aktiv zu sein. Beherzt haben mir auf der Messe Leute erzählt, wie sie zum Beispiel ehrenamtlich Kirche mit Kindern gestalten, in der Diakonie für andere da sind oder professionell Gemeinden in der Arbeit unterstützen. Eine Herzensangelegenheit für jede und jeden von ihnen, das spürte ich. 

Als ich wieder zurückfuhr, habe ich mich auf dem Handy bei Instagram umgesehen, was die anderen so alles beim Kirchentag erlebt haben. Natürlich habe ich mein Foto vom Posaunenchor hochgeladen und mich gefreut, als andere ein kleines Herz dazu geklickt haben. Und dann musste ich schmunzeln: Das ist doch auch ein Beherzen. Ja, es war ein ermutigender, bestärkender und beherzter Kirchentag!

Rainer Müller-Jödicke, Superintendent

Kirchentag - Glauben nicht in Zement gießen! - 3.5.2025

Der eine sagt: „Kirche ist auch nicht mehr das, was sie mal war! Auf dem Kirchentag verkünden sie, Gott ist queer, und in unserem Stadtteil nennt sich die Gemeinde jetzt Kneipenkirche!“ Die andere beschwert sich: „In der Gemeinde sind wir größtenteils mit Verwaltung und Besitzstandswahrung beschäftigt. Immer das gleiche „Halleluja“. Dabei sollte Kirche doch lebendig sein, Jesus nachfolgen, Hilfsprojekte durchführen! Aber dazu scheint man keine Zeit zu haben!“ Oje, denke ich, man kann es aber auch wirklich nicht jedem recht machen. Meine Freundin erzählt, ihr ist von den Kirchentagen der 80er-Jahre das beflügelnde Gefühl in Erinnerung, wenn in der U-Bahn-Station plötzlich jemand einen Kanon anstimmte, und kurz darauf sang der ganze Bahnsteig. „Die Friedensketten und das gemeinsame Singen: Das hat mich als Jugendliche am meisten gepackt!“

Kirche ist so vielfältig, wie ihre Mitglieder verschieden sind. Das gemeinsame Fundament – der Glaube an Gott als Schöpferkraft und als Begleiter des Lebens – kann so und so ausgelegt werden. Nein, in der Religion kann man es gar nicht jedem recht machen. Umso wichtiger, als Kirche offen für neue Ideen zu sein und sie nicht abzuurteilen. Damit jeder, der weiterhin als Christ durchs Leben gehen will, ein Zuhause bei Kirche findet.

Zugleich sollten aktive Christen aber ihren persönlichen Glauben nicht in Zement gießen, sondern ihm die Chance geben, sich zu entwickeln. Glaube mit Jesus, Glaube an Christus: So ein Glaube braucht lebendige Auseinandersetzung. Dies wünsche ich den Besucherinnen und Besuchern des Kirchentages in Hannover: Erlebnisse, die sie innerlich bereichern. Glaubensoasen zum Auftanken. Aber auch Bibelarbeiten und Podiumsdiskussionen, auf denen die eigene Ansicht hinterfragt wird.

Natürlich ist Gott nicht queer. Und eine Kneipe ist nicht deckungsgleich mit einer Kirche. Dennoch hat kein Christ ein Monopol auf den wahren Glauben. Gott ist größer! Meiner Ansicht nach ist dies die einzige Aussage, die man gesichert über Gott treffen kann.

Ihre Susanne von Stemm, Pastorin in Bokeloh

Taufen?! - 26.4.2025

„Heute ist Taufen doch nicht mehr so im Trend“, höre ich im Zug. „Ich habe keinen Bezug mehr zur Kirche. Da wo ich wohne, die Gemeinde ist nicht so mein Fall.“

So wie diese junge Frau denken so einige. Soll noch getauft werden und wenn ja, wo? Viele möchten nicht, dass ihr Kind in einer Kirche getauft wird. Es geht anders. An diesem Sonntag feiern wir Quasimodogeniti. Was für ein Name! Der Name bedeutet: „Wie die neugeborenen Kinder“ Der Sonntag wird auch „weißer Sonntag“ genannt, weil alle in der Osternacht Getauften in der frühen Kirche ihre weißen Taufkleider die ganze Osterwoche trugen und sie genau an diesem Sonntag ablegten. Mir fällt eine Geschichte in der Apostelgeschichte ein. Paulus ging mit einigen Männern nach Philippi. Am Sabbat ging er ans Ufer eines Flusses, weil er glaubte dort würden sich die Einwohner zum Gebet treffen. Er traf auf eine Gruppe von Frauen und erzählte ihnen von Jesus, von Gott. Eine dieser Frauen war Lydia, eine Purpurhändlerin. Sie war zwar keine Jüdin, ging aber gern zu dessen Versammlungen. Ihr „ging das Herz“ auf, wird berichtet. Sie ließ sich und alle taufen, die in ihrem Haus lebten. Lydia fühlte sich so „dazugehörig“ (Apg.16). 

Da ist eine Frau, die erzählt, dass die Taufe ihr das Gefühl von Geborgenheit gibt. Sie weiß, dass ihr niemand die Zusage Gottes wegnehmen kann. Eine Annullierung der Taufe ist nicht möglich. Das ist gut so. Gott sagt: „Hab keine Angst, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du gehörst zu mir.“ Petrus träumte, dass da ein Mann ist, der „gerettet“ werden soll. Er kam zu ihm und taufte ihn (Apg.11). Auf den Unmut mancher sagte er, dass er Gott nicht daran hindern kann. Einer bemerkt: Gott schenkt allen Menschen die Möglichkeit mit ihm ihren Weg zu gehen. Wir getauften gehen unseren Weg nicht allein. Darauf können wir vertrauen. Am 23. August 2025 feiern wir wieder ein großes Tauffest für alle, mitten im Grünen zwischen Bokeloh und Idensen. Seid dabei – feiert den Neubeginn!

Susanne Bannert, Prädikantin

Gott ist größer - 19.4.2025


Jeden Morgen schauen wir in den Spiegel. Wir wollen uns sehen. Doch zwischen uns und unser Spiegelbild schiebt sich schnell etwas anderes. Es ist unser Idealbild, das dazwischentritt. Idealbilder werden aus der Vorstellung geboren, was wohl die anderen denken könnten, wie ich aussehen sollte. Dabei verlieren wir uns selbst aus dem Blick. Schlimmer noch, wir verlieren uns in ein Bild von uns, das es so niemals geben wird. Und dennoch opfern wir viel Energie und Lebensjahre diesem Bild nachzueifern.

Wie entlastend wäre es, wenn hinter unserem Spiegelbild jenes Bild hervorträte, wie Gott uns geschaffen hat. Es wäre ein Bild voller Güte. Ein Mensch würde sichtbar, der sich gesehen und geachtet weiß. Dies wäre kein Idealbild. Es wäre ein Realbild, das selbst dann noch gilt, wenn die Welt sich dagegen wendet. An seinen Wangen trüge dieses Gesicht noch Striemen. Ihm wurde ins Gesicht geschlagen. An seiner Stirn klebte noch Spei. Sie haben ihm ins Gesicht gespuckt, eine der gröbsten Formen, einem Menschen seine Würde zu nehmen. Genau in diesem Menschen, der so von der Welt verachtet wird, erkennt Gott sein Ebenbild. In ihm ist Gott.

Wir können einander alles nehmen. Aber die innere Würde kann kein Mensch dem anderen nehmen. Sie bleibt ewiglich. Ostern beschreibt diese überraschende Erkenntnis. Menschliche Urteile über andere haben nie das letzte Wort. Gott ist größer. 

Jedes menschliche Antlitz ist Gott heilig. Darum: Nehmt einander an! Und achtet all Morgen frisch und neu Euer Bild im Spiegel. Jedes Gesicht bezeugt eine Lebensgeschichte. Sie will erzählt werden. Sie erzählt von Rettung in Not und davon, wo wir bewahrt wurden. Statt Selbstoptimierung trainieren wir doch lieber unsere Erzählfreude. Jedes Leben ist ein Mosaikstein in Gottes großem Lebensbild von uns Menschen. Unsere Lebensgeschichte will erzählt werden. Ostern ist Erzählzeit! Überrascht einander mit Euren Lebensgeschichten. 

Tilman Kingreen, Pastor in Hannover und Wunstorf 

Das Kreuz mit dem Kreuz - 12.4.2025

Sonntag feiern wir Christen Palmsonntag und gehen so in die wichtigste Woche unseres Glaubens.  Wir feiern Jesus als König, der in Jerusalem auf einem Esel einzieht und dem die Menschen zurufen: „Hosianna dem König Davids". Aber es begegnet uns im Gottesdienst auch die Passionsgeschichte; in der Jesus für seine Botschaft und sein -heilbringendes Handeln ans Kreuz geschlagen wird. 

Das „Hosianna“ und das „Kreuzige ihn“ sind an diesem-Tag dicht beieinander. Auch in unserer Zeit erfahren wir. Wie Menschen von den Mächtigen denunziert oder politische Gegner zu Feinden erklärt und beseitigt werden. Werte und demokratische Vollzüge werden über den Haufen geworfen. Der Blick auf das Kreuz fällt nicht leicht. Schon Paulus schreibt im Brief an .die Gemeinde in Korinth: „Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren] gehen. Torheit; uns aber. die gerettet werden, ist es Gottes. Kraft." (1.Korinther 1,18). 

An einer anderen Stelle spricht er nicht nur von der Torheit sondern auch vom Ärgernis. Ja, auf das Kreuz zu schauen und die Botschaft. die davon ausgeht, zu begreifen ist nicht einfach. Denn bis heute ist das Kreuz für viele Torheit und Ärgernis. das beseitigt werden muss. immer wieder gibt es Diskussionen darüber. Aber haben wir nicht in unserer Zeit genügend Kreuze, die Menschen tragen müssen. größtenteils durch andere verursacht: der Angriffskrieg in der Ukraine; die Vergeltung Israels auf das Attentat im Nahen Osten; Not durch politische Entscheidungen vom US-Präsidenten, die die ganze Weltwirtschaft durcheinanderbringen; Aufkündigungen von Verträgen und Zusagen, die die Menschen weltweit in noch größerer, Armut stürzen und Hilfsorganisationen vor große Probleme stellen; die gesundheitliche Versorgung einigermaßen zu sichern usw. 

Kreuze gibt es wahrlich genügend in unserer Zeit. Ganz zu schweigen das persönliche Kreuz, das jeder tragen muss. Man könnte verzweifeln. wenn man auf die Kreuze unserer Zeit blickt. So wie die Jüngerinnen und Jünger am Karfreitag verzweifelt sind, als sie sahen, wie ihre ganze Hoffnung, die sie in Jesus und seine Botschaft gesetzt haben, am Kreuz hängt, mit dem Leben ringt und schließlich stirbt. Sie mussten damals wie wir, heute lernen, dass das Kreuz zum Leben gehört - aber mit ihm nicht alles endet. Paulus hat in seinem Brief später geschrieben: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe“ (1. Korinther 13,13). Dies gibt auch mir Zuversicht und so kann ich für mich sagen, dass mein Glaube an den dreifaltigen Gott mir Hoffnung und ein tiefes Vertrauen gibt, dass alle Kreuze dieser Welt und auch das, was ich zutragen habe; die Liebe nicht vernichten kann. Diese Liebe. die von Gott kommt und die unser 'Leben erfüllen und vollenden will - das ist Ostern. 

Pfarrer Andreas Körner, St. Bonifatius

Aufmerksamkeits(s)panne - 5.4.2025

Wir Menschen sind schon ganz schön begrenzt. Auch wenn sich das Wissen der Menschheit alle 15 Jahre verdoppelt, bezieht sich das nicht auf das Wissen eines einzelnen Menschen, sondern der Informationen, die uns als humanoide Lebenswesen zur Verfügung stehen. Die Intelligenz kann auch nicht mit dem Wissen steigen – beim Betrachten der Nachrichten denkt man manches Mal, dass das Gegenteil passiert.

Werden wir vielleicht sogar dümmer und oberflächlicher? Wenn wir an die Medientrends denken, so werden die Szenen immer kürzer und immer schneller geschnitten. Und der Trend geht zu Inhalten, die nur noch 30 Sekunden gehen – so genannte Shorts. Was Tiktok, Youtube und andere Plattformen machen, ist die Bedienung des Wunsches nach einfachen Antworten. Sind wir zu dumm, um komplexe Antworten nicht zu verkraften? Ist unser Gehirn nicht mehr in der Lage, sich 20 Minuten zu konzentrieren? 20 Minuten, das sind 1,3 % eines Tages.

Und dazu kommt, dass wir auch schwerlich in der Lage sind, uns für Situationen zu interessieren. Erinnern Sie sich noch an die Lage der Frauen in Afghanistan? Erinnern Sie sich an die Dürren in Spanien oder Brasilien durch den Klimawandel? Erinnern Sie sich noch an die Massendemonstrationen in Belarus? Da war doch was. Da hat sich überall für die Menschen ihre Situation massiv verschlechtert und es wird und wird nicht besser, aber das Interesse ist weg. Wir konzentrieren uns lieber auf die Nachrichten der Regierungen in Deutschland und die USA und dann kommen wir zum Sport. 

Da wird die Aufmerksamkeitsspanne zur Aufmerksamkeitspanne. Wo bleiben das Interesse und die Empathie? Im 12. Psalm steht in der Bibel: „»Ja«, sagt der Herr, »jetzt greife ich ein! Denn die Armen werden unterdrückt und die Hilflosen stöhnen. Ich bringe den Misshandelten Befreiung.«“. Das wäre schon gut, wenn Gott einschreitet, weil wir uns einfach nicht darauf konzentrieren können und ja überall so viel passiert. 

Wie hat eigentlich Hannover 96 gespielt?

Jörg Mecke, Prädikant aus Idensen

 

Neues ist geworden - 30.3.2025

Oh, endlich sah ich den ersten Schmetterling, diesmal erst am 5. März. sogar gleich zwei Zitronenfalter, wie schön! Diesmal flatterte bald nach den beiden ein dunkler Schatten an mir vorbei, und ich entdeckte begeistert ein prächtiges Pfauenauge. Das hatte bestimmt in einer sicheren Mauerritze überwintert und wurde vom Sonnenschein gelockt zum Nektarnaschen. Dankbare »Frühlings-Freude! Blitzartig dachte ich an meine Lieblings-Schmetterlings-Geschichte und meinte „Die wird meine Andacht, wenn auch erst etwas später": Jeden Tag gehen die Frauen aus dem Dorf hinunter zum Fluss, um in großen Tonkrügen Wasser zu holen. Eines Morgens schaut' eine der Frauen verträumt einem Schmetterling nach. Dabei stolpert sie, und ihr Krug wird beschädigt. Einen zweiten hat sie nicht und auch kein Geld für einen neuen. Notdürftig umwickelt sie den Krug mit ihrem Tuch. Aber das Wasser tropft an den Bruchstellen heraus und als sie im Dorf ankommt, ist die Hälfte weg. .,Ach“, klagt sie ,.Welch ein Unglück, warum war ich bloß, so unvernünftig. Alle anderen bringen mehr Wasser nach Hause. Meine Mutter hat Recht, ich bin wirklich zu nichts nütze!“ Eines Morgens aber, als die Frauen wie immer zum Fluss gehen, ist der schmale Pfad gesäumt von grünen Gräsern und vielen kleinen Blumen, die rot und gelb und weiß' leuchten. „Das waren deine Wassertropfen“ stellen die Frauen lachend fest. „Sie haben den staubigen Weg zum Blühen gebracht!" Ein kleiner Schmetterling bringt alles durcheinander, mich vor kurzem auf freudige Art. Aber bei der jungen Frau war das anders: Nur kurz Freude, dann vielleicht Schmerzen am Fuß. Krug kaputt, Angst vor dem nach Hause kommen, Ärger. Vorwürfe, das Gefühl, mal wieder versagt zu haben..."allen anderen geht es besser...warum immer ich?“ Eine Frage, die uns bekannt vor- kommt und sehr belastend sein kann , zur Zeit besonders in einer für uns alle sehr schwierigen, ungewissen Zeit. Da ist „auf Gott zu vertrauen“ so wichtig, zu danken und hoffen und handeln und nicht im Selbstmitleid zu-versinken. Vielleicht konnte der Krug in der Geschichte noch gekittet werden oder die junge Frau bekam einen neuen zum Trost geschenkt. Vielleicht sind sich die Frauen dadurch auch viel nähergekommen, staunten über das kleine Natur-Wunder und kamen ins Gespräch über Gottes wunderbare Schöpfung und von seinen Möglichkeiten, die er für uns bereit hält. Ein kleiner Schmetterling, das Symbol der Verwandlung. kann viel bewirken. „ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.“ Ich wünsche uns allen viel Freude an all den bunten Himmels-oder-Sonnen-Boten, die uns in diesem Jahr begegnen!    

Ursula Wiebe, Prädikantin, Schloß Richlingen

Womit habe ich das nur verdient? - 15.3.2025

Wir kennen alle den klangvollen Spruch: Am Aschermittwoch ist alles vorüber. Gewiss nicht alles, denn die Welt dreht sich weiter, Sonne und Mond, Tag und Nacht wechseln sich wie gewohnt im Laufe des Tages ab. Anderes, von dem wir uns gerne gewünscht hätten, dass es in dieser scheinbar verrückten Zeit nur ein böser Traum wäre, ist aber auch nach dem nächsten Aufwachen noch da. Herr Trump & Co. z.B. Die sind immer noch auf der Weltbühne. Bretter, die die Welt bedeuten, doch kein Theater sind.

Jüngst im Internet: Beschwerden eingefleischter Trump Wähler, dass sie der herrschenden Kündigungswelle anheimgefallen seien. Das könnte gar nicht sein, gewiss ein Irrtum, denn sie hätten doch diesen Herren unterstützt. Dass sie bekamen, was sie gewählt und bestellt hatten, kommt ihnen gar nicht in den Sinn. Die Frage nach dem „Womit habe ich das nur verdient?“ ist aber echt. Ebenso die Trauer um den Verlust der Arbeit, der Karriere und wahrscheinlich auch ihrer Träume. – Leiden.

Was hingegen vorbei ist, ist das närrische Treiben des Karnevals. Es ist Passionszeit! – Zeit, vielleicht mal einen Gang im Leben herunterzuschalten, aufzuatmen, sich zu orientieren.

Zeit über so manches Erlittene nachzudenken, selbst wenn es nicht leichtfällt. Ich glaube jede und jeder von uns kennt die Eingangsfrage: „Womit habe ich das nur verdient?“ Und manchmal lässt sie sich auch beantworten. Da mag eine wie auch immer geartete objektive Schuld sein. Doch wenn wir keine Antwort finden, dann bleibt uns nur der Blick über die Passionszeit auf Ostern. Hat nicht auch Jesus indirekt diese Frage gestellt, als er am Kreuz die von ihm gefühlte Gottverlassenheit beklagt?

Eine Dame sagte mir einmal bei einem Gespräch über Ostern: „Wissen Sie, dieser Jesus hätte nicht für mich sterben müssen. Ich hätte mein Leben auch so auf die Reihe bekommen.“ – Mag sein. Aber machte diese Dame dann nicht gleichzeitig ihr Credo zur Maxime derer, die sie gar nicht gefragt hatte? Erinnern wir uns an die gefeuerten Trump Wähler.

Gott hingegen schert sich nicht um all den Trubel der Welt. Sein Wort und Handeln werden von Paulus wiedergegeben: Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. – Ein Weg zu Vergebung und Freiheit; eine mögliche Antwort auf die Eingangsfrage. Nicht einfach so, ganz so billig ist es doch nicht zu haben, aber immerhin. Und, womit habe ich das verdient? – Gar nicht. Gottes Gabe ist es aus reiner Gnade. Ein Geschenk.

Ihnen ein schönes Wochenende.

Prädikant Holger Kipp

Luft holen. 7 Wochen ohne Panik - 8.3.2025

4-7-8, kennen Sie das? Nein, das ist keine skurrile Rechenaufgabe, sondern 4-7-8 steht für eine Atemtechnik, die sehr hilfreich ist bei unerwünschten Aufregungen oder bei Einschlafproblemen. Probieren Sie es ruhig einmal aus: Vier Sekunden lang die Luft einatmen, sieben Sekunden lang die Luft anhalten und dann acht Sekunden ausatmen. Wenn Sie das mehrfach wiederholen, sollte sich der Puls beruhigen und der ersehnte Schlaf kann sich einstellen, auch weil man aus dem Gedankenkarussell aussteigt. „Luft holen. 7 Wochen ohne Panik“ ist das Motto der diesjährigen Fastenaktion, die am Aschermittwoch begonnen hat und der Zeit bis Ostern eine Struktur gibt. Es ist gute Tradition, in diesen sieben Wochen bewusst auf etwas zu verzichten, um dann das Osterfest umso mehr genießen zu können. Laut Umfragen wird vorzugsweise auf Süßigkeiten und Fleisch verzichtet, aber auch auf Fernsehen, Smartphone oder Autofahren. Das durchzuhalten, kostet durchaus Mühe. Aber warum nicht mal auf etwas verzichten, was sich im Alltag immer wieder unangenehm bemerkbar macht? Auf Panik zum Beispiel. Gemeint ist jetzt nicht die Panikattacke oder gar die Panikstörung, wofür es nochmal eine ganz eigene Therapie braucht. Gemeint sind die permanente Unruhe, die ständige Sorge, die wachsende Unsicherheit im Blick auf die Zukunft, das Gefühl der Überforderung. Natürlich haben wir hinsichtlich der politischen Lage auch Anlass zur Sorge. Private Probleme kommen vielleicht erschwerend hinzu. Aber wir müssen uns davon nicht überwältigen lassen. Ständig im Alarmmodus zu leben, macht krank und verhindert ein klares Denken. Im biblischen Schöpfungsbericht heißt es: „Da machte Gott den Menschen aus Staub von der Erde und blies den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ Wir müssen den Atem nicht machen, denn es atmet in uns ganz von selbst. Den Atem kommen und dann wieder ausströmen lassen, ruhig werden und Kraft finden. 7 Wochen ohne Panik, die kann man nutzen, um auch für die Zeit danach die Panik in Schach zu halten.

Wiebke Dankowski, Pastorin in Dedensen-Gümmer

Masken - 1.3.2025

Am nächsten Montag ist Rosenmontag. Auch hier bei uns wird in vielen Schulen und Kindergärten Fasching gefeiert. Viele Kinder verkleiden sich, schlüpfen in eine andere Rolle. Oft überlegen die Kinder schon lange vor der Faschingsfeier, als was sie sich verkleiden wollen. Wer möchte ich für einen Tag sein? 

Und dann ist sie da, die Faschingsfeier. Kostüme werden angezogen, vielleicht eine Maske aufgesetzt oder das Gesicht wird geschminkt. Manche Kinder sind kaum wiederzuerkennen. Und die Kinder haben Spaß daran, in die Rolle einer anderen Person oder eines Tieres zu schlüpfen. Sich vielleicht mal ganz anders verhalten, als man das sonst tut.

Fasching ist das eine, oft setzen wir auch im Alltag Masken auf. Nicht die Faschingsmaske, die für alle gut sichtbar ist, sondern die unsichtbare Maske. Die Maske, hinter der ich mich verstecken kann, damit mein Gegenüber nicht sehen kann, wer oder wie ich wirklich bin. Oder wie es mir wirklich geht. Die Maske kann uns schützen, schützt uns vielleicht auch vor Verletzungen.

Aber egal, welche Maske ich aufhabe, in welche Rolle ich schlüpfe, Gott sieht mich, wie ich wirklich bin. Bei Gott brauche ich mich nicht verstellen oder in eine andere Rolle schlüpfen. Gott kann ich alles sagen, im Gebet, laut oder leise.

In einem Lied von Christoph Zehendner heißt es: „… In der Stille angekommen, leg ich meine Masken ab. Und ich sage Gott ganz ehrlich, was ich auf dem Herzen hab. In der Stille angekommen schrei ich meine Angst heraus. Was mich quält und mir den Mut nimmt, all das schütt ich vor Gott aus. Danken und loben, bitten und fleh´n. Zeit mit Gott verbringen…“

Und so wünsche ich euch und Ihnen Spaß und Freude beim Tragen von (Faschings-) Masken und die beruhigende Gewissheit, nicht immer eine Maske tragen zu müssen.

Tanja Giesecke, Diakonin in der Stifts-Kirchengemeinde Wunstorf

Menschenwürde, Nächstenliebe, Zusammenhalt – für alle - 22.2.2025

Jetzt am Sonntag wird der Bundestag neu gewählt. Ich persönlich bin dankbar dafür, in einem Land zu leben, in dem ich frei wählen darf und mitbestimmen kann, wer unser Land regiert, wohin die Reise unserer Gesellschaft geht. 

„MENSCHENWÜRDE, NÄCHSTENLIEBE, ZUSAMMENHALT – FÜR ALLE. MIT HERZ UND VERSTAND“ so werben die die evangelische und katholische Kirche in Niedersachsen dafür durch aktive Teilnahme an den Wahlen die Demokratie zu stärken und extremistischen Positionen entgegenzuwirken. „MENSCHENWÜRDE, NÄCHSTENLIEBE und ZUSAMMENHALT“ machen eine Gesellschaft erst menschlich und lebenswert. „FÜR ALLE“ bedeutet, dass die Menschenwürde, die Nächstenliebe und der Zusammenhalt keine Ausnahme kennen und jeden Menschen einbeziehen.“, so sagt es Bischof Heiner Wilmer aus Hildesheim. 

Mit „HERZ UND VERSTAND“ zu wählen, heißt für mich wachsam zu sein, angesichts der vielen Fake-News besonders auch in manchen „sozialen Medien“. Immer öfters werden Politiker verunglimpft und Unwahrheiten verbreitet, wird auch die Würde von Politikern missachtet. Ich glaube, dass ein hilfreicher Kompass für die Wahl auch der Blick auf Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit, auf Kritikfähigkeit und Kompromissbereitschaft von Verantwortungsträgern und Parteien ist. Auch bin ich davon überzeugt, dass Christliche Politik über die Interessen des eigenen Landes und der eigenen Generation hinausschaut. Sie sucht den Zusammenhalt der Menschen in der EINEN WELT und hat das Wohlergehen auch künftiger Generationen, ja der ganzen Schöpfung im Blick. Ihre besondere Verantwortung gilt dabei den Armen und Schwachen, bei uns und weltweit.

Bischof Heiner sagt: „Wer Hass auf Mitmenschen fördert und zu einfache Antworten auf komplexe Probleme gibt, gefährdet die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Landes, die das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion ermöglicht. Das sollten wir nicht aufs Spiel setzen…. Als Kirche vertreten wir öffentlich Position für die gleiche Würde aller Menschen und gegen alle Versuche, unsere Gesellschaft zu spalten, Unfrieden zu stiften und Andersdenkende zu diskriminieren.“

Gestalten Sie mit und gehen zur Wahl: „MENSCHENWÜRDE, NÄCHSTENLIEBE, ZUSAMMENHALT – FÜR ALLE. MIT HERZ UND VERSTAND“.

Stefan Keil, Gemeindereferent in der Kath. Pfarrgemeinde St. Bonifatius

Segen in stürmischen Zeiten - 15.2.2025


Sturmzeit. Am Fenster sehe ich Schneeregen vorüberwehen. Der Wind dröhnt. „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr“, hat Rilke mal geschrieben, und Bilder kommen in mir hoch von zerbombten Häusern, von riesengroßen Zeltstädten und von Menschen, die mit müdem Blick vor der Kamera stehen.

Sturmzeit. So mancher schafft es ja, die gesellschaftliche Wetterlage derartig aufzuwühlen, dass sich aus Schaumschlägerei tatsächlich Wellen der Angst aufbauen und dass das, was bisher einigermaßen verlässlich durchs Leben getragen hat, ins Wanken gerät.

Ordentlich Wellengang auch im Vorfeld der Bundestagswahl, und das in bestürzend flachem Fahrwasser!

Wie gehen Sie damit um, liebe Leserin, lieber Leser?

Ich gebe zu: So ganz frei machen kann ich mich nicht vom Strudel unserer stürmischen Zeiten. Die Sorge, dass die Staatengemeinschaft, in der gemeinsame Regeln gelten, auseinanderbricht, beschäftigt mich. Und die Frage, was passiert, wenn der gemeinschaftliche Wille, die Erde als unseren Lebensraum erhalten zu wollen, nicht mehr erkennbar ist, belastet und lähmt, ob ich will oder nicht.

Als Christin habe ich aber Strategien, die ich mir immer wieder bewusst machen kann:

Strategie 1: Ich bin nicht allein, sondern zusammen mit anderen unterwegs. Auch wenn die See stürmisch wird, gibt mir diese Gewissheit eine große Portion Mut und Lebensfreude. Ob es nun weitere Christ*innen bei einem Friedensgebet sind, ob es die Gruppe ist, mit der ich eine Demo für Respekt und Demokratie organisiere, oder ganz schlicht meine Familie – Menschen, die für mich da sind und mir zuhören, sodass ich meinem Herzen Luft machen, meine Sorgen aussprechen und um Hilfe bitten kann.

Strategie 2: Ich erinnere mich daran, dass ich schon öfter bewahrt worden bin. Habe schon Stürme überstanden und bin gestärkt daraus hervorgegangen. Ja, es gibt Sturmzeiten im Leben; und ja, sie können einem den Boden unter den Füßen wegziehen. Aber für mich und für jeden, der es versuchen will, gilt: Ich rufe zu Gott in meiner Not, und er wird mir antworten. „Habt ihr denn kein Vertrauen?“ fragte Jesus seine Jünger mitten im Orkan auf dem Meer. Ihrer großen Angst trat er mit Ruhe und innerer Stärke entgegen, beruhigte in wundersamer Weise den Sturm und brachte das Tosen zum Stillstand. Stille senkte sich aufs Boot, und die Jünger ließen los; atmeten auf; fanden wieder festen Halt.

Jesus stillt den Sturm: ein großartiges Bild gegen die Angst genauso wie gegen schaumschlagende Windmacher. Erinnern wir uns daran in stürmischen Zeiten!

Ihre Susanne von Stemm, Pastorin in Bokeloh

 

Augenmaß und Menschlichkeit - 1.2.2025


Heftig wurde in dieser Woche um verschärfte Regeln zur Grenzsicherung gerungen. Das Entsetzen über die Anschläge in Magdeburg und Aschaffenburg ruft nach Reaktionen. Gegen solche Gewalt muss etwas getan werden!

Doch aus gutem Grund enthält unsere Verfassung das Recht auf Asyl. Viele Deutsche haben das Naziregime nur überlebt, weil andere Länder ihnen Asyl gewährt haben. Schon diese Erinnerung mahnt zu einem sorgfältigen Abwägen. Die Bibel für die meisten noch immer Wertgrundlage unseres Zusammenlebens mahnt immer wieder: Du sollst das Recht des Fremdlings und der Waise nicht beugen. Denn du sollst daran denken, dass du Knecht in Ägypten gewesen bist und der HERR, dein Gott, dich von dort erlöst hat. Darum gebiete ich dir, dass du solches tust. (5. Mose 24, 17-18).

Menschen, die aus Kriegsgebieten zu uns kommen sind in der Regel schwer traumatisiert. Das wurde in der Vergangenheit meist ignoriert. Wer in ein friedliches Land kommt, wird sich schnell anpassen, so die Überzeugung. Doch manche haben in ihrem Leben keine anderen Regeln als das Recht des Stärkeren kennengelernt. Sie brauchen Unterstützung und Therapie, um sich davon frei machen zu können. Eine erneute Abweisung wird dem angestauten Hass ein weiteres Ziel zufügen: den wohlhabenden Westen. In ihren weitgehend zerstörten Heimatländern werden diese Menschen keine Hilfe bekommen und sich möglicherweise weiter radikalisieren.

Darum: Wir brauchen Augenmaß und Menschlichkeit. Asyl als Ausdruck der christlichen Nächsten- und Feindesliebe soll Brücken schlagen. Dazu gehört es auch, demokratische und friedliche Umgangsformen einzuüben. Natürlich mit einer engmaschigen Überwachung derer, die durch Gewalt aufgefallen sind. Eine rechtzeitige Einweisung in geschlossene Bereiche mit therapeutischer Begleitung. Abschieben um jeden Preis wird vor allem die treffen, die auf einem guten Weg der Eingliederung sind und damit unsere Sozialsysteme stärken. Pauschale Grenzschließungen zerbrechen die ohnehin schwerer gewordene europäische Integration.

Pastor Thomas Gleitz, Stifts-Kirchengemeinde Wunstorf

 

Von Osten und von Westen, von Norden und von Süden - 25.1.2025


Eine junge Amerikanerin hat sich entschlossen, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Das mag uns ein wenig merkwürdig erscheinen, vielleicht sogar unverständlich. Die Frage, die auf der Hand liegt, ist: Hat man denn in den USA nicht alles, was man braucht? Der Lebensstandard ist hoch, wenn man es sich leisten kann. Zu kaufen gibt es auch alles, was man möchte. Jedenfalls noch. Für ihre politische Meinung wurde sie nicht verfolgt, musste auch nicht vorsorglich begnadigt werden. Also, was treibt diese junge Frau zu uns nach Deutschland?

Es war Neugier. Wie mag es in diesem Land sein, dass doch in Disney Land so idealisiert dargestellt wird. Und mit diesem Vergnügungspark kannte sie sich ja aus. Kommt sie doch aus Florida. Neuschwanstein, Zuckerbäckerstil, Fachwerk und Lederhosen sind ihr nicht fremd. Also muss man doch mal gucken, ob das wirklich so ist.

Mit nichts als einem Koffer und einem Wörterbuch kam sie an. Eine waschechte Gastarbeiterin. Sie kannte kein Deutsch, fand aber liebe Menschen, die ihr halfen. Learning by Doing war angesagt, und es funktionierte. Eine Arbeitsstelle, die beide Sprachen miteinander verband, war schnell gefunden. Das Leben normalisiert sich; man kommt an. Dann traf sie einen jungen Mann. Die beiden verliebten sich, bekamen Kinder. Unweigerlich fragt man sich, wo man eigentlich hingehört. In ihre alte Heimat wollte sie nicht zurück. Deutschland bietet viele Vorteile, gerade mit Kindern, die wir Alteingesessenen immer so selbstverständlich hinnehmen. Und ein echter Grund in Europa zu leben ist, dass sich nicht alles Leben am wirtschaftlichen Erfolg ausrichtet. Auch wenn das einige wohl suggerieren mögen. Außerdem ist in ihrem Heimatort jedes Grundstück eingezäunt. Nicht der Verbrechen wegen, sondern damit die Kinder in der Sandkiste spielen können, ohne von Krokodilen gefressen zu werden. Das gibt es hier nicht.

Sie glaubt fest, für sich das gute Teil ergriffen zu haben. Im Lukasevangelium heißt es an einer ähnlichen Entscheidungsstelle: Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. Auch Vielfalt und Offenheit sind positive Tugenden unserer Gesellschaft. Die junge Frau aus den USA hat sie zumindest als solche bei uns erkannt und erlebt. Das ist für sie mehr wert als Gold.

Vielleicht sollten wir uns auf das konzentrieren, was wir besonders gut können, denn da ist wirklich Gutes dabei. 

Ihnen ein schönes Wochenende.

Prädikant Holger Kipp

Zeichen der Hoffnung - 18.1.2025


Es gibt Tage, die verändern alles. Für einen Menschen, für eine Familie oder sogar für die Gesellschaft. Ein solcher Tag ist der 24.01.2023. Da ist das Unfassbare geschehen: In unserer Stadt hat ein Jugendlicher einen anderen Jugendlichen ermordet.


Wie soll man mit einem solchem Datum umgehen, einem Tag, der an diese unfassbare Tat erinnert? 

Der erste Impuls ist sicherlich, so schnell wie möglich zu versuchen, wieder zum Alltag überzugehen. Und wenn der Jahrestag kommt, zu verdrängen und nicht davon zu sprechen. 

Die Familie des ermordeten Jugendlichen hat an zwei Orten in der Stadt jeweils zwei Bäume pflanzen lassen, die an die beiden Jungen erinnern sollen. 

Ein Apfel- und ein Birnbaum. Zeichen der Erinnerung und der Hoffnung, ja auch der Mahnung.

Zwei Bäume stehen in Blumenau. Die anderen an der Ev. IGS, wo beide zur Schule gegangen sind. Wir beide waren beim Pflanzen dabei. Wir haben in einer kleinen Andacht von unserer Hoffnung erzählt: Dass Gott, aus dem unser aller Leben kommt und zu dem wir alle wieder zurückkehren, unsere Trauer, unsere Fassungslosigkeit, unser Verstummen und unsere Verzweiflung mit aushält. Und dass der ermordete Junge jetzt in Gottes Ewigkeit ist. Gehalten und getragen. 

Die Bäume sind Zeichen dieser Hoffnung. Aber sie stehen auch dafür, dass etwas Schreckliches sichtbar bleibt. 

Auch so manche Gespräche seitdem haben wir beide gemeinsam geführt - in ökumenischer Verbundenheit haben wir uns gegenseitig unterstützt. 

Seit der Trauerfeier ist uns die biblische Geschichte des Zöllners Zachäus wichtig geworden. 

Auch dort spielt ein Baum eine wichtige Rolle. Zachäus ist ein kleiner Mann, er hat viele Menschen betrogen, und er wird von allen ausgegrenzt. Als er hört, dass Jesus vorbeikommt, möchte er ihn sehen. Weil er so klein ist und die anderen ihn nicht durchlassen wollen, klettert Zachäus auf einen Baum. Auch als die Leute ihn ermahnen, lässt er sich nicht beirren und versucht weiter, Jesus auf sich aufmerksam zu machen. Und das Unerwartete geschieht: Jesus sieht ihn und spricht ihn an und will bei ihm zu Gast sein. 

Das kann nur geschehen, weil Zachäus sich selbst in seiner Unvollkommenheit annimmt und Jesu Zusage auf Heilung vertraut. Weil er auf den Baum gestiegen ist, ist er ganz und gar sichtbar, verdrängt nicht, versteckt sich nicht, ist angreifbar, ja die Menschen empören sich. Das alles ist notwendig, damit er selbst sich ändern kann.

Deshalb: Wir brauchen Orte, die uns an entscheidende Ereignisse in unserem Leben erinnern, auch an Schreckliches, damit es unter uns sichtbar bleibt. Nur so kann im Miteinander Veränderung geschehen. Solche Orte der Erinnerung, der Hoffnung, der Mahnung und der Befreiung sind notwendig, damit Begegnung, Versöhnung und dann auch Heilung geschehen kann.

Pastorin Franziska Oberheide und Pfarrer Andreas Körner

Prüft alles, das Gute behaltet! - 11.1.2025

Die neue Jahreslosung finde ich gut – knackiger als sonst. Und aktuell noch dazu, dabei hat die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen sie schon vor langem ausgewählt. Letztes Jahr ging es um Liebe: All eure Dinge lasst in Liebe geschehen! Auch immer richtig, aber etwas weich. Dagegen ist das diesjährige Bibelwort aus dem Ersten Korintherbrief fast schon provokant und hat auch eine politische Dimension: Prüft alles, das Gute behaltet! Ein Ereignis, das uns alle angeht, ist die bevorstehende Bundestagswahl. Extremistische Kräfte wollen schon jetzt alles Mögliche auf den Prüfstand stellen: Manche hinterfragen sogar den Sinn unserer Demokratie, andere wollen den Sozialstaat abschaffen, und das Asylrecht könne sich auch keiner mehr leisten. Ich bin entsetzt: Es geht hier um die höchsten Güter und Errungenschaften unserer sehr guten Verfassung! Wir müssen darüber reden und allerlei befremdliche Einfälle prüfen. Jeder ist aufgefordert, sich prüfend eine Meinung zu bilden: Was finde ich gut, was möchte ich mit meiner Stimme erhalten? Die neue Losung passt übrigens auch innerkirchlich: Angesichts der klammen Haushaltslage und wegen des Personalmangel müssen wir vieles prüfen: Mit welchen kirchlichen Angeboten können wir noch in die Gesellschaft hineinwirken und Gutes tun? Was ist so gut, dass wir es erhalten wollen und können? Welche Stellen und welche Gebäude brauchen wir dazu? Es wäre doch schade, wenn wir ausgerechnet bei der Diakonie sparen würden. Kirche muss und darf sich jedoch auch verändern: Ist alles noch zeitgemäß, was wir anbieten? Oder gibt es Neues, was richtig gut ankommt und anderswo schon funktioniert? Auch ganz persönlich gefällt mir die Jahreslosung: Erst recht zu Beginn eines neuen Jahres schaue auch ich zurück, was letztes Jahr so gut war, dass ich es weitermachen will. Zudem prüfe ich kritisch, welche neuen Vorsätze mir guttun würden. Darum finde ich die Losung nicht nur knackig und aktuell für alle, sondern auch hilfreich für mich. Passt Sie auch zu Ihnen?

Ein gesegnetes neues Jahr wünscht 

Rainer Müller.-Jödicke, Superintendent des Kirchenkreises Neustadt-Wunstorf 

 

Maßstäbe setzen - 4.1.2025

Gerade lese ich ein Buch „Autarkie für Anfänger“. Einfach minimalistisch denken. Das allerdings innen und außen. Erst der Kopf, dann der Rest. Das geht von der Prüfung, was brauche ich an Dingen bis hin welcher Mensch tut mir nicht gut. Ja, auch das. Nicht nur hier bin ich Prüfungen ausgesetzt denke ich. Geprüft wird immer und alles. Sagt mir einer die Wahrheit oder belügt er mich? Ist der 50-Euro-Schein echt? Ist der Steuerbescheid korrekt, oder muss Einspruch eingelegt werden? Prüfen und ganz besonders Geprüft-Werden ist gar nicht witzig merke ich. 

Jede und jeder, der schon umgezogen ist, weiß, dass da immer geprüft werden muss, was mitgenommen und was weggeschmissen wird. Denn, sind wir mal ehrlich: eher wird was behalten, als weggeworfen. Doch kann ich Zeit und Kraft sinnlos vergeuden, wenn ich Dinge aufhebe und mitschleppe, die ich in den letzten fünf Jahren nicht mehr gebraucht oder angezogen habe. Wie befreit kann ich mich fühlen, wenn ich losgelassen habe. Deshalb ist es gut, auch im Alltag, zu prüfen, was weg kann. Unser Besitz vermehrt sich stetig und geheimnisvoll über die Jahre. Was heute immer noch auf dem Hausboden oder im Keller gelagert wird gilt zu prüfen, ob es weg kann. Sortieren und Ausmisten, damit wertgeschätzt werden kann, was noch da ist. Wie Silbermond es beschreibt: „Und eines Tages fällt dir auf, dass du 99 Prozent davon nicht brauchst. Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg, denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck.“

Die Jahreslosung 2025 lädt geradezu zum Prüfen ein. Neulich habe ich dazu einen Witz gelesen, der es verdeutlicht: „Richter zum Angeklagten: Sie haben in der Wohnung des Geschädigten nach Diebesgut gesucht. Wieso haben Sie dabei so viel zerstört, so viel Chaos hinterlassen und sämtliche Schubladen herausgerissen? Angeklagter: Herr Richter, im Grund meines Herzens bin ich ein frommer Mensch. Ich habe mich nur an die Worte des Apostels Paulus gehalten: Prüft alles und behaltet das Gute!“ 

Susanne Bannert, Prädikantin

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Aller guten Dinge sind drei: die Trinität - 14.6.2025
Was ist Dir heilig? - 7.6.2025
Kindertag - 31.5.2025
Gemischte Gefühle - 24.5.2025
Singen Sie noch? - 17.5.2025
Beherzter Kirchentag - 10.5.2025
Kirchentag - Glauben nicht in Zement gießen! - 3.5.2025
Taufen?! - 26.4.2025
Gott ist größer - 19.4.2025
Das Kreuz mit dem Kreuz - 12.4.2025
Aufmerksamkeits(s)panne - 5.4.2025
Neues ist geworden - 30.3.2025
Womit habe ich das nur verdient? - 15.3.2025
Luft holen. 7 Wochen ohne Panik - 8.3.2025
Masken - 1.3.2025
Menschenwürde, Nächstenliebe, Zusammenhalt – für alle - 22.2.2025
Segen in stürmischen Zeiten - 15.2.2025
Augenmaß und Menschlichkeit - 1.2.2025
Von Osten und von Westen, von Norden und von Süden - 25.1.2025
Zeichen der Hoffnung - 18.1.2025
Prüft alles, das Gute behaltet! - 11.1.2025
Maßstäbe setzen - 4.1.2025

Wochenandachten 2024

War DAS ein gutes Jahr? - 28.12.2024

Unzählige Jahresrückblicke haben wir bereits gesehen und gelesen. Überall werden Ereignisse zusammengefasst und eingeordnet und immer wieder denke ich „Das war ja auch in diesem Jahr. Oje“. Ich hatte etwas mal wieder in die weitere Vergangenheit eingeordnet. Was zurückbleibt, sind für mich und für viele Menschen, die ich kenne, die Ereignisse, die verzweifeln lassen in Politik, in Gesellschaft, in der Umwelt. Krieg, Zerstörung und Hass fressen sich in die Seele. Und daher kam in mir auch die Frage auf: War das ein gutes Jahr?

Die spontane Reaktion dürfte sein: Nein, ganz und gar nicht. Wir hangeln uns von Unsicherheit zu Unsicherheit, Preissteigerungen machen uns zu schaffen und dann war das noch das Gesundheitssystem. 

Und dann wurde ich so aus meinen Gedanken geholt, als ich die Jahreslosung für 2025 las, sozusagen das Motto für die kommenden 365 Tage: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ Sie stammt aus dem 1. Thessalonicherbrief Kapitel 5 Vers 21. Ein einfacher Satz, der sich gewaschen hat. Aber es ist ganz interessant, wenn ich ihn wörtlich nehme und das Jahr 2024 prüfe. Was war und was ist mir widerfahren, was ist uns als Familie passiert, was geschah in meinem Umfeld? Und wenn ich mir das Gute behalte, heißt das zunächst, ich kann das Schlechte wegschieben, ich kann den Ballast abwerfen.

Und dann bleibt das Gute: Die guten Begegnungen, die Feiern, das Lächeln, die Wanderungen, der Duft der Nordsee, die Zeit im Sommer auf der Terrasse… Je länger ich drüber nachdenke, umso mehr gute Momente fallen mir in diesem Jahr ein und ich möchte sie behalten, möchte mich an sie erinnern können. Denn das ist das, was mich trägt und mir Kraft gibt.

„Prüft alles und behalte das Gute!“ hat natürlich noch viel mehr Facetten, aber darum kann ich mich auch noch nächstes Jahr kümmern, wenn der allerletzte Jahresrückblick vorbei ist. 

Ich wünsche Ihnen ein gesundes und gesegnetes Jahr 2025.

Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf

Meine Krippenfiguren auf dem Weg zur Krippe - 23.12.2024


Ich bin schon oft umgezogen, es ist ja hier in Neustadt schon mein drittes Pfarrhaus, in dem ich wohne. Auch im Studium und danach habe ich ein paarmal die Uni und die Ausbildungsorte gewechselt. Immer mitgenommen habe ich meine Krippenfiguren. Schon von meinem Heimatort an sind sie mit mir auf dem Weg. Dort hatte meine Oma sie mir als Kind mal geschenkt. Auf dem Weg zu sein, das passt zu ihnen. Denn sowohl die Heilige Familie als auch die Hirten und die Könige – sie alle waren auf dem Weg nach Bethlehem.

Diesen Gedanken habe ich mir als Student zu Nutze gemacht. Damals hatte ich nur eine winzige Studentenbude und die war zu klein und eng für einen Weihnachtsbaum. Nicht einmal für das schlichte Krippenhäuschen war Platz, alles stand voll mit Möbeln und Bücherregalen. Wo also hin mit den Figuren? Konnte ich sie trotzdem aufstellen? Ich wollte sie unbedingt dabei haben und auf den Weg zur Krippe bringen. Und dann habe ich einfach passende Plätze für sie irgendwo in meinem Zimmer gefunden.

Maria und Josef kamen auf mein Schränkchen direkt neben der Zimmertür. Da waren sie dicht am Flur, denn sie waren ja unterwegs – damals auf ihrer Reise nach Bethlehem: dorthin, wo kein Raum in der Herberge war und sie in einem einfachen Stall das Kind in eine Holzkrippe legten. Das ist immer wieder ein schöner Gedanke, dass Gott einfach und bescheiden Mensch geworden ist, als er zu uns kam.

Den Hirten mit seinen drei Schafen stellte ich auf meine Fensterbank. Meine etwas vertrockneten Blumen sollten die Bäume symbolisieren, zwischen denen der Mann mit dem Hut und dem Stock seine Tiere weidete. Karg sah das aus, aber stimmig: Hirten waren keine angesehenen Leute, sie hatten eine schwere und unliebsame Arbeit auf dem Feld bei Tag und Nacht. Darum ist es ja so besonders, dass die Hirten als erstes von der Geburt Jesu erfahren haben. Die Engel waren zu ihnen gekommen und hatten es ihnen verkündigt – ihnen als erstes. Schon das war für die Hirten eine großartige Anerkennung!

Die drei Könige setzte ich oben auf den Bücherschrank zu meiner Lexikonreihe, denn sie waren doch die klugen Weisen aus dem Morgenlande. Sie waren dem Stern gefolgt und hatten schließlich aus den alttestamentlichen Schriften erfahren, dass das Kind in Bethlehem geboren werden sollte. Ob sie damals schon ahnten, wie der Sohn Gottes die Welt heil machen würde? Gott ist nicht mehr weit weg von uns, sondern er kommt uns nahe und geht mit uns mit.

Jahre später habe ich dann in einem Familiengottesdienst von meinen Krippenfiguren in der Studentenbude erzählt. Zwei Kinder fanden das besonders gut und haben ihre Eltern am Nachmittag gebeten, die Krippenfiguren gleich vom Dachboden zu holen – nicht erst, wenn der Baum aufgestellt wird. Sie haben mir dann an Weihnachten erzählt, dass Maria und Josef nun endlich an der Krippe angekommen sind. Tatsächlich hatten die beiden Kinder den ganzen Dezember lang ihre Krippenfiguren durchs komplette Wohnzimmer laufen lassen. Sie nahmen das alles so ernst, dass die Eltern schon fast genervt waren: Die Könige mussten mehrmals Umwege zwischen Sofa und Fernseher in Kauf nehmen, denn die kommen ja erst am 6. Januar an – und nicht früher! 

Für uns ist der Weg zur Krippe jetzt nur noch ganz kurz: Schon am Dienstag ist es so weit, dann kommt der Sohn Gottes zu uns. Kommen wir auch zu ihm? 

Ich wünsche Ihnen auf Ihrem Weg zur Krippe alles Gute und ein gesegnetes Weihnachtsfest! Ich bin gespannt, ob wir uns begegnen und Sie mir erzählen, was Sie auf Ihrem Weg erlebt haben!

Rainer Müller-Jödicke, Superintendent des Ev.-luth. Kirchenkreises Neustadt-Wunstorf

Seid Gnädig! - 21.12.2024

„Wo feiern wir in diesem Jahr Heiligabend?“ Diese Frage kann zur Zerreißprobe werden. „Lieber bei deiner Familie? Oder bei meiner?“ Sich zu entscheiden fällt schwer. Sich zu einigen manchmal auch. Wer wagt es schon und sagt: „Ich mag nicht wieder so feiern wie all die letzten Jahre!“ Wir alle sind es das ganze Jahr über, 365 Tage, gewohnt zu funktionieren, um unser Leben in den Griff zu bekommen. Wir sagen schon manchmal: „Nein! Ich möchte das alles nicht!“, und wir tun es dann doch. 

Wen wundert es, wenn dann zu Weihnachten ein absolutes, großes Rundum-Nein aus uns herausbricht? „Wie bitte? Du willst nicht …?“ In einer uns permanent überfordernden Welt kommen wir an einen Punkt, wo wir mit den Anforderungen nicht mehr zurechtkommen. Wir müssen zu so vielem Ja sagen. Und wir wissen nicht mehr, wie wir freundlich Nein sagen. Weihnachten sensibilisiert. Da kann es passieren, dass wir aufschrecken, weil wir vor lauter Funktionieren das Leben aus den Augen verloren haben. 

Jesus sagt: Eure Rede aber sei Ja, ja; Nein, nein. Was darüber ist, das ist von übel. Diese Worte aus der Bergpredigt (Matthäus 5,37) beschreiben eine wichtige Lebenskunst. Wir müssen Ja sagen und Dinge tun, um zu leben. Und wir müssen Dinge lassen und Nein sagen, ebenfalls auch, um leben zu können. Das zu unterscheiden, ist eine wahre Weihnachts-Kunst. Wir basteln daran unser  Leben lang. Vielleicht beginnen wir ganz schlicht, etwas gnädiger zu reagieren. Etwa, wenn ein uns lieber Mensch mühsam das Nein-Sagen übt und dazu vielleicht auch einmal eine Notlüge benötigt. Schließlich will er keinen verletzten. Zu Weihnachten üben wir uns ein ins Gnädig-Sein. 

Zu den Hirten, die Tag und Nacht auf dem Felde funktionieren mussten, sprach Gott in der Nacht: „Das Kind dort im Stall: Das ist mein großes Ja zu euch!“ Da riefen die Hirten: „Nein!“ zum Funktionieren. Und sie liefen zum Stall. Ein großer Lebensschein umhüllte sie. In der Bergpredigt spricht Jesus über unseren Weg zum Frieden. Im Großen wie im Kleinen braucht Frieden unser klares Ja und unser klares Nein. Der Maßstab, wann wir Ja oder Nein sagen, ist die Gnade. Was Gnade mehrt, das sollt ihr tun! Mit Christus im Herzen entstehen Orte der Gnade. Aus ihnen erwächst eine gnädigere Welt. Gott wird groß machen, was klein beginnt.         

Tilman Kingreen, Pastor in Hannover und Wunstorf

 

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht - 7.12.2024


Wie schön ist es doch bei strahlendem Sonnenschein den Blick nach oben zu richten. Der Himmel dann oft blau und nur wenig mit Wolken verhangen. Er gibt die Sicht frei auf alles, was sich da oben tummelt. Vögel ziehen ihre Bahn, und an einem Ort wie Wunstorf mit seinem Fliegerhorst und dem Flugplatz Langenhagen in der Nähe, gesellt sich auch so manches Flugzeug hinzu. Erstere und letztere vertragen sich übrigens in der Regel ganz gut. Wer in der Nachbarschaft des Steinhuder Meeres lebt, weiß um die Vielfalt der Vogelwelt in dieser Landschaft. Große und kleine Flieger machen sich den Luftraum nur selten streitig und stören sich kaum aneinander. Kondensstreifen – ja, darüber könnten wir uns Gedanken machen. Ganz gewiss, aber heute vielleicht einmal nicht.

Doch nicht immer ist das Wetter schön, der Himmel blau und die Sonne strahlend hell. Nein, gerade in dieser Zeit ist es oft dunkel, trist und schon früh finster. Mag sein, dass das ein Grund dafür ist, dass wir in der Adventszeit dem Kunstlicht so zugeneigt sind. Ganz gleich, ob es die abendliche Beleuchtung in den Straßen, ein Kerzenlicht oder der erleuchtete Weihnachtsmarkt ist.

Außerdem hat es sich seit langem herumgesprochen, dass alles Gute eben nicht von oben kommt. Denken wir an Sirenengeheul, einschlagende Bomben oder Raketen, Zerstörung und Tod. Das, was gerade in der Ukraine und dem Nahen Osten Alltag ist, haben viele von den Älteren hierzulande noch gut in Erinnerung. Und auch ich kann mich gut zurückbesinnen. In Afghanistan begann der Gang in den Abend immer mit einem prüfende Blick an den Himmel. Kommt auch keine Rakete? An einem Heiligen Abend hatte ich es das erste Mal erlebt.

Auch von Leid und Verlust sind wir in dieser Zeit nicht befreit. Da tut es gut, mit dem Licht einmal auf Augenhöhe zu sein, den Blick nicht zu weit über den Rand der Glühweintasse zu erheben. Das kann eine Form von Seelenhygiene sein. Einfach mal fahren- und liegenlassen; einfach mal abschalten. Gewiss.

Wenn da nicht dieses Trotzdem dieses einen Gottes wäre, auf dessen Ankunft wir in diesen Tagen warten. Alle Jahre wieder. Kein Luftalarm, sondern ernstgemeinte Zuwendung. Schauen Sie doch einfach mal in den Himmel, ob blau oder mit Sternen erhellt. Vielleicht naht sich ja doch etwas Gutes. Selbst wenn es nur ein paar einfache Worte sind, wie ein „Fürchte dich nicht.“

Ich wünsche Ihnen einen schönen 2. Advent.

Prädikant Holger Kipp

Advent: Praktizierte Menschenfreundlichkeit - 30.11.2024


Liebe Leserin, lieber Leser,

am Sonntag feiern wir den 1. Advent. Um das Kommen Gottes in diese Welt geht es in den nächsten Wochen. In diese Welt, so wie sie ist, ist Gott gekommen – Krisen und Not inklusive. Die biblischen Erzählungen bringen uns nahe, dass Gott sich auf seinem Weg zum Menschen nicht an dem vorbeidrückt, was Leben beschwert und oft auch Angst macht: Armut und Not. Das feiern wir Weihnachten. Und in der Adventszeit bereiten wir uns darauf vor. Gott ist da. Aber wir sehen und spüren ja selbst: Es ist nicht alles wie es sein soll. Die Verheißung: Wenn Christus wiederkommt, wird alles gut werden. Kein Hunger, kein Krieg, keine Sorgen mehr. Auf diese Zeit gehen wir zu. Eine gute Nachricht, finde ich. Aber keine Einladung, die Hände bis dahin in den Schoß zu legen. Wir haben die Aufgabe, uns nicht von unseren Sorgen lähmen zu lassen. Menschen in Armut und Not dürfen uns nicht kalt lassen. Die Not des Menschen, der einsam ist, kann uns bewegen. Es reicht nicht, sich an den Obdachlosen vorbeizudrücken. Wir können was tun: Die Verheißung einer Zeit, in der kein Platz ist für alles, was heute Menschen das Leben schwer macht, macht uns den Kopf frei und bewegt auf den Mitmenschen zu. Also lassen Sie uns was tun: den Mitmenschen anschauen, wirklich ansehen – und ihm hilfreich zur Seite stehen. Das wäre doch ein gutes Vorhaben für die kommenden Wochen: eine Adventszeit praktizierter Menschenfreundlichkeit!

In diesem Sinn grüße ich Sie herzlich – und wünsche Ihnen gute Adventswochen!

Ihr Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher Diakonie in Niedersachsen

„Christkönig Halleluja“ - 23.11.2024


Dieses Lied wird am Sonntag in vielen Gemeinden am Ende des Kirchenjahres gesungen. Sicherlich noch zu früh, um auf das ganze Jahr zurückzuschauen. Aber wenn ich mir die Schlagzeilen der letzten Zeit so anschaue, gehen wir in eine schwierige  Zukunft. Klimaveränderung/ Klimakonferenz in Baku, verschärfte Kriegssituation in der Ukraine und im Nahen Osten, ein neuer Präsident in den USA, Teilauflösung der Bundesregierung und Neuwahlen, schwierige wirtschaftliche Situation, weltweite Zunahme von Rechtspopulismus. Man könnte fast mit einem leichten Augenzwinkern sagen; diese trüben Aussichten passen zum trüben November.

Der November, geprägt von seinem Gedenktagen für die Toten: Allerheiligen, Allerseelen und schließlich der Volkstrauertag, mit seiner Erinnerung an die Grausamkeiten der Kriege. Tage, die uns deutlich machen, irdisches Leben ist endlich und es ist nicht egal, wie wir leben und miteinander umgehen. Wir haben eine Verantwortung füreinander und für die nächsten Generationen. Im Christlichen wird diese Verantwortung getragen von der Hoffnung, die wir

am Sonntag feiern. Die evangelische Kirche spricht vom Ewigkeitssonntag, in der katholischen Kirche feiern wir das Christkönigsfest. Hier wird Jesus als König verehrt. Sicherlich ein etwas veraltetes Bild, wenn man es nur politisch sieht, schließlich leben wir in einer Demokratie.

Wenn die Bibel von einem König spricht, ist da nicht nur die politische Macht gemeint, sondern es geht um den Menschen, um seine Ganzheit und Schönheit, die sich in seiner von Gott geschenkten Würde zeigt. Diese Königswürde wird uns das erste Mal in der Taufe zugesprochen.

Das Christkönigsfest will uns daran erinnern, indem wir Christus als König feiern, dass wir königliche Menschen sind. Wir sollen spüren, was es heißt, unabhängig, echt, frei und souverän, sicher und selbstbewusst zu sein – eben ein König/eine Königin voller Würde.

Paulus spricht von einer Teilhabe an dem Königtum Christi. Das gibt nicht nur Hoffnung, sondern nimmt uns auch in die Verantwortung. Gerade in dem Übergang, wo das alte Kirchenjahr endet und das neue mit der Adventszeit beginnt, der Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Dieser Christkönig, den wir Sonntag feiern, bringt uns im Kind von Betlehem den Frieden.

Andreas Körner, Pfarrer St. Bonifatius

Glück?! - 16.11.2024

„Sag mal, Mama, bedeutet Volkstrauertag, dass ein Volk trauern muss? Wer ist das Volk?“ Fragen eines fünf-jährigen. Ich stand ganz verdattert vor meinem Sohn und fragte mich, wo er das Wort „Volkstrauertag“ wohl aufgeschnappt haben könnte. Früher gab es noch kein Internet und somit auch Google nicht. Also guckten wir in unsere Lexika. Dort stand, dass der Volkstrauertag ein staatlicher Gedenktag in Deutschland ist und zu den sogenannten stillen Tagen gehört. Im evangelischen Kirchenjahr ist es schlichtweg „nur“ der vorletzte Sonntag im Kirchenjahr. Hört sich nach nichts Besonderem an, oder? Doch auch in den Kirchen erinnern wir uns an die Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft. Ich habe gelesen, dass symbolisch Mohnblüten, Vergissmeinnicht und Kornblumen für die Opfer getragen werden. Und als stiller Feiertag genießt dieser Tag besonderen gesetzlichen Schutz und bietet Gelegenheit zu Einkehr und Besinnung. In Obernkirchen ist eine sehr große Gedenktafel im Stadtpark wie ein Haus platziert. Sie erinnert an all die Männer, die in den letzten beiden großen Kriegen ihr Leben gaben. „Gefallen im Krieg…“, „Vermisst im Krieg“, war dort zu lesen. Mein Opa, in Dänemark geboren. Als der zweite Weltkrieg ausbricht, gehört Flensburg zu Deutschland. Somit musste er zur deutschen Wehrmacht. Er wurde angeschossen und erzählte uns mit einem Lächeln, dass das „sein Glück“ war. Denn im Lazarett in Soltau lernte er meine Oma kennen, die dort als Schwester arbeitete. Er hatte „Glück“, doch was ist mit denen, die gar nicht mehr zurück kamen? Menschen mit Lebensplänen, denen hat man das Leben auf grausame Art genommen. Auch heute. Am Sonntag erinnern wir uns aufs Neue, dass wir den Luxus genießen dürfen, Pläne zu haben und diese leben dürfen. Bisher sind sie uns nicht genommen worden. Arbeiten wir weiter daran, dass das, was im 85. Psalm verheißen wird, bleibt und wird: „Dann kommen Güte und Treue zusammen, Recht und Frieden küssen einander“, denn „Selig sind, die Frieden stiften“. 

Susanne Bannert – Prädikantin im Kirchenkreis

Die Ambivalenzen unseres Lebens … - 9.11.2024


Der Herbst ist nun endgültig in unser Leben eingezogen. Früh am Morgen liegen oft dicke Nebelschwaden über der Schöpfung Gottes. Wie ein von Kälte durchtränkter Schleier lassen sie den Tag trüb und grau beginnen. Doch dann geschieht plötzlich, was ich in der Frühe für noch nicht für möglich gehalten habe: Der Nebel weicht mehr und mehr. Der Himmel öffnet sich und die Sonne erleuchtet mit ihren herbstzarten Strahlen den Tag. In diesem Jahr spüre ich die Gegensätze, die der Herbst in unser Leben bringt, auf eine ganz besondere Weise. Auf der einen Seite ist da die Fülle mit denen wir von Gott beschenkt werden, auf der anderen Seite spüre ich aber auch die Vergänglichkeit, die Gott in unser Leben gelegt hat. Doch die Ambivalenzen des Lebens werden nicht nur von Gott geschaffen. Nein, auch wir Menschen prägen einander unser Leben. Der 9. November steht wohl wie kein anderer Tag für die Gegensätzlichkeiten des menschlichen Lebens. In die Geschichte ist er als der „Schicksalstag der Deutschen“ eingegangen. In der Nacht vom 09.November 1938 auf den 10. November 1938 brannten allüberall die Synagogen und andere jüdische Einrichtungen. Alles, was mit jüdischen Leben in Verbindung gebracht wurde, sollte ausgelöscht werden. Über 400 Menschen fanden den Tod und Unzählige wurden verschleppt. Der 09. November 1938 steht für mich für einen absoluten Tiefpunkt der menschlichen Geschichte. Es wurden Grenzen überschritten, die in den folgenden Jahren eine unaufhaltsame Kaskade der Gewalt in Gang setzten. Aber der 09. November trägt auch ein Happy End in sich. Am 09. November 1989 kam es zum gewaltlosen Fall der Mauer. Die Menschen Ostdeutschlands waren nicht mehr bereit, sich weiterhin von den Repressalien in die Enge treiben zu lassen. Nun zogen sie friedlich mit Kerzen und Gebeten los. Ja, ambivalent ist unser Leben und wir haben es in der Hand, ob wir unser Leben einander mit einem dichten grauen Nebel überziehen oder ob wir einander goldene Momente schaffen.   

Sarah Pantke, Pastorin in Neustadt

Alle Jahre wieder - 2.11.2024

Alle Jahre wieder. Nein, das ist noch keine Anspielung auf Weihnachten, sondern alle Jahre wieder feiern wir das Reformationsjubiläum. War das denn nicht 2017? Ja, aber 2017 haben wir den Thesenanschlag von 1517 zum Anlass genommen, 500 Jahre Reformation zu feiern. Und danach sind wir zur Tagesordnung übergegangen. Dabei war mit dem Thesenanschlag noch nichts entschieden. Martin Luther selbst hatte mir dem gewaltigen öffentlichen Echo auf seine Thesen gar nicht gerechnet, aber plötzlich brachen alle Dämme und niemand wusste, worauf das am Ende hinauslaufen würde. Die Ereignisse überschlugen sich, so dass wir nun jedes Jahr auf etwas Besonderes zurückblicken können. Wichtige Disputationen wurden gehalten, Luther verfasste seine drei Hauptschriften (an den christlichen Adel, von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche, von der Freiheit eines Christenmenschen), der Reichstag zu Worms fand statt mit dem Bannspruch gegen Luther („Hier stehe ich, ich kann nicht anders“), die Übersetzung des Neuen Testamentes auf der Wartburg und Luthers Rückkehr nach Wittenberg. Das alles geschah in den Folgejahren und die Reformation breitete sich immer weiter aus in Europa. Euphorie lag genauso in der Luft wie Besorgnis, weil die sogenannten altgläubigen Fürsten bereits mit den Säbeln rasselten. Und was passierte 1524, also vor 500 Jahren, was es diesmal zu feiern gibt? Da tagt zum Beispiel der Reichstag zu Nürnberg, wo sich etliche Fürsten und Vertreter der Städte standhaft weigern, der Reformation Einhalt zu gebieten. Luther verfasst wichtige Schriften zum Aufbau des Schulwesens und für eine gerechte Preisgestaltung gegen Monopolbildung. Aber das wichtigste Ereignis ist sicher das erste evangelische Gesangbuch, das gedruckt wird. Es ist das Acht-Liederbuch, dem alsbald größere Liedsammlungen folgen. Luther liebte die Musik und schätzte sie als wunderbare Gabe Gottes. Und er wusste, dass im Lied Text und Melodie ineinandergreifen, sich verstärken und ins Herz gehen, noch einmal ganz anders als bei gesprochenen Texten. Ohne das Lied hätte die Reformation kaum zum Erfolg geführt. Was für uns heute selbstverständlich ist, war damals eine Revolution. Vorher war es der Gemeinde nahezu nicht erlaubt, im Gottesdienst zu singen. Jetzt wurde es möglich. Aber dazu brauchte man Lieder. Luther selbst hat uns viele Lieder hinterlassen, hat komponiert und gedichtet. „Alle Jahre wieder“ stammt nicht aus seiner Feder, aber „Vom Himmel hoch“ als Weihnachtslied, „Nun komm der Heiden Heiland“ als Adventslied und weitere Lieder zum Kirchenjahr. „Nun freut euch, liebe Christengmein“ erzählt von der Erfahrung, durch Jesus Christus aus dem Gefängnis von Schuld und Verzweiflung erlöst worden zu sein. Und dann singen wir alle Jahre wieder am 31.10. natürlich die „Marseillaise“ der Reformation: das Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“, eine Vertonung nach Psalm 46. Dies hat den Menschen immer wieder Mut gemacht in schweren Zeiten. „Die Musik vertreibt den Teufel und macht die Menschen fröhlich“, hat Luther mal gesagt. Wie wahr!

Wiebke Dankowski, Pastorin in Dedensen-Gümmer

Garten-Gäste - 26.10.2024

„Oh Mensch, da blüht dir was!“ Das hörte sich ziemlich ernst an, was hatte ich verbrochen? Mein Gegenüber musste über meine erschreckte Reaktion lachen und erklärte mir, dass damit etwa schönes Blühendes in meinem Garten gemeint sei, das er gerade entdeckt hatte. “Aber, du musst dich beeilen, um die schöne Blüte noch zu bewundern, die macht`s nicht mehr lange“, und damit zog er mich schnell zu dem Beet. Ach herrjemine, da sah ich die Bescherung: 2 dicke glänzend braune Nacktschnecken labten sich und fraßen in Windeseile. Um sie herum lauter kleine noch hässliche Jung-Schnecken, die sich schon an einem Blüten-Blatt zu schaffen machten. Eklig! Aber irgendwie gebannt sahen wir den beiden zu, weil alles so schnell ging. Der eine Stängel stand schon ohne Blätter da…Das Drama spielte sich im Frühsommer ab, und seitdem erlitten noch viele Blumen, besonders frisch gepflanzte oder ausgesäte, das gleiche Schicksal – bis ich endlich kapiert hatte, was die schleimigen Genossen bevorzugten und was sie verschonten, ja, gar nicht anrührten. Es fiel mir nicht ganz leicht, diese Garten-Gäste als Wunder der Natur und  gewollte Lebewesen aus Gottes reicher Schöpfung zu betrachten und ihren Nutzen auch anzuerkennen. - Neulich las ich einen Satz, der mir gefiel und mich nochmal an das Blüh-Erlebnis erinnerte. Er ist aus einem alten Sprichwort entstanden. Einige Wörter blieben, einige wurden ausgetauscht. Der Sinn ist fast ein gegenteiliger geworden. Bei seiner Anwendung bewirkt er sofort etwas. Z.B: wandelt er Traurigkeit in Freude um, er richtet auf und motiviert neu, zaubert ein Lächeln hervor. Er kann als Auftrag oder Selbstwunsch verstanden werden: Ich habe Freude daran, etwas Gutes zu tun, etwas Liebevolles zu sagen. Es kann Geduld angesagt sein, und man handelt nicht für sich, sondern für jemand anderen. Und doch tut man dabei etwas für sich selbst: WER ANDEREN EINE BLUME SÄT; BLÜHT SELBER AUF. Oh ja, ich finde, dass da so viel Wahres, Weisheit, Würde und Liebe drin stecken, und es könnte fast aus einem Gleichnis stammen, das Jesus seinen Jüngern mit gab zum Thema „Wie säe ich Frieden?“ Vielleicht als Antwort zu solchen Fragen: Wie kann ich Gutes tun…Wie schlichte ich Streit…Wie trage ich Gottes Liebe weiter…Wie kann ich Licht sein in der Welt…Wie pflanze ich Güte in die Herzen…?     

Spät-Herbstliche Grüße bis zum Wiedersäen.   

Ursula Wiebe, Prädikantin aus Schloß Ricklingen

Schlechte Nachrichten und schnelle Pferde - 19.10.2024

Ein Sprichwort lautet: „Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“. Der Prophet Jeremia ist ein Prophet im Alten Testament der Bibel. Jeremia gibt den Menschen in Israel Gottes Wort weiter. Er sagt über eine Zeit von fast 40 Jahren den Menschen in Juda, dem Südteil von Israel unbequeme Wahrheiten, die Gott ihm kundgetan hat. Eine zentrale Aussage im Buch Jeremia , Kapitel 26,13: „So bessert nun eure Wege und euer Tun und gehorcht der Stimme des HERRN, eures Gottes, so wird dem HERRN auch gereuen das Übel, das er gegen euch geredet hat.“ Gott missfiel, die soziale Ungerechtigkeit im Lande und dass das Volk sich fremden Gottheiten zugewandt hatte. 

Die Menschen hörten sich Jeremias Ankündigungen an- aber änderten ihr Verhalten nicht. Dabei war die Bedrohung durch Nebukadnezar, den König von Babel seit Jahren schon deutlich zu sehen. 

Die Priester und Schriftgelehrten wollten das nicht sehen und warfen Jeremia mehrfache ins Gefängnis. (da hätte er vielleicht ein schnelles Pferd gebrauchen können, um zu fliehen) 

Die Menschen in Juda gingen von falschen Voraussetzungen aus. Die Regierenden, die geistliche Führung  und auch das Volk meinten: Wir sind hier sicher . Gott hat doch mal gesagt, dass er bei uns im Tempel wohnt.  Deshalb kann es gar nicht sein, dass unser Land von den Feinden eingenommen und der Tempel zerstört wird. 

Die Warnungen Gottes, die Jeremia dem Volk weitergab, haben nichts genutzt. Das Volk änderte sein Verhalten nicht, Juda wurde erobert, Jerusalem und der Tempel zerstört und Teile des Volkes in die Verbannung nach Babylon geführt. 

Geht es uns mit dem Klimawandel vielleicht genauso wie den Menschen damals? Solange nicht unmittelbar eine Gefährdung da ist, reagieren wir nicht oder zu wenig. 

In einem Kommentar in der HAZ im Hinblick auf die absehbaren Folgen des Klimawandels und  zu den Hochwasserereignissen in Österreich, Polen und Tschechien stand: Die Ergreifung von Vorsorgemaßnahme bei Katastrophen, die sich zukünftig ereignen können, ist menschliches Denken nicht vorbereite

Als ich diesen Kommentar war mein Eindruck: Das Verhalten von uns Menschen hat sich in vielen Bereichen in den 2600 Jahren seit dem Wirken des Jeremia nicht geändert. Wir wissen viel über die Folgen unserer Lebensweise, aber sind nicht bereit, unser Verhalten zu ändern. 

Bitten wir Gott, dass er den Verantwortlichen und auch uns das richtige Verhalten zeigt. 

Wilfried Dreyer, Prädikant Dedensen-Gümmer

Gemeinschaft - 12.10.2024

Der Sommer ist zu Ende und der Herbst steht vor der Tür. Die warmen Tage, an denen wir uns draußen getroffen haben, sind vorbei. Wir haben uns gesehen, wahrgenommen und vielleicht spontan ein paar Stunden miteinander verbracht, etwas getrunken oder gemeinsam gegrillt. Diese Momente des Zusammenseins und der Gemeinschaft haben uns Verbundenheit und Freude gegeben.

Jetzt wo die Tage kürzer und kühler werden, ist es auch schön es sich drinnen gemütlich zu machen. 

Doch lasst uns die guten Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Sommer mit in die kältere Jahreszeit nehmen. Lasst uns die Gemeinschaft und Verbundenheit die wir im Sommer erlebt haben mit in die kältere Jahreszeit nehmen. Jetzt liegt es an uns, dafür unsere Türen weit zu öffnen und die Gemeinschaft weiterleben zu lassen. 

Jesus sagte: “Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.” (Matthäus 18,20). Starke Worte, die deutlich machen, dass Zusammenhalt und Gemeinschaft nicht an eine Jahreszeit oder einen bestimmten Ort gebunden ist – die Bedeutung der Gemeinschaft bleibt unverändert wichtig.

Lasst uns also im Herbst unsere Herzen und Türen weit öffnen. Last uns einander Einladen zu gemeinsamen Essen, einem Spielabend, einer Tasse Tee oder Kaffee oder vielleicht zu einem Spaziergang mit Ruhe oder guten Gesprächen.

Diakonin Tanja Giesecke, Stifts-Kirchengemeinde

Einfach Danke ?! - 5.10.2024

Dieses Jahr, so konnte ich lesen, wird die Ernte nicht so reichlich ausfallen. Das sei dem Wetter geschuldet. Wenn ich darüber nachdenke: ja, es gab zu viel Regen. Die Felder glichen eher der Ostsee. Möwen und andere Vogelarten, die das Wasser lieben und viele Frösche waren  auf den Feldern zu sehen. Landschaftlich – von der Küste kommend – sah es fast meiner Heimat ähnlich. Erstaunlich fand ich, wie viel wir geerntet haben. Der Regen abwechselnd mit wohl genügend Sonne brachte uns viel ein. Dankbar bin ich nicht nur für die Ernte, sondern auch, dass wir „nur“ feuchte Wände haben und ein Trockengerät, das täglich läuft.

Am Sonntag feiern wir Erntedank. Ich denke, es ist fast das bunteste und fröhlichste Fest im Jahr. Unsere Kirchen werden bestimmt wieder prachtvoll geschmückt sein mit Obst, Gemüse, Sonnenblumen und einer Erntekrone. Es wird ein Fest zum Anschauen, zum Riechen und Hineinbeißen... Dass wir das Fest feiern können, verdanken wir den fleißigen Händen der Landwirte und auch den Menschen, die unsere Kirchen wunderbar schmücken. Weiten wir unseren Blick darüber hinaus. Dann gilt es auch in unserem Alltag. Lassen Sie uns denen danken, die aus dem Mehl der Weizenernte Brot backen. Ja, warum den Verkäufern und Kassieren nicht auch Danken?! Eben allen Arbeitnehmern, den Ehrenamtlichen in allen Vereinen und Institutionen?! Der Segen Gottes lässt sich selten eins zu eins feststellen. Die Ernte eines Jahres oder auch nur eines Tages fällt nicht immer gleich gut aus. Der Segen ist eingewickelt, zart und kunstvoll verborgen in unseren Alltagserlebnissen. Manche Arbeit und Freundschaft erntet schnell gute Früchte. Bei anderen Vorhaben und Projekten fällt eine Frucht dem Zuviel zum Opfer. Und manchmal lässt Gott uns ernten, wo wir gar nicht gesät haben. „Es gibt nichts Besseres für den Menschen, als sich an dem zu freuen, was er isst und trinkt, und das Leben trotz aller Mühe zu genießen.“ (Pred.2,22) Warum nicht dafür einfach Danken?! 

Susanne Bannert, Prädikantin i. Kirchenkreis

Ruhig Brauner - 28.9.2024


Nein, nein – nicht wie Sie vielleicht denken mögen; dieser Zuruf ist ganz und gar nicht politisch gemeint. Wobei ich zugeben muss, dass ein solches Ansinnen in dieser Zeit der Wahlen und Neukonsolidierungen einiger Landesparlamente nicht ganz abwegig erscheint. Meinte doch unlängst ein AFD-Vorsitzender, gebeugt über der Enttäuschung, dass seine Partei nun doch in der Opposition sei: „Wir werden nun das machen, was wir in den vergangenen Jahren auch getan haben. Die Regierung vor uns hertreiben!“ 

Nun denn. Sollte die nicht nach dem Wählerwunsch auch Zugpferd sein zum Wohle des Landes? – Die Richtung jedenfalls stimmt schon einmal: Es geht um Pferde. Eines dieser Zugpferde vor der Kutsche. Das Gewimmel des Straßenverkehrs ist wirr und dicht. Überall Lärm und Gehupe. Dem einsamen Ross vor seinem Wagen behagt die Situation überhaupt nicht. Am liebsten würde es ausbrechen und davonlaufen. Doch eingespannt, wie es ist, würde das nur in der Katastrophe enden. Der Kutscher, ein erfahrener und besonnener Mensch, weiß um die Not seines Tiere. Mit beruhigender Stimme ruft er seinem Zugpferd zu: „Ruhig Brauner.“ Schon fühlt es sich nicht mehr allein und gut aufgehoben, denn irgendwie ist beiden bewusst, voran geht es nur gemeinsam.

Wissen Sie, manchmal fühle mich wie so ein Pferd; und die Haarfarbe passt auch so in etwa. Jedenfalls früher. Ganz gleich ob sie Radio hören, fernsehen oder in der Zeitung lesen – von sozialen Medien einmal ganz zu schweigen – fühle ich mich auch oft durchs Leben gejagt, aufgescheucht, und hin und wieder wird einem ganz angst und bange. Da ist mir leicht auch mal danach, einfach davon zu galoppieren oder kurz mal abzutauchen. Wie gut ist es da, beruhigende Worte und Worte des Lebens zu hören. So etwa den Wochenspruch für diesen Sonntag: Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.

Auch wenn uns beim Anblick unseres Gegenübers und ihres oder seines Tuns manchmal die Hutschnur platzen mag, so reicht Gottes schützend gehaltene Hand auch über sie oder ihn. Vielleicht geht es ihnen bei aller Hast des Alltags genau wie uns. Gut, wenn da jemand zuhört, anstatt zu schimpfen. Und eines ist auch gewiss: Ziele erreicht man eben nun einmal nur gemeinsam.

Ihnen ein schönes und ruhiges Wochenende.

Prädikant Holger Kipp

Da kann man nur staunen - 21.9.2024

Unseren Jahresurlaub haben wir in diesem Jahr in Schottland verbracht. U. a. auf der Insel Islay. Bei Whisky-Kennern als DIE Insel des Whiskys bekannt. Die Insel hat aber auch andere Seiten. Gefühlt wird dort alles der Natur angepasst. Sogar die Straßen. An einem sonnigen klaren Tag waren wir z. B. am südlichsten Zipfel auf der Westseite und sind auf den Klippen zu einem historischen Denkmal gewandert. Vorbei an den Galloway-Rindern, die dort Kyloe genannt werden. Kuschelige, niedliche Kühe. Wir hatten Glück und wurden mit einem wunderbaren Blick über den Atlantik belohnt. Auf der anderen Seite war Irland erkennbar. Wir standen dort oben – ungeschützt - bei sehr starkem Wind und staunten über die Farben der Natur. Blau. Weiß. Grün in allen Varianten. Gelb. Braun. Lila. Dort oben wuchs sogar Heide. Wir standen da und staunten über Gottes Schöpferkraft. Jetzt im September haben wir die Höhe des Sommers hinter uns. Ganz heimlich schleicht sich der Herbst heran. Noch keine fallenden Blätter. Noch nicht das bunte Einfärben der Natur in einen herbstlichen Rausch von Rot, Gelb, Grün, Ocker und viele Töne dazwischen. Wir sind – gefühlt - noch im Dazwischen. Herbstanfang ist kalendarisch schon am Sonntag. Doch in unserem Garten ist davon noch nichts zu sehen. Viele bunte Schmetterlinge, Hummeln und andere Insekten tummeln sich dort in der noch wärmenden Sonne auf den nur ganz langsam welk werdenden Sommerpflanzen und schon blühenden Herbstpflanzen. Mein Lebensgefährte und ich staunen immer wieder was bei uns so los ist. Wir können nur darüber staunen. Über das Wunder des Lebens. Über die Schöpfungskraft Gottes, deren Werke so wunderbar gemacht sind. „Ich will dir danken, Herr, aus ganzem Herzen. Ich will von all deinen Wundern erzählen“, heißt es im Psalm 9. Diese Worte sagen aus, was ich jeden Tag erleben darf. Gott schenkt uns seine wunderbar gemachte Natur. Gehen wir damit sorgsam um, dass wir uns noch lange daran erfreuen können.

Susanne Bannert, Prädikantin aus Corvinus

 

 

Mutmacher - 14.9.2024

Das Leben stellt uns manchmal vor schwierige Entscheidungen und Situationen. Auf der Arbeit läuft es nicht so wie gewollt. Ein wichtiger Mensch ist von uns gegangen. Wir haben mit einem geliebten Menschen gestritten. Die Jobsuche läuft nicht so wie gewollt. Die Zukunftspläne springen hin und her und es fällt uns schwer, uns zu entscheiden. Eigentlich sollte die Hausarbeit schon längst fertig sein, aber wir haben einfach zu spät angefangen. Manchmal sind wir auch einfach unzufrieden mit uns selbst und dem, was das Leben gerade für uns bereithält. 

Dies sind alles Momente, die uns herunterziehen, traurig oder wütend machen können. Zu diesen Zeiten stellt sich oft die Frage, wie das nur alles zu schaffen ist. Und manchmal braucht es einen „Mutmacher“ - Ein paar Worte, die uns daran erinnern, dass auch schwierige Situationen zu meistern sind. Ein paar Worte, die die Traurigkeit vergehen lassen und uns neue Kraft geben. Die zeigen, dass wir es wert sind.

Vielleicht steckt auch ihr gerade in einer Situation, in der ihr so eine Erinnerung an das Schöne braucht und deshalb möchte ich euch hier ein paar Mutmacher mit auf den Weg geben:

Du kannst stolz auf dich sein!

Du bist genau richtig!

Steinige Wege führen oft zu den schönsten Orten!

Du bist genug, bleibe dir treu!

Du schaffst alles, wenn du an dich glaubst!

Auch Gott glaubt an uns mit einer bedingungslosen Liebe: „Hab keine Angst, denn Gott liebt dich. […]. Friede sei mit dir! Sei jetzt stark und mutig!“ (Dan 10,19).

Und so wie wir Mutmacher erfahren können, kannst auch du dasselbe für andere machen. Wenn du also in den nächsten Tagen jemandem begegnest, probiere doch mal aus, dieser Person auch etwas mitzugeben. 

Vielleicht kann sie dies gerade gebrauchen. Eine solche kleine Geste kann den Tag zum Positiven verändern und jemanden zum Lächeln bringen. Ich finde, das ist es auf jeden Fall wert!

Kim Grove, Diakonin im Anerkennungsjahr

Stress loswerden? - 7.9.2024


Kaum aus dem Urlaub zurück und schon wieder gestresst? Das geht vielen so. Stress ist Teil unseres Alltags, Teil unseres Lebens. Dabei gibt es unterschiedlichste Arten von Stress: Arbeitsstress, Schul- und Unistress, Familienstress und sogar Freizeitstress. Unser Lösungsansatz ist oft: „Ich brauche mehr Zeit für mich.“

Nur was sind die wahren Gründe von Stress? Im Wesentlichen sind es drei: 1. Herausforderungen durch neue und unbekannte Situationen. 2. Kontrollverlust und das Gefühl von Machtlosigkeit. 3. Sorge welche Folgen es für mich haben und was andere von mir denken könnten.

Halte kurz Inne: Welcher dieser drei Gründe trifft auf deine letzte Stresssituation zu?

Stress ist kein neues Thema. Auch in der Bibel lesen wir von Menschen, die enorm unter Stress standen. Im Alten Testament ist da z.B. Mose. Gott gibt ihm den Auftrag das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten zu befreien und es in ein neues Land zu bringen. Auf dieser Mission hat Mose alle drei Gründe gestresst zu sein.  Gott verspricht Mose, dass er bei ihm sein wird und er deshalb beruhigt sein kann. (vgl. 2. Mose 33,14) Mose nimmt sich dann jeden Tag Zeit, um mit Gott zu reden und bei ihm Ruhe zu tanken.

Im neuen Testament macht uns Jesus Christus das gleiche Angebot: „Jesus: »Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken (…) und eure Seele wird bei mir zur Ruhe kommen.“ (Matthäus 11,28-29)

Und auch von Paulus lesen wir die Ermutigung: „Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft in jeder Lage zu Gott beten. Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm! Dann wird Gottes Friede, der all unser Verstehen übersteigt, eure Herzen und Gedanken bewahren, weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid.“  (Philipper 4,6-7)

Wenn wir im Alltag gestresst sind, ist es wichtig innezuhalten und die wahren Gründe für den Stress zu erkennen. Und im zweiten Schritt dürfen wir wie Mose mit Gott reden und bei ihm Ruhe und Frieden empfangen, wie nirgendwo sonst. Quelle echter Ruhe ist nicht Zeit für uns, sondern Zeit mit ihm.

Silas Lehmann, Geschäftsführender Leiter K21 - Kirche für das 21. Jahrhundert 
 

„Raum geben“ - 31.8.2024

 Liebe Leserin, lieber Leser, 

was für ein schreckliches Verbrechen: Auf einem fröhlichen Stadtfest einfach Menschen abzustechen, möglichst viele, egal wen. Und dann reklamiert der Islamische Staat diese Gräueltat für sich, als handele es sich um einen Grund, sich zu rühmen. Und der Täter scheint ein geflüchteter Mensch zu sein, dem hier Schutz gewährt wurde. Ein übler Missbrauch der Gastfreundschaft. 

Die Reaktionen sind vorhersehbar: Abschiebungen, Verschärfung des Waffenrechts, Stärkung der inneren Sicherheit. Das mag alles richtig sein. Zugleich bin ich misstrauisch, dass uns dergleichen vor solchen Angriffen schützen kann. 

An diesem Sonntag beginnt die Woche der Diakonie. „Raum geben“ ist das Motto. Ganz umfassend: handfest im Sinne von Wohnraum schaffen, in übertragenem Sinn Räume öffnen und Menschen und Themen Raum geben, um über ihre Anliegen reden zu können. So sehr ich die spontanen Empfindungen nach dem Attentat von Solingen nachvollziehen kann, mehr noch: so sehr ich sie selbst empfinde, so sehr bin ich davon überzeugt, dass wir miteinander reden müssen: über das, was uns bewegt und umtreibt, was uns wütend macht und verzweifeln lässt. 

Miteinander – nicht jede*r nur mit denen, die seiner oder ihrer Meinung sind, sondern auch und gerade mit denen, die ganz anders unterwegs sind. Und dazu braucht es: offene Räume, in denen sich Menschen begegnen und nicht nur Positionen. Lassen Sie uns solche Räume gemeinsam öffnen: in Kirchen und Kommunen. Denn ich bin mir sicher:  Wir brauchen das Miteinander – mit denen, die hier Zuflucht und Schutz suchen. Und wir brauchen das Miteinander mit denen, die sich Sorgen um das Zusammenleben und die Sicherheit in diesem Land machen. ”Räume öffnen” - in der Woche der Diakonie und darüber hinaus. Anders wird es nicht gehen - so schwer das nach Solingen fällt. Aber diese Räume braucht es, um ein unheilvolles Neben- oder gar Gegeneinander zu verhindern.

Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher Diakonie in Niedersachsen

Kraftgeber - 3.8.2024

Am letzten Wochenende wurde in der Neustädter St. Peter und Paul Kirche die Wander-Ausstellung mit dem Titel FRIEDENSMENSCHEN eröffnet. Große Stofffahnen zeigen Personen aus dem deutschen und osteuropäischen Raum: aus Polen, Bosnien und Herzegowina und der Ukraine. Die Menschen sind von der Fotografin und dem Fotografen portraitiert worden, weil jede und jeder von ihnen sich für den Frieden einsetzt. 

Mich berühren die Lebensgeschichten der 24 Männer und Frauen! Ihre Aktivitäten für Frieden könnten unterschiedlicher nicht sein, das lese ich in dem kleinen ausgelegten Katalog. Die Lebensgeschichte des inzwischen 75-jährigen Myroslav Marynovych hat mich besonders angesprochen. Mit festem Blick schaut er mich von der großen Fahne an. Als Menschenrechtsaktivist hat er sich schon zur Zeit der Sowjetunion eingesetzt und musste dafür sieben Jahre als Zwangsarbeiter büßen. Die Verteidigung der Menschenrechte und der interreligiöse Dialog liegen ihm bis heute am Herzen. Als Vizedirektor der katholischen Universität in Lviv (Lemberg) möchte er den Studierenden einen möglichst normalen Alltag ermöglichen, trotz des russischen Angriffskrieges und der Einschläge der Raketen. „Wir wollen nicht, dass der Krieg den jungen Menschen den Zugang zu Bildung versperrt.“, sagte er in einem Interview. Und er erlebt auch, dass „die Rolle der Kirche enorm wichtig ist. Sie gibt den Menschen Kraft.“ 

Und dann denke ich an die Rolle der Kirchen in Deutschland. Da blicken wir viel in die Vergangenheit und kennen auch das Jammern. Dabei können wir Kraftgeber sein! Und dann schaue ich noch einmal in den festen Blick von Herrn Marynovych auf der Stofffahne und denke: „Kraftgeber!“. – Ja, Kraftgeberinnen und Kraftgeber, die haben wir doch auch in unseren Kirchen und Gemeinden und Orten: Sie sind da und Du bist da und ich auch! Sind wir doch Kraftgeber!

Zum Ende der Sommerferien wünsche ich all denen, die nun in das Arbeitsleben oder in die Schule starten viel Kraft dazu! Und allen anderen auch! Ihre/Eure Claudia Schwarzer

Die Ausstellung FRIEDENSMENSCHEN ist täglich zugänglich von ca. 9.00-18.00 Uhr. In der Kirche St. Peter und Paul am Großen Weg in Neustadt am Rübenberge.

Claudia Schwarzer, Gemeindereferentin in St. Bonifatius

Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser - 27.7.2024

Wann haben Sie sich das letzte Mal wie „ein Schluck Wasser in der Kurve“ gefühlt oder hatten gar den Eindruck, dass Ihnen „das Wasser bis zum Hals steht“? Oder haben Sie schon mal über jemanden gedacht: „Der ist ja mit allen Wassern gewaschen“ oder vielleicht auch: „Stille Wasser sind tief“?  Das, was sich in Sprichwörtern abbildet, hat Bedeutung. Menschliches Leben ohne Wasser ist nicht denkbar. Wenn andere Planeten erkundet werden, ist die erste Frage: Gibt es dort Wasser? Schon in der Bibel spielt das Wasser eine große Rolle. Wasser ist nötig zum Erhalt des Lebens von Mensch und Tier und ermöglicht Fruchtbarkeit und Wachstum. Wasser ist eine Segensgabe Gottes für den Menschen und darf selbst Fremden und Feinden nicht vorenthalten werden. Zusammen mit Brot ist Wasser ein Zeichen von Gastfreundschaft. Das menschliche Sehnen nach frischem Wasser wird als Bild benutzt, um zu verdeutlichen, wie stark man sich nach Gott sehnen kann. „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele zu dir, Gott (Ps. 42,2). So drängend kann menschliche Sehnsucht nach der spürbaren Erfahrung der Nähe Gottes im Leben sein, dass es dem drängenden Sehnen des Verdurstenden nach Wasser gleichkommt. Eine besondere Bedeutung hat das Wasser bei unserer christlichen Taufe. Durch das dreimalige Begießen mit Wasser werden wir hineingenommen in den Lebenszusammenhang Jesu, dem auch der Tod nichts anhaben kann. Wasser haben wir nötig, jeden Tag, um zu überleben. Eine Lebensverheißung, wie Gott sie gibt, braucht es genauso – damit unser Glaube nicht vertrocknet, damit das, was Gott an Glaubenssamen bei der Taufe in uns gelegt hat, gedeihen und Frucht bringen kann. Vielleicht haben Sie in diesem Sommer die Gelegenheit, Begegnungen mit dem lebenspendenden Element Wasser zu machen – im Alltag, auf Reisen oder da, wo sie Gott begegnen.

Nikola Lenke, Pastorin am Hölty-Gymnasium und in der Kirchengemeinde Idensen-Mesmerode

Willst du glücklich sein - 20.7.2024

„Oh, hör mal, was hier auf der Seite steht: `Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer Glück. Denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück!` Die Schrift ist komisch, aber nicht so krakelig wie auf den meisten anderen Seiten, das kann ich ja kaum lesen. Hier ist daneben ein gemaltes Herz und ein getrocknetes Vier-Kleeblatt aufgeklebt.“ - Eine Enkelin hatte beim Kramen mein erstes Poesie-Album gefunden, damals von mir selbst gebastelt, angefangen, als ich 10 Jahre alt war. Klar, das hatte meine Lieblingslehrerin geschrieben, und ich musste nun erzählen, warum ich dieses unscheinbare kleine Buch noch aufbewahrte. Plötzlich blätterte ich selbst darin und fand , was ein ganz junger Lehrer geschrieben hatte: `Das Glück ist wie ein Bus, auf den man lange warten muss – und kommt er endlich angewetzt, so ruft der Schaffner „Schon besetzt!“- Herrliche Erinnerungen kamen wieder hoch, und nun las ich vor, was die MitschülerInnen so geschrieben hatten, wie z.B. „Sei wie ein Veilchen…oder auch ganz kurze Sätze oder Sprüche. Meine Enkelin amüsierte sich köstlich und erzählte von ihrem 1. Freundschaftsbuch. „Weißt du, Oma, Glück wünschen einem die meisten immer noch, das brauchen wir doch auch zum Leben, und oft ist ein Bus ja auch nicht voll besetzt, und man ist froh, wenn er endlich kommt!“ Oh, nun waren wir mittendrin im Glück.“ Darüber kannst du doch mal eine Andacht schreiben, wir können ja sammeln, was dich und was mich glücklich macht. Natürlich gab es interessante Unterschiede beim Aufzählen, wenn es um die 1 in der Schule ging, das tolle Sport-Ergebnis, das erhoffte Ja von den Eltern u.u.  Aber wir empfanden es auch gemeinsam als Glück, anderen Menschen, ob in der Familie oder um uns herum, helfen zu können und dabei einfach Freude zu spüren. Bald kam: „Dich interessiert doch bestimmt auch, was in der Bibel über das Glück steht, kannst du mir ja mal sagen, weil für dich doch auch dein Vertrauen auf Gottes Beistand und Schutz Glück bedeutet.“ Mir fiel spontan der 84. Psalm ein, in dem Jemand sein Glück gefunden hat (steht schön verziert über einer unserer beiden Kirchentüren). Da heißt es u. a .`Wer an Gott glaubt, erlebt noch das dürre Tal als einen Ort voller Segen und spürt ein Gefühl von Freude und Stärke, das den ganzen Menschen ergreift und trägt.` Übrigens kennt die Bibel gar kein eigenes Wort für  Glück. Im AT und im NT wird oft das Wort `gut` benannt, wenn ein geglücktes Leben beschrieben wird. Es ist z.B. Angenehmes, das Wohlbefinden auslöst, damit gemeint. Dieser Zustand kann auch als Segen bezeichnet werden. -„Oh, hier hab ich noch was ganz Altertümliches gefunden, wer hat das denn geschrieben? `Nimm ein Quäntchen guten Willen, 50g Bescheidenheit, 1 große Dosis Frohsinn und 2 Lot Verträglichkeit. Misch in diese Tugend Gottvertrauen mit hinein, und du hast für alle Zeiten das Rezept zum Glücklichsein.“ Schnell wurde das kleine Album zu geklappt…Themen-Wechsel: Freude über das Sommer-Glück!

Ursula Wiebe, Schloß Ricklingen 

Gottesdienst als Kraftquelle - 13.7.2024

Mein Professor in Heidelberg war ein brillanter Prediger. Selbst bei der trockensten Theorie, die er uns Studierenden in der Vorlesung näherbringen musste, war es ein Genuss, ihm zuzuhören, weil er so praxisnah lehren konnte. Ich spürte, dass er auf seinem Weg auf den Lehrstuhl nicht nur in Bibliotheken gesessen hatte, sondern auch etliche Jahre in einer ganz normalen Gemeinde als Pastor gearbeitet hatte.
Davon erzählte er immer wieder gern – auch von seinem allerersten Predigtfan. Richtig stolz sei er gewesen, als er gemerkt hätte: Die eine treue Gottesdienstbesucherin schafft es jeden Sonntag wieder, ihren Mann mitzubringen, der ihn immer so freundlich anschaute. Nach mehreren Monaten habe er dann das Ehepaar endlich mal besucht. Die Frau erzählte, dass ihr der Glaube Kraft gibt, auch in Krisenzeiten sei es für sie immer wieder gut zu hören, dass Gott sie auch da hindurch trägt. Und im Gottesdienst sei es schön, einander in diesem Glauben zu bestärken, weil sie nicht zuletzt erkenne, dass sie mit ihrem Glauben nicht alleine sei.
Mein Professor hatte die ganze Zeit den Ehemann beobachtet und sich gewundert, dass der nichts sagte. Bestimmt ein Denker, meinte er, und fragte ihn, welche theologischen Ausführungen ihn denn besonders in seinen Predigten interessierten. Weit habe der Mann die Augen geöffnet, aber nur unverständlich gemurmelt. Und dann beide Arme ausgebreitet – wie beim Segen.
Er selbst sei völlig irritiert gewesen, berichtete mein Professor – und dann habe ihm die Frau gesagt: „Haben Sie das noch gar nicht bemerkt oder gewusst: Mein Mann hatte vor ein paar Jahren einen schweren Schlaganfall, der kann nicht mehr hören und nun leider auch nicht mehr sauber sprechen. Wir sind wirklich durch ein sehr tiefes Tal gegangen, und er besonders. Aber irgendwann hat er dann den Gottesdienst als Kraftquelle entdeckt – aber nicht Ihre Predigt, wie Sie denken. Nein, mein Mann kommt nur wegen einer einzigen Sache: Er kommt, um sich am Ende den Segen abzuholen, wenn er sieht, dass Sie die Arme dabei ausbreiten und auch ihm Kraft von Gott zusprechen.“

Superintendent Rainer Müller-Jödicke

 

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Lebe den Augenblick - 6.7.2024

Thérèse von Lisieux sagte: „Ich erfasse nur den Augenblick, ohne mich um das, was kommt zu kümmern“. Ich lese diesen Ausspruch und denke: Wow, was für ein Satz. Ich frage mich: „und was ist mir dir – kannst du das auch?“ Meine Antwort: Nein. Weder in der Vergangenheit, noch jetzt kann ich das. „Lebe den Augenblick und nimm dir doch mal wieder Zeit für…“, wie oft habe ich das allein in den letzten fünf Jahren gehört. Da ist schon was Wahres dran. Eine Weisheit aus Asien macht das auf eindrückliche Weise deutlich:

„Die Schüler fragten ihren erfahrenen Meister: was tust du, um glücklich und zufrieden zu sein? Mit einem Lächeln auf den Lippen gab er weise Mann folgende Antwort: Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich“. Daraufhin erntete der Meister nur fragende Blicke. ‚Das tun wir doch auch‘, entgegneten ihm seine Schüler. ‚Wir schlafen, essen und gehen. Aber wir sind nicht so ausgeglichen wie du. Was ist dein Geheimnis?‘ Der alte Lehrmeister blieb geduldig: ‚Sicher liegt auch ihr und ihr geht auch und ihr esst. Aber während ihr liegt, denkt ihr schon ans Aufstehen. Während ihr aufsteht, überlegt ihr, wohin ihr geht, und während ihr geht, fragt ihr euch, was ihr essen werdet. So sind eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo ihr gerade seid. Das eigentliche Leben findet nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft statt, sondern nur im JETZT. Wer ganz im Augenblick verwurzelt ist, bleibt gelassen und strahlt Zufriedenheit aus“. So der weise Mann.

Jetzt ist Sommer – Urlaubszeit. Es gibt genug Aufschiebares und genug, dass sofort erledigt werden will. Das Buch, das schon so lange wartet gelesen zu werden. Der/die PartnerIn, die immer wieder warten muss, dass wir endlich Zeit für sie/ihn haben. In der Sonne sitzen und genüsslich ein Eis essen. Im Regen spazieren gehen und durch Pfützen springen. Oder: einfach faul sein und den Augenblick genießen. Viel Spaß dabei.

Susanne Bannert, Prädikantin

Liebe bis zum Äußersten - 29.6.2024

Was war der größte Liebesbeweis, den du jemals bekommen hast? Vielleicht hat jemand dir einen großen Gefallen getan, dich kostbar beschenkt oder sein Leben für dich verändert. Der größte Liebesbeweis, den ich je erhalten habe, kann das alles noch um Längen toppen und steht außerhalb jeder Konkurrenz. Da gab es nämlich mal jemanden, der für mich gestorben ist auf eine furchtbar qualvolle Art und Weise. Ob du es glaubst oder nicht, er hat nicht nur an mich dabei gedacht, sondern auch an dich ganz persönlich. Ich rede von Jesus. Ja, von dem Jesus, den viele Menschen mit „veraltet“ oder „das hat nichts mit mir zu tun“ abstempeln. Jesus hat durch sein gesamtes Leben hier auf dieser Welt pure Liebe ausgedrückt. Kurz bevor er starb, wusch er seinen Jünger die Füße und nahm die niedrigste Stellung eines Dieners ein. Diese Passage wird eingeläutet mit den Worten: „Er hatte die Menschen, die in der Welt zu ihm gehörten, immer geliebt. Jetzt gab er ihnen einen letzten und äußersten Beweis seiner Liebe.“ (Johannes 13,1). Nachdem er ihre Füße gewaschen hatte, ließ er die Kreuzigung über sich ergehen. Es war der größte und selbstloseste Liebesbeweis, den die Welt je gesehen hat und er geschah völlig freiwillig, weil er an dich dabei dachte. Menschlich gesehen, mag die Kreuzigung eine große Demütigung darstellen, aber aus der Perspektive Gottes war es der größte Sieg, weil das Kreuz den äußersten Beweis seiner Liebe für uns Menschen darstellen konnte. Jesus hat für dich die Initiative ergriffen. Der christliche Glaube ist eigentlich keine Religion. Stattdessen geht es im christlichen Glauben um Beziehung: Beziehung zu Jesus. Er will dein Retter, dein Ein und Alles, dein engster Vertrauter sein. Jesus lädt dich zu einer Freundschaft, ja zu einer Beziehung geprägt von überfließender Liebe ein. Ich kann sagen, dass seine Liebe jeden Tag mein Leben verändert und er mich gerettet hat. 

Was ist deine Reaktion auf diese Einladung der größten Liebe aller Zeiten? 

Leonie Sukowski, K21 - Kirche für das K21 Jahrhundert

Silberne Ewigkeit - 8.6.2024

Freunde von mir feiern an diesem Wochenende Silberhochzeit. Meine Frau und ich hatten auch schon das Vergnügen und wir haben dabei festgestellt, dass immer wieder der Spruch kommt: „Oh, was für eine Ewigkeit…!“ oder „Ihr seit schon eine halbe Ewigkeit verheiratet“ oder „Wie habt es so ewig ausgehalten?“.  Das kann man genauso bei einer goldenen Hochzeit oder einem anderen Jahrestag fragen. Aber wieso eigentlich Ewigkeit?

In meinem Beispiel sind 25 Jahre eben keine Ewigkeit und auch keine halbe Ewigkeit, weil sonst die Ewigkeit 50 Jahre ist. Die Ewigkeit ist eine Ewigkeit, weil sie unbegreiflich lange, quasi unendlich lange dauert. Und dieses unbegreiflich lang Andauernde drücken wir dann auch mal als Ewigkeit aus. Ja, die Zeit ist unbegreiflich und fühlt selbst in jeder Altersstufe anders an, in jeder Lebenssituation und selbst eine Stunde nachts fühlt sich anders an als eine Stunde tagsüber.

Was aber trotzdem immer gleich ist, ist die Zeit: Jede Sekunde und damit jede Minute und Stunde ist geeicht und damit exakt. Wie sich Zeit anfühlt, kommt darauf an, was wir daraus machen. Wie wir Zeit gestalten und was wir dabei erleben oder auch erreichen. 

Eine Freundschaft oder eine Partnerschaft kann dabei ein Leben lang halten, wenn man die Beziehung pflegt und dann ist das die eigene Zeit, die eigene Ewigkeit des Lebens im Hier und Jetzt.

Der christliche Glauben setzt hier noch einen drauf und doppelt die Ewigkeit gleich, so wie es mehrfach in der Bibel steht: Von Ewigkeit zu Ewigkeit, also wie es unendlich war und unendlich sein wird. Nichts wird damit verständlicher oder greifbarer, nur schöner und mit einiger Gewissheit verbindet es viele Menschen im Glauben: Die Gotteskraft war mit meinen Vorfahren und wird auch noch mit meinen Nachfahren sein. Halt immer und ewiglich. Oder wie es bei Paulus im Brief an die Epheser heißt: „Gott sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit!“.

Und so wünsche ich meinen Freunden zu ihrer kleinen silbernen Ewigkeit alles Gute und bleibt behütet!

Jörg Mecke, Prädikant

Kleiner Mann ganz groß - 15.6.2024


Wer kennt sie nicht, die vielen Influencerinnen und Influencer der Internetdienste wie YouTube und Co. Mit bunten Bildern, einer Sprache, die einem Telegrammstil ähnelt, flimmern sie über die tragbaren Bildschirme dieser Welt. Und wer wollte es ihnen verdenken einmal im Leben ein Star zu sein. Anerkannt von jedermann, beliebt und gefeiert. Dabei werden die negativen Seiten, wie die vielen Shitstorms – das öffentliche Bewerfen mit Schmutz und Dreck entweder bewusst in Kauf genommen oder kurzerhand ausgeblendet. Lohnt sich doch für etliche der Einsatz. Immerhin ist mit diesen Filmchen gutes Geld zu verdienen. Wenn das kein Motiv ist.

Doch was ist mit denen, die vermeintlich nicht für die große Bühne taugen? Oder mit denen, die schon alles haben, außer ihrem Seelenfrieden. Sie meinen, dass sei doch nichts gegen all das Geld. Fragen Sie doch mal ihre Nachbarin oder die Leute, die ihnen auf der Straße begegnen, was ihnen wirklich wichtig ist im Leben.

Und dann ist da dieser Zachäus. Steuern treibt er ein. Kein wirklich sympathischer Typ. Allemal mehr Shitstorm als Lob und Liebe. Geld hat er satt, und trotzdem ringt der kleinwüchsige nach Anerkennung. Da hört er von seinem Star, Jesus. Den wollte er sehen. Aber als irgendjemand rief: „Die Großen nach hinten, die Kleinen nach vorne!“, war er noch nicht da. So blieb ihm nichts anderes übrig als auf einen Baum zu klettern.

Da kam er, dieser Mensch aus Nazareth, zeigt mit dem Finger auf ihn und lud sich kurzerhand bei Zachäus zum Essen ein. Er mit dem keiner etwas zu tun haben wollte, wusste nicht wie ihm geschah. „Was, ich? – Bin ich nicht so oft so ein Schurke gewesen?“ Doch kneifen konnte er nun nicht mehr. Zu viele hatten es mitbekommen und zerrissen sich ohnehin schon das Maul über ihn. Beim Essen sagt Jesus zu ihm: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Und das gilt auch uns allen. Die Welt ist eben nicht schwarzweiß. Auch gibt es keine einfachen Antworten auf komplizierte Lebensfragen. Das unterscheidet eben die echten Stars von den Sternchen der Bildschirme.

Holger Kipp, Prädikant

Ein Zoobesuch oder das gefährlichste Lebewesen der Welt - 1.6.2024

 Letzte Woche war ich im Zoo. Zwischen Streichelwiese und Sambesi Bootstour finden sich unzählige Tiere, die von wiederum unzähligen Menschen bestaunt werden. Der Erlebnis Zoo Hannover ist wirklich beeindruckend. Die Infotafeln verraten mir zum Beispiel, dass das Flusspferd nicht von Pferden abstammt, sondern von den Walen. Das finde ich spannend und doch bekomme ich manchmal im Zoo ein flaues Gefühl: Fühlen sich die Tiere wohl? Ist das artgerecht? Und gleichzeitig sehe ich den Auftrag des Artenschutzes und den Bildungsauftrag, den ein Zoo erfüllt. Wenn ich Gottes Schöpfung erhalten möchte, dann ist es hilfreich sie kennenlernen zu können. 

 

Auf dem Weg hoch zum Affenberg findet sich eine dunkle Holztür. Auf ihr steht geschrieben „Das gefährlichste Lebewesen der Welt“. Ich bin neugierig und öffne die Tür. Dahinter befindet sich ein großer Spiegel und ich schaue in mein eigenes Gesicht. Das gefährlichste Lebewesen der Welt: der Mensch. „Das stimmt“, denke ich und muss an die vielen Krisen und Kriege denken, an die Umweltverschmutzung und die menschengemachte Klimakrise. Das macht mich traurig und nachdenklich.

Ich laufe vorbei an den Gehegen und den Berg auf der anderen Seite wieder hinab. Da wartet eine zweite Tür. Sie ist grün gestrichen und darauf ist zu lesen: „Die größte Hoffnung der Welt“. Bevor ich die Tür öffne, merke ich, dass ich eine Vorahnung habe und hoffe zutiefst, dass sie gleich bestätigt wird. Und tatsächlich: Auch hinter dieser Tür strahlt mich mein eigenes Gesicht an. „Gott sei Dank“, denke ich und fühle Erleichterung. Wir Menschen sind das gefährlichste Lebewesen und gleichzeitig die größte Hoffnung für die Welt. Wir können uns füreinander einsetzen, die Schöpfung Gottes bewahren, Kriege beenden und uns für Frieden einsetzen. Martin Luther spricht davon, dass wir Menschen zugleich Sünder und gerecht sind. Wir sind Gefahr und Hoffnung zugleich. „Ich möchte mich wann immer ich es kann für die Hoffnung, für die zweite Tür entscheiden“, denke ich und laufe weiter zu meinen Lieblingstieren den Elefanten. Die Elefantenkuh heißt Themba. Sie verspeist gerade genüsslich einen Berg Heu. Auf der Infotafel lese ich, dass ihr Name „Hoffnung“ bedeutet. „Wie passend“, denke ich und muss schmunzeln.

Pastorin Saskia Keitel aus der Liebfrauenkirchengemeinde Neustadt

Wege mit der Bibel - 25.5.2024


Freitagabend, 19.00 Uhr, irgendwo zwischen Steinhuder Meer und Nienburg: Vielleicht am Fuße eines Hügels, vor einer Kirche oder auf einem Waldparkplatz. So wie am 7. Juni in Wölpinghausen, treffen sich 10, 15, 20 Menschen aus der Region Nienburg-Neustadt-Wunstorf. Sie kommen aus ganz verschiedenen Kirchengemeinden und Konfessionen. Sie sind katholisch, evangelisch, neuapostolisch oder in gar keiner Kirche. Einige kennen sich schon von früheren Begegnungen, andere sind zum ersten Mal dabei, manche sind vielleicht auch im Urlaub am Steinhuder Meer.

Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellrunde machen Sie sich auf den Weg zu einem zweistündigen Abendspaziergang in schöner Umgebung. Die Wanderer entdecken neue Wege, kommen ins Gespräch oder schweigen auch mal zusammen. Sie sehen blühende Felder, alte Bäume, vielleicht ein scheues Reh laufen oder einen Greifvogel am Himmel kreisen. Sie hören die Vögel singen und spüren den Wind in ihren Gesichtern. Ja mehr noch: an ausgewählten Orten hören sie kurze Worte aus der Bibel, vielleicht eine deutende Geschichte oder ein passendes Gedicht. Am Ende des Weges dann ein gemeinsames Gebet oder Lied und dann geht es mit einem Abendsegen zurück nach Hause. Vielleicht auf ein Wiedersehen in einem Monat oder auch bei anderer Gelegenheit. 

Für mich sind diese „Wege mit der Bibel“ am 1. Freitag im Monat ein „pfingstliches Ereignis“, etwas wo das Wirken des Geistes Gottes spürbar wird. Menschen werden im Inneren angerührt und bewegen sich. Sie verlassen den geschützten Raum und kommen ins Gespräch über „Gott und die Welt“, über Konfessionsgrenzen und Kirchenmauern hinweg. Sie machen sich gemeinsam auf den Weg und lassen sich auf Neues ein, teilen Leben und Glauben, hören auf Gottes Wort und auf den Mitmenschen. 

Auch vor 2000 Jahren hat der Geist Gottes die Christenheit in Bewegung gebracht und mit dieser Energie kann es auch in Zukunft mit den Kirchen weiter-gehen. Glaube braucht Bewegung und Begegnung. Er lebt durch Gottes Geist, der Menschen berührt und aufbrechen lässt. 

Stefan Keil, Gemeindereferent in der Kath. Pfarrgemeinde St. Bonifatius

 

Pfingsten - 18.5.2024

„Diesmal ist es wirklich ernst!“, viele teilen diese Befürchtung. Es ist, als wären wir an einem Kipppunkt angelangt. Für die einen ist es die Erderwärmung mit ihren unübersehbar dramatischen Folgen, andere erkennen eine kulturelle Überfremdung als Gefährdungslage und gemeinsam sind viele alarmiert über die Wirkung der sozialen Medien auf die psychische Gesundheit der nachwachsenden Generation. Es bestehen Spannungen. Es ist, als stolpere man von einem Ausnahmezustand in den nächsten, so als wären wir kollektiv die letzte Generation. Alle reagieren im Gestus der Betroffenheit. Und da wir Menschen nun einmal bei Gefahr dazu neigen ängstlich zu sein, werden Lösungen entsprechend mit großem Pathos präsentiert. Schließlich sollen sie ja eine im Untergang begriffene Welt retten. Einig sind wir uns sicherlich alle darin, dass Fundamente, die bislang Stabilität gaben, bröckeln. Ansonsten aber nimmt die Einigkeit dramatisch ab. Meinungen gehen nicht nur auseinander, sie werden handgreiflich. Allenthalben kommt es zu Gewalt.

„Es kam ein Brausen vom Himmel und jede und jeder hörte die anderen in seiner Sprache sprechen.“ Das ist die Kurzbeschreibung von Pfingsten. Ein machtvolles Eingreifen von außen führt dazu, dass Fremde sich plötzlich verstehen. Dieser Eingriff von außen war weder zielgruppenspezifisch noch wurden vom Himmel spirituelle Integrationsbeauftragte entsandt, die als Spezialisten die Welt missionieren, sprich retten sollten. Nein, es waren Menschen wie du und ich. Sie ließen sich ergreifen von einem Geist, der einigt. Sie empfanden auf einmal so etwas wie Großmut. Der entsteht, wenn ich mich selbst auch einmal relativieren kann. So bildet sich eine Leichtigkeit aus, die verbindet. 

An Pfingsten ist Lachen erlaubt und man kann sogar jene, die anderer Meinung sind, gern einmal „auf den Arm nehmen“. Das Sprichwort „Den anderen auf den Arm nehmen“ bedeutet ja, dass ich den anderen erst einmal „erhebe“ und seine Meinung zu verstehen suche. Und schon sprechen wir auf Augenhöhe. Der Geist der Einigkeit schenkt Leichtigkeit. Er kennt unterschiedliche Stile und will dazu verhelfen, wieder eins zu sein, sich zu einigen. Aus uns heraus fehlt uns die Kraft. Aber wir können uns dieser Kraft anvertrauen. Sie kommt von außen und verströmt in uns diesen Geist des Einssein. Das feiern wir zu Pfingsten. Und wenn es tatsächlich so ist, dass es diesmal wirklich ernst ist mit der allgemeinen Weltlage, dann ist es doch um so naheliegender, sich diesem Geist Gottes, der vereint, wieder neu anzuvertrauen.

Tilman Kingreen, Pastor in Hannover und Wunstorf

Du bist etwas Besonderes! - 27.4.2024


Ein Junge erfährt, dass er zaubern kann, ein Teenager, dass er Poseidons Sohn ist und eine junge Frau, dass sie als Schattenjägerin Dämonen bekämpfen soll. Harry Potter, Percy Jackson, Clary Fairchild und viele weitere Charaktere bekommen als Heranwachsende ihre Herkunft und Bestimmung offenbart. Das Fantasy-Genre knüpft an alte Traditionen an: Schon dem antiken Perseus und König Artus wird spät ihre Abstammung und Aufgabe gezeigt.

Wer bin ich? Woher komme ich? Wozu bin ich fähig?

Es ist der Traum, dass ich Bedeutung habe, wichtig bin. Nicht weil ich mich für eine TV-Show abrackere, meinen Sport bis an meine Grenzen trainiere oder mich auf Instagram erfolgreich inszeniere, sondern weil ich etwas in die Wiege gelegt bekam, das mich einzigartig und wertvoll für die Welt macht.

Jesus wuchs als Sohn eines Zimmermanns auf und mit zwölf Jahren, so wird berichtet, beeindruckte er erstmalig im Dialog mit Schriftgelehrten. Erst spät wurde seine Aufgabe offenbart, die Menschen mit Gott zu versöhnen und über den Tod hinaus zu retten.

Was heißt das für den Teenager, der seine Aufgabe sucht? Was sagt es der Frau, die das Gefühl hat, auf der Stelle zu treten? Was hilft es dem Rentner, der enttäuscht auf sein Berufsleben zurückblickt?

Es ist unser Aufgabe Mitmenschen, Familie, Freundeskreis und manchmal uns selbst zuzusprechen: Du bist etwas Besonderes! Deine Herkunft ist nicht zu toppen, denn du kommst von Gott. Das macht vielleicht nicht zufrieden mit allem, was im Leben lief, läuft und laufen könnte. Aber es erinnert daran, dass der Wert des Lebens nicht an Erfolgen hängt. Das Leben hat einen Wert, weil Gott es uns geschenkt hat. Das kann uns und allen, die uns verbunden sind, Kraft geben, Gutes daraus zu machen und einzustimmen in Psalm 139: Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.

Pastor Holger Birth, Dozent im Religionspädagogischen Institut Loccum 

Ewig leben?! - 20.4.2024

Ewig leben – schon immer ein Menschheitstraum, oder?

Seit Menschengedenken und quer durch die Kulturen machen sich Menschen Gedanken über das Leben nach dem Tod.

Was ist unser Konzept davon?

Wir belächeln Indiana Jones, der auf der Suche nach dem Heiligen Grahl sein Leben aufs Spiel setzt und schütteln den Kopf über modernere Ansätze wie das Einfrieren von Toten.

Aber erleben wir selbst z.B. in unserem Familienkreis, dass ein Mensch stirbt, hört man doch oft folgende Sätze: „Ein Heiliger war er nicht gerade, aber jetzt ist er an einem besseren Ort.“ Oder: „Jetzt hat sie endlich ihren Frieden gefunden.“

Frieden gefunden? Ein besserer Ort? Sind diese nebulösen Bezeichnungen nicht Ausdruck eines Wunsches nach ewigem Leben?

Ist da nicht auch in unserem aufgeklärten Denken im 21. Jahrhundert die Sehnsucht, dass nach unserem Tod etwas Gutes kommt?

Aber was kommt da? Und welche Kriterien müssen erfüllt sein, um das ewige Leben zu erlangen? Gute Taten? Geld spenden? Kirchenmitgliedschaft oder ein anderer Status? Taufe?

Wenn wir die Bibel als Grundlage für die Beantwortung dieser Fragen nehmen, wird schnell klar: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat! (Joh.3,16)

Es gibt einen Weg zum ewigen Leben: Der Glaube an Jesus!

Dabei ist Glaube nicht ein theoretisches Fürwahr halten oder der Status Kirchenmitglied, sondern die Bereitschaft Jesu Einladung: „Folge mir nach!“ nachzukommen.

So wie damals die Jünger buchstäblich Jesus nachgefolgt sind, gilt diese Aufforderung uns heute auch noch.

Nachfolgen bedeutet da zu sein, wo Jesus ist, immer mehr so zu werden wie Er und das zu tun, was Er tat. Es bedeutet, Ihn als unseren Retter und Herrn anzuerkennen.

Glauben ist damit etwas sehr aktives, was unser ganzes Leben und Denken verändert und unser Leben auf dieser Welt reich macht, aber uns auch Leben in Ewigkeit verspricht.

Jesus liebt die Menschen so sehr, dass er jeden einlädt Ihm zu vertrauen und nachzufolgen, egal wie dein Leben gerade aussieht und was dich bewegt, seine Einladung gilt: Glaube mir, folge mir nach – bis ins ewige Leben!

Katja Sukowski |  Leitende Pastorin

Katja Sukowski, K21 - Kirche für das 21. Jahrhundert

Der gute Hirte - 13.4.2024


Als ich ein junger Mann war, träumte ich von der großen Freiheit. Gewiss, das tun viele Menschen. Doch ich träumte nicht von einer individuelle Freiheit, in der ich tun und lassen kann, was ich will, und wenn es unter Verwendung der Ellenbogen sei. Nein, ich träumte von einer Freiheit, hinzugehen wo ich wollte und zu sagen, was ich dachte – von einer freien Welt. Die Zeichen standen ja auch nicht schlecht. Mit der Wiedervereinigung wurde es auch möglich, den Osten zu bereisen. Und dann plötzlich zogen sich wieder Zäune hoch. Krieg in Afghanistan, Verteilungsprobleme weltweit. Erstarken eines fundamentalistischen Islams. Der viel besungene Wind of Change wurde zu einem lauen Lüftchen. Doch nicht nur in unserer Umwelt wurden die Grenzen breiter, auch in uns selbst. So waren Dinge wie Body Shaming unter Jugendlichen in der Freizügigkeit der 70er-, 80er- und 90er-Jahre undenkbar.

Und heute herrscht Unzufriedenheit mit der Politik, Furcht vor Krieg, unstabilen wirtschaftlichen Umständen und vielem mehr. Nach neusten Pressemeldungen nehmen Gewaltverbrechen zu und der Wunsch nach Änderungen auch. Aber es ist nicht die Zeit der Stammtischparolen und einfachen Lösungen. Das hat noch nie wirklich funktioniert. Außerdem ist Machen ein Tu-Wort, und Aktion beginnt bekanntlich bei uns selbst. Und das Nachdenken über Lösungen und Wege, die tragfähig sind auch.

Ich bin der gute Hirte, sagt Jesus. Ich lasse mein Leben für die Schafe. Der Mietling, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.

Auch wenn Sie nicht glauben oder aus der Kirche ausgetreten sind, daran, was der Mann aus Nazareth sagt, kann man sich ein Beispiel nehmen. Und es zeigt, dass gelingendes Miteinander nur aus einem vertrauensvollen Füreinander entspringen kann. Verantwortung tragen ist eben eines des unaufgebbaren Tu-Worte der Demokratie. Denn der Traum von einer freien Welt ist noch lange nicht ausgeträumt.

Prädikant Holger Kipp

Ein Lob dem Zweifel! - 6.4.2024

„Irren mag menschlich sein, aber Zweifeln ist menschlicher, indem es gegen das Irren angeht.“ Mit diesen Worten von Ernst Bloch im Sinn schaue ich auf das Evangelium am 1. Sonntag nach Ostern. Synchron zu unserem Zeitablauf ereignet sich eine Woche nach der Auferstehung Jesu folgende Begebenheit: Die Jünger haben sich in Jerusalem in einem Haus versammelt. Diesmal ist auch Thomas dabei. Vor einer Woche, am Osterabend fehlte er und hatte Entscheidendes verpasst. Der Auferstandene war nämlich den anderen erschienen, hatte sie mit dem Heiligen Geist beschenkt und ihnen die Vollmacht zur Sündenvergebung verliehen. So hatten sie es Thomas erzählt. Aber Thomas glaubte ihnen nicht, jedenfalls nicht ohne Weiteres. „Zuerst muss ich ihn selbst gesehen und angefasst haben mit seinen Wunden in den Händen und in der Seite.“ Thomas zweifelt. Dafür hat man ihn oft gescholten im Laufe der Geschichte, aber zu Unrecht, wie ich meine. Man soll schließlich nicht alles glauben, was so erzählt wird. Menschen können irren, das gilt auch für Jünger. Vielleicht haben sich die zehn anderen ja etwas eingebildet. In aller Traurigkeit und Sehnsucht könnte ihnen die Phantasie einen Streich gespielt haben. Aber eins haben sie doch geschafft, nämlich Thomas neugierig zu machen. So sitzt er jetzt mit ihnen zusammen und wartet, ob auch er Jesus, den Auferstandenen, zu sehen bekommt. Und dieser zeigt Verständnis für den Zweifler und erscheint extra für ihn ein zweites Mal. Er fordert ihn auf, sich die Wundmale anzuschauen, ihn anzufassen und zu glauben. Thomas ist überwältigt und kann nur noch sagen: „Mein Herr und mein Gott!“ Aus dem Zweifel ist Gewissheit geworden, weil Thomas Jesus in Augenschein nehmen konnte. Damit hat er allen, die auf der Suche nach der Wahrheit sind, einen großen Dienst erwiesen. Der Zweifel ist das probate Mittel gegen den Irrtum. Er ist das ideale Werkzeug, um vermeintliche Wahrheiten, Wunschdenken und Fake News zu enttarnen. Und zudem hat Thomas seinem Zweifel auch noch eine theologisch fundierte Richtung gegeben. Glaubwürdig sei für ihn die Erscheinung des Auferstandenen nur dann, wenn er gleichzeitig als Gekreuzigter erkennbar ist. Die Identität muss gewahrt bleiben. Das Leiden am Kreuz darf nicht im Nachhinein negiert werden. Der auferstandene Jesus bestätigt diese Erwartung. Thomas bekommt Recht und vermittelt der Nachwelt somit eine wichtige Erkenntnis. Doch nicht jede Art von Zweifel lässt sich durch sinnliche Erfahrung widerlegen. Es gibt auch den existentiellen Zweifel, der sich auf alles und jedes richtet, auf die eigenen Person, die Mitmenschen, auf Gott, und der sich durch keinen Beweis beruhigen lässt. Da fehlt es dann an Grundvertrauen oder mit Jesus Worten: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“

Wiebke Dankowski, Pastorin in Dedensen-Gümmer

Glaube nur! - 30.3.2024

„Ich glaube Dir!“ Solche Sätze zeugen von einer Haltung des Vertrauens. Sie machen es möglich, dass wir einander sogar zusprechen: „Ich glaube an Dich!“ Aus solchen Sätzen entsteht der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Bröckelt er gerade? 

Wenn wir zu Menschen sagen: „Nur Mut, Kopf hoch!“ und wir reißen selbst aber keine Wände ein, zeigen selbst keinerlei Mut, so bieten wir nur matte Worte. Wären wir überzeugt, dass Änderung möglich ist, dann würden unsere Worte selbst bereits Veränderungen einleiten. Für uns ist es wichtig, was andere glauben. Wir spüren es. Der Glaube anderer kann anstecken oder er kann mich allein zurücklassen.

Wie anders klingen Jesu Worte: „Fürchte Dich nicht. Glaube nur!“ (Markus 5,36)  Jesu Worte sind mit seinem Leben abgedeckt. Sie sind bewahrheitet. Ihnen kann ich glauben. Sie reißen die Mauer der Mutlosigkeit nieder. Nichts ist endgültig. Nichts muss so bleiben. Denn Gott steckt mitten in der Arbeit. Er gibt niemanden verloren. Gott ist am Werk: er heilt, versöhnt und macht uns wieder glücksfähig. Glaube! Fasse Mut! Das heißt: greife Gott bei seinem Versprechen, dass Du Liebe und Hoffnung kriegst für Leib und Seele. All unser Tun lebt davon, dass Gott am Werk ist. Unermüdlich! Unerschöpflich. So ist Gott! Darum: Habe Mut. Der Ostermorgen wirft sein helles Licht auf diese Welt.   

Tilman Kingreen, Pastor in Hannover und Wunstorf

Gemeinsam statt einsam - 16.3.2024

Jedes Jahr gibt es in der evangelischen Kirche in den 7 Wochen vor Ostern ein Motto zur Fastenzeit. Das Motto für dieses Jahr ist auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich: „ Komm rüber - 7 Wochen ohne Alleingänge“.

Es geht bei diesem Motto um den Wert und die Bedeutung von Gemeinschaft. Gemeinschaft von Menschen miteinander und Gemeinschaft zwischen Menschen und Gott. 

In unserer Gesellschaft kann man vielleicht alleine klar kommen, wenn die materiellen Voraussetzungen gegeben sind. Man meint z.B. ohne Nachbarschaftshilfe auszukommen. 

Wie wichtig aber Gemeinschaft ist, konnten wir in der Zeit des Corona- Lockdowns erleben. Praktische Unterstützung und Kontakte über das Telefon oder am Gartenzaun waren ganz wichtig.  

Gleiches gilt heute natürlich auch! Und das nicht nur im privaten Bereich- auch im Arbeitsleben ist sehr hilfreich. Man unterstützt sich, kann Hilfe bei Frage bekommen, Zuspruch in schwierigen Angelegenheiten. 

In dem Buch Prediger in der Bibel gibt es zu diesem Thema wichtige Hinweise. So heißt es im
4. Kapitel des Buches, Verse 9 und 10:

Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen. Stürzt einer von ihnen, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine. Doch wie schlecht steht es um den, der alleine ist, wenn er hinfällt! Niemand ist da, der ihm wieder aufhilft!

Das ist logisch, das kann man nachvollziehen. Wie gut, wenn jemand in schwierigen Zeiten da ist und einem aufhilft. Wie gut, wenn jemand bei den Krisen, die um uns herum sind, nicht noch in den Chor einstimmt, wie schlecht alles ist. 

Der Text im Buch Prediger geht es zu dem Thema noch weiter in Vers 12:Einer kann leicht überwältigt werden, doch zwei sind dem Angriff gewachsen. Man sagt ja auch: »Ein Seil aus drei Schnüren reißt nicht so schnell!«

Jetzt bringt der Autor des Predigerbuches Gott ins Spiel: Er ist der Dritte im Bunde. Und mit Gott im Bunde ist das Seil noch viel haltbarer als mit zwei Schnüren. Der Liederdichter Hanns Köbler beschreibt in seinem Lied das Zusammensein im Leben mit Jesus Christus. 

Ich möchte, dass einer mit mir geht,
der’s Leben kennt, der mich versteht,
der mich zu allen Zeiten kann geleiten.

Sie nennen ihn den Herren Christ,
der durch den Tod gegangen ist;
er will durch Leid und Freuden mich geleiten.
Ich möcht', dass er auch mit mir geht.

Mehr zum Thema: In der Passionsandacht in der Reihe „Komm rüber“ am Mittwoch, 20.3. um 19.00 Uhr in Luthe. 

Wilfried Dreyer, Prädikant

 

 

Mein alter Baum - 9.3.2024

„Einen schönen Frühling wünsche ich Dir, genieße ihn!“ stand auf einer Karte, die ich vor kurzem von einer lieben Freundin, die ihn leider nur noch vom Bett aus genießen kann, bekam. Der Satz berührte mich sehr. Später entdeckte ich auf der Rückseite der Doppelkarte: „Der Tag, an dem der Herr die Hoffnung schuf, war wahrscheinlich derselbe Tag, an dem er den Frühling schuf“ (Bern Williams)…Diesem netten Gruß wollte ich irgendwie besonders antworten und schickte ihr „MEINEN ALTEN BAUM AN DER LEINE“, der mich jahrerlang `bewegt` hat und von mir bereimt wurde…,und bei dem früher auch meine Freundin gern verweilte: 

„Mein“ alter Baum, den ich besuchte gerne Jahr um Jahr, 

der stand schon lange kahl, ganz ohne Kopf und Blätter, da. 

In jedem Herbst hab ich gedacht: Es ist so weit,

der arme Kerl hat nun gesegnet seine Zeit.

Doch kam im Frühjahr ich voll Spannung her,

stand er stets aufrecht da, wenn`s fiel auch schwer.

„Er ist noch da“ rief ich erstaunt  im letzten Jahr…

„Wieso“ kam matt, „das war dir doch wohl klar!?“

Oh nein, war`s nicht, Hochwasser hatte ihn umspült,

das alte Wurzelwerk lag frei, ganz aufgewühlt.

„Das Wasser tat so gut, gab mir neu Kraft und Halt

und das Gefühl, bin vielleicht doch noch nicht zu alt….

Kann weiterhin auf diesem Weidenplatze stehen

und ohne Neid die Nachbarbäume grünen sehen.

Die plagen sich mit Knospen, Blättern, Wachsen, Werden…

Jedoch, ich Glückspilz kann genießen alle Zeit auf Erden!...

Ich schaue zu, wie sich die Pferde fröhlich tummeln

und bin beliebt als toller Rastplatz für die Hummeln…

Über mir die Wolken zeigen immer neue Bilder –

mal himmelblau, mal düster grau, mal farbig wilder…

Bin  Sonne, Mond und Sternen stets im Wechsel nah,

Austausch und Schweigen – das klappt bei uns wunderbar!

Vor diesem Lebenskünstler zog ich meinen Hut…

Obwohl - wollt er nur mir noch machen etwas Mut?

Ganz leise hört ich nämlich, fast gehaucht:

„Würd gern im Jenseits sein, werd da gebraucht!“

In einer Sturmnacht hat er es nicht mehr geschafft,

der lang so starke Baum, er wurd nun hingerafft.

Ein langer Lebenskampf sein Ende fand -  ein leerer Platz. ---

Doch eines Tages war ich dort, entdeckte einen Schatz:

Ein kleiner Rest-Stumpf war im Weide-Gras geblieben,

und was wohl hatte mittendrin gerade ausgetrieben?

Es lugte vor ein winzig kleiner grüner Spross.

Ich fand, dass nun ein schöner Kreis sich schloss. 

Natürlich besuchte ich auch gleich zum Jahresanfang `meinen Baumplatz`: Hochwasser so weit das Auge reichte. Das Leine-Flussbett konnte man nur noch erahnen . Viele Bäume mussten da unten diesmal besonders lange im Wasser ausharren (oder vielleicht auch neue Kraft schöpfen und tanken). Aber jetzt war ich wieder an der Stelle, inzwischen abgetrocknet: Wie schön, der kleine Spross, noch etwas zerzaust, kämpft sich durch! Frühlings-Hoffnung!

Gerade da fiel mir ein Ausspruch von Dietrich Bonhoeffer ein, der für ihn leider nicht in Erfüllung ging: „Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt“.  Diesen Spruch und ein Foto legte ich noch zu meinem Gruß.

Allen Lesenden wünsche ich auch ganz viel Frühlings-Hoffnung mit Freude am Entdecken beim Spüren von Gottes Nähe und Schutz!

Ursula Wiebe, Schloß Ricklingen

Gel(i)ebte Minderheiten - 2.3.2024

Wir haben in unserem Land immer wieder Diskussionen um Minderheiten. „Wer sind die schon?“ „Die müssen sich anpassen!“ Minderheiten haben es nicht leicht und sie müssen auf sich aufmerksam machen, damit sie nicht übersehen, sondern wahrgenommen werden. Und manche machen sich die Mühe, diese Minderheiten aufzuzählen, was wahrscheinlich niemals aufhört, weil es sehr viele Minderheiten gibt. Ich gehöre auch zu einer Minderheit und das mit nur zwei Eigenschaften: Ich bin 2,04 m groß und gehöre damit laut Statista zu den 0,2 % der Deutschen, auf die das zutrifft. Dazu habe ich blaue Augen, was auf 25 % der Deutschen zutrifft, damit auch auf 25 % der über 2 Meter großen Menschen. Ohne, dass ich erwähnt habe, dass ich männlich bin, gehöre ich schon zu einer Minderheit von 0,05 % der Deutschen, wenn ich die 0,002 mit 0,25 multipliziere, ergibt das 0,0005.

Ich bin mir sehr sicher, dass sich bei jeder Person genau diese zwei Eigenschaften finden lassen, die diese Person zur absoluten Minderheit gehören lassen. Ist das schlimm? Für meine Größe kann ich nur insofern was, als dass meine Mutter zu mir als Kind immer sagte: „Wenn Du in den Regen gehst, wirst Du groß“ – und ich auf sie hörte. Für meine Augenfarbe kann ich genauso wenig, wie andere für ihre Hautfarbe oder ihre Herkunft. 

Ich habe damit leben gelernt, Probleme in Hotelbetten oder beim Durchgehen von Türen zu haben und mag es sogar, zu dieser Minderheit der großen Menschen zu gehören; immerhin habe ich bei Veranstaltungen immer einen guten Blick. 

Jede Minderheit hat ihre Einzigartigkeit und daher sollten wir nicht mehr über Minderheiten und Mehrheiten sprechen. Egal wie klein die Gruppe ist, gilt das Zitat aus dem Matthäus-Evangelium: ›Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.‹ 

Es ist an der Zeit uns vielmehr an der Einzigartigkeit jedes Mitmenschen zu freuen und die Frage nach Mehrheiten der Auszählung von Abstimmungen zu überlassen.

Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf

Licht ins Dunkel bringen … - 27.1.2024


Vielleicht fühlen Sie es auch schon, die Tage werden nun wieder spürbar länger. Immer häufiger bricht der Himmel auf und die Sonne durchflutet mit ihren noch zarten Strahlen mehr und mehr unser Leben mit ihrem Licht. Ja, das Licht, es ist die erste Schöpfungsgabe Gottes: „Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.“ (Genesis 1,3) Und so steht das Licht seit jeher für die Allgegenwärtigkeit Gottes. Doch das Leben hält nicht nur lichte Momente für uns bereit. Das wird mir vor allem in diesen Tagen bewusst, wo ich mich an das Leid von unzähligen Menschen erinnere. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von den alliierten Streitkräften befreit. Es ist der Ort, der symbolisch für die Finsternis steht. Es ist der Ort, an dem Millionen von Menschen sinnlos ihr Leben verloren haben. Es ist der Ort, der uns eine ewige Mahnung bleibt. Eine Mahnung, die aktueller nicht sein könnte, und die uns gerade in diesen Tagen daran erinnert, wie wichtig es ist, sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. Auschwitz ist eine Mahnung dafür, dass jedes Leben schützenswert ist. Beim Apostel Paulus lesen wir, dass es Gottes Wille ist, dass das Licht aus der Finsternis hervorleuchten soll. Ja, und dass er uns allen einen hellen Schein in die Herzen gegeben hat. (2.Korinther 4,6) Dieser helle Schein befähigt uns dazu, Gottes Schöpfung menschlicher zu machen, damit antisemitisches und jegliches menschenfeindliche Gedankengut keine Chance hat, die Schöpfung Gottes weiter in die Dunkelheit zu tauchen. Möge Gott an unserer Seite stehen und uns dabei helfen, dass der helle Schein, den er uns in die Herzen gelegt hat, in den kunterbuntesten Farben zum Leuchten kommt. Auf dass wir zu Licht-Bot*innen werden. Auf dass wir unser Leben einander zum Glänzen bringen, und uns für eine lichte Zukunft aller Menschen einsetzen. Ich glaube fest daran, dass es sich lohnt. Denn wie singt Heinz Rudolf Kunze so schön: „Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort.“

Sarah Pantke, Pastorin Johannesgemeinde Neustadt

 

Von der engen Pforte - 20.1.2024


Leben Sie in Wunstorf? Dann kennen Sie ja die dortigen Verhältnisse im Straßenverkehr; besonders zu den Zeiten da die Berufspendler unterwegs sind. In dem Lied eines Wunstorfer Kinderchores mit dem Titel „Stau in Wunstorf“ heißt es: „Du bist zwar schon in Wunstorf, doch noch lange nicht zu Haus.“ Wunstorfs Ortsdurchfahrt ein echter Flaschenhals. Und das nicht nur zu Zeiten demonstrierender Landwirte. Diese nehmen ihr gutes Recht in Anspruch und demonstrieren ihre Ablehnung gegen politische Entscheidungen. Da zeigen wir gerne Rücksicht, denn das Bewusstsein, dass es auch uns alle betrifft oder zukünftig betreffen könnte, prägt uns Verständnis, Langmut und Geduld ein. An normalen Tagen ist das zähflüssige Vorankommen eher nervig.

Wohl dem, der sich da nicht in Gewühl stürzen muss. Zeit für einen Kaffee, Tee oder ein gutes Buch. Und warum nicht einmal in die Bibel schauen. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Bibelarbeit für Konfirmanden todlangweilige sei. Sie ist es nicht. Warum sollte sie es dann für Erwachsene sein?

Und so lese ich passend zum Wochenspruch: Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!

Diese Worte und das Grün-Gelb, Rot und Blau der Traktoren, die mit den vielen Menschen auf den Straßen stehen beflügeln meine Gedanken. Verantwortungsvoll Ja sagen zu dem, was wir wollen, und Nein zu dem, was wir nicht möchten, verlangt aktives Mitdenken. Ansonsten gingen wir, wie Generation vor uns, als Lemminge in die Geschichte ein, die zu allem nur Ja und Amen sagten. Oder die sich nicht trauten.

Mit diesem Bewusstsein kann man getrost ins Wochenende gehen unter dem Spruch: Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. Ungeachtet ihrer Nationalität, Hautfarbe und Meinung. Und egal ob es anderen gefällt oder nicht.

Prädikant Holger Kipp

Gedanken denken - 13.1.2024

Zu Weihnachten haben wir ein wundervolles Buch geschenkt bekommen. Es geht darin um das „Gedanken denken“. 

Ein Mädchen fragt was Gedanken sind. Die Antworten sind vielfältig. 

Vieles davon kommt mir bekannt vor. Zum letzten Gottesdienst sollte ich zu bestimmten Fragen interviewt werden. Wie zum Beispiel ich als Kirchenvorsteherin möchte, dass unsere Gemeinde gesehen wird. Die Frage dazu ob ich mich traue beantwortete ich ganz spontan mit Ja.

Doch je näher der Sonntag kam, desto mehr Gedanken machte ich mir. Ich bemerkte: Ohje, spontan kommt gar nichts. Meine Gedanken kreisten immer wieder um das eine Thema. Weil mir so gar keine Gedanken dazu einfallen wollten, nahm ich das Buch zur Hand. Einfach so. „Was ist denken?“ „Das was du mit deinem Kopf tust“. Mein Kopf tat gar nichts. „Denken ist tun“ lese ich weiter. Nee, da tat sich immer noch nichts. Ich hab noch keinen einzigen Gedanken für den Gottesdienst. Wie soll ich bloß spontan die Fragen beantworten, wenn jetzt gar kein Gedanke kommt? „Wenn du sie denkst sind sie da“. Nein, nicht bei mir. „Manche schlummern unbemerkt in dir“. Wie jetzt? In mir? Da schlummert rein gar nichts. „Sind Gedanken wirklich immer in deinem Kopf?“ „Deine Gedanken schon, aber sie kommen auch anderswo vor. Sie stecken in den Köpfen anderer Leute“. Ja, was sollen die Leute denken.

Wie möchte ich, dass meine Gemeinde gesehen wird, oder ich selbst? Gott kennt meine Gedanken. Über mich, über meine Gemeinde. Ja, ich möchte gern, dass meine Gemeinde gut dasteht. Ich möchte auch, dass Menschen ihre Gedanken über mich selbst behalten. Das sind ihre Gedanken, nicht meine oder die eines anderen. Das musste und muss ich erst lernen. Darüber hat Gott bei Jesaja gesagt: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken. Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so viel höher stehen meine Gedanken über euren Gedanken.“ Das allerbeste dabei ist: Wir sind ein guter Gedanke Gottes. Da ist es doch egal, was die Leute über uns an Gedanken denken.

Susanne Bannert, Prädikantin aus Corvinus

König Balthasar – eine Person of Color - 6.1.2024

Der 6. Januar ist ein wichtiger kirchlicher Feiertag. Für die Evangelischen ist es der Epiphaniastag, für die Katholischen der Dreikönigstag. Dabei steht für beide Konfessionen die biblische Erzählung von den heiligen drei Königen im Zentrum. Aber halt! In der Bibel (Matthäus 2,1-12) ist nicht von Königen die Rede und auch nicht von dreien, sondern wörtlich von „Magiern“. So etwas wie Sterndeuter werden sie gewesen sein, denn sie kamen aus dem Osten (vielleicht aus Persien oder Arabien), um einer außergewöhnlichen Himmelserscheinung (Halley’scher Komet oder Planetenkonjunktion) auf die Spur zu kommen. Nach ihrer Deutung verwies der Stern auf einen neugeborenen König der Juden. Den fanden sie schließlich in Bethlehem als Jesuskind in der Krippe und huldigten ihm. Für Matthäus ist an der Geschichte wichtig, dass es kluge Heiden sind, die die Göttlichkeit des Kindes erkennen, und dass sie ihm Geschenke bringen, wie man sie einem König macht. Diese Art der Geschenke und ihre Dreizahl (Gold, Weihrauch und Myrrhe) hat die fromme Legendenbildung Jahrhunderte später auf die Sterndeuter übertragen. Nun ging man von drei Königen aus. Und man gab ihnen auch Namen: Kaspar, Melchior und Balthasar. Andererseits wurden sie in der Darstellung auch zu Typen. Der eine ein Jüngling, der zweite ein Erwachsener, der dritte ein Greis. So repräsentierten sie alle Generationen. Und dann wurde einer – meist Balthasar – ab dem 12. Jahrhundert schwarz und ein anderer farbig. Nun standen sie auch stellvertretend für die damals bekannten drei Kontinente Europa, Afrika und Asien. Und auch wenn das alles so nicht in der Bibel steht, trifft diese Ausdeutung doch ihren Kern: Die frohe Botschaft, dass Gott in Jesus Mensch wurde zur Erlösung des Menschen, gilt allen, egal welcher Hautfarbe und natürlich auch welcher Herkunft, welchen Alters und welchen Geschlechts. Ihnen allen ein frohes und gesegnetes neues Jahr 2024!

Wiebke Dankowski, Pastorin in Dedensen-Gümmer

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War DAS ein gutes Jahr? - 28.12.2024
Meine Krippenfiguren auf dem Weg zur Krippe - 23.12.2024
Seid Gnädig! - 21.12.2024
Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht - 7.12.2024
Advent: Praktizierte Menschenfreundlichkeit - 30.11.2024
„Christkönig Halleluja“ - 23.11.2024
Glück?! - 16.11.2024
Die Ambivalenzen unseres Lebens … - 9.11.2024
Alle Jahre wieder - 2.11.2024
Garten-Gäste - 26.10.2024
Schlechte Nachrichten und schnelle Pferde - 19.10.2024
Gemeinschaft - 12.10.2024
Einfach Danke ?! - 5.10.2024
Ruhig Brauner - 28.9.2024
Da kann man nur staunen - 21.9.2024
Mutmacher - 14.9.2024
Stress loswerden? - 7.9.2024
„Raum geben“ - 31.8.2024
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Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser - 27.7.2024
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Gottesdienst als Kraftquelle - 13.7.2024
Lebe den Augenblick - 6.7.2024
Liebe bis zum Äußersten - 29.6.2024
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Ein Zoobesuch oder das gefährlichste Lebewesen der Welt - 1.6.2024
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Pfingsten - 18.5.2024
Du bist etwas Besonderes! - 27.4.2024
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Der gute Hirte - 13.4.2024
Ein Lob dem Zweifel! - 6.4.2024
Glaube nur! - 30.3.2024
Gemeinsam statt einsam - 16.3.2024
Mein alter Baum - 9.3.2024
Gel(i)ebte Minderheiten - 2.3.2024
Licht ins Dunkel bringen … - 27.1.2024
Von der engen Pforte - 20.1.2024
Gedanken denken - 13.1.2024
König Balthasar – eine Person of Color - 6.1.2024

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