Die neue Jahreslosung finde ich gut – knackiger als sonst. Und aktuell noch dazu, dabei hat die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen sie schon vor langem ausgewählt. Letztes Jahr ging es um Liebe: All eure Dinge lasst in Liebe geschehen! Auch immer richtig, aber etwas weich. Dagegen ist das diesjährige Bibelwort aus dem Ersten Korintherbrief fast schon provokant und hat auch eine politische Dimension: Prüft alles, das Gute behaltet! Ein Ereignis, das uns alle angeht, ist die bevorstehende Bundestagswahl. Extremistische Kräfte wollen schon jetzt alles Mögliche auf den Prüfstand stellen: Manche hinterfragen sogar den Sinn unserer Demokratie, andere wollen den Sozialstaat abschaffen, und das Asylrecht könne sich auch keiner mehr leisten. Ich bin entsetzt: Es geht hier um die höchsten Güter und Errungenschaften unserer sehr guten Verfassung! Wir müssen darüber reden und allerlei befremdliche Einfälle prüfen. Jeder ist aufgefordert, sich prüfend eine Meinung zu bilden: Was finde ich gut, was möchte ich mit meiner Stimme erhalten? Die neue Losung passt übrigens auch innerkirchlich: Angesichts der klammen Haushaltslage und wegen des Personalmangel müssen wir vieles prüfen: Mit welchen kirchlichen Angeboten können wir noch in die Gesellschaft hineinwirken und Gutes tun? Was ist so gut, dass wir es erhalten wollen und können? Welche Stellen und welche Gebäude brauchen wir dazu? Es wäre doch schade, wenn wir ausgerechnet bei der Diakonie sparen würden. Kirche muss und darf sich jedoch auch verändern: Ist alles noch zeitgemäß, was wir anbieten? Oder gibt es Neues, was richtig gut ankommt und anderswo schon funktioniert? Auch ganz persönlich gefällt mir die Jahreslosung: Erst recht zu Beginn eines neuen Jahres schaue auch ich zurück, was letztes Jahr so gut war, dass ich es weitermachen will. Zudem prüfe ich kritisch, welche neuen Vorsätze mir guttun würden. Darum finde ich die Losung nicht nur knackig und aktuell für alle, sondern auch hilfreich für mich. Passt Sie auch zu Ihnen?
Ein gesegnetes neues Jahr wünscht
Rainer Müller.-Jödicke, Superintendent des Kirchenkreises Neustadt-Wunstorf