Sonntag feiern wir Christen Palmsonntag und gehen so in die wichtigste Woche unseres Glaubens. Wir feiern Jesus als König, der in Jerusalem auf einem Esel einzieht und dem die Menschen zurufen: „Hosianna dem König Davids". Aber es begegnet uns im Gottesdienst auch die Passionsgeschichte; in der Jesus für seine Botschaft und sein -heilbringendes Handeln ans Kreuz geschlagen wird.
Das „Hosianna“ und das „Kreuzige ihn“ sind an diesem-Tag dicht beieinander. Auch in unserer Zeit erfahren wir. Wie Menschen von den Mächtigen denunziert oder politische Gegner zu Feinden erklärt und beseitigt werden. Werte und demokratische Vollzüge werden über den Haufen geworfen. Der Blick auf das Kreuz fällt nicht leicht. Schon Paulus schreibt im Brief an .die Gemeinde in Korinth: „Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren] gehen. Torheit; uns aber. die gerettet werden, ist es Gottes. Kraft." (1.Korinther 1,18).
An einer anderen Stelle spricht er nicht nur von der Torheit sondern auch vom Ärgernis. Ja, auf das Kreuz zu schauen und die Botschaft. die davon ausgeht, zu begreifen ist nicht einfach. Denn bis heute ist das Kreuz für viele Torheit und Ärgernis. das beseitigt werden muss. immer wieder gibt es Diskussionen darüber. Aber haben wir nicht in unserer Zeit genügend Kreuze, die Menschen tragen müssen. größtenteils durch andere verursacht: der Angriffskrieg in der Ukraine; die Vergeltung Israels auf das Attentat im Nahen Osten; Not durch politische Entscheidungen vom US-Präsidenten, die die ganze Weltwirtschaft durcheinanderbringen; Aufkündigungen von Verträgen und Zusagen, die die Menschen weltweit in noch größerer, Armut stürzen und Hilfsorganisationen vor große Probleme stellen; die gesundheitliche Versorgung einigermaßen zu sichern usw.
Kreuze gibt es wahrlich genügend in unserer Zeit. Ganz zu schweigen das persönliche Kreuz, das jeder tragen muss. Man könnte verzweifeln. wenn man auf die Kreuze unserer Zeit blickt. So wie die Jüngerinnen und Jünger am Karfreitag verzweifelt sind, als sie sahen, wie ihre ganze Hoffnung, die sie in Jesus und seine Botschaft gesetzt haben, am Kreuz hängt, mit dem Leben ringt und schließlich stirbt. Sie mussten damals wie wir, heute lernen, dass das Kreuz zum Leben gehört - aber mit ihm nicht alles endet. Paulus hat in seinem Brief später geschrieben: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe“ (1. Korinther 13,13). Dies gibt auch mir Zuversicht und so kann ich für mich sagen, dass mein Glaube an den dreifaltigen Gott mir Hoffnung und ein tiefes Vertrauen gibt, dass alle Kreuze dieser Welt und auch das, was ich zutragen habe; die Liebe nicht vernichten kann. Diese Liebe. die von Gott kommt und die unser 'Leben erfüllen und vollenden will - das ist Ostern.
Pfarrer Andreas Körner, St. Bonifatius