Im November werden wir wie in keinem anderen Monat an unsere Endlichkeit erinnert. Wir besuchen in diesem Monat häufig die Gräber unserer verstorbenen Angehörigen und Freunde und gedenken der Toten durch Vernichtung, Katastrophen und Kriege.
Dabei gibt der erste Tag im November uns eine Hoffnung mit, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern das Leben.
Ja, dass aus dem Tod das Leben erwächst. Dafür steht vor allem in der Bibel das Bild des Weizenkorns. Es fällt in die Erde, stirbt und bringt reiche Frucht.
Daher ist Allerheiligen kein „Friedhofsfest“, sondern ein Hoffnungsfest. Es lenkt unseren Blick nicht zurück, sondern nach vorn. Es wendet sich an unsere Berufung zur Heiligkeit.
Schon in der Bibel, im Römerbrief, spricht Paulus die Gemeindemitglieder als Heilige an: „… an alle Geliebten Gottes und Heiligen in Rom“ (Römer, 1,7). Im biblischen Zusammenhang wird als heilig bezeichnet, wer zu Gott / zu Jesus Christus gehört.
Auch im Glaubensbekenntnis beten wir: „Ich glaube ...an die Gemeinschaft der Heiligen“. Es sind alle Menschen, die ihr Lebensziel erreicht haben, die bei Gott sind.
Heilige sind keine Ausnahmeerscheinung, manche von ihnen sind bekannt, andere sind namenslos. Aber alle zeigen durch ihr Leben, wie sie mit der Botschaft des Evangeliums ihren Alltag, ihr Ringen und Zweifeln, ihre Not und Sorgen, ihre Freude und Hoffnung, ja das ganze Leben gestalten. Ihr Leben ist nicht perfekt, aber es ist von Gottes Geist durchdrungen.
In einer Zeit, in der wir nach Orientierung suchen, ist Allerheiligen ein stilles, aber deutliches und kraftvolles Statement: Es ist möglich in dieser Welt anders zu leben!
An diesen Heiligen können wir uns orientieren und vielleicht auch fragen, wo mir solche Menschen in meinem Leben begegnet sind, die mir Halt und Orientierung geben, die etwas ausstrahlen, weil sie aus dem Evangelium, aus einer tiefen inneren Kraft, aus der Beziehung zu dem dreifaltigen Gott leben. So können die Heiligen Vorbild sein, für mein eigenes Leben.
Allerheiligen ist daher ein Hoffnungsfest, es will den Blick weiten und lässt so den Glanz der Ewigkeit, den Himmel als Ziel unseres Lebens aufscheinen.
Pfarrer Andreas Körner, kath. Kirche St. Bonifatius, Wunstorf