Der 6. Januar ist ein wichtiger kirchlicher Feiertag. Für die Evangelischen ist es der Epiphaniastag, für die Katholischen der Dreikönigstag. Dabei steht für beide Konfessionen die biblische Erzählung von den heiligen drei Königen im Zentrum. Aber halt! In der Bibel (Matthäus 2,1-12) ist nicht von Königen die Rede und auch nicht von dreien, sondern wörtlich von „Magiern“. So etwas wie Sterndeuter werden sie gewesen sein, denn sie kamen aus dem Osten (vielleicht aus Persien oder Arabien), um einer außergewöhnlichen Himmelserscheinung (Halley’scher Komet oder Planetenkonjunktion) auf die Spur zu kommen. Nach ihrer Deutung verwies der Stern auf einen neugeborenen König der Juden. Den fanden sie schließlich in Bethlehem als Jesuskind in der Krippe und huldigten ihm. Für Matthäus ist an der Geschichte wichtig, dass es kluge Heiden sind, die die Göttlichkeit des Kindes erkennen, und dass sie ihm Geschenke bringen, wie man sie einem König macht. Diese Art der Geschenke und ihre Dreizahl (Gold, Weihrauch und Myrrhe) hat die fromme Legendenbildung Jahrhunderte später auf die Sterndeuter übertragen. Nun ging man von drei Königen aus. Und man gab ihnen auch Namen: Kaspar, Melchior und Balthasar. Andererseits wurden sie in der Darstellung auch zu Typen. Der eine ein Jüngling, der zweite ein Erwachsener, der dritte ein Greis. So repräsentierten sie alle Generationen. Und dann wurde einer – meist Balthasar – ab dem 12. Jahrhundert schwarz und ein anderer farbig. Nun standen sie auch stellvertretend für die damals bekannten drei Kontinente Europa, Afrika und Asien. Und auch wenn das alles so nicht in der Bibel steht, trifft diese Ausdeutung doch ihren Kern: Die frohe Botschaft, dass Gott in Jesus Mensch wurde zur Erlösung des Menschen, gilt allen, egal welcher Hautfarbe und natürlich auch welcher Herkunft, welchen Alters und welchen Geschlechts. Ihnen allen ein frohes und gesegnetes neues Jahr 2024!
Wiebke Dankowski, Pastorin in Dedensen-Gümmer