Thérèse von Lisieux sagte: „Ich erfasse nur den Augenblick, ohne mich um das, was kommt zu kümmern“. Ich lese diesen Ausspruch und denke: Wow, was für ein Satz. Ich frage mich: „und was ist mir dir – kannst du das auch?“ Meine Antwort: Nein. Weder in der Vergangenheit, noch jetzt kann ich das. „Lebe den Augenblick und nimm dir doch mal wieder Zeit für…“, wie oft habe ich das allein in den letzten fünf Jahren gehört. Da ist schon was Wahres dran. Eine Weisheit aus Asien macht das auf eindrückliche Weise deutlich:
„Die Schüler fragten ihren erfahrenen Meister: was tust du, um glücklich und zufrieden zu sein? Mit einem Lächeln auf den Lippen gab er weise Mann folgende Antwort: Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich“. Daraufhin erntete der Meister nur fragende Blicke. ‚Das tun wir doch auch‘, entgegneten ihm seine Schüler. ‚Wir schlafen, essen und gehen. Aber wir sind nicht so ausgeglichen wie du. Was ist dein Geheimnis?‘ Der alte Lehrmeister blieb geduldig: ‚Sicher liegt auch ihr und ihr geht auch und ihr esst. Aber während ihr liegt, denkt ihr schon ans Aufstehen. Während ihr aufsteht, überlegt ihr, wohin ihr geht, und während ihr geht, fragt ihr euch, was ihr essen werdet. So sind eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo ihr gerade seid. Das eigentliche Leben findet nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft statt, sondern nur im JETZT. Wer ganz im Augenblick verwurzelt ist, bleibt gelassen und strahlt Zufriedenheit aus“. So der weise Mann.
Jetzt ist Sommer – Urlaubszeit. Es gibt genug Aufschiebares und genug, dass sofort erledigt werden will. Das Buch, das schon so lange wartet gelesen zu werden. Der/die PartnerIn, die immer wieder warten muss, dass wir endlich Zeit für sie/ihn haben. In der Sonne sitzen und genüsslich ein Eis essen. Im Regen spazieren gehen und durch Pfützen springen. Oder: einfach faul sein und den Augenblick genießen. Viel Spaß dabei.
Susanne Bannert, Prädikantin