Vielleicht fühlen Sie es auch schon, die Tage werden nun wieder spürbar länger. Immer häufiger bricht der Himmel auf und die Sonne durchflutet mit ihren noch zarten Strahlen mehr und mehr unser Leben mit ihrem Licht. Ja, das Licht, es ist die erste Schöpfungsgabe Gottes: „Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.“ (Genesis 1,3) Und so steht das Licht seit jeher für die Allgegenwärtigkeit Gottes. Doch das Leben hält nicht nur lichte Momente für uns bereit. Das wird mir vor allem in diesen Tagen bewusst, wo ich mich an das Leid von unzähligen Menschen erinnere. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von den alliierten Streitkräften befreit. Es ist der Ort, der symbolisch für die Finsternis steht. Es ist der Ort, an dem Millionen von Menschen sinnlos ihr Leben verloren haben. Es ist der Ort, der uns eine ewige Mahnung bleibt. Eine Mahnung, die aktueller nicht sein könnte, und die uns gerade in diesen Tagen daran erinnert, wie wichtig es ist, sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. Auschwitz ist eine Mahnung dafür, dass jedes Leben schützenswert ist. Beim Apostel Paulus lesen wir, dass es Gottes Wille ist, dass das Licht aus der Finsternis hervorleuchten soll. Ja, und dass er uns allen einen hellen Schein in die Herzen gegeben hat. (2.Korinther 4,6) Dieser helle Schein befähigt uns dazu, Gottes Schöpfung menschlicher zu machen, damit antisemitisches und jegliches menschenfeindliche Gedankengut keine Chance hat, die Schöpfung Gottes weiter in die Dunkelheit zu tauchen. Möge Gott an unserer Seite stehen und uns dabei helfen, dass der helle Schein, den er uns in die Herzen gelegt hat, in den kunterbuntesten Farben zum Leuchten kommt. Auf dass wir zu Licht-Bot*innen werden. Auf dass wir unser Leben einander zum Glänzen bringen, und uns für eine lichte Zukunft aller Menschen einsetzen. Ich glaube fest daran, dass es sich lohnt. Denn wie singt Heinz Rudolf Kunze so schön: „Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort.“
Sarah Pantke, Pastorin Johannesgemeinde Neustadt