Ich bin Fan von Martin Luther: Alle Getauften hat er ermutigt, andere für den Glauben an Gott zu gewinnen. Nicht nur in der Woche nach dem Reformationstag bin ich gern Lutheraner, sondern immer.
Das habe ich schon als junger Pastor erlebt. Ich hatte gerade meinen ersten Jahrgang konfirmiert und zum Nachtreffen eingeladen. Da bat ich sie um Hilfe: „Ich soll im Sommer eine Kinderfreizeit leiten: Wollt ihr mir helfen und mitfahren? Und könnt ihr mir sagen, welches Thema den Kindern gut tun wird?“
Sie waren sich schnell einig: „Die brauchen dasselbe wie wir: Segen!“ Ich solle doch am besten die Kleinen schon jetzt konfirmieren, denn das sei bei ihnen selbst so schön gewesen, persönlichen Zuspruch von Gott zu bekommen. Ich habe das kategorisch abgelehnt: „Eine Konfirmation ist ein großes Fest, das lange vorbereitet wird, das mache ich nicht mal eben an einem Wochenende“
Sie blickten mich enttäuscht an, steckten die Köpfe zusammen und dann fragten sie mutig: „Wenn Sie die Kinder nicht segnen und für sie beten wollen, dürfen wir das dann wenigstens machen?“
Von da an wurden diese Teenager richtig aktiv. Sie haben sich alles genau überlegt: Die ganze Freizeit sollte auf den Höhepunkt der Segensstationen zulaufen.
Und so bekamen im Abschlussgottesdienst alle Kinder Zettel und Stift und sollten neben dem Namen aufschreiben, wofür sie dankbar sind und worum sie Gott bitten.
Die Jugendlichen haben sich dann um sie herum verteilt und ihnen einzeln die Hand aufgelegt: Mithilfe des Zettels haben sie alle einzeln mit Namen angesprochen und ein ganz persönliches Dankgebet formuliert und Segen für das Bevorstehende zugesprochen.
Ob das alles so mit dem lutherischen Kirchenrecht vereinbar ist, habe ich kurz überlegt. Doch dann sah ich viele glückliche Kinder, die sowohl zu den beiden Mädchen- als auch zu den Jungsstationen gegangen sind und sich sehr viel Segen abgeholt haben.
Ja, die Jugendlichen haben genau das gemacht, wozu Luther ermutigt: Alle Getauften können segensreich wirken und zum Glauben ermutigen! Luther wäre bestimmt auch Fan von diesen Jugendlichen gewesen.
Ein gesegnetes Wochenende wünscht
Rainer Müller-Jödicke, Superintendent des Kirchenkreises Neustadt-Wunstorf