Letzte Woche war ich im Zoo. Zwischen Streichelwiese und Sambesi Bootstour finden sich unzählige Tiere, die von wiederum unzähligen Menschen bestaunt werden. Der Erlebnis Zoo Hannover ist wirklich beeindruckend. Die Infotafeln verraten mir zum Beispiel, dass das Flusspferd nicht von Pferden abstammt, sondern von den Walen. Das finde ich spannend und doch bekomme ich manchmal im Zoo ein flaues Gefühl: Fühlen sich die Tiere wohl? Ist das artgerecht? Und gleichzeitig sehe ich den Auftrag des Artenschutzes und den Bildungsauftrag, den ein Zoo erfüllt. Wenn ich Gottes Schöpfung erhalten möchte, dann ist es hilfreich sie kennenlernen zu können.
Auf dem Weg hoch zum Affenberg findet sich eine dunkle Holztür. Auf ihr steht geschrieben „Das gefährlichste Lebewesen der Welt“. Ich bin neugierig und öffne die Tür. Dahinter befindet sich ein großer Spiegel und ich schaue in mein eigenes Gesicht. Das gefährlichste Lebewesen der Welt: der Mensch. „Das stimmt“, denke ich und muss an die vielen Krisen und Kriege denken, an die Umweltverschmutzung und die menschengemachte Klimakrise. Das macht mich traurig und nachdenklich.
Ich laufe vorbei an den Gehegen und den Berg auf der anderen Seite wieder hinab. Da wartet eine zweite Tür. Sie ist grün gestrichen und darauf ist zu lesen: „Die größte Hoffnung der Welt“. Bevor ich die Tür öffne, merke ich, dass ich eine Vorahnung habe und hoffe zutiefst, dass sie gleich bestätigt wird. Und tatsächlich: Auch hinter dieser Tür strahlt mich mein eigenes Gesicht an. „Gott sei Dank“, denke ich und fühle Erleichterung. Wir Menschen sind das gefährlichste Lebewesen und gleichzeitig die größte Hoffnung für die Welt. Wir können uns füreinander einsetzen, die Schöpfung Gottes bewahren, Kriege beenden und uns für Frieden einsetzen. Martin Luther spricht davon, dass wir Menschen zugleich Sünder und gerecht sind. Wir sind Gefahr und Hoffnung zugleich. „Ich möchte mich wann immer ich es kann für die Hoffnung, für die zweite Tür entscheiden“, denke ich und laufe weiter zu meinen Lieblingstieren den Elefanten. Die Elefantenkuh heißt Themba. Sie verspeist gerade genüsslich einen Berg Heu. Auf der Infotafel lese ich, dass ihr Name „Hoffnung“ bedeutet. „Wie passend“, denke ich und muss schmunzeln.
Pastorin Saskia Keitel aus der Liebfrauenkirchengemeinde Neustadt