Pfingsten ist vorbei und damit beginnt die sogenannte festarme Zeit. Die Höhepunkte der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen prägen die erste Hälfte des Kirchenjahres von Weihnachten über Ostern bis Pfingsten. Damit sind wir dann bei der Kirche und beim Christsein angekommen, was früher einmal in der zweiten Hälfte durch viele Gedenktage der Heiligen gefeiert wurde. Doch die sind uns weitgehend verlorengegangen. Aber bevor wir in die Details des Alltags einsteigen, kommt doch noch ein Hochfest, leider viel zu wenig beachtet: das Trinitatisfest, das Fest der Dreieinigkeit Gottes. Christen glauben, dass Gott einer ist in drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist, aber wie soll das gehen? Die Rede vom dreieinigen Gott ist ein Alleinstellungsmerkmal des christlichen Bekenntnisses. Sie hat sich in den ersten Jahrhunderten der Kirchengeschichte entwickelt mit viel theologischem Nachdenken und Streiten, um die verschiedenen Aussagen der Bibel zu Vater, Sohn und Heiligem Geist in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Eine griffige Formel dafür lautet: Drei Personen, ein Wesen. Die drei Personen stehen für die Erfahrung, dass sich Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist zeigt. Das eine Wesen steht dafür, dass er einer ist und nicht etwa drei verschiedene Götter. Doch warum ist das wichtig?
Es geht nicht nur darum, die biblische Botschaft korrekt wiederzugeben, sondern der Glaube an den dreieinigen Gott sagt Entscheidendes über sein Wesen und Wirken aus. Der dreieinige Gott wird nicht statisch verstanden und auch nicht als völlig fremder, sondern als Gott, der schon in sich Beziehung ist. „Gott ist die Liebe“, lautet ein bekannter und beliebter Bibelvers. Der Kirchenvater Augustin hat dazu den schönen Gedanken entwickelt, dass es nur durch die Trinität möglich sei, dass Liebe ein ewiger Wesenszug Gottes sein könne. Liebe braucht immer ein Gegenüber. So liebt der Vater als der Liebende den Sohn, der der Geliebte ist. Die Liebe zwischen ihnen ist der Heilige Geist. Und weil Liebe nicht für sich bleiben kann, wendet sich Gott den Menschen zu, seinen geliebten Geschöpfen. Augustinus war sich seiner menschlichen Begrenztheit, das Geheimnis der göttlichen Dreieinigkeit ergründen zu wollen, sehr bewusst. So erzählt eine Legende, dass er eines Tages einen Knaben am Strand dabei beobachtete, wie der das Meer mit einem Löffel ausschöpfen wollte. Augustinus lächelte spöttisch über die Naivität des Knaben. Der aber meinte, für ihn sei es eher möglich, das Meer mit einem Löffel auszuschöpfen, als für Augustinus, nur den kleinsten Teil der Geheimnisse der Trinität in seinem geplanten Buch zu beschreiben. Nach dieser Begegnung ging Augustinus in sich, betete und schrieb dann in aller Demut sein großes Werk „Über die Dreieinigkeit.“
Wiebke Dankowski, Pastorin in Dedensen-Gümmer