„Oh Mensch, da blüht dir was!“ Das hörte sich ziemlich ernst an, was hatte ich verbrochen? Mein Gegenüber musste über meine erschreckte Reaktion lachen und erklärte mir, dass damit etwa schönes Blühendes in meinem Garten gemeint sei, das er gerade entdeckt hatte. “Aber, du musst dich beeilen, um die schöne Blüte noch zu bewundern, die macht`s nicht mehr lange“, und damit zog er mich schnell zu dem Beet. Ach herrjemine, da sah ich die Bescherung: 2 dicke glänzend braune Nacktschnecken labten sich und fraßen in Windeseile. Um sie herum lauter kleine noch hässliche Jung-Schnecken, die sich schon an einem Blüten-Blatt zu schaffen machten. Eklig! Aber irgendwie gebannt sahen wir den beiden zu, weil alles so schnell ging. Der eine Stängel stand schon ohne Blätter da…Das Drama spielte sich im Frühsommer ab, und seitdem erlitten noch viele Blumen, besonders frisch gepflanzte oder ausgesäte, das gleiche Schicksal – bis ich endlich kapiert hatte, was die schleimigen Genossen bevorzugten und was sie verschonten, ja, gar nicht anrührten. Es fiel mir nicht ganz leicht, diese Garten-Gäste als Wunder der Natur und gewollte Lebewesen aus Gottes reicher Schöpfung zu betrachten und ihren Nutzen auch anzuerkennen. - Neulich las ich einen Satz, der mir gefiel und mich nochmal an das Blüh-Erlebnis erinnerte. Er ist aus einem alten Sprichwort entstanden. Einige Wörter blieben, einige wurden ausgetauscht. Der Sinn ist fast ein gegenteiliger geworden. Bei seiner Anwendung bewirkt er sofort etwas. Z.B: wandelt er Traurigkeit in Freude um, er richtet auf und motiviert neu, zaubert ein Lächeln hervor. Er kann als Auftrag oder Selbstwunsch verstanden werden: Ich habe Freude daran, etwas Gutes zu tun, etwas Liebevolles zu sagen. Es kann Geduld angesagt sein, und man handelt nicht für sich, sondern für jemand anderen. Und doch tut man dabei etwas für sich selbst: WER ANDEREN EINE BLUME SÄT; BLÜHT SELBER AUF. Oh ja, ich finde, dass da so viel Wahres, Weisheit, Würde und Liebe drin stecken, und es könnte fast aus einem Gleichnis stammen, das Jesus seinen Jüngern mit gab zum Thema „Wie säe ich Frieden?“ Vielleicht als Antwort zu solchen Fragen: Wie kann ich Gutes tun…Wie schlichte ich Streit…Wie trage ich Gottes Liebe weiter…Wie kann ich Licht sein in der Welt…Wie pflanze ich Güte in die Herzen…?
Spät-Herbstliche Grüße bis zum Wiedersäen.
Ursula Wiebe, Prädikantin aus Schloß Ricklingen