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Wochenandachten 2022

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Von guten Wünschen - 31.12.2022

Liebe Leserin, lieber Leser,

Altjahrsabend - Abschluss einer besonders schönen Zeit im Jahr. Die Tage zwischen den Jahren genieße ich sehr. Keine Termine, aufräumen, sortieren, lesen – in gewisser Weise das alte Jahr abschließen. Geschenkte Zeit, von Gott empfangen, vor ihm bedenken. Es gibt so vieles, für das ich dankbar bin: Schutz und Bewahrung auf vielen Wegen, meine Familie, Freunde, Gelingen von Arbeit und vieles mehr. In diesen Tagen wird es mir bewusst und  ich spreche meinen Dank vor Gott aus. Ich denke auch an meine Schuld, mein Scheitern, an Menschen, denen ich etwas schuldig geblieben bin. Auch das bringe ich vor Gott. So schließe ich das alte Jahr ab. Ein Jahr in meinem Leben.

Und dann gehe ich neugierig auf das neue Jahr zu. All das, was dieser Tage Menschen bedrückt, blende ich nicht aus. Es ist ja viel zu präsent – und manches ist in den letzten Monaten verstörend nahe gekommen: Krieg und Hunger, Kälte und Flucht. So groß sind die Probleme, dass sie einen lähmen können, pessimistisch und lethargisch machen können. Mehr noch: All das lässt uns fragen, ob Gott es denn wirklich gut meint mit uns Menschen. Dem setze ich Worte Dietrich Bonhoeffers entgegen, die dieser in der Haft am Altjahrsabend 1944 geschrieben hat, also in gefährlicher und bedrückender Lage:

„Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Bonhoeffers Worte nähren meine Hoffnung und stärken meine Zuversicht, dass Gott seine Welt nicht autokratischen Despoten überlässt. Und sie machen deutlich, dass wir als Christenmenschen den Menschen Hoffnung schulden. Wir sind Hoffnungsboten im Namen des Kindes, dessen Geburt wir gefeiert haben. Das macht Kopf und Hände frei, einmal mehr das zu tun, was zu tun ist, jeweils an dem Ort, an den wir gestellt sind.

Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr 2023! Möge Gott Sie segnen und bewahren – und durch Sie Gutes bewirken.

Ihr Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher Diakonisches Werk in Niedersachsen

Es kommt darauf an - 24.12.2022

… Gott seinen Advent zuzutrauen. Die Zweifel liegen auf der Hand. Was ist das für ein Gott, der unverdrossen noch immer diese Welt aufsucht? Der alles dransetzt, bei uns anzukommen. Ohne Werbeagentur. Einfach ganz schlicht. Ohne Gewaltandrohung. Einfach ganz menschlich. Weihnachten bedeutet: Das Leben ist angerichtet. Darum auch unsere großen Weihnachtsessen und die, für diesen Anlass eigentlich recht üppigen Geschenke. Doch was haben wir selbst angerichtet? In was für einer ramponierten Welt sucht Gott nach uns. In einer Welt, in der sich alle fertigmachen? Da bringt Gott es fertig, in einem Kind sich uns zu zeigen? Ja, wir tun uns Unrecht, uns nur als Verlierer:innen zu sehen. Wir tun Gott Unrecht. Denn er hat uns erfunden. Wie sollte der Erfinder allen Lebens aufhören, das Leben zu suchen und wiederfinden zu wollen.

Doch weil der Mensch gern stark sein möchte und sich darum nicht so gerne finden lässt, sondern lieber selbst alles entdecken und können möchte, wird darum vielleicht Gott selbst ein Kind? Damit wir ihn finden? Gott geht auf uns ein. Der Finderlohn werden Freude und Freundlichkeit sein. Darum erfasst uns gerade zu Weihnachten der Lichterglanz und die Sehnsucht nach allem Schönem. Wir sind eben nicht die Ernter:innen unseres Lebens. Wir sind Empfangende und Mitgestaltende. In der Kosten-Nutzen-Rechnung des Lebens stehen wir auf einem anderen Blatt als unsere privaten Rechnungen es uns einreden wollen. Menschliche Bilanzen sind immer Tagesbilanzen. Sie sollen das aufweisen, was sich zeigen lässt. Doch unbemerkt verstecken wir uns schnell dahinter.

Weihnachten hingegen bringt Licht in die Bilanzen der Dunkelheit, jene Schatten- oder Nachtbilanzen, in denen das Unansehnliche sichtbar wird. Uns wird unheimlich, denn wir erahnen: Der Tod bringt uns alle auf einen Nenner, als säße er über uns zu Gericht. In dieses Dunkel hinein funkelt ein Stern. Er erhellt die Dunkelheit, macht Wege sichtbar in der Gefahr. Und plötzlich finden wir uns hautnah wieder wie eine Perle an Gottes Hals. Unverlierbar. Denn mit diesem Christuskind ruft der Liebhaber des Lebens seine Macht aus: „Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind.“ (Jesaja 8,23).         

Tilman Kingreen, Pastor in Hannover und Wunstorf

Gute Nachrichten in der Lokalzeitung - 17.12.2022

Corona, Klimakrise, Krieg – seit 2 Jahren dominieren Nachrichten rund um diese Themen die großen Nachrichtensendungen im Fernsehen. Neulich hörte ich von einer Therapeutin, die geraten hat, nur einmal am Tag die Hauptnachrichten zu konsumieren. Andernfalls können zumindest einige irgendwie depressiv oder zumindest schlecht gelaunt werden. Meine eigene Schwester erzählte mir neulich zu meinem Erschrecken, dass sie keine Nachrichten mehr guckt und hört und liest. Viele Leute macht das fertig, zumal sie den Eindruck haben, sie können nichts machen.

Vor einigen Jahren war ich bei einer Tagung vor allem von Journalisten aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die hörten zu ihrem eigenen Erschrecken, dass die Einschaltquoten sinken, genau aus diesem Grund. Immer mehr Leute wollen sich das nicht mehr antun.

Doch wie ist es im Lokaljournalismus, wie hier im Wunstorfer Stadtanzeiger? Da liest man ja sehr viel Gutes. Da liest man von Spendenübergaben für einen guten Zweck, von der Renovierung einer Kirche, von Aktionen für Kinder. Ja - es gibt auch mal was zu lesen über Streit, Vorteilsnahme, Kürzungen. Aber meist lese ich gute Nachrichten in der Lokalzeitung.

Kirchenleute tragen zu guten Nachrichten und hoffentlich auch zu guter Laune bei Lesern und Leserinnen bei. Auch wohl deshalb, weil sie im lokalen Umfeld etwas zum besseren ändern können, selber eine Aktion oder Hilfe planen und durchführen können. Es macht also oft gute Laune, Lokalzeitung zu lesen. In diesen etwas düsteren Zeiten fast schon ein therapeutischer Beitrag.

Christen liegen damit ganz auf der Linie mit Jesus. Der ist zwar Streit nicht aus dem Weg gegangen und hat das letztlich mit dem Leben bezahlt, aber vor allem hat er doch Menschen Hoffnung gemacht, von der Liebe gepredigt, Menschen integriert und Kranke geheilt. Die Adventszeit ist die Einladung, ihn in das persönliche Leben hinein, ihn bei uns wirken zu lassen. Das ist doch - und so heisst der Begriff Evangelium auf Deutsch -  eine „gute Nachricht“.

Gunnar Schulz-Achelis  Foto: Jens Schulze

Zu Hause ankommen - 10.12.2022

Ich war mal wieder viel im Auto unterwegs und hörte Radio. Für die Adventszeit typisch liefen viele der Weihnachts-Klassiker, aber auch neuere Lieder wie von Wingenfelder. Dabei fiel mir auf, dass immer und immer wieder davon die Rede ist, wie schön es ist, Weihnachten nach Hause zu kommen. Ja, das ist es: Ankommen zu Weihnachten, wenn für ein paar Tage der Alltag schweigt: Viel weniger E-Mails und keine Börse vor Acht im Fernsehen. Ruhe kehrt ein.

Bei meinem Nachsinnen über diese Weihnachtslieder und dem „zu Hause ankommen“ stellte ich mir dann zwei Fragen. Einerseits: Was machen die Menschen, die niemanden haben, bei dem sie ankommen können oder der zu ihnen kommt? Einsamkeit am Heiligen Abend ist emotional schwer zu ertragen. Wenn die Partnerin oder der Partner in diesem Jahr verstorben ist oder Streit in der Familie herrscht. Dann dürften diese Lieder schon in der Adventszeit uns in unserer nicht so perfekten Lebenssituation hart treffen.

Andererseits: Zu Hause ankommen heißt nicht zwangsweise: Bei mir zu Hause ankommen, ich kann auch in das zu Hause von jemand anderen gehen und komme dort an. Wenn Menschen gemeinsam feiern, die nicht verwandt sind, sich aber zusammengefunden haben und eine Zeit miteinander verbringen. Feiern, nicht im Sinne von Geschenken, sondern das Weihnachtsfest gemeinsam begehen und damit gemeinsam die Freude zum Ausdruck bringen.

Wir bereiten uns im Advent auf die Ankunft Jesu vor und dass Jesu in den Stall unseres Lebens kommt. Vielleicht kann dieser Advent auch dazu führen, den „Stall“ zu Hause oder in unserer Seele so zu nehmen, wie er ist und das Beste draus zu machen. Weihnachten ist nicht nur für die, die dankbar sind für eine so genannte „heile“ Familie. Weihnachten ist jedes Jahr für alle Menschen. Immerhin sprach der Engel im Lukasevangelium zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht! Seht doch: Ich bringe euch eine Freudenbotschaft. Im GANZEN Volk wird große Freude herrschen.“

Im ganzen Volk. Nehmen wir uns nicht aus, sondern versuchen, in der Zwischenzeit alles dafür vorzubereiten, um gemeinsam Weihnachten zu feiern.

Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf

Demut - 3.12.2022

"Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht." (Lk 21,28b) Das ist der Wochenspruch für die kommende Woche.

Seht auf und erhebt eure Häupter. Kinn nach oben. Geschwellte Brust und gestärkter Rücken. Seht auf und erhebt eure Häupter. Das klingt nach Stolz. Danach, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, Schultern zurück – ein Lächeln auf dem Gesicht.

Seht auf und erhebt eure Häupter.

Letzte Woche war ich auf einer Tagung zum Thema Demut. Und – so absurd das vielleicht im ersten Moment klingen mag: Dieser Wochenspruch passt ganz fantastisch zum Thema Demut.

Franziska Frank schreibt: „Demut ist nicht, weniger von sich zu denken, sondern weniger über sich.“

Das bedeutet: Demütig leben hat nichts von ‚sich klein machen‘, ‚nicht aufmucken‘ oder ‚mit der eigenen Meinung hinterm Berg halten‘.

Sondern: Demut zu empfinden bedeutet dankbar zu sein. Wenn ich mein Leben betrachte: Wenn ich dabei empfinde und sehe, wie viel mir gegeben ist, das ich nicht selbst verursacht und erarbeitet habe. Sondern was mir Geschenk ist – einfach so. Unverdient.

Und auch die andere Seite: Wenn ich die Welt betrachte – ihre Größe, Schönheit und ihren Schrecken. Wie viel auf der Welt passiert, das ich als ungerecht empfinde. Was mich erschrecken lässt – wenn ich darüber nachdenke, dass ich große Veränderungen nicht in der Hand habe. Und so manche Umstände aushalten muss – ob ich will oder nicht.

Dann empfinde ich Demut. Gegenüber dem Wunder des Lebens. Gegenüber Gott.

"Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht."

Der Grund für diese Haltung – der liegt in der Verheißung. Die Ursache für die Demut ist die Erkenntnis, Teil zu sein von etwas Größerem.

Und so steckt eben auch ein Auftrag in der Demut: Nämlich, genau das laut werden zu lassen, dem gegenüber ich mich demütig fühle. Mich einzusetzen für das Große, das über mich hinaus weist.

Also: Ich als Geschöpf Gottes auf dieser Welt. Mir ist mein Leben geschenkt. Deshalb habe ich auch den Auftrag, dieses mein Geschenk sichtbar werden zu lassen. Meine Stimme dazu zu verwenden, von Gott zu erzählen. Und so dazu beizutragen, dass Erlösung naht. Auf dieser Welt.

Franziska Oberheide, Pastorin in Corvinus

Weihnachten für Anfänger - 26.11.2022

Nachdem es sich in den Supermärkten und in Werbeprospekten schon seit Wochen ankündigt, geht es nun auch offiziell los. Wir feiern den 1. Advent. Die Weihnachtsmärkte haben seit Anfang der Woche geöffnet. Lichterglanz, Dekoration - keiner von uns kommt daran vorbei.  Vor einigen Tagen fiel mir eine Ausgabe der Zeitschrift Chrismon aus dem Flüchtlingsjahr 2016 in die Hand. Sie titelte im Dezember: „Weihnachten für Anfänger“. Fünf geflüchtete Journalisten berichteten von ihren ersten Weihnachtserfahrungen in Deutschland. Eine Herausforderung – und deswegen „Weihnachten für Anfänger“. Mir gefällt das Motto. Es taugt auch für uns Weihnachtsgewohnte. Für mich gehört in jeder Adventszeit das Herantasten und Annähern an das Fest hinzu – von der Anfängerin zur Fortgeschrittenen. Das Annähern an  den christlichen Kern von Weihnachten: Gott kommt zu uns, Gott wird Mensch. Einer von uns. Ein Kind, schutzlos, auf Hilfe angewiesen. Eigentlich eine Zumutung diese Botschaft. Damals im Stall von Bethlehem – heute auch. Eine schöne Begleitung für evangelische  Christ*innen sind die jährlich wiederkehrenden Wochensprüche. „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ (Sacharja 9,9) Ja, so jemanden können wir gebrauchen. Einen, der Gerechtigkeit in die Welt bringt, der den Kriegstreibern und Gewalttätern Einhalt gebietet, der uns durch die Krisen unserer Zeit hilft. Adventszeit heißt für mich jedes Jahr wieder, mich erinnern zu lassen, dass Gott in seine Welt gekommen ist und sich finden lassen will.   Ich hoffe, dass Sie diese Botschaft erreicht: Wir Menschen sind Gott nicht egal. Er ist auf dem Weg zu uns. Hinter allem Glitzern und Blinken, hinter allem Chaos und verstörenden Bildern lauert die Hoffnung, dass diese alte Botschaft auch in diesem Advent gilt.  Weihnachten bleibt ein herausforderndes Geschenk, aber immer zuerst ein Geschenk, auch in diesem Jahr. Und vielleicht wird der eine oder die andere von uns auch in dieser Adventszeit vom Anfänger zum Fortgeschrittenen – im Einüben in die Hoffnung, dass Gott auf unserer Seite ist. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit.

Nikola Lenke, Pastorin am Hölty-Gymnasium und in Idensen-Mesmerode

Die Kostbarkeit des Friedens - Gedanken zum Volkstrauertag -12.11.2022

Der Volkstrauertag steht bevor. In diesem Jahr rückt er mir besonders nahe. Denn Krieg und Verbrechen sind nahe gerückt. Eine Freundin postet das Foto ihres Bruders in Uniform: "Mein geliebter Bruder - er starb für die Freiheit unseres Volkes!" Mein eigener geliebter Bruder hat damals Zivildienst gemacht - er ist nicht beim Militär, und ich muss nicht um sein Leben bangen, wie es so viele andere Familien in Europa - auch bei uns - tun. Außerdem, das habe ich von Jesus gelernt, ist auch der Bruder meiner Freundin mein Bruder, jedenfalls in gewisser Weise. Unrecht, Mord, Gewaltverbrechen dürfen nicht gleichgültig werden, ob nun im Nachbarhaus, im Nachbarland oder in der Ferne.

Der Volkstrauertag steht bevor. Auf einer Tagung sagte eine Kollegin, sie findet es unangenehm, dass am Volkstrauertag in ihrer Gemeinde die Bläser nach der Nationalhymne immer das Lied "Ich hatt' einen Kameraden" anstimmen würden. Kriegsverherrlichend sei das. Ich sehe das anders. Mich erinnert der Liedtext an meinen Großvater, der seinen Enkeln schonungslos von seinen Kriegserlebnissen berichtet hat. "Wie es im Krieg war? Was glaubt ihr denn, wie es ist, wenn du mit zwei Mann auf dem Motorrad nahe der Frontlinie unterwegs bist, und mitten im Beschuss greifst du nach dem Kameraden hinter dir, und da ist nur Blut!" Mein Großvater hat das Lied "Ich hatt' einen Kameraden" nie gesungen, er ist radikaler Pazifist geworden. Aber er hat mir beigebracht, den Schrecken des Krieges genauso ernst zu nehmen wie auch die psychische Belastung, die Soldaten bereit sind, auf sich zu nehmen - "für die Freiheit ihres Volkes", wie es meine Freundin ausdrückt. Dafür bin ich dankbar.

Der Volkstrauertag steht bevor. Bundespräsident Steinmeier sagte neulich: "Demokratie ist eine anspruchsvolle Staatsform." Das hatte ich früher nie so gesehen. Eher dass Demokratie Freiheit und Selbstbestimmung ermöglicht. Doch je mehr wir unseren Lebensstandard und unsere Freiheiten als selbstverständliches Recht ansehen, das man uns nicht wegnehmen darf, umso schneller wächst die Unzufriedenheit mit der Demokratie. Darum halte ich die Frage der ARD-Themenwoche "Was hält uns zusammen?" für klug gewählt. Kümmern wir uns um Dinge, die Gemeinschaft und Solidarität stärken. Auch hier kann ich von Jesus lernen. Bewahren wir das Wissen um die Kostbarkeit von Frieden. Komm, wir zieh‘n mit...

Susanne von Stemm Bokeloh

 

Reformationstag - 30.10.2022

„Tschüss, bis Dienstag“, so sagte ich gestern zum Feierabend. „Wieso erst bis Dienstag?“ kam es zurück. „Na, Montag ist doch Feiertag.“ „Ach, das hatte ich gar nicht mehr auf dem Zettel“, soweit die Unterhaltung mit meiner Kollegin.  

„Auf dem Zettel haben“…eine sehr passende Redewendung zu diesem Feiertag, also dem Reformationstag. Obwohl es nicht wirklich erwiesen ist, dass Martin Luther einen Zettel an die Kirchentür in Wittenberg angeschlagen hat. Vielleicht hat er seinen Protest auch ganz anders kundgetan. Auf jeden Fall war er sehr wütend und „auf dem Zettel“ hatte er in der Tat viele Punkte: 95 Thesen waren es.

Er war zumindest sehr mutig, seine Kritik so offen und ausführlich anzusprechen. Er hat damit eine große Welle in Gang gesetzt, eben die Reformation der christlichen Kirche.

Auch wenn man nicht religiös ist, die Geschichte um Martin Luther ist ziemlich spannend.

Evangelische Christen feiern am Reformationstag, also am 31. Oktober, Martin Luthers Thesenanschlag. Luther war aber nicht nur eine sehr wichtige Kirchen-Figur in Deutschland. Er wirkte auch als Kultur-Erneuerer und prägte die deutsche Sprache.

Martin Luther übersetzte die Bibel in ein Deutsch, das auch einfache Menschen wie Mägde und Knechte verstanden. „Dem Volk aufs Maul schauen" nannte er das. Berühmt ist auch sein fast musikalischer Stil zum Beispiel in den Zeilen aus der Weihnachtsgeschichte: „Ihr werdet finden, das Kind in Windeln gewickelt."

Er verwandelte die Worte der Bibel in Sprachbilder: „sein Licht unter den Scheffel stellen", „der Mensch lebt nicht vom Brot allein", „Stein des Anstoßes sein", „mit Blindheit geschlagen sein".

Alles Redewendungen, die wir heute noch verstehen. Nach Hunderten von Jahren, fasziniert mich diese Lebensgeschichte durchaus, auch wenn einige seiner Denkweisen sehr kritisch zu betrachten sind. Eine bedeutende Person ist er so oder so.

Ich merke schon, ich bin etwas abgeschweift…hier sitz ich nun und konnt nicht anders…

Karin Puy – Lektorin der Kirchengemeinde Luthe

 

 

Ernte-Dank-Zeit - 8.10.2022

Goldener Oktober. Herbst ist Ernte-Dank-Zeit. Die Blätter werden gelb und rot und orange. Die letzten warmen Tage – die Sonne zeigt noch manches Mal etwas von ihrer Kraft. Der Herbst ist reich. Er schenkt uns üppige Kürbisse, Äpfel, Birnen, Mais und Getreide. Der Herbst ist die Jahreszeit der Dankbarkeit.

„Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es sprosst, lasse ich’s euch hören.“ (Jes 42,9) lautet die Losung des heutigen Tages.

„Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen.“

Ich blicke zurück auf einen Frühling, in dem Manches gewachsen und gesprossen ist. Einiges ist geworden. Hat sich ent-wickelt. Im Frühling war das Grün noch jung und zart.

Ich blicke zurück auf einen Sommer mit Sonne satt. Ich bin gereist. Habe Menschen wieder getroffen. Andere kennen gelernt. Es gab laue Sommernächte und prächtige Sternenhimmel. Manches Fest wurde gefeiert.

Der Sommer war heiß – und trocken. Er hat gebracht, was jetzt gereift ist. Aber eben auch die Dürre. Sehr kleine Maiskolben. Trockene Wälder und kleine Äpfel.

„So verkündige ich auch Neues.“

Herbst ist Zeit der Ernte aber auch – des Weniger werdens. Der Höhepunkt des Jahres ist überschritten. Und es geht auf das Weniger zu. Die Früchte des Feldes und der Bäume sind geerntet. Die Blätter fallen. Und machen Platz für das, was uns der Blick auf das Frühjahr verheißt: Neues Grünen, frische Knospen und zarte Blüten. Im Herbst wird Platz gemacht und bereitet, dass irgendwann Neues werden kann.

„Ehe denn es sprosst, lasse ich’s euch hören.“

Der Herbst ist da. Die Zeit des Innehaltens. Die Zeit der Dankbarkeit. Ich schaue zurück und sehe was war: Das Gelungene und das Nicht-so-Gelungene. Das Gute und das Schwere. Ich betrachte alles mit einem gewissen Abstand.

Und so – schaue ich nach vorn. Mit dem Vergangenen im Rücken blicke ich verheißungsvoll in die Zukunft.

Herbst ist die Zeit des Ernte-Dank.

Pastorin Franziska Oberheide, Kirchengemeinde Corvinus

Keine Alternative zur Wahrheit - 1.10.2022

Spätestens seit Donald Trump kennen wir den Begriff der „alternativen Wahrheit“. Es handelt sich um eine Interpretation oder eine steile Behauptung, die meistens keiner Überprüfung standhält.

Eine Unterstellung oder eben diese steile Behauptung führt bei der betroffenen Person zu einem enormen Aufwand: Es gilt, diese Aussagen zu entkräften, sie zu widerlegen. Die „alternative Wahrheit“ im Alltag ist eine gute Grundlage für ein schlechtes Miteinander. Damals bei Donald Trump hat die Presse die Behauptungen auf Wahrheit überprüft, aber wer tut das schon in dem kleinstädtischen, dörflichen Bereich?

Wer Opfer von Unterstellungen wurde merkt, wie schwierig die Abwehr sein kann. Ich kann zwar beweisen, was ich getan habe, aber nicht beweisen, dass ich etwas nicht getan habe. Versuchen Sie beispielsweise zu beweisen, dass Sie nicht gestohlen haben, ist es unmöglich. Deswegen gilt im Strafrecht auch, dass es bewiesen werden muss, dass etwas passiert ist und nicht der Anklagte das Gegenteil beweisen muss.

In unserem Miteinander gibt es aber Menschen, die unterstellen, die mit diesen „alternativen Wahrheiten“ arbeiten, um Andere auszugrenzen. Und das ist mehr als verwerflich. Es heißt bereits im achten Gebot (2. Mose 20): „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Also: Belüge deinen Nächsten nicht und unterstelle ihm nichts Falsches. Gerade als Christenmenschen sollte man das Gute in den Mitmenschen sehen, die auch Gottes Geschöpfe sind.

Unsere Gesellschaft wird in ihrem Zusammenhalt in der letzten Zeit genug auf die Probe gestellt, da braucht es einen guten moralischen Kompass. Die 10 Gebote der Bibel, die Mose empfangen hatte, sind bis heute ein solcher Kompass. Wir sollten aufpassen, wo wir andere Menschen schädigen in ihrem Ruf oder ihnen keinen sprichwörtlichen Bären aufbinden. Glaubwürdigkeit und Vertrauen aufbauen dauert Monate und Jahre, es zu zerstören nur ein paar Minuten.

Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf

Würfelglück und Stoßgebete - 24.9.2022

Spielenachmittag mit den Kindern im Grundschulalter. Das Spiel neigt sich langsam dem Ende entgegen, es steht aber noch nicht fest, wer gewinnen wird. Meine Tochter ist dran mit würfeln. Sie nimmt den Würfel und schüttelt ihn ausgiebig in ihren Händen. Währenddessen schickt sie ein Stoßgebet zum Himmel: „Lieber Gott, bitte, bitte mach, dass ich eine Vier würfle!“ Sie würfelt, und tatsächlich ist es eine vier.

Wir Erwachsenen belächeln so ein Gebet vielleicht. Schwirren uns doch gleich Gedanken zur Wahrscheinlichkeitsrechnung durch den Kopf oder auch, dass es lächerlich ist, für so etwas zu beten. Aber warum ist das lächerlich? Sicher, dass Würfelergebnis hängt von einigen Faktoren ab, und weniger von Gottes Eingriff ins Geschehen. Aber dennoch, ein kleines Gebet in so einer Situation macht doch viel mehr deutlich. Da ist eine Situation, die für mich schwierig oder unangenehm ist. Aber da ist jemand, der mir hilft diese Situation zu bewältigen. Gott hilft mir! Ich bete und vertraue darauf, dass es gut werden wird.

Wir können und dürfen in allen möglichen oder auch unmöglichen Situationen beten. Machen wir uns frei von den Überlegungen, darf man das? Darf ich für so etwas beten? Gott verurteilt uns nicht dafür, was oder wofür oder mit welchen Worten wir beten. Und wenn wir ein Gebet nicht laut aussprechen, können uns auch andere Menschen nicht dafür verurteilen.

Wir dürfen Gott um seinen Beistand bitten, egal welche Worte wir benutzen. Er schenkt uns die Kraft schwere Situationen durchzustehen. Und zwischendurch freut Gott sich sicherlich auch darüber, wenn wir auch mal ein Dankgebet sprechen.

Also, wann schicken Sie mal wieder ein Stoßgebet zum Himmel?

Tanja Giesecke, Diakonin in der Stiftskirchengemeinde Wunstorf

Dem Frieden dienen - 3.9.2022

Am 1. September vor 83 Jahren begann mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Und nun findet in Europa seit mehr als 6 Monaten wieder ein brutaler Angriffs- und Vernichtungskrieg statt. Dabei hatten doch nach dem zweiten Weltkrieg alle christlichen Kirchen dieser Erde gelobt: Krieg darf um Gottes Willen nicht sein. Allerdings weiß die Bibel, was Menschen einander antun können. Wir haben das in den zurückliegenden friedensbewegten Jahrzehnten nur außer Acht gelassen. In unzähligen Geschichten erzählt die Bibel immer wieder davon, wie der Egoismus Menschen zerfrisst, wie Macht korrumpiert. Doch so schonungslos in vielen Bibeltexten davon die Rede ist, so leuchtend sind aber auch die alttestamentlichen Friedensvisionen. Ewige Bilder eines Friedens, den Gott schaffen wird.

Jesus hat sein Leben und seinen Traum vom Reich Gottes als Erfüllung dieser Friedenvision verstanden. Der Frieden, von dem Jesus spricht, ist nicht von dieser Welt. Er ist Geschenk, nicht das Ergebnis von Waffengewalt. Widerstehe nicht dem Bösen, halte die andere Wange hin und bete für die, die Dich verfolgen. Diese weltberühmten Sätze machen Jesus von Nazareth zum ersten Denker, der mit der Unterbrechung der Gewalt durch Gewaltlosigkeit eine andere Logik als gewohnt aufzeigt. Die Entscheidung zur Gewaltlosigkeit kann ich aber niemanden aufzwingen, der gerade brutale Gewalt erlebt und wie in der Ukraine um sein Existenzrecht ringt. Dem Bösen nicht widerstehen, den Gewalttäter durch Gewaltlosigkeit bloßstellen und damit zum Erschrecken bringen über sich selbst, das muss jede und jeder ganz allein für sich entscheiden.

Was können wir aber tun, um unseren Traum als Christinnen und Christen vom Frieden trotz aller Ernüchterung nicht völlig aufzugeben? Nicht viel. Aber wir sollten in unserem Reden und Handeln keine Feindschaften vorantreiben. Wir sollten vielmehr entfeinden. Wir dienen dem Frieden, indem wir nie vergessen, dass auf beiden Seiten von Konflikten Menschen stehen. Auch der Gegner ist ein Geschöpf Gottes. Wir lernen in diesen Tagen, dass Frieden unter den Menschen und Völkern Entschlossenheit verlangt. Klugheit und Mühe. Der Frieden aber, der ein Geschenk Gottes ist, der kann Platz nehmen in unserem Herzen – ganz egal, wie die Welt brüllt. Er gibt unserem Reden und Handeln eine unzerstörbare Richtung. Wie heißt es doch in vielen unserer Gottesdienste? „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.“

In diesem Sinne

Ihr Michael Hagen, Superintendent

Ich bringe Leistung – also bin ich? - 27.8.2022

In Niedersachsen steht die Einschulung 2022 an. Und damit auch Gottesdienste für all diejenigen, die in die Schule kommen (und natürlich auch für deren Eltern und Großeltern).

Schule erzieht zur Leistung. Natürlich soll Wissen vermittelt, sollen musische Begabungen geweckt werden. Leistung ist wichtig. Das zeigt sich daran, dass Kinder, die in der Grundschule nicht richtig lesen, schreiben und rechnen lernen, es in ihrer weiteren Schullaufbahn schwerer haben. Und nicht selten auch im Berufsleben. Die Grundschule ist dafür da, Grundlagen zu vermitteln. Das ist nötig und wichtig. Neben allen spielerischen und kreativen Momenten kommt so das Lernen und die Leistung in den Unterricht.

Leistung ist wichtig, aber sie ist nicht alles im Leben. Was Kinder in der Schule lernen, lernen sie für sich selbst und nicht für ihre Eltern oder Großeltern. Das gilt auch für Jugendliche in den weiterführenden Schulen.

Bin ich nur soviel wert, wie ich leiste? Gegen einen solchen Gedanken legen hoffentlich viele Widerspruch ein. Der Wert des Lebens bemisst sich nicht an der Größe der Leistung.

Vom christlichen Glauben her hören wir eine andere Botschaft: Gott nimmt uns Menschen an wie wir sind. Mit all unseren Fähigkeiten, aber auch mit allen Mängeln und Schatten. Es gilt sogar noch mehr: Gott kann niemand mit Leistung beeindrucken.

Das entlastet und hilft gelassener mit Leistungsansprüchen umzugehen. Gott nimmt dich an wie du bist - das ist die Botschaft in den Gottesdiensten für Schülerinnen und Schüler. Und das nicht nur in diesem Jahr, in dem es für die Lernanfängerinnen und Lernanfänger heißt: „Du zählst“.

Wir Menschen sind Gott wichtig, da spielt es keine Rolle, wie alt oder wie gut jemand in der Schule ist oder gewesen ist.

Einen guten Schulanfang wünscht  Friedrich Kanjahn, Pastor in Mardorf und Schneeren

Gemeinsam im Sommer - 13.8.2022

Gemeinsam. Das ist: Nicht einsam. Zusammen. Vereint. Aber nicht als Einheit – sondern bestehend aus zwei (oder mehr). Gemeinsam heißt: Auf Augenhöhe mit einander sein. Sich respektieren. Und: Es heißt – man tut etwas. Mindestens IST man. Gemeinsam. Oder man unternimmt was zusammen. Wenn mit gemeinsam keine Tätigkeit verbunden wäre, dann wäre das Gemeinsam auch nicht erwähnenswert.

Gemeinsam im Sommer

Ich komme gerade aus dem Urlaub. Habe den Sommer spüren können – verbunden mit Sonne, Meer und einer leichten, etwas feuchten Brise. Die nach Salz gerochen hat. Im Sommer. Da sind die Tage länger, das Eis schmeckt einfach zauberhaft gut und es ist wunderbar, nachts draußen zu sitzen und die Sterne zu betrachten. Gegen die eventuell aufziehende Kühle reicht in den meisten Fällen eine leichte Jacke.

Gemeinsam im Sommer.

Sind wir Menschen unterwegs. Gestern machten einige eine Fahrradtour ums Steinhuder Meer. Dort habe ich von einem Ausflug nach Goslar gehört – mit dem 9€ Ticket. In der Fußgängerzone saßen sie heute auf einer Bank und waren in ein angeregtes Gespräch vertieft. Und dort – fragte eine Mutter mit zwei Töchtern an ihrer Seite eine alte Dame, ob sie doch bitte ein Foto machen könne.

Gemeinsam im Sommer

Unter diesem Slogan veranstaltet das Stift mit Corvinus zusammen in diesem Jahr eine Sommerkirche. Sechs Sonntage. Sechs Buchstaben (S O M M E R). Sechs Prediger:innen. Auf diese Weise entsteht Gemeinsamkeit. Eine Tasse Kaffee vorweg. Ein Plausch vor der Kirchentür. Und um 10:30 Uhr dann: Hinein in die Kirche. Gemeindegesang. Sommerlieder. Gebete und geteilte Gedanken.

Preist mit mir den HERRN, lasst uns gemeinsam seinen Namen bekannt machen! (Ps 34,4)

Pastorin Franziska Oberheide (Corvinus)

Vergesslich, aber nie vergessen! - 23.7.2022

Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen gehören dazu

„Warum kommt Frau Zumach eigentlich nicht mehr zum Seniorenkaffee?“ Ratlos blicken sich die Helferinnen der beliebten Gemeindeveranstaltung an. Später erkundigt sich eine von ihnen bei der Familie, ob etwas vorgefallen sei. Und erfährt von der Erkrankung der Seniorin an Altersdemenz, von der Sorge aufzufallen, sich falsch zu benehmen. Darum hat sie entschieden: „Ich geh da besser nicht mehr hin.“

Unsicherheit und die Angst, sich zu blamieren, sind die wichtigsten Faktoren, warum Menschen mit einer Demenzerkrankung sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen. Auch aus dem kirchlichen. Dabei könnte gerade bei Kirchens ein anderer Wind wehen, wo wir doch verkünden, dass jeder Mensch von Gott geschätzt wird, und diesen Glauben auch umsetzen wollen: Vor Gott müssen wir uns nicht schämen, weil er uns nicht nach den oberflächlichen Maßstäben beurteilt, die wir uns selber basteln, sondern nach unserem Herzen. Und am schönsten sagt Gott es uns bei Jesaja zu: Kann denn eine Mutter ihr eigenes Kind vergessen? Und selbst wenn sie es täte: Ich vergesse dich nicht. Siehe, ich habe dich eingezeichnet in meine Hände, deine Gestalt (ursprgl. Mauern) habe ich immer vor Augen. (Jesaja 49, 15-16a)

Also: Was tun? Ist es möglich, sensibler zu werden? Hemmungen abzulegen und mutiger auf Menschen zuzugehen, die an Demenz erkrankt sind oder ein anderes Handicap haben? Können wir einen Umgang einüben, der die Ressourcen der erkrankten Menschen berücksichtigt und Beteiligungsmöglichkeiten schafft anstelle von Hilfsangeboten? Der auch die pflegenden Angehörigen – den „größten Pflegedienst der Nation“ (VdK) – ernst nimmt?

Religion ist für alte wie junge Menschen ein Resilienzfaktor, wird gesagt, also ein Stärkungsmittel fürs innere Gleichgewicht. Das Vaterunser, ein Psalm oder ein altes Kirchenlied, das ich von klein auf kenne und einfach mitsinge: Sie können Ruhe und Geborgenheit schenken, weil sie Erinnerungen wachrufen, und das gibt Sicherheit. Gott vergisst mich nicht. Aus seiner Gemeinschaft kann ich nicht herausfallen.

Ihre Susanne v. Stemm, Pastorin in Bokeloh

Gott hilft Beten - 4.6.2022

Manche reden gern über die eigene Gesundheit, also über Krankheiten, auch im Wartezimmer des Hausarztes. So sind alle informiert, auch unfreiwillig. Aber über Tiefpunkte im Leben redet kaum jemand. Vielleicht, weil wir damit unsere Schwäche zugeben. Tiefpunkte können aus Konflikten in der Partnerschaft, in der Familie, im Zusammenhang mit der Arbeit oder in der Nachbarschaft entstehen. Eine Kündigung, eine negative Bewertungen in der Ausbildung, Liebeskummer, eine schwere Trauer oder die Folgen eines schweren Unfalls können Tiefpunkte auslösen, die zu Tiefphasen werden können.

Tiefpunkte im Leben stellen uns bloß, zeigen, wie wenig wir unser Leben wirklich im Griff haben. Aber auch, weil nicht klar ist, wie es wirklich besser weitergehen kann, sind Tiefpunkte schwer auszuhalten. Manche geraten in einer solchen Phase in tiefste Zweifel am Leben, auch an Gott. Sie fühlen sich damit allein. Dann melden sich Fragen - nicht zuletzt die Frage nach dem oder nach einem Sinn des Lebens, auch die Frage nach dem Leid: warum gerade ich? Gibt es einen Sinn für schwere Wege? Wie lange kann ich meine Belastungen tragen?

Viele Fragen, auf die es erstmal keine Antwort gibt. Und wenn, dann allmählich tastend wie  im Nebel. Fragen nach dem Leid sind uralte Fragen der Menschheit.

Beten kann eine Hilfe in Tiefpunkten sein – auch wenn sich die eigene Lage objektiv gesehen nicht ändert. Aber die eigene Lage vor Gott aussprechen, laut oder still, das kann helfen. Doch manchmal fehlen dafür die Worte.

Im Neuen Testament heißt es: „Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen.“

Das bedeutet Pfingsten, die Ausgießung des Heiligen Geistes: der Heilige Geist unterstützt uns beim Beten, er tritt für uns bei Gott ein.

Wir sollen erleben: Gott trägt uns auch in der Tiefe, auch im Abgrund, im freien Fall, in tiefsten Zweifeln an Gott selbst. Und der Geist unterstützt uns darin.

Ihr Friedrich Kanjahn, Pastor in Mardorf und Schneeren 

  

Pause machen - 28.5.2022

Himmelfahrtswochenende – für viele Menschen ist es eine Möglichkeit ein verlängertes Wochenende zu machen und vier Tage am Stück frei zu haben. Es ist eine gute Gelegenheit für einen Kurzurlaub, vielleicht um wegzufahren, vielleicht auch einfach um freie Zeit zu Hause zu genießen. Auf jeden Fall ist so ein verlängertes Wochenende eine gute Möglichkeit eine bewusste Pause im Alltag einzulegen.

Aber nicht nur diese größeren Pausen sind wichtig. Jeden Tag eine Pause zu machen ist sinnvoll, und wenn es nur 5 Minuten sind. Und dann: wirklich Pause machen! Nicht in Gedanken schon die nächsten Aufgaben durchgehen, überlegen, was noch alles bedacht werden muss. Sondern, zur Ruhe kommen, vielleicht eine Tasse Tee oder Kaffee trinken, einen kleinen Spaziergang machen, in den Garten oder auf den Balkon gehen, tief Luft holen und einfach hören. Die Sinne öffnen und wahrnehmen, was sehe, höre, fühle ich?

Mir hilft das, mich auf meine Umgebung zu konzentrieren, vielleicht eine schöne Blume zu entdecken. In diesen kleinen Pausen kann ich wieder Kraft schöpfen für all die Aufgaben, die ich jeden Tag erledigen muss.

Auch Gott weiß, dass wir Pausen brauchen. So heißt es im vierten Gebot: „Du sollst den Feiertag heiligen.“ Dieses Gebot ist gleichzeitig ein Angebot von Gott an uns. Wir sollen und dürfen uns nach der Arbeit eine Auszeit nehmen, Pause machen, uns ausruhen und erholen. Und das dürfen wir regelmäßig machen!

Und, was sind deine/Ihre kleinen Pausenzeiten, in denen du/Sie wieder Kraft schöpfst?

Tanja Giesecke, Diakonin in der Stiftskirchengemeinde Wunstorf

Feuerlöscher - 14.5.2022

Im Gottesdienst zur Konfirmation: ein Feuerlöscher steht auf der Kanzel. Was soll das bedeuten? Die Spannung steigt. Mit der Predigt kam die Erklärung: Feuerlöscher sind für bestimmte Gebäude oder Räume vorgeschrieben. Damit sie auffallen und im Notfall griffbereit sind, sind sie rot lackiert. Und sie müssen in der Regel alle zwei Jahr in ihrer Funktionsfähigkeit überprüft werden. Schließlich sollen sie im Notfall funktionieren. 

Wird die Konfirmation nicht manchmal so ähnlich verstanden? Die Konfirmandenzeit wie eine Vorbereitung auf einen Notfall, der möglichst nicht eintritt, nämlich eine schwierige Situation im Leben? Oder allgemeiner: ist es wichtig, dass es Kirche und Glaube gibt, für den Fall, wenn es eine schwere Krise im Leben gibt? Als sei der christliche Glaube wie ein Feuerlöscher. Manches scheint diese Meinung zu bestätigen: so geht das Beten einfach: „Beten kann doch jedes Kind!“ Da ist noch nicht einmal eine regelmäßige Wartung nötig wie bei Feuerlöschern,

Und doch: Glaube äußert sich im Beten. Und Beten ist doch mehr als nur Gott die eigenen Wünsche aufzulisten. Beten ist Kommunikation mit Gott, das schließt stillwerden, „innerliches Hören“ auf Gott ein. Beim Beten geht es weniger um den eigenen Glauben als vielmehr um Gott. 

Beten bedeutet, eine Übereinstimmung mit Gott anzustreben. Gott macht uns offen für sich und sein Wirken in dieser Welt, auch wir davon wenig wahrnehmen. Glaube, insbesondere das Beten schärft unsere inneren Sinne für Gott

So ist christlicher Glaube mehr als ein Feuerlöscher, mehr als nur für irgendwelche Krisen. Gott will immer wieder in unser Leben eingreifen und es in seinem Sinn verändern.

Ihr Pastor Friedrich Kanjahn

P.S. Die Feuerlöscher-Predigt war noch lange Gesprächsthema

Fülle - 21.5.2022

Fülle (Substantiv,  feminin [die])  =  große  Menge,  Zahl;  Vielfalt,  volle Intensität; volles Maß; Reichtum, der in etwas liegt

Die Blüten leuchten wie kleine Sonnen. Ohne Zahl. Soviel mal. Millionenmal. Überall  an  den  Straßenrändern  wächst  er  wieder:  Der  Raps.  Soweit  das  Auge reicht. Er strahlt. Ich halte das Auto an und steige aus. Der Raps duftet nach Frühling und Honig.  Fast zu süß und fast zu schwer ist der Geruch – ich werde beinahe erschlagen von seiner Wucht. Der Raps steht hoch. Und aus der Nähe kann ich auf einmal jede Blüte erkennen. Ganz  genau.  Lauter  goldene  kleine  Rapssonnen.  Eine  neben  und  hinter  der anderen. Bis zum Horizont. Eine ganze goldene Welt. Blütenmeer. Fülle. Ich gehe in das Rapsfeld. Die Blüten leuchten wie kleine Sonnen. Ganz nah an meinem Gesicht. Ich sehe sie genau. Jede einzelne.  Jede Blüte - eine Welt für sich. Und ohne dass ich etwas dazu getan habe - sind sie da. Erlebe ich Fülle. Einfach so.  Ein bisschen Scham empfinde ich. Gelber Reichtum liegt vor mir. Das Feld ist bestellt. Ganz ohne mein Zutun. 

Morgen ist der Sonntag Rogate. Betet. Und ich denke an Jesus, der sagt: Bittet, so wird euch gegeben.  Und ich sehe die Fülle des Rapsfeldes vor mir. Mehr als genug. Denke ich. Ich habe nicht einmal bitten müssen. Und trotzdem bin ich so beschenkt.  Die  Welt  ist  komplex.  Ein  einfacher  Zusammenhang  zwischen  Bitten  und Empfangen – der ist nicht sichtbar. Ich weiß: Manches Mal bitte ich und empfange nicht, was ich mir erhoffe.  Und hier: Da sehe ich den Überfluss. Rieche den Duft des Frühlings. Staune über die Pracht und spüre tiefe Dankbarkeit.  Bittet so wird euch gegeben. Sagt Jesus. Teilt mit Gott, was Euch bewegt. Eure Wünsche und Sehnsüchte. Eure Geheimnisse und Träume. Um des Gespräches willen. Bittet. Und Euch wird gegeben. Geantwortet. Beigestanden.  Ich schaue auf das Rapsfeld. Und ich spüre: Neben dem Bitten bleibt mir auch, nicht  selbstverständlich  zu  nehmen,  was  ich  habe.  Dankbar  zu  sein.  Und:  Zu teilen. 

Pastorin Franziska Oberheide, Corvinus Wunstorf

Mosaiken im Frühling - 7.5.2022

Mosaike zu erstellen ist eine kreative Tätigkeit.

In unserem Garten gibt es einen Brunnen aus Beton, den ich zusammen mit meinen Töchtern mit Fliesen und Spiegelscherben beklebt habe. Nun ist er eine kleine Augenweide geworden. Manchmal bricht im Frost etwas von den Scherben ab, und wenn es frühlingshaft wird, ist ein guter Zeitpunkt für Ausbesserungsarbeiten.

Letztens bin ich wieder aktiv geworden, habe zerbrochene Teller, Becher, einen Autospiegel und blaue Badfliesen zusammengetragen und festgestellt, dass der Fliesenkleber aus dem Keller noch benutzbar war, prima! Es ist eine kleinteilige Tätigkeit, die mehrere Stunden in Anspruch nahm und abends betrachtete ich stolz mein Werk. Ich dachte an meine beste Freundin, denn ich hatte eine Milchkaffeetasse - ein Geschenk von ihr -, die mir mal auf den Boden gefallen war, mit eingearbeitet. Ich dachte an meine Tochter, denn als sie ihre erste Fahrt mit dem brandneuen Führerschein machen wollte, fiel wie aus heiterem Himmel der rechte Außenspiegel ab und zerbrach. Ich hob die Stücke auf und nun ziert er den Beton. Ein orangefarbener Teller ist eingearbeitet: Ich hatte ihn zur Abdeckung von Pfannkuchen benutzt und die Katze hatte die Leckerei darunter geschnuppert und sich erfolgreich durchgesetzt … so erzählten mir die Scherben abends Geschichten und weckten Erinnerungen.

Es ist schön, dass aus Zerbrochenem etwas Neues werden kann.

In der Lebensberatung des Kirchenkreises Neustadt-Wunstorf erleben wir dies auch. Krisen erschüttern Menschen, und in der Beratung kann manche „Lebensscherbe“ beweint und besprochen werden. Wenn dies Raum findet, kann sich Neues daraus entwickeln, auch etwas Schönes. Es ist ein Prozess, der Zeit braucht, wie das Mosaiken auch. Dann kann Hoffnung wachsen und Neues entstehen.

Christine Koch-Brinkmann, Leiterin der Lebensberatung für Einzelne, Paare, Familien / Supervision des Kirchenkreises Neustadt-Wunstorf

Sind wir nicht alle ein bisschen…? - 30.4.2022

So fing die Frage in dem Werbeslogan eines Limonadenherstellers an. Es geht mir aber nicht um das Produkt, sondern um die Frage: Was sind wir schon alle? Es gibt so viele unterschiedliche Hobbies, so viele Interessen und dabei suchen viele nach einer sinnvollen Aufgabe. Wir Menschen sind sehr verschieden, „variantenreich“.  Jede/r lebt nach der eigenen Façon und das schätzen wir sehr.

Ein Trend, den wir in den letzten Jahren beobachten konnten, ist der Hang zum Pilgern. Menschen machen sich auf den Weg. Es ist keine typisch christliche Betätigung, sondern in allen Weltreligionen zu finden. Auch wenn es viele Pilgerwege gibt, gibt es nur ein Ziel: Pilger sind immer auch auf der Reise zu sich selbst. Und diese Wegstrecke ist oft der wahre Grund des Pilgerns und unterscheidet es von allen anderen Formen der Fortbewegung.

Der erste Pilger der Bibel ist Abraham im ersten Buch Mose im 12. Kapitel: „Der Herr sprach zu Abraham: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.“

Und so ziehen auch Menschen heute weg in ein neues Land (zumindest temporär) und kehren in sich. Das verändert den Blick auf manches, kann entspannter machen und wird so ein Segen auch für das Umfeld. Es gibt fürs Pilgern kein besseres Fortbewegungsmittel als das Gehen. Nur Gehen! Darum geht es.

Und so gehen wir doch alle auf den großen und kleinen Pilgerwegen in unserem Leben. Um zu uns zu finden, um Abstand zu gewinnen und vielleicht auch absolut keinen Anspruch gerecht zu werden und so den inneren Frieden zu spüren...  Sind wir nicht alle ein bisschen Pilger? Wünschen kann man das allen, die noch gut zu Fuß sind. Dabei braucht es kein Geld, keinen speziellen Weg und keine ganze Gruppe. Einfach Aufbrechen: Zum Durchatmen in dieser Frühlingszeit, durchatmen bis zum letzten Lungenbläschen, um die Großhirnrinde mit neuen Impulsen zu versorgen.

Jörg Mecke, Prädikant aus Idensen

Ostern liegt hinter uns - 23.4.2022

Ostern liegt hinter uns. „Christ ist erstanden, er ist wahrhaftig auferstanden” schallte es durch die Kirchen. Mittlerweile hat der Alltag uns wieder. Krise folgt auf Krise, manche überlagern sich zeitlich – und wir sind mittendrin. Ukraine-Krise, Klimakrise, Inflationskrise. Die Liste ließe sich fortsetzen. Manchmal zerren all diese bedrohlichen Entwicklungen an meiner Zuversicht.

Aber: Ostern liegt hinter uns! Das Fest der Auferstehung Christi strahlt aus in unseren Alltag. Nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart und Zukunft sind die wichtigen Zeitebenen. Die Osterbotschaft erreicht uns in unserem Leben, in Gelingen und Scheitern, in Beglückendem und Belastendem. Christus hat eine klare Botschaft: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“ (Joh 14, 19) Sorgen und Ängste müssen uns nicht dominieren. Unsere Zuversicht, dass Gott es gut mit uns meint, befreit Kopf und Hände, das Richtige zu tun. Jetzt zum Beispiel für die Menschen, die aus der Ukraine zu uns flüchten. Wenn nicht einmal der Tod mich aus der Verheißung Christi reißen kann, wird manche Bedrohung relativiert. Das sind Worte des Glaubens, das weiß ich wohl. Aber was spricht dagegen, es mit dem, der solche Zuversicht mit sich bringt, im Alltag zu versuchen? Es ist ganz einfach: Still werden, ihm erzählen, was freut und bedrängt. Ein biblisches Wort im Herzen bewegen. Oder sich von der App „Evermore“ an die Hand nehmen lassen. Viele Wege führen zu Christus und mit ihm ins Leben!

In österlicher Zuversicht grüßt Ihr

Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher Diakonie in Niedersachsen

Sorgt euch nicht um euer Leben - 9.4.2022

Am Abend grad erst aufgehängt, am Morgen Augenmerk geschenkt…und dann ist das Meisenpaar auch schon in den Nistkasten eingezogen. Eigentlich zum Freuen, aber, oh, der Kasten war doch am Baum noch gar nicht richtig fest. Nicht mehr zu ändern, vielleicht hilft das dichte Efeu, das den Stamm umgibt, klammernden Halt zu geben. Hoffentlich kommt bis zum Ausschlüpfen kein so gewaltiger Sturm. Alles nebensächlich in unserer von dem Ukraine-Leid geprägten und erschütterten Welt?- J/ein. Ablenkung durch die Freude an der, jetzt gerade besonders schönen, Natur ist auch wichtig. Unzählige Male schon konnte ich emsige Nistkasten-Einzüge beobachten, diesmal war es in dem neuen Kasten besonders interessant. Jetzt betrachtete ich auch den Baum mal bewusst, den dicken Eichenstamm und seine Krone, die wieder entstanden ist, nachdem sie eigentlich für immer abgesägt war. Üppig sprießen viele neue Zweige, die sich staksig zum Himmel der Sonne entgegen recken. Der  Stamm sollte eine Efeusäule werden und bleiben. Wenn ich das muntere Vogeltreiben und Gezwitscher, Gesumme und Gebrumme, da oben erlebe, weiß ich, alle freuen sich und warten schon auf das frische Blattwerk und was sonst für sie noch dazu gehört. „Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch, seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ Damit sagt Jesus (Matth.6,26) „Sorgt euch nicht um euer Leben.“ Ein Satz, der zwar beruhigt und tröstet, aber auch sehr schwierig ist, gerade z.Z. - Nicht für unseren Baum. Er, der wieder einen Ring und damit gelebte Kraft dazu bekommen hat, freut er sich? Ich vermute ja, denn er strotzt vor Energie, die ihn seine Wurzeln immer noch tiefer in den Boden treiben lässt. Die braucht er ja auch für seine vielen Untermieter,  die Tauben, Amseln, Spatzen und  Stare, die Eichhörnchen, die Nistkästen-Bewohner und viele andere Gäste an der Futtersäule, die an ihm befestigt ist. Ein Laubbaum, wie er, `ist ein Symbol für die stets aufs Neue den Tod besiegende Wiedergeburt des Lebens , und er verbindet den Bereich des Unterirdischen mit dem des Himmels und der Erde. In zahlreichen Kulturen sah man im Baum ein heiliges Wesen`. Als ich das las, entdeckte ich die wohl ungeklärte Frage, aus welchem Holz das Kreuz Christi angefertigt wurde. Vermutet werden der Eichenstamm, weil das Holz nicht verwest oder das Espenholz, weil das ständige Zittern des Espenlaubes ein triftiger Grund sein könnte. “Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht…“(97)      

Ich wünsche uns allen die Kraft und die Stärke eines Baumes, um auch andere stützen und ihnen in Not und Traurigkeit beistehen zu können.     

Ursula Wiebe, Schloß Ricklingen

Endlich Frühling! - 26.3.2022

Die sonnigen Tage haben die dunklen Tage im Januar fast vergessen lassen. Dafür waren die Temperaturen in den letzten Wochen noch zurückhaltend – das ist jetzt anders.

Die Singvögel sind wieder zu hören. Als Jugendlicher habe ich mir damals die Mühe gemacht, die einzelnen Vögel zu identifizieren. Darum habe ich morgen vor der Schule genau hingehört, welche Vögel sich bemerkbar machten. So habe ich damals den Frühling sehr bewusst erlebt. Das alles ist lange her. Nun ist keine Zeit mehr für solche Aufmerksamkeit.

Geblieben ist die Sehnsucht nach Sonne und angenehmen Temperaturen, Sehnsucht nach draußen, Spazierengehen und Sitzen - mit einer leichten Jacke. Geblieben ist die Sehnsucht nach den Farben der Blumen im Frühling. Vielleicht ist das Sehnsucht nach einem kleinen Stück heiler Welt in dieser bedrohten Welt mit Bildern vom Krieg in der Ukraine, von Flüchtlingen, dazu Umweltzerstörung, Klimawandel. 

Es tut gut, wenigstens für einen längeren Moment auf Zeichen des Frühlings zu achten und Sonne zu tanken, den inneren Speicher der Seele wieder zu füllen. Ist das egoistisch? Ich meine: nein. Wir brauchen alle innere Kraft für den Alltag zwischen Kriegsbildern aus der Ukraine, Corona und den täglichen Aufgaben.

Da kann dieser Hinweis aus der Bibel eine wichtige Hilfe sein: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen?“ (Psalm 27,1 - „Herr“ steht für Gott). Wer diese Worte vor mehr als 2.500 Jahren aufgeschrieben hat, hat sich damit zu Gott als die Kraft für das eigene Leben bekannt. Mit allem, auch mit der Schöpfung, mit dem Blick auf keimendes Leben, auf blühende Blumen und sprudelndes Wasser – und mit allem schwierigen Erleben.

Dieser Blick auf die Schöpfung, auf Gott selbst, tut uns gut und gibt Kraft für diese Zeit und kommende Zeiten.

Friedrich Kanjahn, Pastor in Mardorf und Schneeren

 

So stark kann Freundschaft sein - 19.3.2022

Diese Krise, der Krieg in der Ukraine ist so dramatisch, dass man sich wieder auf alte Freundschaften und Bündnisse besinnt. Es mag daran liegen, dass gemeinsame Feindbilder, in diesem Fall Wladimir Putin als Aggressor, eine Gruppe noch stärker zusammenschweißt.

Mit einem Mal erstarken die UN, die NATO und die EU und die gemäßigten politischen Kräfte bekommen bessere Umfrageergebnisse als die radikalen. Das ist gut und erschreckend zugleich. Als die Flüchtlinge an der Grenze von Belarus um Einlass baten (sie waren auch dem Terror entflohen), wurde der Stacheldraht gezogen. Jetzt sind Tore offen und Flüchtlinge werden sehr selbstverständlich in die EU gelassen. Es brauchte diesen schrecklichen Impuls, damit Europäer zusammenrücken und anders über das Thema „Flucht und Vertreibung“ reden. Nicht gegeneinander, sondern miteinander für eine konkrete Hilfe. Man besinnt sich auf die gemeinsamen Wurzeln und Ziele und das ist gut.

Wie ist es in unserem Mikrokosmos: dem Alltag, der Arbeit, der Familie, dem Verein, der Gemeinde? Wie oft verlieren wir uns im Klein-Klein und müssen erst einmal wieder aufgerüttelt werden, brauchen Impulse, um den Zusammenhalt wieder zum Leben zu erwecken? Manchmal führt eine schwere Krankheit eine Familie zusammen, manchmal der Wegfall eines Jobs die Kollegen und manchmal der Mitgliederschwund den Verein. Aber wieso muss es erst so weit kommen?

Freundschaft ist ein hohes Gut. Es heißt: „Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen.“ Ja, so kann man wahre Freundschaft beschreiben. In der Bibel steht von Jesus noch ein anderes Zitat, ein starker Satz für Freundschaften: „Niemand hat größere Liebe als der, der sein Leben lässt für seine Freunde“. Für den Alltag lässt sich das so übersetzen, dass Freunde füreinander einstehen, auch wenn es einmal schwierig wird.

Niemand hat größere Liebe als der sich seinen Freunden gewiss ist – auch in den größten (Lebens-)krisen. Mögen diese Krisen - groß wie klein - ein baldiges Ende finden.

Jörg Mecke, Prädikant in Idensen

Gott in meiner Küche - 12.3.2022

Ich sitze allein in der Küche.

Ich brauch das jetzt einfach mal.

Stille. Radio aus. Kinder noch am Schlafen. Ich – und meine Gedanken.

Ich gieße mir einen Becher Kaffee ein und mache eine Kerze an. Ich sitze in meiner Küche. Sperre die Welt aus. Halte kurz die Zeit an.

Ich merke: Ich muss meine Gedanken sortieren. Meiner Seele Zeit geben hinterherzukommen. Hinter all diesen Nachrichten. Die Informationen überschlagen sich. Ich fühle mich hilflos.

Ich sehe Bilder von Menschen in U-Bahn-Stationen. Weinende Kinder. Kaputte Häuser. Gestern in den Nachrichten haben wir Bombenalarm gehört. Meine Mutter stöhnte auf. „O. Nein. Das kenn ich noch von früher. Genau das.“ Es erscheint mir immer noch ein bisschen irreal… Ich sehe die Bilder. Ich höre die Nachrichten. Und frage mich doch zugleich: Passiert all das da gerade wirklich?

Einerseits will ich am liebsten gar nicht raus aus meiner Küche. Nichts sehen und hören von draußen. Und andererseits: Bin ich begierig auf jede neue Nachricht. Hoffe, mit jeder Zeitung die ich aufschlage, dass ich etwas von gelingenden Friedensgesprächen lesen möge.

Und in mir bohrt die Frage: Was kann ich tun – ich – ganz persönlich – um mich nicht so hilflos zu fühlen. So ausgeliefert.

Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes. (Ps 33,6) Das ist die Losung von heute.

Sie rückt für mich etwas zurecht: Ja – ich bin ein kleiner Mensch auf dieser weiten Erde. Sitze in meiner Küche und kann die Welt nicht ändern. Und mir wird deutlich: Alle Menschen sind endliche Geschöpfe unter diesem weiten Himmel. Und Gott ist der Herrscher über diese Welt.

Karl Barth hat mal gesagt: „Ja, die Welt ist dunkel. .... Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern es wird regiert, und zwar hier auf Erden, aber ganz von oben, vom Himmel her! Gott sitzt im Regimente! Darum fürchte ich mich nicht. ... Gott lässt uns nicht fallen, keinen einzigen von uns ... ! - Es wird regiert!“ Am nächsten Tag ist er gestorben.

Ich sitze in meiner Küche. Verstehe nicht, warum die Welt ist wie sie ist. Und lese die Losung. Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes. (Ps 33,6) Und ich bete: Gott. Lass mich ein Teil Deines guten Heeres sein. Zeig mir heute, wo mein Einsatz nötig und hilfreich ist. Amen

Franziska Oberheide, Pastorin in Corvinus

„Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not.“ - 5.3.2022

So heißt es in dem Psalm für diesen Sonntag. Er ist der erste Sonntag in der Fasten- und Passionszeit. Passion – eine unbequeme Zeit. Wir werden konfrontiert mit dem Leiden Jesu und allen leidvollen Erfahrungen unserer Zeit; werden konfrontiert mit unseren Grenzen und unserer Schuld.

Und das seit elf Tagen in einer äußerst brutalen Weise. Seit vergangenen Donnerstag gibt es wieder Krieg in Europa. Und wir im Westen müssen uns fragen, was wir unterlassen haben, um diesen zu verhindern. Die meisten von uns sind zutiefst beunruhigt über die russische Aggression gegen die Ukraine, die für viele Menschen vielfaches Leid und Tod bedeutet. Sie bringt die Nationen Europas und darüber hinaus an den Rand der Gefahr eines Weltkrieges bringt. Was „reitet‘“ den russischen Präsidenten, dass er all dies in Kauf nimmt? Das ist einfach nur noch entsetzlich!

Erschrocken und sehr verwundert bin ich aber auch darüber, was bei der historischen Einordnung dieses Krieges zutage tritt. Man spricht davon, dass nach (acht) Jahrzenten wieder ein Krieg auf europäischem Boden entbrannt sei. Hat man denn den Balkan vergessen oder gar nicht zur Kenntnis genommen? Haben die Balkan-kriege in den 90ern des letzten Jahrhunderts nicht in Europa stattgefunden? Und ist in der Ukraine nicht bereits seit Jahren Krieg? Warum neigen wir zu all den Vergesslichkeiten? Und es stimmt ja auch nicht, dass wir seit 1945 Frieden hätten. Wie viele Menschen und Familien litten weiter unter den Kriegsfolgen? Und was ist mit dem „kalten“ Krieg? Ja, es stimmt, da flogen uns hier keine Patronen um die Köpfe und fielen keine Bomben auf den Kopf – zum Glück, und dafür bin auch ich dankbar – aber war das wirklich Frieden?

Unsere Wahrnehmungen und Umgangsweisen sind also in keiner Weise objektiv. Sie sind stark auch von dem abhängig, was wir sehen wollen und wo wir lieber nicht hinsehen. Unser Erschrecken kommt darum jetzt nicht nur aus dieser durch nichts zu rechtfertigenden Aggression Russlands kommt. Wir haben es auch unseren eigenen Verdrängungen und sicher auch unseren allzu verständlichen Hoffnungen zu verdanken, soweit würde Putin es doch wohl nicht treiben. Jetzt hat er es getan und wir müssen uns fragen, wie weit es zu treiben bereit sein wird.

Jesus hat uns gezeigt, wie man auf die teuflischen Einflüsterungen und die teuflische Sinnlosigkeit der Gewalt mit den Waffen Gottes antwortet: nämlich mit Gebet und Fasten. Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not. Der Psalmbeter erinnert daran: Beten ist mehr als nichts. Zu wissen da hört jemand zu.

Die Fasten- und Passionszeit kann insofern eine stärkende Zeit sein. Wir hören, wie Gott gerade auch in schweren Zeiten bei uns ist und uns sein offenes Ohr schenkt. Um Vertrauen und Festhalten an Gott angesichts von Leid und Anfechtung geht es gerade auch in dieser Zeit. Auch in der Not verlässt Gott uns nicht.

Superintendent Michael Hagen

Warum seid ihr so furchtsam? - 26.2.2022

Der Wind hat uns mächtig durchgeschüttelt in der letzten Woche – erst Ylenia, dann Zeynep und Antonia. Die Stürme fegten über uns hinweg, entwurzelten Bäume, stoppten Züge, bescherten den Schüler*innen einen Tag zu Hause. Unvorbereitet trifft uns ein solches Wettereignis heute nicht mehr. Wir werden gewarnt, bekommen Ratschläge für richtiges Verhalten, bleiben, wenn es geht, zu Hause. Wenn das Rausgehen nötig ist, folgt der bange Blick  nach oben. Bleibt alles, wo es hingehört? Naturgewalt – gefühlt immer öfter.  Von Stürmen wird auch in der Bibel berichtet. Ein entspannt im Schiff schlafender Jesus, ein bedrohlich aufziehender Sturm, hohe Wellen. Jesu Freunde fürchten das Sinken des Schiffes und verstehen nicht, wie Jesus dabei so unbesorgt schlafen kann. Sie wecken ihn auf und das Meer und der Wind beruhigen sich. Unverständnis nun auf seiner Seite: Warum seid ihr so furchtsam? Habt ihr denn keinen Glauben? Manchmal leichter gesagt als getan. Insbesondere dann, wenn Stürme durch unser Leben fegen und alles durcheinander schütteln, wenn  das Unterste zu Oberst gekehrt wird, wenn sicher Geglaubtes verloren geht. Da erkrankt ein junger Mensch schwer, eine sicher geglaubte Beziehung geht zu Bruch, jemand, der mir lieb und teuer ist, stirbt – Stürme des Lebens. Sie gehören wohl dazu. Sind wir darauf vorbereitet? Meistens nicht. Wir hoffen, dass solche Stürme eine andere Bahn nehmen, dass sie an uns vorüberziehen. Und wenn nicht? Menschen gehen unterschiedlich mit den Stürmen um. Manche ziehen den Kopf ein, andere stellen sich dem Wind entgegen. Manch einer wird umgeworfen. Was dann? Haben es Menschen, die auch in guten Tagen mit der Zuversicht durch das Leben gehen, dass sie nicht allein, sondern mit Gott unterwegs sind,  auch in stürmischen Zeiten leichter, sich in ihrer Angst und Not an den zu wenden, der die Stürme des Lebens beruhigen kann?  Ich hoffe es. Und versuche, den Stürmen die Hoffnung auf den entgegen zu setzen, der schon den Jüngern auf dem stürmischen See die Angst genommen hat. Ihnen und mir wünsche ich, dass das Vertrauen zu dem, der den Stürmen Einhalt gebietet, immer wieder wachsen kann – in guten, aber auch in stürmischen Zeiten.

Nikola Lenke, Pastorin am Hölty-Gymnasium und in der Kirchengemeinde Idensen-Mesmerode

War da was? Erinnerungen beim Gehen - 19.2.2022

Ich fuhr durch den Harz und mir fiel etwas auf, was ich schon früher – eher unterbewusst – wahrnahm: Die Friedhöfe werden immer leerer. Große Brachflächen zeigen die schwindende Bevölkerung auf dem Land, die Zunahme von Feuerbestattungen und auch, dass es Alternativen wie den Friedwald gibt. Alte Gräber werden nach Ende der „Vertragslaufzeit“ geräumt. Das ist normal.

Aber was ist, wenn nicht? Wenn Grabsteine alt werden, erzählen sie Geschichte über den Menschen, für dessen Erinnerung der Stein dort steht, aber auch über die Zeit, in der die Bestattung vorgenommen wurde.

Früher wurde IN der Kirche (für die sehr Wohlhabenden) und UM die Kirche herum (für die „normalen“ Menschen) bestattet. Der tiefere Grund dafür war, dass die Menschen, die die Kirche besuchten, für das ewige Leben der Verstorbenen beten sollten. Und – so dachte man – je dichter man an der Kirche ist, desto dichter ist man bei Gott. Die Gräber in der Kirche haben das dann noch einmal symbolartig gesteigert.

Die Menschen wollten, dass man sich an sie erinnert und für sie betet – dafür sorgten auch aufwändige und eindringliche Grabsteine. Wenn wir diese heute sehen, die von keiner Friedhofsordnung einer beliebigen Kommune zugelassen werden, blicken wir fasziniert auf.

Ein Spaziergang über einen ehemaligen und noch in Nutzung befindlichen Friedhof kann hier Besuchenden Impulse zum Nachdenken über vergangene Generationen geben. Ob es beispielsweise der Stöckener Friedhof, der Seelhorster Friedhof oder der ehemalige Idenser Friedhof ist – alle haben alte Grabsteine mit Geschichten, die sich zu lesen lohnen.

Gerade in der bevorstehenden Passionszeit denken Menschen über Leiden und Sterben nach und vielleicht auch über das eigene Ende. Bei Matthäus in Kapitel 25 heißt es: „Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.“ Wir kennen unser Ende nicht, aber gerade deshalb ist es gut, ab und an darüber nachzudenken – auch bei einem Spaziergang über einen Friedhof: Um die kommenden Tage bewusster zu erleben oder sich von Ballast zu trennen, denn die Zeit des Lebens ist ein Geschenk.

Jörg Mecke, Prädikant aus Idensen

Übung im Glücklichsein - 12.2.2022

Balu ist der Bär aus dem Dschungelbuch, dem Buch- und Filmklassiker. Er isst am allerliebsten Ameisen. Mit seiner liebevollen Art hat er viele Herzen erobert. Seinem Pflegekind Mogli gibt er einen Tipp:

„Probier’s mal mit Gemütlichkeit. Denn mit Gemütlichkeit kommt auch das Glück zu dir!“ –

So singt Balu, während er Beeren von einem Strauch pflückt und sich dann satt und zufrieden im Fluss treiben lässt.

Probier’s mal aus, übe dich darin, es dir gemütlich zu machen! Dann kommt das kleine Glück von selbst. Du musst dem Glück nicht hinterherjagen, aber gemütlich und gelassen sein. Es kommt zu dir. Hören wir doch auf Balu, probieren wir es mal mit dem kleinen Glück. Zum Beispiel ein kleines Lied singen, einfach so, weil das Leben schön ist. Einen Stein hochzuheben und dort Ameisen zu finden. Und Freunde um sich zu haben. Das ist kleines Glück. Was Balu singt, ist nicht weit entfernt von einem Bibelvers:

„Alle Sorge werft auf Gott, denn er sorgt für euch.“

Aber wie geht das, die Sorgen abzulegen? Es braucht Übung…

Probier’s mal mit etwas weniger Ehrgeiz, lass mal fünfe gerade sein. Lass dich mal treiben wie Balu.

Probier’s mal mit mehr Offenheit. Sprich darüber, was dich nervt und bedrückt, lass es raus und schaffe so Platz für neue, wärmere Gedanken.

Probier’s mal mit einem Gebet. Bringe deine Sorgen vor Gott und lass sie da eine Weile liegen. Das macht den Kopf frei.

Und lerne von dem charmanten Bären: Mach dir dein Leben nicht so schwer. Okay, manchmal ist es schwer, keine Frage. Aber es gibt auch die leichte Seite des Lebens, es gibt Gemütlichkeit und Glück. Das will Gott auch für dich. So hat er es eingerichtet, in seiner guten Ordnung. Nicht alles ist schwer. Wirf deine Sorgen über Bord. Lege sie in Gottes Hand. Einfach so: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ Einfach mal ausprobieren!

Karin Puy, Lektorin, Kirchengemeinde Luthe

Nach einem Impuls von E. Krause-Vilmar und J. Meier aus „Fastenaktion 2022: Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand. Zutaten Themenheft“

Wir müssen reden - 5.2.2022

2022 ist noch jung – doch trotz Neuanfang tragen wir manche Altlast aus der Vergangenheit mit. Alle sehnen sich nach einem Ende der Pandemie. Viele sind in Sorge, was die Zukunft uns bringen wird.

Wie den Herausforderungen zu begegnen ist, die uns erwarten, das wiederum wird unterschiedlich beurteilt. Und gerade mit dieser Unterschiedlichkeit, von manchen gar als beginnende Spaltung der Gesellschaft benannt, müssen wir umgehen.

Von der Möglichkeit zu demonstrieren machen einige Menschen Gebrauch. Es ist ein Schatz unserer demokratischen Gesellschaft, dass es Menschen erlaubt ist, frei ihre Meinung und so auch ihre Sorgen und Nöte zu äußern.

Allerdings kann es passieren, dass sich durch Demonstration und Gegendemonstration harte Fronten bilden, die eben tatsächlich eine Spaltung der Gesellschaft provozieren.

Denkt daran, liebe Brüder und Schwestern: Seid sofort bereit, jemandem zuzuhören; aber überlegt genau, bevor ihr selbst redet. Und hütet euch vor unbeherrschtem Zorn! Denn im Zorn tun wir niemals, was Gott gefällt. (Jak 1,19f - HfA)

Es beginnt schon im Kleinen: Beim Streit mit meiner Freundin will ich gerne mit meiner Position überzeugen. Dabei fällt es mir manchmal schwer, mich auf Ihre Sichtweise einzulassen und ihr aufmerksam zuzuhören. Doch: Da mir unsere Freundschaft wichtig ist, nehme ich mich ein Stück weit zurück, höre, nehme wahr und versuche zu verstehen – um dann gemeinsam einen guten Weg für uns beide zu finden.

Im Großen gestaltet es sich noch schwieriger: Die mir fremde Person teilt nicht meine Meinung. Im Gegenteil - unsere Positionen sind ganz konträr und scheinen nicht zusammen zu passen. Dort auch da ist es, um der Frontenbildung entgegenzuwirken, wichtig, sich gegenseitig zuzuhören. So hat sich der Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt diesen klugen Rat aus dem Jakobusbrief zum Anlass genommen, ein Projekt unter dem Namen „Wir müssen reden“ ins Leben zu rufen.

Ziel dieser Aktion ist es, Menschen unterschiedlicher Meinungen miteinander ins Gespräch zu bringen. Interessierte können sich per Mail mit Namen und der Antwort auf drei Fragen anmelden. Sie werden dann von den Mitarbeitenden einer zweiten Person zugeteilt, die explizit eine andere Meinung hat. Dann können diese beiden Menschen sich miteinander verabreden. Entweder zu schriftlichem Austausch, zum Telefonieren oder auch zu einem Spaziergang. Dabei soll es nicht Ziel sein, den anderen von der eigenen Meinung zu überzeugen, sondern es geht vielmehr ums Zuhören.

Das Gespräch und der Austausch mit Menschen anderer Meinung öffnet unseren Horizont. Dies beginnt im Kleinen in meiner Familie und meinem Freundeskreis. Und mein Horizont kann noch weiter ausgeweitet werden, wenn ich mich auch mit fremden Menschen und Meinungen ehrlich, offen und ernsthaft auseinandersetzen. Es ist wichtig für unsere Gesellschaft, dass wir uns für respektvollen Dialog einsetzen und uns mit Achtung begegnen.

Franziska Oberheide, Pastorin in Corvinus

Gutes Zeugnis?! - 29.1.2022

Am Freitag war es wieder soweit: an den Schulen wurden Zeugnisse verteilt. Halbjahreszeugnisse – für die jüngeren Kinder gab es ausformulierte Sätze, wie die schulischen Leistungen von den Lehrer:innen gesehen werden, und die älteren Kinder und Jugendlichen haben Noten bekommen.

Die einen Schüler:innen sind glücklich und zufrieden, die anderen nicht. Meist wissen sie aber, dass die Noten gerechtfertigt sind. Und es gibt diejenigen, die sich ungerecht bewertet fühlen.

Aus Elternsicht sind die Zeugnisse immer wieder spannend. Hat sich mein Kind angestrengt um möglichst gute Noten zu bekommen? Oder hat es sich viel Mühe gegeben und trotzdem keine guten Bewertung bekommen? Oder kommt mein Kind mit wenig Anstrengung trotzdem mit guten Noten durch die Schulzeit? Was fordere ich von meinem Kind? Erwarte ich gute Noten, damit meinem Kind später „alle Türen offen stehen“?

Dann gibt es noch die Sicht der Lehrer:innen. Viele Noten sind mit Freude vergeben worden, manche vielleicht mit Ratlosigkeit oder Bedauern. Es ist sicherlich keine leichte Aufgabe immer wieder Maßstäbe zu finden und anzuwenden um alle Schüler:innen gerecht zu bewerten.

Und die Kinder und Jugendlichen? Sie sind alle so verschieden und haben alle ganz unterschiedliche Fähigkeiten, Besonderheiten und Voraussetzungen, dass es schwer ist all ihr Können mit einem Zeugnis darzustellen.

Und deshalb ist es gut, wenn wir uns immer wieder, aber gerade auch nach der Zeugnisausgabe, bewusst machen, dass wir und unsere Kinder und Schüler:innen wundervoll sind. „Ich danke dir [Gott] und staune, dass ich so wunderbar geschaffen bin. Ich weiß, wie wundervoll deine Werke sind.“ So steht es in Psalm 139, 14 in der Übersetzung der BasisBibel. Egal wie unsere Leistungen sind, unser Wert hängt nicht an unserer Leistung und lässt sich auch nicht mit Noten ausdrücken. Für Gott sind wir alle außergewöhnlich, unvergleichlich und unverwechselbar (egal ob mit oder ohne Zeugnis)!

Tanja Giesecke, Diakonin, Stiftskirchengemeinde Wunstorf

Zeit - 22.1.2022

Über dem Türbogen von alten Häusern stehen manchmal noch zwei Buchstaben: A.D. und dann folgt eine Jahreszahl. A.D., die Abkürzung für: „Anno Domini“ und bedeutet „Im Jahr des Herrn“. Die genannte Jahreszahl gibt das Jahr an, in dem das Haus erbaut wurde. Früher wurde auch in Briefen das Datum gerne mit A.D. versehen. So wird eine Verbindung zwischen Gott und der Zeit hergestellt. Unsere Vorfahren haben damit zum Ausdruck gebracht: Jedes Jahr kommt von Gott. Im 31. Psalm steht u.a.; Meine Zeit steht in deinen Händen“  Alle Zeit meines Lebens, jeder Stunde, jede Minute, jede Sekunde, die ich erlebe, kommt von Gott. Er vertraut sie mir an. Meine Leben ist von Gott geschenkte Zeit, anvertraute Zeit. Gott traut mir zu, dass ich die Zeit meines Lebens als kostbares Geschenk annehme und gestalte.

Ein jegliches hat seine Zeit…, nachzulesen im Buch Prediger im 3. Kapitel.

Der Text im Buch Prediger  motiviert zu Gelassenheit.  Die Worte führen aus, dass es im Leben unterschiedliche Zeitphasen gibt, die alle ihre Berechtigung haben. Wichtig dabei ist es, die zur Verfügung stehende Zeit bewusst als von Gott anvertraute Zeit zu sehen. Diese von Gott anvertraute Zeit sollen und dürfen wir bewusst gestalten.

Wir machen uns oft Gedanken darüber, wie wir mit der der uns persönlich geschenkten Zeit umgehen. Einen nicht unbeträchtlichen Teil unserer Lebenszeit verbringen wir mit unserer Arbeit. Das ist  gut und wichtig.. Aber es ist auch wichtig, nicht nur für die Arbeit zu leben. Es ist wichtig, sich neben der Zeit für Arbeit auch Zeit für nahestehende Menschen zu nehmen. Es ist ein kostbares Gut mit Menschen, die uns etwas bedeuten Zeit zu teilen. Erlebnisse zu teilen, Leben zu teilen. Daneben ist es auch wichtig, dass wir uns auch Zeit für uns selbst nehmen. Zeit, die uns ganz alleine gehört.

Die Lebenszeit als von Gott geschenkte Zeit. Ja, wir sollten uns auch immer wieder ganz bewusst Zeit für Gott nehmen; einmal am Tag einen Bibelvers lesen, ein Gebet sprechen, ein Gebet indem wir Gott anvertrauen worüber wir uns freuen aber auch worüber wir uns Sorgen. machen und was uns Angst bereitet.

Zeit für Gott, für andere Menschen und für sich selbst nehmen. Zeit, die von Gott geschenkt ist.

Marlene Richter, Prädikantin Stiftskirchengemeinde Wunstorf

Bitte wenden - 15.1.2022

Sicher kennen Sie das auch. Man fährt zu einem altbekannten Ziel, schon hundert Mal ist man die Strecke gefahren und plötzlich das. Eine Baustelle und es geht auf den gewohnten Pfaden nicht mehr weiter. Was tun? Oder man hat ein neues Ziel mit bislang unbekanntem Weg. Wie kommt man dahin? Das Navigationsgerät einschalten und schon fährt man wieder sicher ohne Umwege ans Ziel. Wie praktisch.

Als meine Kinder klein waren, hatten wir häufiger unbekannte Ziele; da ging es zu unbekannten Fußballplätzen, wir mussten in neue Städte zu Sporthallen oder auch die Fahrt ins Kino. Alles wurde begleitet mit einer Karte und regen Diskussionen, wir müssen rechts.. nein links.. Aber da war doch gerade.. Wenn man sich genügend Zeit genommen hatte, war das auch nicht so schlimm. Und nebenbei hat man oft noch schöne Ecken in der jeweiligen Stadt entdeckt, man ist auf Umwegen zum Ziel gekommen.

Wenn es so ein Navigationsgerät für das Leben gäbe, wäre das gut oder schlecht? Zum Erreichen von Zielen sicher sehr positiv, nichts lenkt einen ab, man kann geradlinig durch das Leben ziehen. Aber ist das LEBEN? Leben heißt Veränderung, Leben heißt Unvorhersehbares zuzulassen, Leben heißt Neues entdecken. Vielleicht ist es ja gar nicht das Navigationsgerät fürs Leben, dass das Ganze so einschränkt, sondern die Eingabe des Zieles?

Tatsächlich gibt es so ein „Navigationsgerät“ fürs Leben, es spricht, wenn man leise wird und genau zuhört. Es spricht manchmal nicht mit Worten, sondern mit Tönen, Bildern oder Zeichen. Es ist geduldig, wie das Navigationsgerät im Auto, aber es ist tausend Mal besser. Denn es hilft auf dem Weg zu bleiben, auch wenn das Ziel noch gar nicht klar ist. Und manchmal führt es über Umwege wieder auf den rechten Pfad. Manchmal, ja manchmal ruft es auf der Schussfahrt des Lebens sehr laut „Bitte wenden!“. Was das Ziel ist? Es ist das Lebensziel, dass man in das „Navigationsgerät“ Gott eingeben kann. Und was ist mit Ihrem Lebensziel?

Kirsten Gutleben, Lektorin in Idensen

Gelassener Respekt - 8.1.2022

Aufregungen überall: „Wie kann der das sagen?“, „Hast Du die wieder gesehen?“, „Sind die bekloppt!“. Der Blutdruck wird durch manche Nachrichtenformate noch gesteigert, so dass die Dauerempörung gefühlt immer wieder an der Tagesordnung ist. Wie viel Gelassenheit gibt es in unserer Gesellschaft der immer nach Perfektion strebenden Deutschen noch? Ich weiß nicht, ob es mit der Pandemie zu tun hat, aber gefühlt wird es immer schlimmer. Aus einer Mücke wird ein Elefant gemacht und Menschen werden attackiert. Besonders gern genommen ist das berühmte Halbwissen (leider oft nur als Achtelwissen), dass zur absoluten Empörung führt, bevor man das Informationsdefizit auffüllt. „Ich finde es nicht haltbar, dass…“, „Ich behalte mir vor…“, „Ich akzeptiere nicht, dass…“ – all das sind gute Sätze von engagierten Bürgern, um sich einzubringen. Aber es sind bei unvollständigem Sachstand auch Sätze, die die Gegenüber niederringen. Kritik vor Defizitbeseitigung.

Wir haben in unseren Zeiten nicht nur die Möglichkeit, Nachrichten zu hören und durch das Internet zu surfen, sondern auch zu reden. So wie früher: Klingeln und reden – am Telefon oder von Angesicht zu Angesicht. Und diese Möglichkeit wurde uns durch keine Corona-Verordnung genommen: Reden, sich austauschen und Sachverhalte von vielen Seiten betrachten. Ausgewogene Meinungsbildung. Ein Ex-Chef von mir hat einmal gesagt: „Nicht jeder Unsinn ist eine Verschwörung“. Das stimmt und so bleibt man in manchen Situationen ruhiger, wenn jemand unachtsam etwas sagt. Das gilt auf der großen wie auf der kleinen Bühne dieser Welt. Erst, wenn es immer wieder passiert, kann man sich aufregen. Und bevor wir zur Attacke ausholen, hilft ein Blick in dieses Buch der Weisheit: Die Bibel. Im Markus-Evangelium heißt es im vierten Kapitel: „Seht zu, was ihr hört! Mit welchem Maß ihr messt, wird man euch zumessen, und man wird euch noch dazugeben.“ Insofern hilft die notwendige Gelassenheit, die letztendlich zu dem angemessenen Respekt vor meiner und meinem Nächsten führt. Ich wünsche uns ein friedliches Miteinander im Jahr 2022.

Jörg Mecke, Idensen

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Gelassener Respekt - 8.1.2022

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