Sicher kennen Sie das auch. Man fährt zu einem altbekannten Ziel, schon hundert Mal ist man die Strecke gefahren und plötzlich das. Eine Baustelle und es geht auf den gewohnten Pfaden nicht mehr weiter. Was tun? Oder man hat ein neues Ziel mit bislang unbekanntem Weg. Wie kommt man dahin? Das Navigationsgerät einschalten und schon fährt man wieder sicher ohne Umwege ans Ziel. Wie praktisch.
Als meine Kinder klein waren, hatten wir häufiger unbekannte Ziele; da ging es zu unbekannten Fußballplätzen, wir mussten in neue Städte zu Sporthallen oder auch die Fahrt ins Kino. Alles wurde begleitet mit einer Karte und regen Diskussionen, wir müssen rechts.. nein links.. Aber da war doch gerade.. Wenn man sich genügend Zeit genommen hatte, war das auch nicht so schlimm. Und nebenbei hat man oft noch schöne Ecken in der jeweiligen Stadt entdeckt, man ist auf Umwegen zum Ziel gekommen.
Wenn es so ein Navigationsgerät für das Leben gäbe, wäre das gut oder schlecht? Zum Erreichen von Zielen sicher sehr positiv, nichts lenkt einen ab, man kann geradlinig durch das Leben ziehen. Aber ist das LEBEN? Leben heißt Veränderung, Leben heißt Unvorhersehbares zuzulassen, Leben heißt Neues entdecken. Vielleicht ist es ja gar nicht das Navigationsgerät fürs Leben, dass das Ganze so einschränkt, sondern die Eingabe des Zieles?
Tatsächlich gibt es so ein „Navigationsgerät“ fürs Leben, es spricht, wenn man leise wird und genau zuhört. Es spricht manchmal nicht mit Worten, sondern mit Tönen, Bildern oder Zeichen. Es ist geduldig, wie das Navigationsgerät im Auto, aber es ist tausend Mal besser. Denn es hilft auf dem Weg zu bleiben, auch wenn das Ziel noch gar nicht klar ist. Und manchmal führt es über Umwege wieder auf den rechten Pfad. Manchmal, ja manchmal ruft es auf der Schussfahrt des Lebens sehr laut „Bitte wenden!“. Was das Ziel ist? Es ist das Lebensziel, dass man in das „Navigationsgerät“ Gott eingeben kann. Und was ist mit Ihrem Lebensziel?
Kirsten Gutleben, Lektorin in Idensen