Diese Krise, der Krieg in der Ukraine ist so dramatisch, dass man sich wieder auf alte Freundschaften und Bündnisse besinnt. Es mag daran liegen, dass gemeinsame Feindbilder, in diesem Fall Wladimir Putin als Aggressor, eine Gruppe noch stärker zusammenschweißt.
Mit einem Mal erstarken die UN, die NATO und die EU und die gemäßigten politischen Kräfte bekommen bessere Umfrageergebnisse als die radikalen. Das ist gut und erschreckend zugleich. Als die Flüchtlinge an der Grenze von Belarus um Einlass baten (sie waren auch dem Terror entflohen), wurde der Stacheldraht gezogen. Jetzt sind Tore offen und Flüchtlinge werden sehr selbstverständlich in die EU gelassen. Es brauchte diesen schrecklichen Impuls, damit Europäer zusammenrücken und anders über das Thema „Flucht und Vertreibung“ reden. Nicht gegeneinander, sondern miteinander für eine konkrete Hilfe. Man besinnt sich auf die gemeinsamen Wurzeln und Ziele und das ist gut.
Wie ist es in unserem Mikrokosmos: dem Alltag, der Arbeit, der Familie, dem Verein, der Gemeinde? Wie oft verlieren wir uns im Klein-Klein und müssen erst einmal wieder aufgerüttelt werden, brauchen Impulse, um den Zusammenhalt wieder zum Leben zu erwecken? Manchmal führt eine schwere Krankheit eine Familie zusammen, manchmal der Wegfall eines Jobs die Kollegen und manchmal der Mitgliederschwund den Verein. Aber wieso muss es erst so weit kommen?
Freundschaft ist ein hohes Gut. Es heißt: „Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen.“ Ja, so kann man wahre Freundschaft beschreiben. In der Bibel steht von Jesus noch ein anderes Zitat, ein starker Satz für Freundschaften: „Niemand hat größere Liebe als der, der sein Leben lässt für seine Freunde“. Für den Alltag lässt sich das so übersetzen, dass Freunde füreinander einstehen, auch wenn es einmal schwierig wird.
Niemand hat größere Liebe als der sich seinen Freunden gewiss ist – auch in den größten (Lebens-)krisen. Mögen diese Krisen - groß wie klein - ein baldiges Ende finden.
Jörg Mecke, Prädikant in Idensen