Manche reden gern über die eigene Gesundheit, also über Krankheiten, auch im Wartezimmer des Hausarztes. So sind alle informiert, auch unfreiwillig. Aber über Tiefpunkte im Leben redet kaum jemand. Vielleicht, weil wir damit unsere Schwäche zugeben. Tiefpunkte können aus Konflikten in der Partnerschaft, in der Familie, im Zusammenhang mit der Arbeit oder in der Nachbarschaft entstehen. Eine Kündigung, eine negative Bewertungen in der Ausbildung, Liebeskummer, eine schwere Trauer oder die Folgen eines schweren Unfalls können Tiefpunkte auslösen, die zu Tiefphasen werden können.
Tiefpunkte im Leben stellen uns bloß, zeigen, wie wenig wir unser Leben wirklich im Griff haben. Aber auch, weil nicht klar ist, wie es wirklich besser weitergehen kann, sind Tiefpunkte schwer auszuhalten. Manche geraten in einer solchen Phase in tiefste Zweifel am Leben, auch an Gott. Sie fühlen sich damit allein. Dann melden sich Fragen - nicht zuletzt die Frage nach dem oder nach einem Sinn des Lebens, auch die Frage nach dem Leid: warum gerade ich? Gibt es einen Sinn für schwere Wege? Wie lange kann ich meine Belastungen tragen?
Viele Fragen, auf die es erstmal keine Antwort gibt. Und wenn, dann allmählich tastend wie im Nebel. Fragen nach dem Leid sind uralte Fragen der Menschheit.
Beten kann eine Hilfe in Tiefpunkten sein – auch wenn sich die eigene Lage objektiv gesehen nicht ändert. Aber die eigene Lage vor Gott aussprechen, laut oder still, das kann helfen. Doch manchmal fehlen dafür die Worte.
Im Neuen Testament heißt es: „Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen.“
Das bedeutet Pfingsten, die Ausgießung des Heiligen Geistes: der Heilige Geist unterstützt uns beim Beten, er tritt für uns bei Gott ein.
Wir sollen erleben: Gott trägt uns auch in der Tiefe, auch im Abgrund, im freien Fall, in tiefsten Zweifeln an Gott selbst. Und der Geist unterstützt uns darin.
Ihr Friedrich Kanjahn, Pastor in Mardorf und Schneeren