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Alles mit Liebe tun - 30.12.2023


Predigen, Musik machen, basteln, schreiben – eher Gedichte und kleinere Geschichten - fotografieren, handarbeiten, dekorieren. Das eine kann ich vielleicht nicht so gut, wie das andere. Trotzdem mache und gestalte ich gern etwas selbst. Den Menschen Gott näher bringen. Mit den Händen etwas er- und verarbeiten. Ich bin mit Liebe dabei. Ich denke, fast nirgendwo sonst habe ich so viel Geduld als wenn ich etwas „(er-)schaffe“. Stundenlang kann ich mich dem was ich dann mache voll hingeben. Vieles davon mache ich gern für andere. Nichts ist schöner als geben. Ich freue mich regelrecht, wenn ich etwas Selbstgestaltetes verschenken kann und Gott den Menschen näher bringen darf. 

Paulus hat dafür einen Satz, der doch ziemlich herausfordernd klingt: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1. Kor. 16, 14). Die Jahreslosung 2024 – nicht so einfach. Ich bewundere meine Menschen, die eine unendliche Geduld mit mir haben. 

Ich bewundere Menschen, die Konflikte, wo auch immer sie entstehen, schlichten. Paulus war auch so einer. Er hat sich leidenschaftlich für das eingesetzt, was ihm wichtig und wovon er überzeugt war. Die Menschen in Korinth waren gar nicht so leicht im Nehmen. Und doch hat Paulus die richtigen Worte gefunden. Ich liebe seine Briefe an die Korinther, denn ich spüre mit welch einer Hingabe er den Menschen wohlgesonnen war. Die Liebe, die er durch Jesus spürte, die hat er weitergegeben. Davon hat er erzählt. Nichts ist so wichtig, sagt Paulus, wie die Liebe. Es reicht nicht nur zu glauben und zu hoffen. Ohne Liebe geht das alles nicht. Wenn ich ohne Liebe zu Gott den Menschen von ihm erzähle, dann kann ich das nicht mit Hingabe tun. Wenn ich für einen anderen Hoffe, dann muss ich Liebe für ihn spüren. So geht das, sagt Paulus. Gott hat es uns vor über zweitausend Jahren gezeigt wie das geht. Er wurde ganz klein und hat sich uns ausgeliefert. Ohne seine Liebe zu uns konnte er nicht Mensch werden. Darum: „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“.

Susanne Bannnert, Prädikantin aus Corvinus

Überambitioniert - 23.12.2023


Weihnachten steht vor der Tür. Die Einkäufe sind im Kühlschrank, der Tannenbaum wahrscheinlich schon aufstellt. Irgendwie müssen die nächsten Tage ja schön werden. Irgendwie soll es auch dieses Jahr wieder besonders schön werden, wenn die Eltern oder die Kinder die Weihnachtsgeschenke bekommen. Natürlich passiert alles im Rahmen des individuell Möglichen, was der Geldbeutel und der Gesundheitszustand zulassen. Dennoch legen sich viele Menschen enorm ins Zeug und eifern auf dieses Fest hin. Fast schon verkrampft soll eine Gemeinschaft erzeugt werden, die es nicht immer gibt – niemand kann sich die Verwandtschaft aussuchen. 

Und so wird es auch an den kommenden Feiertagen auch mal Streit geben. Oder das Essen brennt an. Oder die Lichterkette fällt aus. Irgendetwas passiert, nicht weil wir es wollen, sondern weil es so ist. Und das stört enorm unsere Ambitionen zum Fest der Liebe und Familie.

Erinnern wie uns an damals: An Maria und Josef und die Krippe. Im Stall. Nichts war überambitioniert, alles war improvisiert und dennoch funktionierte die Geburt Jesu. Ganz ohne Entbindungsstation und Babybett: Da kommt jemand zur Welt, der Vieles ändern wird: Unsere moralischen Vorstellungen bis heute bis hin zum Sieg über den Tod. Dieses Kind, dessen Geburtstag wir an den nächsten Tagen feiern, hat ganz neue Perspektiven eröffnet. Und das beginnend in einfachsten Verhältnissen. 

Vielleicht geht Ihnen das durch den Kopf, das nicht das perfekte Essen Weihnachten ausmacht, sondern mehr eine intensive Umarmung, nicht die immergleichen Rituale, sondern das unvorhergesehen Außergewöhnliche: Rufen Sie einen Menschen zu Weihnachten an, mit dem Sie mindestens 2 Jahre nicht mehr gesprochen haben. Oder klingeln Sie bei den Nachbarn und bringen ein paar Kekse: Nichts ist vorbereitet und kann doch so schön sein. Nichts braucht überambitioniert zu sein, wenn wir uns an Jesu Geburt erinnern, nur herzlich. So herzlich wie Jesus mit seinen Mitmenschen auch umgegangen ist.

Jörg Mecke, Prädikant aus Idensen

Das Gefühl der Adventszeit - 16.12.2023


Nun hat tatsächlich schon das dritte Adventswochenende angefangen. Wir sind also mittendrin in der Adventszeit. Wobei – mittendrin? In diesem Jahr ist der dritte Advent für viele Menschen gefühlt gleichzeitig auch der letzte „echte“ Adventssonntag vor Weihnachten. Denn der vierte Adventssonntag ist gleichzeitig auch Heilig Abend. Und schon kommt bei so einigen das Gefühl auf, dass die Adventszeit schon fast vorbei ist. Dabei haben wir noch eine ganze Woche Advent und dann beginnt die Weihnachtszeit.

Aber es ist doch noch so viel zu tun! Es muss noch geputzt und vorbereitet werden, Einkaufslisten geschrieben und abgearbeitet werden, Essen geplant, vorbereitet und gekocht werden. Kekse sind auch noch nicht gebacken worden. Habe ich auch alles eingekauft? Und für all das habe ich nur noch eine Woche Zeit?! Da ist es kein Wunder, dass viele gestresst sind. 

Aber ist Stress wirklich das Gefühl, mit dem wir die Adventszeit verbinden wollen? Sicherlich nicht. Freude und Vorfreude, Geborgenheit, Zufriedenheit und Hoffnung sind viel mehr die Gefühle, die viele Menschen gerne mit der Adventszeit verbinden möchten.

Und gerade hoffnungsvoll dürfen wir alle sein, unabhängig von unserer momentanen Situation. Gott hat es uns versprochen. Er schenkt uns seinen Sohn, Jesus Christus. Auf seine Ankunft dürfen wir hoffen und vertrauen. Jesus ist zu den ärmsten der Armen gekommen, er erwartet und braucht keine auf Hochglanz polierten Wohnungen oder aufwendige Festtagsmenüs.

Welches Gefühl soll deine und Ihre nächsten Adventstage bestimmen? Vielleicht ist gerade jetzt ein guter Moment die Aufgabenlisten zu überprüfen und Aufgaben zu streichen? Damit mehr Raum für Hoffnung und Vorfreude ist?!

Tanja Giesecke, Diakonin in der Stiftskirchengemeinde Wunstorf

Heute ist Lob dran - 9.12.2023


Adventskalender scheinen nie aus der Mode zu kommen. Im Gegenteil. Während es früher Adventskalender nur mit Schokolade gab, gibt es sie heute sogar mit Petzi Büchern für jeden Tag, Schmuck, Socken, Schminke, Parfüm, Cremes… Für jeden ist etwas Passendes dabei. Auch die Basis Bibel macht mit. 24mal Advent und Weihnachten. Neben biblischen Texten darf ich mir so meine Gedanken machen und sie dort schriftlich festhalten.

Heute ist Lob dran. Zacharias lobt Gott im Lukasevangelium: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er ist seinem Volk zu Hilfe gekommen und hat es erlöst.“ Wenn ich diesen Spruch heute lese, wo der Krieg in Israel tobt, kommt es mir fast wie glatter Hohn vor. 

Dabei war Zacharias so voller Lob, weil er in seinem hohen Alter noch einen Sohn, Johannes (den Täufer) bekommen hat. Gott hat wahr gemacht, was er ihm und Elisabeth prophezeit hat. 

Wenn ich mich ganz auf diese Zeit einlasse, egal wie turbulent und stressig mein Alltag auch sein mag, dann bin ich auch voller Lob. Dann ist auch bei mir heute Lob dran. Ich darf im Frieden leben. Ich brauche mich nicht sorgen, wo ich morgen schlafen, wohnen oder arbeiten werde. Wenn ich nach Hause komme, dann ist da jemand, der auf mich mit Freude wartet. Mein Zuhause ist warm. Ja, heute ist nicht nur bei Zacharias (Lk, 1, 67-80) Lob dran, auch bei mir. 

Dreihundert Tage war Zacharias still, so viele Tage hatte er Zeit gehabt, sich auf seinen Sohn zu freuen und einzulassen. Und wir? Mit Blick auf den der kommen soll. Mit Blick auf den, der uns verheißen ist. Wir haben keine 300 Tage mehr Zeit. Wir haben nur sechszehn Tage ab heute Zeit. Sechszehn Tage in denen mein Adventskalender mich zur Geburt Jesu begleitet. Ich lerne, mich so auf Christus Kommen einzulassen und ich freue mich darauf. Gott kommt zu uns. In diese turbulente Welt. In eine turbulente Zeit. Da muss ich Gott loben: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels. Denn er ist seinem Volk zu Hilfe gekommen und hat es erlöst“!

Susanne Bannert, Prädikantin im Kirchenkreis

Weihnachtlicher Mut für die richtige Entscheidung - 2.12.2023


Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist eine tägliche Entscheidung: Will ich zu denen gehören, die die Welt immer unfriedlicher machen, die innere Aggressionen nach außen ausleben? Beispiele dafür finden sich im Alltag, wenn vom ruppigeren Fahrstil auf der Straße erzählt wird oder von der unfreundlichen Mutter im Kindergarten, von der Attacke eines ungeduldigen Mitbürgers gegen die Feuerwehr am Einsatzort oder von der zunehmenden Gewalt bis hin zum Krieg. Gehöre ich zu denen, die bei den – nennen wir es mal – negativen Entwicklungen in unserer Gesellschaft mitmachen oder zu denen, die es Weihnachten werden lassen, sich also bewusst für ein friedliches Miteinander einsetzen, immer wieder und nicht nur im Dezember? 

Vielleicht ist unsere Gesellschaft noch nicht gespalten in diese und jene. Aber wir sind aufgerufen, uns zu entscheiden, in welchem Dunstkreis wir leben wollen: An manchen Orten wir es respektloser, doch es gibt Menschen, die zünden Kerzen an und singen miteinander. Es wird egoistischer, manche Konflikte werden mit Gewalt gelöst, aber es geht auch anders, wenn man einander die Geschichte erzählt, die den Frieden bringt, in welchem alle Menschen leben sollen und werden. 

Klingt das kitschig? Simpel? Ist es aber nicht, sondern eine mutige Haltung gegen Trends der Zeit, die nicht dem Frieden dienlich sind.

In diesem Jahr empfinde ich es als besonders drängend, dass es für unsere Welt im Ganzen und für das alltägliche Leben in unseren Dörfern und in Wunstorf Weihnachten wird. Mehr denn je brauchen wir die Erinnerung daran, wie das Leben sein soll und von Gott für uns gedacht ist. Wir brauchen wieder den weihnachtlichen Mut für die richtige Entscheidung. Glück, Freude und Frieden – das beginnt ja im Kleinen, bei jeder und jedem von uns.

Darum lade ich ein, sich im Dezember Zeit zu nehmen für die richtige Entscheidung und damit für eine wundervolle Advents- und Weihnachtszeit: beim Lebendigen Adventskalender oder einem adventlichen Konzert, beim Dienst in einer sozialen Einrichtung oder im Krankenhaus, beim gemeinsamen Bestaunen der Lichterfahrt der Trecker durch die Ortschaften. Doch auch beim mutigen Eintreten für Frieden und Respekt und gegen Gewalt und Unrecht.

Ihre Susanne v. Stemm, Pastorin in Bokeloh

Heiles Leben - 25.11.2023


Liebe Lesende,

Manchmal ist es wie verhext: aller Orten Nachrichten von Krebserkrankungen, Parkinson, Demenz – Menschen, die man kennt, sind betroffen. Vielleicht gar nicht älter, manchmal viel zu jung für so eine Katastrophe. Das Leben aus den Fugen geraten, alles anders, nichts mehr so, wie es vorher war. Therapie, oft Hoffnung und dann doch: verloren, gegen den Krebs, gegen das schnelle Vergessen, gegen die zunehmende Bewegungseinschränkung. Am Ende das, was wir ja eigentlich alle wissen: der Tod. Das Ende aller Pläne, aller Gemeinsamkeiten, aller Zukunftsplanung. Viele gedenken an diesem Sonntag der Verstorbenen – ein Gang zum Grab, vielleicht das Anzünden einer Kerze. Wir erinnern uns an Menschen, die zu uns gehörten, die wir schmerzlich vermissen. Generationen vor uns waren fest eingebunden in den Glauben an den auferstandenen Christus und die große Hoffnung, dass die, die uns im Tod voraus gegangen sind, bei Gott angekommen und gut aufgehoben sind. Diese Zuversicht schwindet. Anderes wird wichtiger: Dass man sich erinnert an den Verstorbenen, damit er nicht ganz entgleitet. Das ist wichtig und hilft, den Verlust zu verarbeiten. Aber mir reicht das nicht.  Ich brauche diese große Hoffnung: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel du die erste Erde ist vergangen. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wir nicht mehr sein.“ (Offenbarung 21) Was für eine große Vision. Stellen Sie sich das vor: Heiles Leben, das nicht mehr bedroht wird von Krankheit und Tod. Keine Tränen mehr, kein Leid, kein Schmerz – also auch kein Krieg, keine Vertreibung, keine Unterdrückung. Eine Zumutung – Wirklichkeit und Verheißung liegen weit auseinander. Ein Sehnsuchtsort, nur ein Traum, zu schön, um wahr zu sein? Ich brauche solche Hoffnungs – und Sehnsuchtsorte, für mein Leben, für meinen Glauben. Manchmal ist diese Hoffnung brüchig, aber oft trägt sie auch. Und dann habe ich so eine Ahnung davon - von diesem neuen Himmel und der neuen Erde, von der Zukunft, die Gott über den Tod hinaus für seine Menschen bereithält. Ich wünsche Ihnen viele solcher Hoffnungsmomente!

Nikola Lenke, Pastorin am Hölty-Gymnasium und in der Kirchengemeinde Idensen-Mesmerode

Sind wir vorbereitet? - 18.11.2023


Morgen ist Volkstrauertag. Wie viele Menschen fragten in den vergangenen Jahren danach, ob ein solcher Tag so lange nach Ende des zweiten Weltkrieges noch sinnvoll sei. So kommt zur Sinnsuche über den Toten, den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft die Suche nach dem Sinn ihres Gedenkens. Ein, wie ich schmerzlich empfinde, Drang dem Zeitgeist Raum zu schaffen oder vielleicht doch die alte Last unseres Gewissens abzuschütteln. Und es wird uns leicht gemacht. Die einen mögen sich gerne hinter die so sehr in Mode gekommene politische Korrektheit zurückziehen. Andere wiederum halten so einen Tag des Gedenkens für schlichtweg überkommen. Doch ist es nicht so, dass der Tod so vieler unzähliger Menschen, alte, junge, Männer, Frauen und Kinder niemals ein alter Hut ist oder je war?

Sich hinter einem allgemeinen Konsens zu verbergen, scheint einfach zu sein. Aber sagte nicht Jesus: Das Tor ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt. Deshalb ist mir eine solch komfortable Lösung verwehrt. Menschen stellen mir Fragen in ihrer Trauer, ihrer Not und ihrem Leid. Sie erwarten Antworten. Und auch wenn wir sie gemeinsam nicht finden, so heißt es doch zumindest, den Schmerz gemeinsam auszuhalten. Das ist jedenfalls oft der schmale, steinige und unbequeme Weg. Festzuhalten ist, dass es keine einfachen Antworten auf komplexe Fragestellungen gibt.

Mir hilft es dann zum Volkstrauertag, mir bewusst zu machen, dass dieser Tag kein kirchlicher Feiertag ist. Nein, das ist kein Ausweichen oder Abducken, denn dieser vorletzte Sonntag im Kirchenjahr ist der Verantwortung und der Umkehr zugeschrieben. Da heißt es: Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. Und das nimmt jede und jeden von uns in die Pflicht, aus den Lektionen vergangener Tage zu lernen und uns unserer Verantwortung gegenüber uns selbst, unseren Nächsten, der Schöpfung und der Welt bewusst zu werden.

Ein guter Freund sagte hierzu: Wenn das mit der Rechenschaft wirklich so stimmt, dann sollten wir gut vorbereitet sein. Und dafür bedarf es sicherlich mehr als nur eines Tages im Jahr.

Prädikant Holger Kipp

Engel - 11.11.2023

Engel. Der Gedanke an sie mag sehr unterschiedlich ausfallen:

Faszinierend. Kitschig. Helfer in der Not. Stark. Mächtig. Surreal. Zauberwesen.

Jakob zog seinen Weg. Und es begegneten ihm die Engel Gottes. (1. Mose 32,2)

Erzählt die Losung von heute.

Engel. Menschen, die uns begegnen? Oder tatsächlich geflügelte Wesen, die zwischen Himmel und Erde hin und herfliegen? Schutzengel, die aufpassen, dass ich keinen Unfall baue?

 Jakob zog seinen Weg. Wir ziehen unseren Weg. Im Moment denke ich oft: Was für ein Segen, dass ich hier ‚ziehen‘ darf. Meine Arbeit verrichten. Mit meiner Familie in Sicherheit leben. Feiern und dem Alltag nachgehen darf.

Ich ziehe meinen Weg. Wie Jakob.

Und es begegneten ihm die Engel Gottes.

Engelsbegegnungen hatte ich persönlich noch keine. Sicherlich. Menschen sind mir begegnet – die waren sprichwörtlich ‚wie Engel‘. Als ich mal in tiefer Trauer war. Und eine fremde Frau auf einem Fahrrad mir etwas sehr Nettes zugerufen hat. Einfach so.

Oder im Rückblick: Menschen, die mich dahin geleitet haben, wo ich jetzt lebe, arbeite und bin. Das waren Personen, die haben dazu beigetragen, dass mein Leben sich so gefügt hat, wie ich es jetzt leben darf.

Aber: Alles in allem glaube ich, dass es Gott ist der wirkt. Keine übersinnlichen Gestalten mit oder ohne Flügel. Ich glaube, dass Gott Menschen durch seinen Segen führt und mit seinem Wort leitet. Durch ihn können wir Menschen uns gegenseitig stärken. Dass es schließlich so ist, als seien uns Engel begegnet.

Jakob zog seinen Weg. Und es begegneten ihm die Engel Gottes.

Pastorin Franziska Oberheide, Corvinus Wunstorf

Zünd dir ein Licht an - 4.11.2023

„Zünd dir ein Licht an“ stand auf der hübsch gestalteten Streichholzschachtel, die ich Anfang des Jahres geschenkt bekam. Als ich sie umdrehte, las ich: “Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg (Ps.119 V.105)“. Ich freute mich darüber, weil ich den Vers so mag. Mir kam gleich die Idee „Den möchte ich für die nächste Kerzen-Kirche nehmen“. (geschah so)…Ich sah mir den Psalm näher an und war überrascht: Es ist der längste Psalm in der Bibel mit 176 Versen, Name des Psalmbeters unbekannt.. Wie lange mag er darüber meditiert haben! Sein inniges Anliegen ist es, nicht  ü b e r  Gott, sondern m i t Gott zu reden. Sein Psalm liefert uns eine enorme Fülle, nicht nur an Versen, sondern auch in seiner ganz besonderen Art und Form. Luther nannte ihn das `Güldene ABC`, denn er ist als Akrostichon angeordnet nach dem hebräischen Alphabet, ein poetisches Stilmittel. Wahrscheinlich war es ursprünglich als Hilfe zum Auswendiglernen gedacht. (Ob das wohl früher von Schülern praktiziert wurde?) Oft ist die Bitte an Gott um Erquickung in Zeiten der Not zu lesen. Ich empfinde eine geheimnisvolle Kraft in seinen Worten. Es sind nicht einfach nur Buchstaben, nur Sätze auf dem Papier, sondern viele Trostworte in traurigen Zeiten. Mir gefiel, wie ein berühmter engl. Prediger diesen Psalm nannte: `Selbstgespräch einer frommen Seele`- Beim Lesen empfand er, dass dieses wundersame Spruchgedicht vor ihm lag wie ein weites Meer, dessen Wogen die vielen Verse waren, eine nach der anderen rollte dahin – ohne eine Insel zum Rasten zu erreichen.  In einer neueren Kurzfassung heißt die passende Überschrift „Leitplanke meines Lebens.“ Beendet wird der Text so: Wenn du sprichst, wird es in meinem Leben licht und klar. Ich freue mich wie einer, dem der größte Wunsch erfüllt wurde. Hilf mir immer wieder, dass ich mich nicht auf meinem Weg verirre! Ich finde die `Klärung` passend dazu: Ein junger Mann kam klagend zu einem frommen Einsiedler in der Wüste: „Meine Gebete haben keinen Erfolg“. Daraufhin der Eremit: „Siehst du den schmutzigen Korb vor der Hütte? Hole damit Wasser aus dem Brunnen“. Der Mann tat es und merkte, wie alles Wasser sofort wieder aus dem Korb heraus lief und sagte: “Warum soll ich diese nutzlose Arbeit tun, man kann doch mit einem Korb kein Wasser holen“. Der Einsiedler antwortete: „Du hast zwar kein Wasser gebracht, aber der schmutzige Korb ist dabei sauber geworden. Genauso ist es mit dem Beten, auch, wenn du meinst, es bewirkt nichts, so hat es doch deine Seele gesäubert.“  Ich meine, dass Psalmen uns Einblick geben in das zum Teil sehr persönliche Gespräch mit Gott. Vielleicht fällt es uns darum auch leichter, unsere eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen dort wieder zu finden.                                                

Ursula Wiebe, Schloß Ricklingen

Süßes oder Saures! - 28.10.2023

Nur noch wenige Tage und dann ist es wieder soweit! Halloween.

Kinder feiern diesen Tag gern, wandern von Tür zu Tür mit dem Schlachtruf: „Süßes oder Saures!“

Seinen Ursprung hat Halloween nicht, wie man meinen könnte in Amerika. Das Fest des Grauens hat seinen Ursprung bei den Kelten in Irland. Der 31. Oktober – Samhain -  ist dort eines der wichtigsten Feste. Sie feierten damit ihre Ernte, den Beginn der kalten Jahreszeit und den Start in ein neues Kalenderjahr. Außerdem glaubten die Kelten, dass es an diesem Tag Kontakte in das Reich der Toten geben kann. Erst die irischen Einwanderer brachten das Fest nach Amerika. Dort wird es allerdings anders gefeiert als im Ursprung. Das Wort Halloween entstand mit der Christianisierung. Die Kirche bezeichnete das heidnische Fest im 9. Jahrhundert als „All Hallows Eve“, als den Abend vor Allerheiligen am 1. November. Evangelische Christen erinnern am 31. Oktober mit dem Reformationsfest daran, dass der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther 1517 seine 95 Thesen an der Kirche in Wittenberg veröffentlicht hat.

Er bezog Stellung zur Bußtheologie. Es kostete den Menschen einiges, damit ihnen ihre Sünden vergeben wurden. Das war nicht im Sinne Gottes. Sündenvergebung sollte nichts kosten. Es reicht im Grunde, dass wir das Vaterunser beten. Also geriet Luther damit in Konfrontation mit der römischen Kirche und bekam jede Menge Saures. Luther hat dafür gesorgt, dass wir Süßes bekommen. Nicht nur mit der Sündenvergebung, auch dass wir die Bibel lesen können. Denn Luther hat sie für uns in die deutsche Sprache übersetzt. So konnten und können viele das Vaterunser lernen: „… und vergib uns unsere Schuld“ (Matthäus 6, 13). Die Sündenvergebung erfolgt im Namen Jesu Christi und wirkt an denen, die daran glauben. Das ist Süßes!

Was für Luther eher „Saures“ war – für uns evangelische Christen ist das Reformationsfest „Süßes“. Und das feiere ich immer wieder gern.

Susanne Bannert, Prädikantin aus Corvinus

Selig sind die, die Frieden schaffen - 21.10.2023

Es ist kalt geworden. Nicht nur das Thermometer am Fenster - auch die aktuellen Nachrichten lassen mich frieren. Der brutale Angriff der Hamas auf Israel hat viele Menschen ins Unglück gestürzt. Zum Beginn des Winters sind Palästinenser im eignen Land auf der Flucht. Wohnhäuser, die etagenweise als Militärlager genutzt wurden, sind zerstört. Perfide Taktik der Terroristen. Menschen werden im Winter frieren. Ganz bewusst werden hier Angst und Hass geschürt. Grundlage, um den Konflikt in eine weitere Generation zu tragen. Es ist eine immer wieder kehrende Taktik. Eine Minderheit stiftet Gewalt und Unruhe. Je mehr darunter zu leiden haben, je klarer es gelingt ein Feindbild aufzubauen, desto leichter wird es, den Konflikt am Leben zu halten.

Jesus ist immer wieder ist auf Menschen zugegangen und hat dabei Türen zueinander geöffnet. Das in der Bergpredigt geforderte Hinhalten der zweiten Wange nach einem Schlag ist ein Zeichen der Stärke, das den Kreislauf der Gewalt durch Verblüffung unterbrechen kann.

Ich fürchte, Jesu Weg wird nicht überall funktionieren. Es gibt Gewaltherrscher, die versöhnliche Angebote als Zeichen der Schwäche deuten. Ihnen ist mit der freiwilligen Extra-Meile; mit dem einseitigen ersten Schritt nicht beizukommen.

Umso wichtiger scheint es mir, dass wir innerhalb unserer Gesellschaft wieder zu versöhnenden Umgangsformen finden. Unterschiedliche Meinungen sind eine Bereicherung. Im Gespräch gilt es den jeweils besten Kompromiss zu erzielen, ohne dabei den anderen ihren guten Willen abzusprechen. Das beginnt im Kleinen in der Familie und zieht sich über die Kommunal-, Landes- und Bundespolitik bis in die internationalen Konflikte. Die allermeisten Menschen wollen in Frieden und Sicherheit leben. In Europa durften wir in den vergangenen Jahrzehnten erleben, dass das mit vertrauensvoll offenen Grenzen und gegenseitigem Kennenlernen über die Begegnung von Partnerstädten oder Schüleraustauschprogrammen leichter wird.

Jesus spricht: „Selig sind die, die Frieden schaffen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5, 9).

Pastor Thomas Gleitz, Stifts-Kirchengemeinde Wunstorf

 

Heile du mich Herr, so werde ich heil - 14.10.2023

„Heile du mich Herr, so werde ich heil, hilf mir, so ist mir geholfen“. Das ist der Wochenvers für die kommende Woche aus dem Buch des Propheten Jeremia (Kap. 17, Vers 14).

Was brachte Jeremia in die Lage, solch einen Hilferuf an Gott zu senden? Jeremia lebte vor 2.600 Jahren in Israel. Als Prophet ruft er im Auftrag Gottes die Menschen zur Umkehr von ihren falschen und bösen Wegen. Doch sein Mahnen und seine Predigten finden im Lande kein Gehör. Die Forderungen, die Gott durch Jeremia sagen lässt, sind sehr konkret: Er predigt z.B. gegen die Ungerechtigkeit gegenüber den Armen und Schwachen, den Witwen und Waisen im Lande und gegen die Gewalt gegen Fremde. Er prangert an, dass Menschen sich auf Kosten anderer bereichern und den Sabbat, den Ruhetag nicht heiligen. All dies lässt sich damit zusammenfassen, dass die Menschen die Gebote Gottes verlassen haben und ihre eigenen Wege gehen.

Jeremia wird für seine Predigten immer wieder verspottet, das geht an seiner Seele nicht spurlos vorbei. Er ist krank geworden, in ihm ist etwas kaputt gegangen. All das setzt Jeremia zu und er ruft Gott um Hilfe an.

All das, was Jeremia damals begegnet ist und ihn krank gemacht hat, ist auch heute noch da: Die große soziale Ungerechtigkeit- hier bei uns im Land und mehr noch in den armen Regionen der Welt. Die Gewalt, die sich Menschen antun.

Jeremia vertraut darauf, dass Gott helfen, heilen und retten wird. Für ihn steht fest: Wenn du, Gott, eingreifst, dann „werde ich heil“. Wenn du mir zur Hilfe kommst, dann ist das besser als alle menschlich noch so klug eingefädelte Hilfsaktion. Du bist der, der mir nicht nur mit schönen Worten, sondern in der Tat helfen kann und helfen wird, wenn ich dich darum bitte.

Die Redewendung „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ steht nicht in der Bibel. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Zuerst sollte in einer Not die selbstkritische Einsicht stehen, dass ich mich im Gebet an Gott wende und von ihm Hilfe erwarte. Der Liederdichter Paul Gerhardt hat dazu einen passenden Liedvers verfasst:

Meiner Seele Wohlergehen hat er ja recht wohl bedacht.
Will dem Leibe Not zustehen, nimmt ers gleichfalls wohl in Acht.
Wann mein Können, mein Vermögen nichts vermag, nichts helfen kann,
kommt mein Gott und hebt mir an, sein Vermögen beizulegen.
Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit.

Wilfried Dreyer, Dedensen

Ernte-Dank trotz Klimawandel - 30.9.2023

Im nördlichsten Teil Kanadas stößt man an den arktischen Ozean. Ich denke nirgendwo sonst bemerkt man den Klimawandel am deutlichsten. Forschende verfolgen die Temperaturveränderungen im Nordpolarmeer seit Jahren. Mittlerweile begleitet eine Inuk das Forscherteam. Kein anderer außer der Inuiten kann „da oben“ wohl wirklich ermessen, was der Klimawandel für Folgen hat. Inseln nehmen ab. Da wo im letzten Jahr noch ein Haus einer Inuk stand, steht es nicht mehr. Die Insel schrumpft wegen des Klimawandels.

Soweit müssen wir aber nicht gucken. Bleiben wir in Deutschland und schauen wir auf die Nordseeinsel Sylt. Auch sie fällt dem Klimawandel zum Opfer. Wie lange wird es sie noch geben?, fragen sich Forschende und was kann man langfristig tun, um sie als Urlaubsinsel zu erhalten? Vor den kommenden Herbststürmen fürchten sich die Menschen dort. Sie bringen Sturmfluten, die die Insel nach und nach „ertrinken“ lassen. Sonntag feiern wir Ernte-Dank. Doch wie lange werden wir das Fest noch feiern können? In der letzten Woche haben wir uns mit einem Freund darüber unterhalten, dass sich die Ernte verändern wird. Vieles kann nicht mehr wachsen, weil es zu viel oder zu wenig regnen wird. Bestimmte Insekten sterben immer mehr aus durch Insektizide und chemische Düngemittel. Wie lange wird unsere Welt noch so bunt und vielfältig sein? Wie lange wird es noch Sonnenblumen oder Amseln  geben? Eine Völkerwanderung werden wir Ältere wohl nicht mehr erleben. Warum? Irgendwann werden wir hier nichts mehr anbauen können, was wir zum täglichen Leben brauchen. Auch Wasser wird rarer. Noch können wir einstimmen in die Worte des Psalmbeters: „Die Vögel des Himmels bauen Nester. Du lässt Regen auf die Berge niedergehen. Wind und Wetter schenken der Erde ihre Fruchtbarkeit. Für das Vieh lässt du Gras wachsen und Getreide für den Ackerbau des Menschen. So kann die Erde Brot hervorbringen.“ (n. Ps. 104, 12.13.14). Helfen wir Gottes Schöpfung, damit sie so bunt bleibt!

Susanne Bannert, Prädikantin

Chancenreiche Risiken - 23.9.2023

Wir Menschen sind unheimlich schlecht darin, Chancen und Risiken zu bewerten. Als beispielsweise noch die Lottoscheine in Papierform abgegeben wurden, war die Wahrscheinlichkeit, auf dem Weg zur Lottoannahmestelle tödlich zu verunglücken, höher, als im Lotto zu gewinnen. Und trotzdem wurde und wird immer noch gespielt.

Fragt man die Spielenden, war das natürlich nie so, sie haben nur die Chance gesehen, die immer noch eher niedrig ist. Bei vielen anderen Begebenheiten sind aber nicht die Chancen im Vordergrund, sondern das Risiko und die Chance wird argumentativ kaputtgeschlagen. So gibt es die Menschen, die bei jeder Idee das Risiko vorhersehen können (das geht sowieso nicht), weil ihre Erfahrung das sagt (weil es noch nie funktioniert hat). Dabei ist es immer wieder gut, Chancen und Risiken abzuwägen und zu schauen, was überwiegt: Das Risiko oder die Chance? Was kann ich verlieren, was kann ich gewinnen? Oder besser: Was können WIR verlieren, was können WIR gewinnen?

Nur wer sollte das bewerten? Die Älteren mit der Lebenserfahrung? „Erfahrung bringt nur dann etwas, wenn die Zukunft wird, wie die Vergangenheit war“, heißt es. Wer neue Ideen mutig ausprobieren will, braucht den Freiraum, um es zu versuchen und auch mal zu scheitern. Und wir brauchen diese Versuche, weil nicht nur die Welt im Umbruch ist, sondern auch unsere Gesellschaft bis hin in die kleinen Dörfer rund um die Wunstorfer Kernstadt. Vieles, was vor 30 oder 40 Jahren funktioniert hat, funktioniert heute nicht mehr.

Wir brauchen Menschen, die die Chancen sehen (trotz eines Risikos), denn selbst Paulus hat damals schon die Korinther im 1. Brief aufgefordert: „Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ Das ist vielmehr Pragmatismus, als man der Kirche zutrauen mag und das ist der Pragmatismus, den man einer Gesellschaft von Menschen zumuten muss: Lasst den Versuch zu. Und genießt den Spaß dabei, das Lampenfieber und alle menschlichen Gefühle.

Das ist Leben, Leben im Schatten des Risikos, aber im Licht der Chance.

Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf

Gewitter - 16.9.2023

Ein Gewitter löst ja ganz unterschiedliche Reaktionen bei uns aus. Da sind die Menschen, die ein Gewitter entspannend finden. Die es sich bei einem Gewitter zu Hause richtig gemütlich machen, vielleicht auch extra am Fenster stehen um die Blitze besser beobachten zu können, dieses Naturschauspiel.

Und dann gibt es viele Menschen, Große und Kleine, die bei Gewitter richtig Angst haben. Angst, vor dem nächsten lauten Donner, dem Erschrecken beim Knall, wenn der Blitz irgendwo einschlägt. Die vielleicht aber auch Angst vor einem Blitzeinschlag haben. Dass es womöglich anfängt zu brennen, oder verschiedene technische Geräte durch die Überspannung kaputt gehen. Viele finden ein Gewitter unheimlich, können diese Spannung kaum aushalten, wann nach dem Blitz der Donner zu hören ist.

Es ist gut, wenn alle Menschen, die bei einem Gewitter Angst haben, egal ob sie ein Kind, ein*e Jugendliche*r oder erwachsen sind, jemanden haben, die oder der ihnen Mut macht und sie tröstet. Es ist gut, wenn wir im Gebet unsere Angst aussprechen können. Wenn wir Mut und Kraft schöpfen können um die Angst auszuhalten.

Manchmal hilft auch ein Lied dabei. Vor kurzem habe ich ein Lied von Mike Müllerbauer kennen gelernt. Dort heißt es „… und hab keine Angst, wenn der Donner kracht! Sei mutig und stark, und fürchte dich nicht … denn der Herr, dein Gott, ist bei dir!“ Ich finde es ist eine schöne Erinnerung daran, dass Gott bei uns ist und uns begleitet, auch wenn wir Angst haben.

Und letztendlich hat ein Gewitter auch gute Seiten. Die Luft ist anschließend viel klarer und frischer, oft ist es kühler, man kann mal wieder durchlüften. Oft regnet es beim Gewitter und die Pflanzen und Tiere freuen sich über das Wasser. Dabei ist ein Gewitter irgendwie auch ein Innehalten, ein Pausieren. Und anschließend kann es wieder neu losgehen.

Ich wünsche Ihnen und Euch auf jeden Fall einen guten Start in die neue Woche!

Tanja Giesecke, Diakonin in der Stiftskirchengemeinde Wunstorf

Wider die üble Nachrede - 2.9.2023

Wir kennen das alle, auf einer der vielen multimedialen Plattformen wird mal wieder ein sich anbahnender Skandal offeriert. Natürlich ist nichts bewiesen, aber frei nach der Devise „Hast Du schon gehört“ wir einfach drauflos geschrieben. Ganz gleich, was wir der oder dem Betroffenen damit antun. Und ist dieser Höllenhund der Sensationsgier erst einmal losgelassen, dann wird es schwierig, ihn wieder zu bändigen. Das gesprochen oder in der Öffentlichkeit geschrieben Wort ist kaum mehr zurückzunehmen.

Schülerinnen schreiben einem Mitschüler wie unmöglich und widerwärtig er sei. Gewiss, neun von zehn Menschen mögen das gut finden, aber das Opfer weiß um all die Lügen. Doch wie soll man sich wehren? – Ja, die Lügen!

Mir sagte mal einer: „Sie als Christ dürfen ja nicht lügen.“ Und er war ganz erstaunt, als ich ihn fragte: „Wieso?“ – „Naja, das steht doch in den Zehn Geboten.“ – Und ich: „Nein, so steht das da nicht. Wenn ich will oder muss, kann ich lügen bis die Balken biegen. Das ist nicht unbedingt eine Sünde. Und hin und wieder gibt einem das Gesetz sogar Recht.“ – Nun, grundsätzlich sollte jeder die Wahrheit sagen und nicht lügen. Aber keine Erklärung ohne Not. Und Schweigen ist besser als dummes Zeug zu erzählen.

Doch was steht denn dann im Gesetz des Mose? Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen nächsten. Oder wie es in der heutigen Losung heißt: Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten.

Aha, um Gerüchte geht es. Wenn mich also eine Freundin fragt, ob sie zu viel Speck auf den Rippen habe. Dann kann ich ihr getrost sagen: „Nein, ich finde dich sehr attraktiv, so wie du bist.“ Ersten ist das ernst gemeint, und auch wenn es geflunkert wäre, so bin ich doch froh, wenn dafür nicht gleich das Schwert der Rache Gottes über mir schwebte. Auf der anderen Seite bin ich glücklich, dass mich ein leichter Druck christlicher Ethik daran erinnert, nicht gleich gedankenlos daher zu plappern. Gerüchte sind schnell in der Welt.

Und wie wehre ich mich dagegen? Indem ich mich selber mehr wertschätze als meine Gegner, offensiv mit den Anfeindungen umgehe, mir Verbündete suche. Lehrer, Sozialarbeiterinnen und Seelsorger sind eine gute Wahl.

Prädikant Holger Kipp

Luthe feiert - 26.8.2023

Es gibt im Dorfleben so ein paar Meilensteine im Kalender: Osterfeuer, Feuerwehrfeste, Weihnachtsmarkt und in Luthe ganz sicher auch das Schützen-, Volks und Erntefest. Dieses wird an diesem Wochenende gefeiert. Auch für mich ist das so ein Meilenstein. Da fahre ich nicht in den Urlaub, da werden keine Einladungen angenommen. Klingt vielleicht seltsam, ist aber so.

So ein Fest will nicht nur gefeiert werden, sondern auch gut vorbereitet sein. Schon eine ganze Weile vorher ist dieses Fest Thema im Ort.

In Scheunen und auf Höfen wird geschraubt, gebastelt, gemalt. Alles für die Umzüge am Samstag und Sonntag. Viele Vereine machen sich Gedanken, wie sie sich besonders kreativ darstellen. Allein diese Zeit davor ist ein Spaß für sich. Und viel Arbeit. Allein das Binden der Erntekrone ist eine Tradition und eine Wissenschaft für sich. Hut ab vor allen, die das können und die dieses Wissen weitergeben.

Ich mag dieses Dorffest und finde es auch wirklich wichtig.

Feste feiern, sich freuen und fröhlich sein, gehört einfach zum Menschsein.

„Haltet ein festliches Mahl und trinkt süßen Wein!" Ein netter Satz aus dem Alten Testament. In der Bibel finden sich nämlich nicht nur Anweisungen zum Fasten, sondern auch die Aufforderung an den Menschen, mit Fest und Feier das Leben zu genießen. Jesus hat sich gerne mit Menschen zum guten Essen und Trinken, zum Feiern und Fröhlichsein getroffen. Und zwar mit ganz unterschiedlichen Menschen. Auch mit Personen, denen selbst vielleicht die Lust zum Feiern fehlte, weil es ihnen gar nicht so gut ging.

Feiern bringt (hoffentlich) die Menschen zusammen. Man trifft Leute, die man lange nicht mehr gesehen hat, obwohl man gar nicht so weit auseinander wohnt. Man freut sich, kommt miteinander ins Gespräch, auch wenn man sonst gar nicht viele Gemeinsamkeiten hat.

Für einen Augenblick darf man ruhig einmal alle anderen Sorgen an die Seite schieben und einfach zusammen fröhlich sein. Prost…

Karin Puy, Lektorin, Kirchengemeinde Luthe

Auszeit im Alltag - 19.8.2023

Urlaub auf Borkum: Ich genieße die Spaziergänge am Strand, den Blick aufs Meer, die Weite des Himmels. In der Stille am Abend konnte man oft nur das Rauschen der Wellen und des Windes hören. 3 Wochen ohne Diensthandy, Mails, Pflichttermine. Es tat einfach gut, Zeit für mich zu haben, Freunde zu treffen, ein Buch zu lesen, in die Stille zu hören.

Wir Menschen brauchen solche Auszeiten: Große und Kleine. Wir brauchen Auszeiten für uns, auch wenn der Alltag wieder begonnen hat, wenn berufliche Termine drängen oder der Verkehrslärm allgegenwärtig erscheint. Es tut gut sich Zeiten der Stille zu gönnen: Auf das Steinhuder Meer schauen, im Wald spazieren gehen, den Vögeln lauschen, in der Stille einer offenen Kirche zur Ruhe kommen. Es tut gut, auch im Alltag einmal nicht „online“ zu sein, das Handy auszuschalten, sich eine Auszeit von Whats-App zu gönnen.

Ein Blick in die Bibel zeigt, dass der Rhythmus von Arbeit und Ruhe, von Engagement und Stille, von Kampf und Kontemplation wesentlich zum christlichen Glauben gehört: So lesen wir schon auf dernersten Seiten der Bibel, dass Gott, nachdem er Himmel und Erde erschaffen hat, am siebten Tag ruhte. Wir lesen, wie sich Jesus für die Menschen und Gottes Wort einsetzt. Er predigt und heilt Kranke, er teilt mit den Hungrigen und geht auf die Menschen am Rande zu.  Mit den Menschen leben und für sie da sein, das ist sein Weg. Und dann lesen wir immer wieder, dass dieser Jesus sich von den Menschen zurückzieht. Mal geht er in aller Frühe an einen einsamen Ort, dann fährt am Abend mit dem Boot allein fort oder steigt auf einen Berg, wo er ungestört beten kann. Auch seine Freunde lädt er ein, an einem einsamen Ort auszuruhen und er ermutigt seine Zuhörer zum Gebet in einen geschützten Raum zu gehen.

Der Einsatz für die Mitmenschen, die Sorge in der Familie, das Engagement im Beruf und Auszeiten zum Auftanken – Beides gehört zusammen, braucht Raum und Zeit.

Stefan Keil, Gemeindereferent in der Kath. Pfarrgemeinde St. Bonifatius

Israelsonntag - 12.8.2023

Im Kalender des Kirchenjahres steht für diesen Sonntag als Gedenktag der Israelsonntag.

Warum sollte der für uns Christen wichtig sein? Jesus und seine Jünger waren Juden. Unser christlicher Glaube hat seine Wurzeln im Alten Testament in der Geschichte Gottes mit seinem von ihm auserwählten Volk.

Es gibt über viele Jahrhunderte eine gemeinsame Geschichte von Deutschen und Juden, deren Spuren z.B. auch in Wunstorf zu sehen sind.

Warum wurde und wird das jüdische Volk häufig kritisch gesehen und warum gab und gibt es den Antisemitismus weltweit, was seinen Höhepunkt in der Ermordung von Millionen Juden im 3. Reich hatte? Auch in Deutschland ist der Antisemitismus ein aktuelles Thema. Vor 5 Jahren wurde neu die Stelle des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus eingerichtet.

Die Antwort ist, dass es sich um Gottes auserwähltes Volk handelt und Gott, sagt: Wer dich, Israel, segnet, ist gesegnet und wer dich verflucht, ist verflucht (1.Mos. 12,3)

Es ist eine Aufforderung zum Segnen und eine Warnung zugleich. Wir sollten diesem Volk, das vor 75 Jahren mit Gottes Hilfe selbstständiger Staat wurde, segnend gegenüberstehen. Die aktuelle Regierungspolitik ist getrennt davon zu sehen. Sie wird von Menschen mit Fehlern und Eigeninteressen gestaltet.

Sich gegen den Willen Gottes zu stellen hat Konsequenzen- unser Volk hat das im Zusammenbruch nach dem Krieg sehr leidvoll erfahren müssen.

Der Wochenvers für diesen Sonntag steht in Psalm 33,12 und zeigt die besondere Verbindung Gottes mit seinem Volk

„Glücklich das Volk, dessen Gott der Herr ist –das Volk, das er als sein Eigentum erwählt hat!“

Aus seinem freien Willen hat Gott das Volk Israel als sein Volk erwählt und hat es in besonderer Weise durch die Jahrtausende begleitet.

Zu unserem Glück und zum Glück der ganzen Welt dürfen wir durch Jesus Christus dazugehören und diese Segensverheißungen gelten auch uns.

Diesen Segen sollten wir uns nicht verspielen und uns einem Antisemitismus in unserem Lande entgegenstellen.

Wilfried Dreyer

Schutzengelhuus Michael - 5.8.2023

Liebe Leserin, lieber Leser,

Am Freitag war ich bei der Einweihung eines großartigen diakonischen Projekts: In Ostfriesland wurde das „Schutzengelhuus Michael“ eingeweiht. Schwerkranke, teils intensivpflichtige Kinder werden dort aufgenommen. Manche sind nur kurz dort: Das Pflegeteam und die Eltern werden auf die Situation zuhause vorbereitet. Andere bleiben länger dort. Und andere sind dort, damit die Eltern und Geschwister mal Urlaub machen und wieder zu Kräften kommen können. Eine Versorgungslücke zwischen stationären und ambulanten Strukturen wird geschlossen.

In der Andacht, die ich dort halten durfte, legte ich ein Psalmwort aus:

Kinder sind eine Gabe des Herrn und Leibesfrucht ist ein Geschenk. (Psalm 127,3)

Ohne jede Bedingung wird Leben hier als Geschenk verstanden. Nicht „wenn, dann“, sondern ganz grundsätzlich. Ich habe den Eindruck, dass wir Heutigen uns manchmal schwertun, wenn dieses Geschenk nicht perfekt ist und auch Belastungen beinhaltet. Dann wird am Anfang und am Ende des Lebens oft überlegt, ob man es überhaupt haben will. Zurzeit wird im Bundestag über den rechtlichen Rahmen der Regelungen zur Abtreibung wie auch zum assistierten Suizid gerungen.

Es ist leicht, das zu beklagen – und auch billig. Damit Leben dann, wenn es schwer ist, getragen werden kann, braucht es Unterstützung und Begleitung, die dabei hilft, die mitträgt. Für Kinder eben ein „Schutzengelhuus“, bei schwerer Krankheit gute palliative Versorgung und Hospizstrukturen auch in der Altenhilfe. Das ist unsere Aufgabe als Gesellschaft dafür zu sorgen, dass solche Angebote in der Fläche vorhanden sind. Damit wir den biblischen Satz mit der „Gabe des Herrn“ und dem „Geschenk des Lebens“ hören können – und ihn bejahen können, ohne Angst zu haben, den Mund zu voll zu nehmen.

Ich wünsche Ihnen (und mir) für die schwere Zeit des Lebens, dass wir Menschen und Orte haben oder finden, die uns gut versorgen, uns Zuwendung schenken – und uns dabei helfen, auch das beeinträchtigte Leben als Geschenk und die Zeit als geschenkte Zeit begreifen zu können.

In diesem Sinn grüße ich Sie herzlich!

Ihr Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher Diakonisches Werk in Niedersachsen

Einfach Kind sein - 29.7.2023

Letzte Woche hatten wir Besuch von unseren Kindern. Beim Ankommen sah der Enkel seinen Opa schon von weitem. Die Schwiegertochter meines Lebensgefährten erzählte uns, wie erstaunlich es sei, was ihr zweijähriger Sohn alles sehe. Viel mehr als sie selbst. Kinder entdecken unsere Welt anders. Sie sind neugierig und gehen auf Entdeckungstour. Für sie ist es immer wieder spannend, was es für sie neues zu entdecken gibt. Ein Fleck, kaum sichtbar auf einem Glas. Es wird laut erzählt, dass dort Ketchup drauf ist. Mit einer wohl kleinen Verwunderung, wie der da nun hingekommen ist.

Als es irgendwann langweilig wird holt seine Mutter die Spielautos aus der Tasche. Schnell wird auch der Spieltrieb bei uns Erwachsenen geweckt. Einer der jungen Erwachsenen bringt es auf den Punkt: „Ja, in mir steckt noch ein Kind“. Ein anderer sagt, dass es gut so ist.

Einfach Kind sein, warum nicht. Mal wieder neugierig auf Entdeckungsreise gehen. Die Blume am Wegrand ganz genau bestaunen. Mit einem Fernglas in den Himmel schauen und die Greifvögel beobachten oder fantasievoll in den Wolken Tiere oder andere Gestalten erkennen. Den Fröschen am Teich zuhören.

Einfach mit Spaß und kindlichem Schauen tolle Dinge erleben und bestaunen. Jesus sagt, dass wir uns ein Beispiel an den Kindern nehmen und uns das Reich Gottes schenken lassen sollen, wie es ein Kind macht. Versuchen Sie es. Seien Sie offen wie ein Kind für das Neue, für das Spannende, das das Leben zu bieten hat. Gerade jetzt im Sommer und besonders im Urlaub.

Susanne Bannert, Prädikantin aus Corvinus

 

 

Ich bleibe in der Kirche, weil… - 22.7.2023

Derzeit ist täglich etwas zum Thema „Kirchenaustritte“ zu hören oder zu lesen, sodass ich mal einwerfen möchte: Man kann auch etwas kaputt reden, indem nur die problematische Seite in den Fokus genommen wird – alles andere ist nicht interessant genug, um auf die Titelseite zu gelangen. Das ist kein ausgewogenes und somit ein falsches Bild von Kirche. Und derzeit muss so manches überzeugte Kirchenmitglied Spott und Hohn ertragen. Christ sein, an Gott glauben – sind Menschen dieser Sorte bald schon vom Aussterben bedroht?

Gott sei Dank: Als Theologin sehe ich diese Gefahr nicht. Religiöse Erziehung kann zwar den Glauben stärken. Doch zu messen ist Glaube von außen nicht, er bleibt ein Geschenk Gottes und wird daher nicht ausgerottet werden können. Und die Frage, ob jemand austritt oder bleibt, ist hiervon nicht abhängig.

Trotzdem beschäftigt sie mich: Kirchenmitgliedschaft Ja oder Nein? Es ist eine persönliche Frage, auch für mich als Pastorin – ob Sie es glauben oder nicht! Ich habe sie mir selbst gestellt und einige Antworten gefunden:

Ich bleibe in der Kirche. Manchmal ist diese Entscheidung verbunden mit einem „Trotzdem“ – besonders Amtsmissbrauch und sexualisierte Gewalt lassen an Kirche als Institution zweifeln. Trotzdem bleibe ich in der Kirche. Und zwar weil ich trotz gelegentlicher Hoffnungslosigkeit immer noch auf der Suche bin: nach der Quelle meines Lebens, an die ich eines Tages zurückkehren will. Weil ich spüre: Es gibt mehr als das, was ich sehen, anfassen und begreifen kann. Weil ich mich, den Menschen, nicht absolut setzen will: Es gibt noch etwas jenseits von uns, etwas, dem ich mich unterordnen und das ich ehren und loben will für alles Gute, das ich erlebe. Weil das Leben für mich ein Wunder ist, das sicher nicht mit dem Tod vorbei ist. In der Kirche kann ich all dies leben und teilen.

Und schließlich bleibe ich in der Kirche, weil sie als Institution Werte in die Gesellschaft einspeist, die das Miteinander und Füreinander stabilisieren. Weil junge Menschen religiöse Erziehung erhalten, orientiert am Leben von Jesus, auch für unsere Zeit ein starkes Vorbild. Weil Kirche immer wieder an unzähligen Orten in unserem Land Projekte in Gang bringt, die Gemeinschaft fördern, zum Umweltschutz beitragen, das Selbstvertrauen von Menschen stärken oder denen am Rande eine Vertrauensgemeinschaft anbieten. Weil Kirche sich stetig um Spenden für humanitäre Projekte kümmert. Weil Kirche eine verlässliche Arbeitgeberin ist, besonders im sozialen Bereich.

Übrigens: Ich bleibe nicht in der Kirche, weil ich als Pastorin dort mein Geld verdiene. Es ist einfach ein schöner Beruf, in dem ich Zeit dafür verwenden darf, sinnvolle Projekte durchzuführen und für Menschen in Not da zu sein.

Ihre Susanne v. Stemm, Pastorin in Bokeloh

Freundschaft mit Jesus - 15.7.2023

Zur Zeit erlebe ich Eltern, die Begleitung des eigenen Kindes auf die Erstkommunion hin wünschen. Sie wenden sich an die Kirchengemeinde, vertrauen darauf, dass ihr Kind dort noch mehr von Gott, von Jesus, vom Glauben und der Kirche erfährt. Gemeinschaft erlebt mit anderen Kindern und mit Jesus. Und manchmal möchten sie für ihr Kind einfach etwas Gutes, weil sie es selbst so erlebt haben.

Und dann ist da gleichzeitig die Lage in der Welt: Viele Kriege, nur manche eben nicht so nah wie in der Ukraine. Die Klimafrage, die Lebensmittelpreise, extreme Parteien, Gewaltausbrüche. Menschen, die Unfrieden stiften, Falschmeldungen die unsicher machen, Nachwirkungen von Corona, irgendwie ist vieles wacklig.

Es tut gut, die eigenen Gedanken dazu mit anderen zu teilen. Überhaupt Menschen zu haben, mit denen ich sprechen kann und die mir zur Seite stehen. Dafür bin ich dankbar. Und es sind nicht nur die Menschen, die mich begleiten. Jesus ist auch da, wie ein Freund. Ich kann sagen: Du bist mein Freund, Jesus. Ich bin deine Freundin, Jesus. Das klingt seltsam. Und trotzdem ist da etwas dran, Jesus einen Freund zu nennen.

Mit den Kindern während der Vorbereitung auf die Erstkommunion, erzähle ich viel von Jesus, der mein Freund ist und der auch der Freund der Kinder sein möchte. Vertrauen, Zuhören, Zeit füreinander und miteinander zu haben, das macht Freundschaft aus. Jesus will, dass ich lebe, dass ich geliebt werde, geachtet. Und auch andere achte, meinen Teil dazu tue, dass es auf dieser Erde menschlich zugeht.

Aber es gibt auch Zeiten, da fühle ich mich allein gelassen. Ich bin manchmal enttäuscht von ihm oder hätte anderes erwartet. Er könnte sich mehr um diese Welt kümmern, Böses verhindern, Gewalt beenden. Frieden bringen, endlich! Alles, was ich mir von einem starken Freund wünsche, dass er tut, was er kann. - Mit Freunden ist es nicht immer leicht. Und mit mir als Freundin auch nicht. Aber trotzdem glaube ich: Wir sind Freunde.

Claudia Schwarzer, Gemeindereferentin in St. Bonifatius

Spekulative Meinung - 8.7.2023

Es gibt Menschen, die haben zu allem und jedem eine Meinung. Diese zu äußern ist in den letzten zwei Jahrzehnten einfacher geworden, je mehr die Meinungsvielfalt in den so genannten „sozialen Medien“ gelebt wird. Alles kann kommentiert werden und zur Freiheit der Meinung gehört für manche auch, dass sie sich im Ton vergreifen können, weil es durch eben diese Meinungsfreiheit gedeckt ist. Wie jüngst die Studie zur Muslimfeindlichkeit wieder gezeigt hat, gibt es enorme Vorurteile gegenüber manchen Menschen, abhängig von ihrem Glauben, ihrer Herkunft oder ihrer Erscheinung.

Als der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek Anfang Juni in der Sigwardskirche in Idensen sprach, sagte er unter anderem „Meinung ohne Wissen ist Spekulation“. Dieser Satz setzte sich sofort in meinem Gedächtnis fest und selbstverständlich baute Mazyek darauf seine Argumentation auf, dass viel Feindlichkeit aus Unwissenheit zu Vorurteilen geführt hat. Und das ist nicht nur bei Muslimen so, sondern passiert immer und immer wieder.

Ich merke, wie sehr es mich wütend macht, wenn Menschen in Diskussionen eine Zuckung über die Großhirnrinde gleich einfließen lassen müssen, ohne dass sie von der Materie den geringsten Schimmer haben. Solche Sätze wie „man müsste doch nur“ oder „es wäre einfach, wenn“ scheitern nicht nur am Konjunktiv, sondern auch daran, dass alles, was auf der Hand liegt, schon längst durch die Experten vollzogen ist. Dazu gehört es, Kompetenzen anzuerkennen, denn die Allwissenheit ist uns Menschen nicht gegeben.

Im 1. Brief an die Korinther steht: Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott. Um solch einen Text wahrwerden zu lassen, müssen zwei Dinge passieren: Erstens müssen wir anerkennen, dass die Menschen neben uns andere Gaben und andere Ämter haben. Und wir müssen ein gemeinsames Ziel für die Gesellschaft haben, z. B. GEMEINSAM in FRIEDEN zu leben. Vorurteilsfrei.

Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf

Sommer 23 drei Schlagwörter - 1.7.2023

„Ich trag sie immer bei mir, ganz egal, wo ich bin!“ endet der Refrain eines Songtextes der Gruppe `Fettes Brot`, die damit 3 christliche Schlaglichter besingt: „Glaube, Liebe, Hoffnung –Das ist unser nächstes Thema“ kam von unserer Malkreis-Leiterin, als wir gespannt auf den neuen Vorschlag in unserem Schloß Ricklinger Gemeindehaus zusammen saßen…

Fragende Gesichter–oh Schreck- Seufzen- Grübeln- Diesmal ein biblisches Thema? „Ja, ich denke, wir könnten unsere `Werke` mal wieder im Turmraum unserer Kirche aufhängen und eine kleine Ausstellung daraus machen.“ Bald gefiel uns das Thema, und wir überlegten, welche christlichen Symbole uns für diese 3 Begriffe zur Gestaltung wichtig sind: Auf jeden Fall `Kreuz, Herz, Anker, Friedenstaube, Engel, Lebensbaum, Sonne, gute Worte` meinten wir. Uns war klar, dass man mit diesen 3 Schlagwörtern seit Jahrhunderten zusammen fasst, was unseren Glauben ausmacht. Begleitet haben sie uns doch schon immer, auch in unserer Kindheit – wertvoll, irgendwie logisch und selbstverständlich. Austauschen kann und will man sie nicht gegen andere Werte. Dieser christliche Kompass hat Zukunft und steht nicht ohne Grund in der Bibel.

Der Apostel Paulus hat sie im Brief an die Korinther so beschrieben: Glaube, Hoffnung und Liebe, diese 3 bleiben, aber am größten ist die Liebe! (1.Kor.13,13) In diesem, zu vielen Anlässen beliebtem Spruch, will Paulus ausdrücken, was uns immer bleiben und bewegen kann. In jeder Verzweiflung, in Not, in großen Zweifeln vergehen diese Worte nicht. Das kommt in dem schon erwähnten Song-Text, den ich sehr mag, gut zum Ausdruck, wenn er Kraft und Mut beschreibt, um durch schwere Zeiten zu kommen und Menschen durch schwierige Situationen zu bringen – und wie wichtig es ist, diese 3 Gefühle zu behalten. Er ermutigt uns, zusammen zu halten, dankbar zu sein und hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Im Refrain heißt es: Geradeaus und Kopf hoch -es geht um Liebe, Glaube und Hoffnung – sie sind in mir drin –ohne sie geh ich nirgendwo hin – ich trag sie immer bei mir, ganz egal, wo ich bin.  Unsere `Werke` im Turmraum zeigen in Vielfalt eindrucksvoll, welche verschiedenen Einstellungen, Zugänge und Auseinandersetzungen jede von uns Malkreis-Frauen zu dem Thema bewegt haben. Wer mag, kann gern mal schauen. Unsere offene ALTE KIRCHE freut sich immer über Besuch.               

U.Wiebe, Schloß Ricklingen

Retter gesucht?! - 24.06.2023

Wer kennt das nicht? Wir sperren uns zu Hause aus und brauchen jemanden, der den Ersatzschlüssel bringt. Oder wir vergessen etwas Unabdingbares und brauchen jemanden, der es uns noch schnell vorbeibringt. Vielleicht bist du auch schon mal mit dem Auto liegen geblieben und brauchtest dringend Hilfe. Jeder von uns hat bereits die Erleichterung erlebt, wenn jemand uns zur Rettung eilt. Wir sagen dann Dinge wie: „Tausend Dank, du bist mein Lebensretter!“

So schön es auch ist, bei kleineren alltäglichen Verstrickungen Rettung zu erfahren, so hat doch jeder Mensch auf dieser Welt eigentlich noch ein tiefer liegendes Bedürfnis, Rettung zu erleben. Da sind die offenen Fragen: Wo komme ich eigentlich her? Und wo gehe ich irgendwann mal hin? Wofür lebe ich eigentlich? Macht das alles Sinn? Schnell lenken wir uns ab und versichern uns, dass wir in unserer westlich geprägten Welt keine Rettung nötig haben. Wir glauben verstanden zu haben, wie man sich ein schönes Leben auf dieser Welt einrichtet und schlechte Menschen sind wir auch nicht, oder?

In den dunklen stürmischen Momenten erleben wir jedoch, wie sehr uns Angst, Sorgen, Depression, Krankheit, Schuldgefühle, Selbstverdammnis, Scham oder Traurigkeit doch in der Hand haben. Vieles in der Welt verspricht Rettung: Die beworbene Diät, viel Geld, Macht, Ansehen, der neuste Trend der Meditation oder der Luxusurlaub, der uns für kurze Zeit die Probleme vom Alltag vergessen lässt. All das bringt uns jedoch nur kurzzeitige Erleichterung, aber keine dauerhafte Rettung. Doch ich kenne jemanden, der ewige Rettung und wahren Frieden für DICH bereithält. Ich habe seine Rettung persönlich erlebt, denn er hat mich aus Angst, Schuldgefühlen und Rastlosigkeit befreit. Rettung ist nur in einer Person zu finden: Jesus Christus. Jesus selbst betont in Johannes 12,47, dass Er nicht in die Welt gekommen ist, um diese zu verurteilen, sondern um diese zu retten. Probiere es doch einfach aus: Lade Jesus ein, dein Retter zu sein und mach dich auf die Suche nach Ihm! Er möchte dir begegnen und dir ein völlig neues, freies und erfülltes Leben schenken. Das Leben mit Ihm ist das Beste, was es gibt!

Leonie Sukowski aus der K21 – Kirche für das 21.Jahrhundert

Jetzt ist die Zeit - 17.6.2023

„Jetzt ist die Zeit“ – diese Worte aus dem Markus-Evangelium waren das Motto des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 7. Bis 11. Juni in Nürnberg stattgefunden hat. Fünf Tage lang haben etwa 70.000 Menschen diskutiert und Ideen entwickelt, geredet und zugehört, Unterschiede und Gemeinsamkeiten entdeckt, gelacht und geweint, gesungen und gebetet. Und bei all diesem ein Gemeinschaftsgefühl erfahren.

Aus dem Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf hatten sich, neben einigen Erwachsenen, zwei Gruppen auf den Weg nach Nürnberg gemacht. Das waren zum einen Pfadfinder vom Stamm Martin-Luther-King aus Wunstorf, die durch verschiedene Helfer-Einsätze zum reibungslosen Ablauf beigetragen haben. Zum anderen sind einige Jugendliche aus Neustadt, Wunstorf und Schloß Ricklingen nach Nürnberg gefahren um die vielen Veranstaltungen zu besuchen.

Die Jugendlichen fanden es während des Kirchentages sehr spannend darauf zu achten, was ihnen an der Organisation, dem Ablauf, den Programmpunkten u.v.m. aufgefallen ist, was sie als verbesserungswürdig empfunden haben. Denn eins ist klar, diese Kritikpunkte sollen auf dem nächsten Kirchentag möglichst nicht mehr zu beanstanden sein. Und so bringen sich die Jugendlichen in die Vorbereitung des nächsten Kirchentages ein. Denn: nach dem Kirchentag ist vor dem Kirchentag. Und schon in zwei Jahren wird der Deutsche Evangelische Kirchentag vom 30.4. bis 4.5.2024 zu Gast in Hannover sein. Sie sind herzlich eingeladen: feiern Sie mit, seien Sie Gastgeberin oder helfen Sie mit.

Tanja Giesecke, Diakonin in der Stiftskirchengemeinde Wunstorf

Selig sind, die da geistlich arm sind - 10.6.2023

Selig sind, die da geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich. (Mt 5,3)

So lautet der Lehrtext zur Losung für heute.

Selig – vollends zufrieden. Entzückt. Freudestrahlend. Im siebten Himmel. Einfach freudig beruhigt. Man könnte auch sagen: Glücklich.

Glücklich sind, die da geistlich arm sind.

Wenn ich auf Synonyme für das Wort geistlich schaue – das in diesem Satz ja ins Gegenteil verkehrt wird – also geistlich arm - , werden mir als andere Wörter vorgeschlagen: Sakral, klerikal, kirchlich. Kirchlich arm?

Da könnte ich den Satz auf den ersten Blick ja so verstehen: Glücklich sind die, die wenig mit der Kirche zu tun haben.

Und wenn ich an Jesus denke: Dann stimmt es ja auch, dass der gegen Machthierarchien war. Sich eingesetzt hat für die Menschen, die von den damaligen Gelehrten eigentlich verachtet wurden. Und somit die Welt auf den Kopf gestellt hat.

Also meint Jesus ja: Glücklich sind die, die nicht meinen sie sind ganz besonders nah bei Gott, weil sie ihn zu verstehen glauben. Sondern. Jesus sagt: Glücklich sind die demütigen. Die, die wissen: All unser menschliches Tun ist Stückwerk.

Glücklich sind die, die wissen, dass sie vor Gott arm sind.

Also diejenigen, die eine gewisse Dankbarkeit verinnerlicht haben. Die, die wissen, dass wir Menschen alle Menschen sind. Und Menschen bleiben.

Eigentlich legt dieser Satz Jesu den Finger gut in die Wunde: Er thematisiert auch die hochmoderne Frage, ob wir eigentlich Kirche brauchen, um an Gott zu glauben. Und: Jesus zeigt damit: Das Reich Gottes ist eben ganz anders als alles das, was wir Menschen sonst kennen auf dieser Welt.

Selig, ja, glückselig sind die, die wissen, dass sie aus ihrem menschlichen Tun heraus arm sind. Sondern darauf vertrauen: In Gemeinschaft erleben wir schon jetzt das, was Gottes Reich verheißt.

Und dafür: Dafür gibt es Kirche.

Franziska Oberheide, Pastorin in Corvinus

Gott ist treu?! - 27.5.2023

Wer von uns kennt das nicht. Wie wunderbar war doch der Plan, den wir uns eben noch strickten. Alles sauber zurechtgelegt und wohl durchdacht. Doch dann kommt plötzlich alles anders als wir es uns gedacht haben. Das Wetter spielt nicht mit. Ganz egal, ob Regen oder zu heiß. Es passt einfach nicht. Oder die Freunde und Bekannten, die wir einladen wollten, haben urplötzlich keine Zeit. Und dann schießt es uns durch den Kopf mit all seiner Wahrheit und Bitterkeit: „Es gibt Tage da verliert man und Tage, an denen gewinnen die anderen.“ Ein Träne der Enttäuschung rinnt über die Wange. Oder ist es gar tiefe und bestürzende Trauer? Dann lese ich die Losung des Tages aus dem 5. Buch Mose: „Treu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und wahrhaftig ist er.“

Wie zynisch ist das denn, schießt es mir durch den Kopf. Hätte der nicht auch eben mal seine behütende Hand über mich halten können? Ohne dass ich nun mit meinem Kummer dasitze; allein.

Aber – so ist der Satz aus dem Alten Testament nicht gemeint. Mose geht dem Ende seines Lebens entgegen. Er regelt die Dinge, die noch zu regeln sind und zieht Bilanz. Und all das, was er den seinen noch sagen möchte, kleidet er in ein Lied. Denn es ist da mehr als eine Zigarette und ein letztes Glas im stehn.

Und so singt Mose von seinem Leben, von den Bürden, die er zu tragen hatte, den Schlappen und Niederlagen, die er erleben musste. Und er singt auch von den schönen Dingen seiner Tage, von dem Erwähltsein, dem Gefühl Gottes geliebtes Kind zu sein, auch wenn bei Gott nicht alles ging in all den Jahren. Wie viele gemeinsame Wege endeten in dieser Zeit. Doch unterm Schlussstrich den Mose zieht, stellt er fest: Ja, Gott ist treu und kein Böses an ihm. Gerecht und wahrhaftig ist er. Und Mose singt es laut.

Es war eben Gott, der ihn immer wieder auf die Füße stellte und ihm auf so vielen Durststrecken neuen Lebensmut gab. Welch ein Segen, den Mose selbst empfing und weitergibt. Auch an uns an diesem Wochenende. – Genießen Sie es.

Holger Kipp, Prädikant im Kirchenkreis

„Bet‘ mal“ - 20.5.2023

Als Predigende hat man manchmal das Glück auf wunderbare Geschichten zu stoßen, wie diese hier: Ein Pastor fährt täglich Zug. Auf eine seiner Fahrten saß in seinem Abteil noch jemand mit einem Notebook. Eine ältere Dame mit Strickzeug und eine Mutter mit Ihrem Sohn. Der Sohn hatte ein großes Bilderbuch auf seinem Schoß, in dem Berufe vorgestellt wurden. Also: eine Bäckerin backt, ein Rennfahrer fährt rennen usw. Irgendwann hat der kleine Junge den Pastor angeguckt und gefragt: „Und was bist Du?“ „Pastor“, antwortet der Pastor. Nach einigem Nachdenken fragt der Junge: „Kannst Du beten?“ Der Pastor etwas zögerlich: „Ääh – ja!“ Dann kam was kommen musste. Der Kleine hat ihn aufgefordert: „Bet‘ mal!“

Der Junge fand die Situation sehr interessant, die Erwachsenen eher furchtbar. Das Notebook hörte auf zu notebooken, die Stricknadeln zu klappern. Die Mama hatte ein unsichtbares Schild um: „Ich gehöre nicht dazu! Dieses Kind sitzt rein zufällig auf meinem Schoß...“

Dem Pastor war die Situation auch nicht ganz geheuer. Aber es gab kein Entkommen. Also hat er notgedrungen gebetet. Er hat für den Tag gedankt. Für die Leute im Abteil gebetet, für alle anderen Mitfahrende

und für den Lokführer auch. Nach dem Amen haben alle tief durchgeatmet und die Zugfahrt ging normal weiter.

Mir ist es auch schon oft so gegangen: „Du glaubst doch, bet‘ mal für mich oder bet‘ mal für…“ Luther hat gesagt, dass man einen Engel auf den Weg schickt, wenn man für andere betet. Ein schöner Gedanke. Engel können wir wahrlich öfter brauchen. Oder einen der zuhört. Einer, der immer da ist und zuhört ist Gott. Ihm kann ich „meinen Sack voller Sorgen vor die Füße werfen“, wie es Luther einmal sagte.

Und wenn ich gar nicht weiß, was ich beten soll? Dazu sagt Jesus im Lukasevangelium 11, 2: „Wenn ihr betet, so sprecht: Vater! Dein Name werde geheiligt“. Wenn Sie nicht wissen, was Sie beten sollen, dann lädt Jesus ein, das Vaterunser zu beten. Beten tut einfach gut. Probieren Sie es einfach mal.

Susanne Bannert, Prädikantin

Reden hilft! - 13.5.2023

Vor kurzem erlebte ich eine schräge Situation: Verhandlungen wurden als gescheitert, Fronten als verhärtet beschrieben. Ich ging von mehreren Gesprächsrunden aus, suchte das Gespräch mit dem Verhandlungsführer der anderen Seite. Der berichtete, man habe bisher nur Mails ausgetauscht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Denn eigentlich sage ich auch im Haus ziemlich oft: Reden hilft – nicht immer, aber meist!

Meiner Lebenserfahrung entspricht das. Einigungswille ist nötig, genauso wie die Bereitschaft, die andere nicht nur zu hören, sondern auch verstehen zu wollen. Dann aber ist es meist so: Reden hilft!

Wenn ich nichts vom Gespräch erwarte, keinen Fortschritt, keine Verständigung – dann steht es schlecht um die Beziehung. Das gilt für dienstliche wie auch für private Bezüge.

Das gilt auch für das Verhältnis zu Gott. Wenn ich etwas von ihm erwarte, er mir Gegenüber ist, rede ich mit ihm. Ich lasse ihn teilhaben an meinem Leben, teile mit ihm, was mich froh macht genauso wie das, was mich bedrückt. Ich bitte um gute Wege, die ich gehen kann oder um gute Entscheidungen, wenn ich an einer Weggabelung im Lebenslauf stehe. Denn ich bin davon überzeugt, dass dieser Gott etwas mit meinem Leben zu tun hat.

Und die Antwort? Hören tue ich sie nicht. Aber mehr als einmal habe ich erlebt, dass sich Themen im Gespräch mit Gott klären. Am Ende des Ringens, welchen Weg ich gehen soll, stellte sich die Sicherheit ein, was für mich „dran“ ist. Dann konnte ich im Nachgang häufig in schwieriger Lage an diese Erfahrung anknüpfen und Gott um Kraft für den weiteren Weg bitten.

Reden hilft! Und das gilt auch für die Gottesbeziehung. Sie haben keine Erfahrung damit? Ihnen fehlen die Worte? Im Gesangbuch finden Sie die Psalmen. Alte, in Freud und Leid erprobte Gebete. Diese Worte können Sie sich leihen. Vielleicht helfen Sie Ihnen. Denn: Reden hilft. Auch das Reden mit Gott, dass christliche Tradition beten nennt.

Gute Erfahrungen wünscht Ihnen

Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher Diakonie in Niedersachsen

Du schaffst das…. - 29.4.2023

Weil Du es einfach kannst.

Wir glauben an Dich.

Egal, was passiert, vergiss nicht, Du bist großartig.

Wir sind in Gedanken bei dir.

Wir feuern dich an.

Wir drücken die Daumen.

Du bist nicht allein.

Wir haben dich lieb.

 

Es ist Prüfungszeit. An vielen Schulen werden derzeit Abschlussklausuren geschrieben. Eine sehr anstrengende Zeit für Schüler, Lehrer und Eltern.

In manchen Schulen ist es Tradition, dass Eltern, Verwandte oder Freunde vor den Abiturklausuren ihre Unterstützung durch Motivationsplakate zum Ausdruck bringen können. Diese Plakate werden vor der ersten Klausur in der Schule aufgehängt und sind in der Prüfungszeit als kleine Mutmacher sichtbar.

Auch wir haben ein solches Plakat gestaltet und in die evangelische IGS gebracht. Dabei haben wir dann mit anderen Eltern und Lehrern die Plakate zusammen aufgehängt. Das ist wirklich ein sehr schöner Augenblick.

Natürlich haben wir uns auch die anderen Plakate angeschaut.  Bei jedem einzelnen Plakat hatte ich eine Gänsehaut. In jedem steckte sehr viel Zuspruch. Da gab es Fotos des jeweiligen Kindes, der Familie, Bilder von den Hobbys, von gemeinsamen Urlauben und so manche Zeilen zum Schmunzeln.

Und dann eben Sprüche, so wie ich einige als Beispiel am Anfang aufgezählt habe. Einige Mutmach-Verse wiederholen sich auf den unterschiedlichen Plakaten.

Für mich sind das alles kleine, nein, eigentlich sogar ziemlich große Segenswünsche. In der griechischen Originalsprache bedeutet das Wort Segen „jemandem Gutes zusprechen“. Da drückt jemand einen Wunsch aus, der gut tut, der Kraft gibt, der anfeuert.

Ein Vers hat es mir besonders angetan, den habe ich für mich selbst mitgenommen:

„Und Gott ist an Deiner Seite.“

Gut zu wissen, oder?

Karin Puy, Lektorin, Kirchengemeinde Luthe

 

Unterlassene Hilfeleistung! - 22.4.2023

Strafbar macht sich, wer „bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist“. So ist es im deutschen Strafrecht geregelt. Von dieser unterlassenen Hilfeleistung hören wir immer wieder, wenn Menschen als Gaffer auf der Autobahn unterwegs sind oder wenn es an Zivilcourage bei tätlichen Übergriffen im öffentlichen Raum mangelt und niemand einschreitet und hilft.

Wir sind eine Gesellschaft der sowohl Schaulustigen als auch Weggucker geworden. Beides ist herrlich passiv, macht nicht viel Arbeit und das Leben viel ruhiger. Aber halt auch strafbar, gerade, wenn Leib und Leben in Gefahr sind und der gesunde Menschenverstand gefordert wäre.

Die unterlassene Hilfeleistung sollte sich aber noch viel mehr durchziehen in einer Gemeinschaft, in einem Miteinander. Wenn Falsches erzählt wird über Abwesende, wenn die Eskalation bei Treffen im Raum steht und Menschen wegrennen, weil sie die Situation nicht aushalten. Warum können wir da nicht einschreiten und schlichten? Warum können wir nicht Partei ergreifen? Ich kenne so viele Menschen, die sich maximal neutral verhalten, bloß nicht einmischen wollen, sondern lieber die Fahne noch in den Wind halten. Ist das richtig? Ist das ein Miteinander, dass wir haben wollen? Jedes „Opfer“ wünscht sich Menschen, die einspringen, eingreifen, die Situation entschärfen. Passiv sein, ist so gar keine christliche Tugend. Es geht ums Eingreifen, ums Tun, nicht um das passive dabei sein. Paulus schreibt an die Galater in Kapitel 6: Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen. Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann.

Unterlassene Hilfeleistung ist nur etwas für Feiglinge und Wendehälse, aber nichts für eine Gesellschaft, wo Menschen einander brauchen. Ob sie sich kennen oder nicht und egal woher sie kommen.

Jörg Mecke, Prädikant aus Idensen

„Frohe“ Ostern? Dein Ernst? - 8.4.2023

Ja, mein Ernst! An Ostern grüßt ja mehr oder weniger jede*r mit „Frohe Ostern!“, das ist also nichts Besonderes. Aber immer wieder höre ich Gegenstimmen. „Frohe Ostern – das klingt zu schlicht, zu flach, da werden die Probleme doch übertüncht!“ sagte sinngemäß ein Gottesdienstbesucher im vergangenen Jahr. „Frohe Ostern!“ – es wird befürchtet, dass die christliche Botschaft nicht mehr ausreicht gegenüber den komplexen Problemen unserer Alltagswelt, in der der menschliche Egoismus immer neue Möglichkeiten findet, sich zu nähren auf Kosten unserer Lebensgrundlage, auf Kosten der Würde jedes einzelnen von Gottes Geschöpfen.

Doch „froh“ ist nicht oberflächlich gemeint, wie man bei „happy“, „chillig“ oder „gut drauf“ vermuten könnte. „Froh“ geht tiefer: Menschen, die die hinter uns liegende Karwoche bewusst miterlebt haben, kommen von Karfreitag her. Sie nehmen heutiges Elend nicht auf die leichte Schulter und lachen Ängste, Gewalterfahrungen oder Trauer nicht mit einem „Chill doch mal!“ weg.

Somit ist der Gruß „Frohe Ostern“ ein zutiefst ernst gemeintes Ja zum Leben trotz Gewalt und Tod, ein Ja zur Hoffnung auf die Macht von Liebe und Beziehungen, ein Ja zum Glauben, dass Gott uns und unsere Gestorbenen in seiner Liebe hält und nicht loslässt. Er hat Jesus Christus aus dem Grab geholt und Totes in Leben gewendet – ein Wunder, auf das nicht immer leicht zu vertrauen ist, an dem ich aber schlicht und flach hänge und nicht davon wegkomme. Mögen auch Sie sich freuen, mit vollem Ernst – Frohe Ostern!

Susanne von Stemm, Pastorin in Bokeloh

Glück gehabt! - 1.4.2023

Ein erregter Anruf am frühen Morgen: „Hallo, ich wollte heute nur eben die Kirche aufschließen, oh Schreck…Kannst du mal ganz schnell her kommen? Da ist was schrecklich Dummes passiert! Du musst das selbst sehen!“ – Ich lies alles stehen und liegen, raste los… Kirchentür stand weit offen – ungewöhnlich-, was war passiert?

A P R I L – A P R I L  schallte es lachend hinter der Bank. „Oh, nein, das war ja gemein!“ Noch aus der Puste, auf dem Rad hingeeilt, bange Gedanken unterwegs, nichts Gutes ahnend: Stand etwa alles unter Wasser? War etwas beschmiert, gestohlen…? Ziemlich bald fand ich ihn nicht mehr gemein, sondern lustig, diesen Aprilscherz. Mich überkam ein Glücksgefühl, und ich konnte auch lachen – war ich doch plötzlich ungeplant an einem meiner Lieblingsorte, in unserer Offenen Kirche,  gelandet: Alles i. O., einfach Glück gehabt! Gott sei Dank! --Was kam mir wirklich gerade da in den Sinn? Die Glücks-Geschichte mit dem Ziegenbock:

Ein Mann kam klagend zu einem alten Rabbi: „Also, Rabbi, mein Leben ist nicht mehr erträglich. Wir wohnen zu sechst in einem einzigen Raum, was soll ich nur machen?“ Der Rabbi antwortete: „Nimm deinen Ziegenbock mit ins Zimmer!“ Der Mann meinte, nicht recht gehört zu haben. „Den Ziegenbock mit ins Zimmer?“ –„Tu, was ich dir gesagt habe und komm nach 1 Woche wieder.“ Nach 1 Woche kam der Mann wieder zum Rabbi, total am Ende. „Wir können es nicht mehr aushalten, der Bock stinkt fürchterlich.“ Der Rabbi sagte „Geh nach Hause und bring den Bock zurück in den Stall, dann komm nach 1 Woche wieder.“ Die Woche verging, und der Mann kam, übers ganze Gesicht strahlend, zurück: „Das Leben ist herrlich, wir genießen jede Minute, kein Ziegenbock, nur wir 6, was haben wir für ein Glück!“  - Es gibt wirklich in unserem Leben unbeschreibliche Gefühle, die unsere Körper durchströmen, Augenblicke, die man nicht vergisst. Sie sind eher klein, nichts Großartiges, und gerade deshalb bringe ich dieses Zufallsglück (in der Forschung `Hochmomentsglück` benannt) voll Dankbarkeit mit Gott in Verbindung, und das nicht nur, weil `es in unserer Kirche passierte`: Gott nahe zu sein ist mein Glück! Er ist da, mitten unter uns, so dass wir uns eigentlich gar keine Sorgen machen müssten.---

Viel Spaß beim `In den April-Schicken`, die Tradition, etwas mit einem fehlenden oder irreführenden Wahrheitsgehalt zu verbreiten, gibt es schon seit ca. 2 Jahrhunderten in vielen europäischen Ländern und in Nordamerika. - Am Nachmittag folgte übrigens meine Revanche, und die klappte zum Glück prima. April, April, kann machen, was er will!

Ursula Wiebe, Schloß Ricklingen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        

In der Ruhe liegt die Kraft - 25.3.2023

Wenn ich morgens durch die Feldmark gehe, kommen mir gefühlt ganze Heerscharen an Hunden samt ihren Besitzern entgegen. Und dann denke ich mir, warum binden sich Menschen an Hunde und umgekehrt? Auf der einen Seite habe ich einen fraglosen und treuen Gefährten, der mir wohl über so manche Einsamkeit hinweghilft. Da ist ein Wesen, um das ich mich kümmern kann. Klar hat es seine Bedürfnisse, doch es geht auch mit an die Frische Luft, wenn dem Rest der Familie gerade nicht so danach ist. Und manchmal bin ich sogar dazu gezwungen meinen inneren Schweinhund zu überwinden.

Doch, warum verstehen sich Frauchen oder Herrchen so gut mit ihrem Hund? Ein Grund ist: Sie spielen gerne – beide. Von Kind an tun wir das. Es ist uns angeboren. Wir toben und tollen, raufen uns mit den Geschwistern oder Freunden oder eben mit dem Hund. Sogar richtige Kunstformen des Spiels haben sich entwickelt. Denken Sie an das Fingerhakeln oder das Armdrücken.

Ja, einmal richtig Stärke zeigen; dem Gegenüber darauf hinweisen, wo der Hammer hängt. Bei Kindern oft, bis einer schreit. Und bei uns Erwachsenen? Wir wenden das im Spiel erlernte in der Praxis an. Nur leider nicht immer zum Guten. Wie oft werden Worte laut wie: Na warte, dem werde ich es zweigen. Ganze Stammtischrunden werden so belebt. Dann; es sollte nur ein Spiel sein, Fußball, doch aus dem Erlernten wird Ernst. Stadien werden demoliert, Autos angezündet, die Unversehrtheit des Gegenüber spielt plötzlich keine Rolle mehr. Autsch – bis einer Schreit, und das ist gewiss. Wie war das noch mit dem Armdrücken und der Stärke?

Im Buch der Sprüche heißt es: Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte einnimmt. – Eine Anregung, mal ein guter Verlierer zu sein. Auch das übt das Spielen. Und wenn wir Kraft und Wut nicht von allein loswerden, wie wäre es mit einem Spaziergang? Oder damit, selbst einmal den Ball zu kicken. Da ist gewiss jemand, der sich darüber freut. Nicht nur der Hund.

Holger Kipp, Prädikant im Kirchenkreis

Medienfasten für Anfänger - 18.3.2023

Haben sie schon mal zusammengezählt, wie viele Stunden am Tag sie in den verschiedenen Medien unterwegs sind? Damit ist natürlich nur die private Nutzung gemeint. Im Schnitt sind es 3,5 Stunden Fernsehen und 1,5 Stunden Internetnutzung.

Bei dieser Mediennutzung wird es viele Sendungen geben, in denen Nachrichten aufgenommen werden. Davon sind die meisten Nachrichten negativ: Ukrainekrieg, Klimawandel usw. . Es ist wichtig, informiert zu sein und es ist wichtig mit anderen zu kommunizieren- Aber: Reicht da nicht auch eine kürzere Zeit aus? Muss es noch eine weitere Talkshow sei, in der bekannte Informationen diskutiert werden? Oder reicht nicht auch eine ausführliche Nachrichtensendung im Radio?

Insgesamt kann ein hoher Medienkonsum negative Begleiterscheinungen zeigen, sie kann uns schaden, nervös und depressiv machen.

Im Verlauf des Kirchenjahres haben wir von Aschermittwoch bis Ostern die Fastenzeit, die von vielen Menschen zum Anlass genommen wird, bewusst auf etwas zu verzichten.

Versuchen sie es doch mal mit einem Medienfasten zu starten. Verkürzen sie die Zeit der Mediennutzung. Ich habe es mir z.B. angewöhnt, häufig nur die Nachrichtensendungen im Radio anzuhören statt sie im Fernsehen zu sehen- und Talkshows sind bei mir gestrichen.

Passen sie auf ihre Seele auf. Sie muss geschützt werden, sonst nehmen wir Schaden an der Seele! Gott weiß , wie empfindlich unsere Seele ist. In der Bibel gibt es viele Stellen, wo es Gott darum geht, unsere Seele zu stärken. Eine davon steht im Psalm 23 Vers 3. Dort heißt es: Gott stärkt und erfrischt meine Seele. Gottes Nähe möchte uns die Zuversicht und Hoffnung geben, die wir brauchen, um in der Welt auch die Dinge zu sehen, die wir verändern können, wo wir verantwortlich sind, anstatt nur auf das zu schauen, was wir nicht verändern können.

Und was können sie mit der eingesparten Zeit machen? Sie könnten z.B ein Buch der Bibel mal ganz durchlesen, das Johannes-Evangelium wäre ein guter Start. Das Lesen dieses Bibelteiles dauert etwa 2 Stunden. Am besten geht das mit einer modernen Bibelübersetzung, z.B. mit der Basisbibel der Deutschen Bibelgesellschaft(zu finden unter www.die-bibel.de). Das Lesen dauert etwas mehr als 2 Stunden, weniger als ein Fernsehabend. Ob sie da vielleicht mehr Gewinn davon haben als vom x-ten Krimi im Fernsehen? - Probieren sie es aus!

Wilfried Dreyer

 

Auf dem Weg ins Reich Gottes - 11.3.2023

Gestern war gestern. Gestern ist vorbei und kommt nicht wieder. Ich hoffe, dass Dein gestern gut war. Denn was vorbei ist, das kann man nicht mehr ändern. Man kann nichts dazutun. Und nichts wegnehmen. Gestern ist Vergangenheit.

Gestern haben wir Erfahrungen gemacht. Dinge erlebt. Diese Geschehnisse sind geschehen. Die Worte sind gesagt. Die Erlebnisse erlebt. Sie kommen so nicht wieder. Sie waren.

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lk 9,62) So lautet der Vers für die kommende Woche.

Hinter Dir liegt die vergangene Zeit – wie ein Acker, den Du bestellt hast.

Also geht Dein Blick nach vorne. Was wird morgen sein? Morgen kommt noch. Ist noch nicht. Liegt in der ungewissen Zukunft. Wie genau Dein Morgen sein wird – das weißt Du jetzt noch nicht.

Wir bewegen uns dazwischen. Zwischen gestern und morgen. Im Heute. Nur heute ist tatsächlich.

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Ich habe übers Pflügen gelesen:

Der Erfolg des Pflügens hängt vom richtigen Zeitpunkt, von der richtigen Tiefe und auch von der Witterung ab.

Jetzt ist der Zeitpunkt um sich auf den Grund und Boden unter Dir zu besinnen. Jetzt und hier, wo Du gerade stehst.

Gestern – da liegt sicherlich einiges, was gewachsen ist. Was Du umgesetzt haben, und was Frucht getragen hat. Vielleicht macht das ein oder andere auch wehmütig – weil die Frucht, die es gebracht hat, schon wieder geerntet und vergangen ist. Anderes macht stolz und froh. An dem Acker hinter Dir kannst Du sehen, was Du alles geschafft hast. Aber: Nur Rückschau – das geht nicht. Das raubt dem Moment zu viel Aufmerksamkeit.

Vor Dir liegt noch viel unbebautes Land. Wie wird der Boden dort sein? Und hält das Wetter, um weiterzupflügen? Auch dieser Gedanke bringt aktuell nichts. Denn es kommt doch darauf an, wie es gerade ist.

Heute ist heute. Und so wünsche ich Dir, dass Du wach wahrnimmst wo Du gerade stehst. Auf dem Acker Deines Lebens.

Und auf dem Weg ins Reich Gottes.

Franziska Oberheide, Corvinus

Erinnere Dich! - 4.3.2023

Neulich hatte ich Appetit auf Tomatensuppe. Nein,nicht die,aus der Tüte. Ich hatte den Geschmack von OMAS Tomatensuppe auf der Zunge. Ich erinnerte mich an den Duft, der durchs Haus zog und der Mühe, die sich Oma um die Familie gab. An die gerechte Aufteilung der frischen Erdbeeren und ihre nach Lorbeer duftenden Soßen. Ich erinnerte an die liebevolle Fürsorge des Opas, der die Stelle des Familienoberhauptes übernehmen musste. Ich erinnerte an Familienzeit mit den Eltern, die tatsächlich nur Sonntags–aber dann richtig–Zeit für uns hatten. Ich erinnere an die Geschichte unseres Lehrers Armin Mandel über den kleinen Kobold „Semmelknödel“, der bei ihm zuhaus die Welt in Unordnung brachte. Mein Herz hüpft heute noch, wenn ich an den versteckten-von mir aber schon entdeckten-Hasen erinnere, der an Ostern mein Kinderherz erfreuen sollte. Genauso lebhaft erinnere ich an das morgendliche Abholritual meiner Schulfreundin (kath.), die von ihrer Mutter mit einem Kreuz auf der Stirn gesegnet wurde. Ich spüre in meiner Erinnerung bis heute den Stich im Herzen, weil dieses Kreuz mir (ev.) morgens nicht gegeben wurde. Erinnerungen, sie sind die Fußabdrücke am Strand unseres Lebens, keiner kann sie uns nehmen. Selbst die schlimmste Krankheit bewahrt in irgendeiner Gedankenecke noch ein kleines Stück Erinnerung. Die gilt es kostbar zu pflegen. Sich an schöne Momente zu erinnern, hilft dabei, in schweren Zeiten nicht den Mut zu verlieren. Probieren Sie das einmal aus. Die Erinnerung an die Kindheit oder bedeutende Ereignisse steht oft ein Leben lang im Herzen. Sprüche zu  diesem Thema gibt es zahlreich: „Genieße den Tag, denn die Momente von heute sind die Erinnerungen von morgen“. „Die schönsten Erinnerungen sind die, die einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern“. „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können“. Am Sonntag Reminizere begleitet Psalm 25 die christliche Liturgie. „Gedenke deiner Barmherzigkeit, Herr, und deiner Gnade, die seit Anbeginn besteht! Also: Mensch, Erinnere Dich“: an Gott, unseren Herrn, der uns das Leben geschenkt hat, obwohl Menschen auch das anzweifeln. Die Aufforderung, „Erinnere Dich“, gilt den Christenmenschen, die ihre Erfahrung mit Gott gemacht haben und denen, die sie noch machen wollen. Generationen von Menschen haben einen freundlichen Gott erlebt, haben zumindest von ihm gehört, erinnern sich auch an die ein oder andere Bewahrung im eigenen Leben. Gottes Freundlichkeit, sein Schutz und Beistand,  lässt sich spüren, wenn wir es zulassen. Sie hilft durch das Leben mit all den Steinen, die auf dem Weg liegen, sie hilft darüber hinweg zu hopsen oder auch mal um Kraft zu bitten, dass der Stein an die Seite rollt. Für uns ALLE gilt: Erinnere Dich. An das Gute UND an das Schlechte im Leben. Erinnere Dich, wie Du es er-/getragen hast. Erinnere Dich, Deines Lebens und Deines Glaubens. Und dann…. Sei demütig …..und dankbar.

Frauke Harland-Ahlborn (Prädikantin in der Stifts-KG + im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf)

Keine schönen Gedanken! - 25.2.2023

Vor wenigen Wochen hat uns hier im Ort ein Gewaltverbrechen bis auf´s Mark erschüttert – für die Betroffenen ein Gang durch die Hölle. Ich mag mir jetzt gar nicht vorstellen, wie es Ukrainern ergeht, die das nicht nur einmalig sondern nun schon 366 Tage erleben: Täglich 24 Stunden lang wird gemordet, Leben ausgelöscht und Lebensgrundlage zerstört. Unerträglich!!! Und selbstredend: Unerträglich, dass ausgerechnet die Täternation (die unentwegt auf den Nachbarn einschlägt) sogar noch mit Vetorecht im UN-Sicherheitsrat sitzt. Da wird der Bock zum Gärtner! Ein Blick über den Zaun auch in andere Ecken der Welt ist allerdings ernüchternd: So viele, viele Menschen, die in kriegerischen Konflikten, Bürgerkriegen oder in Diktaturen Ähnliches erlitten haben/noch erleiden.

Das vor Augen lässt es mich zunächst einmal nur staunen, wie unverschämt gut es uns geht: Fast 78 Jahre Schweigen der Waffen! So eine lange Friedensphase hat es bei uns noch nie gegeben. Das scheinbar Selbstverständliche ist in Wahrheit gar nicht selbstverständlich. Und es ist deshalb allemal Grund, zutiefst dankbar zu sein, und jede Form aufkeimender Gewalt in Gedankengut, Wort oder Tat zu ächten. Wieder weg von uns hin zu den Ukrainern: Mit großen frommen Worten tue ich mich schwer. Aber mich selbst beeindruckt tief, wie fromme Juden in Zeiten schlimmster Verfolgung (bis hin im unvergleichlichen Holocaust) ihren Glauben an den lebendigen Gott nicht aufgaben, wohl mit Gott hadernd und ins Gericht gehend, aber dennoch auf Gott vertrauend und daraus Kräfte ziehend. Der jüd. Theologe P. Lapide schreibt über diesen biblischen Glauben: Es ist kein „Aber-Glaube“ vielmehr ein „Aber-dennoch-Glaube“ für den es ein Pseudo-Realismus ist, alle Begebenheiten – auch die traurigsten – als endgültig und unveränderlich zu akzeptieren.

Das wünsche vor allen den Mitmenschen drüben in ihrem tägl. Überleben aber auch uns, dass die Kraft, die dem bibl. Glauben innewohnt sich im Leben entfaltet.                      

Pastor CC Möller, St. Johannes Wunstorf

Liebe ist in der Luft - 18.2.2023

Haben Sie daran gedacht? Am Dienstag war Valentinstag. DER Tag für Verliebte. Frauen haben Sie auch an ihren Partner gedacht? Haben Sie vielleicht auch an die Singles gedacht? Der Tag wurde nicht nur für uns Frauen gemacht. Seinen Ursprung hat er im Jahre 496. Da wurde er von Papst Gelasius für die ganze Kirche eingeführt. Namensgeber war der heilige Valentin aus Rom. Der traute Liebespaare nach christlichem Ritus. Er soll der Legende nach den Brautpaaren aus seinem Garten nach der Trauung Blumen geschenkt haben. Darum soll es heute noch so sein. Allerdings ist er seit 1969 aus dem römischen Generalkalender gestrichen. Vielleicht hat zur Zeit Valentins das eine oder andere Paar auch seinen Trauspruch im 1. Kor. 13, 13 gefunden: „Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei. Doch am größten von ihnen ist die Liebe“. Paulus schreibt den Korinthern, dass Nichts zählt ohne die Liebe. Wir können reden wie Propheten, alle Geheimnisse kennen und Wissend sein. Ohne Liebe zählt all das nicht. Alles wäre nur ein Teil dessen, was Liebe vermag. Die Liebe erträgt und glaubt alles. Viele sind in ihrer Partnerschaft gefangen und kommen nicht raus. Haben keinen Mut einen Schlussstrich zu ziehen oder zumindest psychologische oder seelsorgerliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie erdulden jedwede Gewalt. Einer Studie zur Folge aus 2004 ergab, dass darunter auch viele Männer Gewalt erfahren. Das allerdings nicht nur in der Ehe. Auch im gesellschaftlichen Leben erfahren Menschen Gewalt. Es muss dabei nicht einmal die körperliche sein. Menschen werden z.B. im Internet auf subtile Art und Weise gemobbt. Dabei sagt Paulus, dass die Liebe nicht unverschämt ist. Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht. Sie freut sich aber, wenn die Wahrheit siegt. Wir sollten viel mehr miteinander reden, so kann manches aus der Welt geschafft werden. Denn mit Liebe im Gepäck klappt so einiges.

Susanne Bannert, Prädikantin im Kirchenkreis

Licht am Ende des Tunnels - 11.2.2023

Kennen Sie das auch? Sie fahren mit dem Zug oder dem Auto durch einen Tunnel. Das ist faszinierend und trotzdem auch beängstigend und auch einengend, vor allem, wenn es ein längerer Tunnel ist. Für mich ist das in Hamburg bei der Fahrt durch den Elbtunnel immer wieder spannend. Festzustellen, wie lang er ist. An der Tunnelwand zu erkennen, wo der tiefste Punkt ist, ab dem es wieder bergauf geht. Vielleicht auch kurz daran zu denken, welche Lasten sich gerade über einem befinden, wie viel Wasser der Elbe und welche großen und kleinen Schiffe gerade über mir fahren. Obwohl, vielleicht denke ich lieber doch nicht so genau darüber nach, welche großen Gewichte auf den dicken Wänden des Tunnels liegen.

Aber ich vertraue auf die Menschen, die den Tunnel geplant, berechnet und hoffentlich auch gut gebaut haben. Ich vertraue auf die Menschen, die durch ihre Kontrolle einen sicheren Betrieb ermöglichen. Das tue ich, ohne sie zu kennen, ohne zu wissen, wie gewissenhaft sie ihre Arbeit ausführen oder wie ernst sie ihren Job nehmen.

Und dann ist da noch jemand dem ich noch mehr vertraue. Der das geschaffen hat was „darüber“ ist. Der einen guten Plan und einen guten Blick auf alles hat. Der nicht einfach nur „Wartungsarbeiten“ macht, sondern der mich sieht. Der mich ansieht, der weiß, wer ich bin und was mich bewegt. Der meine persönlichen „dunklen Tunnel“, meine Unsicherheiten kennt und mir ein Licht am Ende des Tunnels schenkt. Gott, der mich auf meinen Wegen begleitet und auch an meiner Seite bleibt, wenn das Licht am Ende des Tunnels erreicht ist.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch immer wieder ein Licht am Ende eines Tunnels entdecken können!

Tanja Giesecke, Diakonin in der Stifts-Kirchengemeinde Wunstorf

Angst vor den Schwächeren 4.2.2023

Einer der für mich prägendsten Sätze der Bibel ist: Fürchtet euch nicht!

Furcht hat zwei Seiten: Die eine führt zu Lähmung, die andere zu Ungerechtigkeit. Wir sehen es in der Gesellschaft immer wieder, dass Menschen aus Furcht menschenverachtende Dinge sagen und manchmal auch tun: Sie treten nach unten gegen Schwächere, wenn sie sich selbst bedroht fühlen. Dabei vergessen sie, dass die Ungerechtigkeit nicht von denen ausgeht, denen es noch schlechter geht als ihnen selbst. Dies zeigt sich immer wieder in den verschiedenen „-Ismen“, wie beispielweise Rassismus, Klassismus (Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen Position), Sexismus und vielen mehr. Jeder einzige dieser „-Ismen“ ist als eine Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zu verurteilen. Beobachten und reflektieren Sie einmal, wie diese Ihnen im Alltag begegnen – sowohl gegen Sie gerichtet als auch von Ihnen selbst ausgehend. Sie werden fündig.

Die Furcht kann eine Erklärung sein, aber nie eine Entschuldigung. Sie ist keine Entschuldigung für Beleidigungen und Attacken von Männern gegen Frauen und queere Menschen, nur weil sie sich fürchten, dass ihre Männlichkeit infrage gestellt werden könnte. Sie ist keine Entschuldigung für die systematische Benachteiligung von Kindern aus armen Familien, weil angeblich jeder Mensch seines (oder ihres) eigenen Glückes Schmieds ist. Und sie kann, darf und wird niemals eine Entschuldigung für Rassismus sein. Dabei ist egal, ob er sich plump in rechten Parolen oder implizit in Fragen „missglückter Integration“ oder des menschenverachtenden Wortes „Asyltourismus“ äußert. Furcht vor einem Arbeitsplatz- oder Statusverlust ist keine Entschuldigung.

Gleichzeitig fürchten wir uns davor, uns selbst einzugestehen, dass wir in einer rassistischen, klassistischen, sexistischen – kurz in einer zutiefst ungerechten – Gesellschaft leben, von der wir ein Teil sind. Und somit auch einen Teil der Schuld tragen.

Furcht ist keine gute Ratgeberin. Das wussten auch die Engel. Vielleicht sollten wir anfangen, danach zu handeln.

Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis

Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an - 28.1.2023

So schreibt es der Apostel Paulus in seinem Brief an die Römer im zwölften Kapitel. Nun könnten wir meinen: Ja, ja, Kirche war schon immer etwas konservativ und rückwärtsgerichtet. Jede Menge alte Zöpfe gibt es da, die man einfach mal abschneiden könnte. Und wenn ich erst an all die Spaßverderber und moralinsauren Schwarzröcke denke. Doch so war die Frage der Gläubigen aus Rom gar nicht gemeint, die Pauls zu beantworten sucht. Wie sollten sie sich gegenüber der Welt stellen und einstellen, die sie umgab. Dieser bunte Markt der Möglichkeiten. Alles kann sein, aber nichts muss es. Oder vielleicht doch? Wie sollten sie in ihrem Leben, diesem neuen Gott in diesem Jesus Christus und seiner Herrlichkeit gerecht werden? Wie sollten sie dem Zeitgeist, den Modeerscheinungen ihrer Umwelt und den gesellschaftlichen Zwängen begegnen, ohne sich zu verbiegen? – Paulus antwortet auf diese Fragen. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob alle damaligen Leser seines Schreibens mit der hochtheologisch und frommen Antwort etwas anfangen konnten. Manchmal bedarf es dazu eines eher praktischen und handhabbaren Rates. Da hilft es, einmal auf die heutige Tageslosung zu schauen. Sie kennen alle die Geschichte von David und Goliath.

Und dann sagt der schlanke Junge zu dem riesigen Kerl: Du kommst zu mir mit Schwert, Spieß und Rüstung, ich aber komme zu dir im Namen des HERRN Zebaoth. – Wir wissen alle wie die Geschichte ausgeht. Das Vertrauen in Gott lässt David über Goliath siegen. Nun ist die Anwendung von Gewalt, dem Einsatz von Steinschleuder und Schwert nicht zur Nachahmung empfohlen. Doch diese Geschichte aus dem Alten Testament zeigt, dass der Glaube an Gott trägt. Dies feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Und das, ohne dass sich dieser junge David auch nur einen Schritt von dem weichem musste, wofür er stand.

Also Kopf hoch; gehen auch wir fröhlich in dieses Wochenende. Und geht mit Gott!

Holger Kipp, Prädikant im Kirchenkreis

Gott zum Kuscheln - 21.1.2023

Wissen Sie, was heute – Samstag, 21. Januar – für ein Tag ist? Weltknuddeltag. Sie haben richtig gelesen. Knuddeln – schon das Wort! – oder kuscheln in Familie und Partnerschaft steht heute im Fokus. Der Tag, der – wo sonst? – in Amerika erfunden wurde, möchte ermuntern, gegenüber Freunden und Familie zu zeigen, was sie einem bedeuten. So kann man Zuneigung und positives Gefühl mitteilen. Der „National Hug Day“ wurde in den USA erstmals 1986 begangen und hat mittlerweile Anhänger unter anderem in Kanada, Australien und Polen.

Bei Kirchentagen findet man am Eingang zum Veranstaltungsgelände manchmal junge Leute mit dem Schild „Free Hug“ – und tatsächlich kann man sich da von einem fremden Menschen mal in den Arm nehmen lassen. Das geht ja nun so langsam wieder nach der langen Corona-Pause. Nicht nur dies mag ein guter Grund sein, in diesem Jahr zum Kirchentag nach Nürnberg zu reisen – der Kreisjugenddienst im Kirchenkreis bietet eine Fahrt an.

Allerdings: In den Arm nehmen, dass müssen beide wollen, sonst ist es übergriffig und unangenehm. Das heißt, ein gewisses Vertrauen muss da sein zwischen den beiden Menschen. Darum liegt der Tag genau zwischen dem emotionalen Weihnachtsfest und dem Valentinstag, dem Tag der Liebenden am 14. Februar. Ist Vertrauen gewachsen, dann ist eine Umarmung nicht nur an kalten Tagen wärmespendend für Leib und Seele.

Christen haben zum Kuscheln noch jemand, wenn man ihm vertraut: Gott. Der große Gott hat viele Facetten, aber eben auch die, dass er Nähe und Liebe gibt und zeigt. Ein Gebet kann sich wie eine Umarmung eines Freundes oder Freundin anfühlen, gerade wenn ich mal Trost brauche. An kalten Tagen – auch im übertragenen Sinne – kann ich mich sozusagen einkuscheln in seine Hand wie in eine flauschige Decke mit einem Tee oder Kaffee. Da wird es einem warm ums Herz.

Wem das hier alles zu viel und zu nah wird: Samstag, 21. Januar, kann man ganz lässig begehen. Er ist auch der „International Sweatpants Day“, der Welt-Jogginghosentag.

Gute Vorsätze - 14.1.2023

Halten die guten Vorsätze noch? Oder gehören Sie auch zu denen, die sich nichts mehr vornehmen, weil sie es ja doch nur wenige Tage durchhalten? Viele gute Vorsätze bröckeln ja spätestens, wenn die Ferienzeit vorbei ist und der Alltag wieder einzieht. Dabei ist der Erfolg ja in den ersten Tagen und Wochen deutlich zu spüren. Das Durchbrechen schlechter Gewohnheiten tut gut. Noch mehr die Hinwendung zu gesunderem Verhalten, mehr Bewegung, mehr Obst und Gemüse. Körper und Geist leben auf. Ich kann spüren, dass mir der Umgang mit den täglichen Herausforderungen leichter fällt. Das Leben fällt leichter. Ich werde milder im Umgang mit anderen. Und doch fällt das Durchhalten jedes Jahr aufs Neue schwer.

Der Apostel Paulus schreibt (Römer 7. 19): Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.

Offenbar sind wir als Menschen anfällig für die kleinen und großen Verlockungen. Mit großem Erfindungsreichtum haben wir das Leben immer einfacher gemacht. Technik ersetzt viele Bewegungsabläufe. Breitensport und Fitnessstudios machen erst in der Neuzeit einen Sinn. Ich muss mich bewusst für ein gesundes Leben entscheiden, weil der Alltag mich nicht mehr dazu zwingt. Überfluss und Süßigkeiten sind nicht mehr auf die großen Festtage begrenzt, sondern stehen ganzjährig in den Regalen. Ich muss selber entscheiden, wieviel davon für mich gut ist. Das ist in unserem Körper nicht angelegt. Darum ist es gut, zum Jahreswechsel dem Verstand das Ruder zu übergeben.

Und wenn die Vorsätze dann doch bröckeln: Unsere christliche Tradition bietet viele Anlässe, um auf das eigene Leben zu achten. Wenige Wochen nach dem kalendarischen Neuanfang beginnt die Fastenzeit. Unter dem Motto 7-Wochen-ohne oder auch 7-Wochen-mit lässt sich ein neuer Anlauf starten. (Und auch die nächste Adventszeit ist eine Fastenzeit!). Noch wichtiger: die Bibel lehrt uns, aus der Vergebung zu leben. Ich darf immer wieder neu anfangen!

Pastor Thomas Gleitz, Stifts-Kirchengemeinde Wunstorf

Zwischen-Zeit - 7.1.2023

Haben Sie auch in den letzten Tagen oft gehört, wenn Menschen ihnen von den Tagen zwischen Weihnachten und Sylvester erzählten, dass sie von „zwischen den Jahren“ oder gar „zwischen den Tagen“ sprachen? Eigentlich vom genauen Sprachsinn her Quatsch. Aber es zeigt: Dies war eine „Zwischen-“Zeit, wie man sie individuell vielleicht nur noch nach Schulabschluss und Stellenbeginn oder im Resturlaub beim Stellenwechsel erlebt.

In solcher Zwischenzeit ist das eine schon abgeschlossen und das eigentliche Neue hat noch nicht begonnen. In den Tagen bis Sylvester hatten viele frei; bei einigen war sogar die Arbeitsstelle geschlossen – nicht nur aus Energiespargründen. Wer nicht in den Urlaub wegfuhr, erlebte dieses „Zwischen“, traf vielleicht noch alte Schulfreunde, tauschte Weihnachtsgeschenke um oder löste Gutscheine ein. Es gibt wenig Veranstaltungen in dieser Zeit und Zeitungen füllen die Seiten mit Rückblicken. Bei uns zu Hause zünden wir gerne in den Tagen abends noch mal die Kerzen am Weihnachtsbaum an – echte Zeit der Besinnung.

Fast unsere ganze Gesellschaft macht diesen Rhythmus mit von der Adventszeit als Festvorbereitung, dann Weihnachten, dann diese merkwürdig ungeprägte Zeit dazwischen bis zum so ganz anderen Fest der Jahreswende. Solcher Rhythmus, hier - wie so oft - durch christliche Feste und Anlässe geprägt, macht Zeit erlebbar, setzt Ankerpunkte in unserer Erinnerung. Dies Jahr für mich: der extrem warme Jahreswechsel.

Die Festzeit und dann die Tage des Abklingens und der Leere machen Zeit spürbar. So kann man im Innehalten einen Blick auf den ewigen Gott werfen, denn Christen sehen in ihm auch den Schöpfer der Zeit. Er war schon vor der Zeit.

Ich bin dankbar für die Zeit „zwischen den Jahren“, die mir ermöglicht, im Rückblick auch innerlich mit einigem abzuschließen. So entsteht eine feste Basis, um besser ins Neue Jahr zu starten, in ein Jahr, dass in seinen unterschiedlichen „Zeiten“ getragen ist von seinem Schöpfer.

Gunnar Schulz-Achelis, Pastor im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf

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Alles mit Liebe tun - 30.12.2023
Überambitioniert - 23.12.2023
Das Gefühl der Adventszeit - 16.12.2023
Heute ist Lob dran - 9.12.2023
Weihnachtlicher Mut für die richtige Entscheidung - 2.12.2023
Heiles Leben - 25.11.2023
Sind wir vorbereitet? - 18.11.2023
Engel - 11.11.2023
Zünd dir ein Licht an - 4.11.2023
Süßes oder Saures! - 28.10.2023
Selig sind die, die Frieden schaffen - 21.10.2023
Heile du mich Herr, so werde ich heil - 14.10.2023
Ernte-Dank trotz Klimawandel - 30.9.2023
Chancenreiche Risiken - 23.9.2023
Gewitter - 16.9.2023
Wider die üble Nachrede - 2.9.2023
Luthe feiert - 26.8.2023
Auszeit im Alltag - 19.8.2023
Israelsonntag - 12.8.2023
Schutzengelhuus Michael - 5.8.2023
Einfach Kind sein - 29.7.2023
Ich bleibe in der Kirche, weil… - 22.7.2023
Freundschaft mit Jesus - 15.7.2023
Spekulative Meinung - 8.7.2023
Sommer 23 drei Schlagwörter - 1.7.2023
Retter gesucht?! - 24.06.2023
Jetzt ist die Zeit - 17.6.2023
Selig sind, die da geistlich arm sind - 10.6.2023
Gott ist treu?! - 27.5.2023
„Bet‘ mal“ - 20.5.2023
Reden hilft! - 13.5.2023
Du schaffst das…. - 29.4.2023
Unterlassene Hilfeleistung! - 22.4.2023
„Frohe“ Ostern? Dein Ernst? - 8.4.2023
Glück gehabt! - 1.4.2023
In der Ruhe liegt die Kraft - 25.3.2023
Medienfasten für Anfänger - 18.3.2023
Auf dem Weg ins Reich Gottes - 11.3.2023
Erinnere Dich! - 4.3.2023
Keine schönen Gedanken! - 25.2.2023
Liebe ist in der Luft - 18.2.2023
Licht am Ende des Tunnels - 11.2.2023
Angst vor den Schwächeren 4.2.2023
Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an - 28.1.2023
Gott zum Kuscheln - 21.1.2023
Gute Vorsätze - 14.1.2023
Zwischen-Zeit - 7.1.2023

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