Die sonnigen Tage haben die dunklen Tage im Januar fast vergessen lassen. Dafür waren die Temperaturen in den letzten Wochen noch zurückhaltend – das ist jetzt anders.
Die Singvögel sind wieder zu hören. Als Jugendlicher habe ich mir damals die Mühe gemacht, die einzelnen Vögel zu identifizieren. Darum habe ich morgen vor der Schule genau hingehört, welche Vögel sich bemerkbar machten. So habe ich damals den Frühling sehr bewusst erlebt. Das alles ist lange her. Nun ist keine Zeit mehr für solche Aufmerksamkeit.
Geblieben ist die Sehnsucht nach Sonne und angenehmen Temperaturen, Sehnsucht nach draußen, Spazierengehen und Sitzen - mit einer leichten Jacke. Geblieben ist die Sehnsucht nach den Farben der Blumen im Frühling. Vielleicht ist das Sehnsucht nach einem kleinen Stück heiler Welt in dieser bedrohten Welt mit Bildern vom Krieg in der Ukraine, von Flüchtlingen, dazu Umweltzerstörung, Klimawandel.
Es tut gut, wenigstens für einen längeren Moment auf Zeichen des Frühlings zu achten und Sonne zu tanken, den inneren Speicher der Seele wieder zu füllen. Ist das egoistisch? Ich meine: nein. Wir brauchen alle innere Kraft für den Alltag zwischen Kriegsbildern aus der Ukraine, Corona und den täglichen Aufgaben.
Da kann dieser Hinweis aus der Bibel eine wichtige Hilfe sein: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen?“ (Psalm 27,1 - „Herr“ steht für Gott). Wer diese Worte vor mehr als 2.500 Jahren aufgeschrieben hat, hat sich damit zu Gott als die Kraft für das eigene Leben bekannt. Mit allem, auch mit der Schöpfung, mit dem Blick auf keimendes Leben, auf blühende Blumen und sprudelndes Wasser – und mit allem schwierigen Erleben.
Dieser Blick auf die Schöpfung, auf Gott selbst, tut uns gut und gibt Kraft für diese Zeit und kommende Zeiten.
Friedrich Kanjahn, Pastor in Mardorf und Schneeren