Liebe Leserin, lieber Leser,
Altjahrsabend - Abschluss einer besonders schönen Zeit im Jahr. Die Tage zwischen den Jahren genieße ich sehr. Keine Termine, aufräumen, sortieren, lesen – in gewisser Weise das alte Jahr abschließen. Geschenkte Zeit, von Gott empfangen, vor ihm bedenken. Es gibt so vieles, für das ich dankbar bin: Schutz und Bewahrung auf vielen Wegen, meine Familie, Freunde, Gelingen von Arbeit und vieles mehr. In diesen Tagen wird es mir bewusst und ich spreche meinen Dank vor Gott aus. Ich denke auch an meine Schuld, mein Scheitern, an Menschen, denen ich etwas schuldig geblieben bin. Auch das bringe ich vor Gott. So schließe ich das alte Jahr ab. Ein Jahr in meinem Leben.
Und dann gehe ich neugierig auf das neue Jahr zu. All das, was dieser Tage Menschen bedrückt, blende ich nicht aus. Es ist ja viel zu präsent – und manches ist in den letzten Monaten verstörend nahe gekommen: Krieg und Hunger, Kälte und Flucht. So groß sind die Probleme, dass sie einen lähmen können, pessimistisch und lethargisch machen können. Mehr noch: All das lässt uns fragen, ob Gott es denn wirklich gut meint mit uns Menschen. Dem setze ich Worte Dietrich Bonhoeffers entgegen, die dieser in der Haft am Altjahrsabend 1944 geschrieben hat, also in gefährlicher und bedrückender Lage:
„Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Bonhoeffers Worte nähren meine Hoffnung und stärken meine Zuversicht, dass Gott seine Welt nicht autokratischen Despoten überlässt. Und sie machen deutlich, dass wir als Christenmenschen den Menschen Hoffnung schulden. Wir sind Hoffnungsboten im Namen des Kindes, dessen Geburt wir gefeiert haben. Das macht Kopf und Hände frei, einmal mehr das zu tun, was zu tun ist, jeweils an dem Ort, an den wir gestellt sind.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr 2023! Möge Gott Sie segnen und bewahren – und durch Sie Gutes bewirken.
Ihr Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher Diakonisches Werk in Niedersachsen