Seit Anfang September absolvieren mit Ana Paula Gauer (25) und Martin Wermeier (35) zwei junge Menschen aus dem Partnerkirchenkreis Sinodo Uruguai in Süd-Brasilien ein dreimonatiges Praktikum im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf. Ana Gauer ist gelernte Physiotherapeutin und hat ihre Berufserfahrungen im Alten- und Pflegeheim St. Nicoailstift oder im DRK-Therapiezentrum in Mardorf einbringen können. Martin Wermeier hat als Betriebs- und Agrarwirt auf Bauernhöfen oder im Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit mitgearbeitet. Vor allem in den Kirchengemeinden Liebfrauen in Neustadt und St. Johannis in Wunstorf haben die Brasilianer kirchliches Leben erfahren.
Bereits seit 20 Jahren existiert eine gute Partnerschaft zwischen beiden Kirchenkreisen. Zeitgleich ist Niobe Voß aus Lutter (Kirchengemeinde Mandelsloh) als Praktikantin im brasilianischen Kirchenkreis. Bei Annette Groß (Liebfrauengemeinde) und bei Silvia Behrens aus Eilvese haben die beiden Brasilianer gleich “Familienanschluss“ gefunden. Die Redaktion hat sie nach ihren ersten Erlebnissen in Deutschland befragt.
Hallo Ana, hallo Martin, nun seid Ihr schon bald 60 Tage bei uns im Kirchenkreis und in Deutschland – was habt Ihr denn bislang an Eindrücken gewonnen?
Martin: Ich war zunächst im Institut in Mariensee, dann habe ich zwei Wochen Schule und Jugendarbeit kennen gelernt, im Anschluss habe ich zwei Wochen die Raiffeisengenossenschaft in Hagen kennengelernt. Dann kam die schöne Herbstfreizeit mit älteren Teamern in Frankreich –und mit der Besichtigung des Europaparlamentes in Straßburg auf der Rückfahrt. Nun kommt eine Zeit in Eilvese bei Bauern mit Schweinen und Kühen.
Ana: Ich war zuerst im Nicolaistift und habe die Arbeit mit den Physiotherapeuten und auch mit den Dementen kennengelernt. Dann kam die Zeit mit Schule und Jugendarbeit, und ich war in Mardorf beim Therapiezent-rum. Nach der Frankreichfreizeit kommt noch eine Zeit in Wunstorf und Kolenfeld und dann freue ich mich auf den Liebfrauenkindergarten, wo ich auch in der integrativen Gruppe mitarbeiten darf.
Was ist Euch denn schon an Unterschieden aufgefallen?
Ana: Die ganze Kultur und auch das Leben in der Familie ist ganz anders als in Brasilien und auch die Arbeit mit der Jugend nicht vergleichbar.
Martin: Ja, die Kultur ist anders, auch, dass viele Menschen über ihr Land und Politik reden. Wir haben Kontakt mit vielen guten Menschen gehabt und sind immer nur bei sehr netten Leuten gewesen. Deutschland – das Land wirkt sehr gut organisiert, z.B. die Straßen, alles funktioniert. Aber was ich mir nicht so vorgestellt habe, ist, dass es auch Müll auf den Straßen gibt. Was mir noch aufgefallen ist: In der Schule oder auch beim Konfirmandenunterricht: Wenn der Lehrer etwas fragt, hebt immer einer die Hand, alle sind motiviert und wollen etwas lernen.
Vielen Dank für das Gespräch, und Euch noch eine gute Zeit mit vielen weiteren guten Begegnungen.
Interview: Diakon Ulf Elmhorst/Foto: privat