Vers(t)öhnliche Weihnachten - 20.12.2025
Wann immer ich mich mit Mitmenschen über das Weihnachtsfest unterhielt, kam ein Seufzen auf. Es ist noch so viel zu organisieren, so viel zu kaufen, so viel aufzuräumen und dann trifft man Verwandtschaft zu Weihnachten, die man das ganze Jahr nicht gesehen hat, weil man sie nicht sehen wollte. Dieses schwere Ausatmen lässt erahnen, dass es Menschen gibt, die sich wünschen, dass die Tage zwischen dem 24. und 26. Dezember möglichst schnell vergehen.
Früher dachte ich, dass vor allen Dingen diejenigen mit Sorge auf das Weihnachtsfest schauen, die in diesem Jahr einen geliebten Menschen verloren haben und dieses Jahr einsam oder zumindest einsamer sind. Oder dass es die betrifft, die sich aus Mangel an finanziellen Möglichkeiten nichts schenken können oder diejenigen, die den ausufernden Konsum kritisieren.
Nein, das geballte Zusammensein von verschiedenen Lebenswegen und -weisen sorgt auch für Probleme. Je weiter sich unsere Ansichten voneinander entfernen, um so schwieriger ist die Gestaltung einer gemeinsamen Zeit. Meinungen sind keine Ansichten mehr, sondern für immer mehr Mitmenschen sind es Dogmen. Und da ist es leider so, dass eine sachliche, wissenschaftsbasierte Argumentation doch am Halbwissen aus dem Boulevard abperlt und die Stimmung sehr schnell durch den Keller unter die Bodenplatte sinkt.
Jesus ist in diese Welt gekommen, um die Menschen zu versöhnen. Unter anderem diesen Ansatz feiern wir an Weihnachten. Das war nicht nur sein Ansatz, sondern es ist unser Auftrag: Uns zu versöhnen – obwohl es eine schwierige Aufgabe ist.
Ein Ansatz für uns kann sein, die Mitmenschen am 24., 25. und 26.12. – und auch danach – als Mitmenschen zu sehen und sich aufzumachen, um angenehme Gespräche zu führen, neugierig zu sein, was andere Personen umtreibt und einfach eine gute Zeit haben zu wollen. Man sollte keine Angst davor haben, denn so heißt es in der Weihnachtsgeschichte: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird“. Ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachten und gute Gespräche!
Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf




