
Pastorin Elisabeth (Lissy) Weidner ist in der Liebfrauenkirche Neustadt in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Gottesdienst war geprägt von einer persönlichen Predigt, Erinnerungen an ihren beruflichen Weg und vielen Momenten der Dankbarkeit. Ihr Bibelvers „Fahre hinaus, wo es tief ist“ stand im Mittelpunkt ihrer eigenen Ansprache und zog sich wie ein roter Faden durch den Abend.
Weidner erzählte offen, wie dieser Vers zu einem Leitmotiv ihres Lebens wurde. Aufgewachsen im Pfarrhaus, war sie früh mit Glaubensfragen konfrontiert und entwickelte einen eigenen Zugang zur Theologie. Schon als Jugendliche engagierte sie sich im Kindergottesdienst und suchte gemeinsam mit Freundinnen das Gespräch mit dem Kirchenvorstand über Fragen des Taufverständnisses. Diese Haltung, Dinge gründlich zu hinterfragen und theologisch zu durchdringen, prägte ihren weiteren Weg.

Ihr Studium führte sie nach Wuppertal, Heidelberg und Göttingen. Stationen, an denen sie theologische Tiefe suchte und ein Gespür für die Vielfalt kirchlichen Lebens entwickelte. Ein prägender Abschnitt war ein Aufenthalt in Brasilien während der Ausbildung. Die Erfahrungen dort, zwischen kulturellem Aufbruch und sozialer Realität, gehörten für sie zu den Momenten, in denen sie „hinausfuhr, wo es tief ist“.
1991 wurde sie in der Liebfrauenkirche ordiniert – genau an dem Ort, an dem sie nun verabschiedet wurde. Dieser Kreis schloss sich für viele sichtbar in der Atmosphäre des Gottesdienstes. Nach Jahren im Gemeindepfarramt, einer Phase der Elternzeit und einer Tätigkeit am Religionspädagogischen Institut in Loccum kehrte sie 2017 in den Kirchenkreis zurück: als religionspädagogische Fachberaterin für die kirchlichen Kindertagesstätten.

Dieser Bereich wurde zu ihrem Schwerpunkt. Weidner begleitete Erzieherinnen und Erzieher, organisierte Fortbildungen und führte viele Gespräche über Glauben, pädagogische Haltung und den Alltag in den Einrichtungen. Die Arbeit führte sie regelmäßig zu Teams im ganzen Kirchenkreis, gelegentlich auch zu mehrtägigen Fortbildungen, etwa auf Spiekeroog. Ihre Kolleginnen und Kollegen beschrieben sie als verlässlich, zugewandt und klar in ihren theologischen Impulsen.
Ein besonders lebendiger Moment im Gottesdienst war die spontane Sing- und Tanzeinlage der Kita-Mitarbeitenden. Sie war nicht geplant, drückte aber sichtbar aus, wie sehr Weidner in den Teams geschätzt wurde. Für viele war es ein Zeichen dafür, dass ihre Arbeit nicht nur die fachliche Ebene berührt hat, sondern auch persönlich verbindend wirkte.
Superintendent Rainer Müller-Jödicke würdigte in seiner Ansprache die Stationen ihres Berufslebens und ihre Rolle im Kirchenkreis. Er betonte, dass Weidner die Fachberatung gestärkt und weiterentwickelt hat. Dass diese Arbeit nun durch Anika Schneider fortgesetzt wird, sei auch ihrem Engagement zu verdanken. Nach der Verlesung der Urkunde des Landesbischofs wurde Weidner offiziell von ihren Aufgaben entpflichtet.

Zum Segen traten langjährige Weggefährtinnen aus Kita-Arbeit, Diakonie und Pfarrdienst nach vorn. Die Segenshandlung bildete einen ruhigen Abschluss und machte noch einmal sichtbar, wie stark Weidners Arbeit in Beziehungen verankert war.
Auch wenn sie nun im Ruhestand ist, bleibt sie dem Kirchenkreis verbunden. Ihre Bibliodrama-Gruppe wird sie weiter begleiten – ein geistlicher Raum, der ihr über Jahrzehnte wichtig geworden ist. Der Gottesdienst zeigte, wie sehr ihr Bibelvers zu ihrem beruflichen Weg passt. Sie hat ihn nicht nur ausgelegt, sondern gelebt.