Ein Unglück ist geschehen. Polizei, Feuerwehr, Rettungsambulanz – all diese Institutionen sind so schnell wie möglich am Ort des Geschehens. All diese Institutionen sind bekannt. Dass sich dahinter Menschen verbergen, Menschen aus Fleisch und Blut, mit Herz und Gefühl, ist oft nicht im Bewusstsein. Polizisten erkennt man: sie kommen im blau-silbernen Wagen und tragen dunkle Uniformen mit Dienstmütze. Feuerwehrleute erkennt man: sie kommen in roten Fahrzeugen und tragen dunkelblaue Uniformen und Schutzhelme. Unfallrettungsfahrzeuge erkennt man: da kommen weiße, manchmal auch rot-weiß-blau-gelbe Rettungswagen an und heraus steigen weiß gekleidete Sanitäter. All diese Personen eilen zum Unfallort und kümmern sich um das körperliche Befinden der Beteiligten.
Wer aber ist für die Linderung des Seelenschmerzes zuständig? Oftmals wird ein Notfallseelsorger zum Unfallort gerufen. Der oder die kommt ohne Uniform daher, ein Mensch wie Du und ich. Mitgebracht wird aber etwas besonders Wichtiges: offene Ohren und offene Arme. Offene Ohren, um die seelischen Nöte anzuhören. Offene Arme, um mit einer ersten Berührung die Schockstarre zu lösen oder auch Tränen aufzufangen. Und das alles kann im Vertrauen auf absolute Verschwiegenheit stattfinden. Wie gut es tut, sich jemand in großer Seelennot anvertrauen zu können, davon können viele Betroffene und auch Rettende berichten, nicht nur nahe am Unfall, sondern oft auch eine ganze Zeit später. Diesem Jemand, der Mitgefühl mitbringt, nicht tränenrühriges Mitleid, das man in einer Notsituation nicht ertragen kann. Dieser oder diesem Jemand können wir wieder begegnen, unterwegs oder auch in einer unserer Kirchen in der Region. Und dann heißt es vielleicht: Ach, Sie sind das!
Helga Kaiser, Bokeloh
( Frau Kaiser ist ehrenamtliche Mitarbeiterin in der ev-luth Gemeinde in Bokeloh und hat diesen Bericht aufgrund eines Gesprächs mit einer NFS-erin verfasst. )