Geistlicher Impuls Kirchenkreistag „Kirche und Kommunalpolitik“
Die Pharisäer, die Oberschlauen der damaligen Zeit, wollen Jesus eine Falle stellen und fragen ihn: Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen? Sie wollten Jesus damit testen, denn der Kaiser steht ja für die weltliche Macht. Sie wollen die weltliche gegen die göttliche Macht ausspielen. Da nimmt Jesus eine Münze und zeigt ihnen das Bild des Kaisers darauf. Und er sagt: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört! Steuern also für den Römer. Aber Jesus fährt noch fort: Und gebt Gott, was Gott gehört. Tja, das war’s dann mit dem Gegeneinander-Ausspielen. Und was bedeutet das heute? – Verstehen wir Jesus richtig, dann sind Glaube und Welt, Kirche und Staat klar getrennt. Damit einerseits der Glaube nicht instrumentalisiert wird und die Kirche andererseits sich nicht staatliche Autorität anmaßt und so tut, als könne sie die bessere Politik machen. Vom Glauben her bleibt die Kirche immer ein Gegenüber zum Staat. Etwas wie ein Gottesstaat kommt für Jesus nicht Frage.
Ja, die Trennung von Kirche und Staat hat in unserem Land so gute Gründe. Und es gibt auch gute Gründe, warum es an manchen Stellen eine vertrauensvolle Zusam-menarbeit gibt: Weil der Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht garantie-ren kann. Und weil die Kirche und der Staat sich in bestimmten Bereichen mit gemeinsamen Anliegen gut ergänzen: in Kindertagesstätten, in Beratungsstellen oder in der Pflege etwa. Dazu braucht es auch Strukturen. Beten allein reicht da nicht. Die Bibel ist gut zweitausend Jahre alt. In vielen Dingen ist sie aber als Denkanstoß aktueller als vielleicht gedacht: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört!“ Ok. Doch dann gebt auch Gott, was Gott gehört.
Der Frage, was dies für unser Miteinander bedeutet, hier vor Ort, in unseren beiden Städten und in unserem Kirchenkreis mit seinen 26 Kirchengemeinden, wollen wir heute Abend gemeinsam nachgehen. Ich bin sehr gespannt darauf. Und Gott segne unser Reden und Hören. Amen.
Superintendent Michael Hagen
Ephoralbericht
Nach dem in den letzten Jahren immer wieder Pastoren und Pastorinnen aus unserem KK ein Studiensemester gemacht, habe ich mich nach knapp 30 Dienstjahren auch auf den Weg ins Ev. Studienhaus Göttingen gemacht. Als ein Schwerpunkt hat sich in dieser Zeit die Beschäftigung mit dem Islam und den vielen sehr alten christlichen Kirchen im Nahen Osten ergeben, deren Mitgleider heute kurz vor der Ausrottung stehen.
Dadurch habe ich mir eine größere Kompetenz im Dialog mit Muslimen erworben, mit denen ich sowohl bei zwei Moscheegemeinden in meinem Kirchenkreis als auch bei der Begleitung des Modellversuches eines islamischen Religionsunterrichtes an unserer evangelischen IGS in Wunstorf zu tun habe. Schon während meines Studiensemesters erwuchs daraus der Impuls zu einem multireligiösen Gebet für Toleranz und Verständigung in Neustadt, das im Zusammenhang mit einem Steinwurf in das Fenster der dortigen Moschee in den Tagen des terroristischen Anschlags auf die Redaktion der französischen Satirezeitung "Charlie Hebdo" stattfand.
Zudem wurde ich noch einmal in besonderer Weise für die Situation und die Schwierigkeiten der Zuwanderer und Flüchtlinge in meinem Kirchenkreis sensibilisiert. Wir müssen wissen, dass 2zeidrittel Drittel der Menschen, die zur Zeit als Flüchtlinge zu uns kommen, Christen sind. Konkret gab es dadurch gleich Anregungen für das inhaltliche Begleitprogramm der am Sonntag in Neustadt eröffneten Ausstellung "Gesichter des Christentums". Am kommenden Mi.,den 18.3. um 19.30 Uhr, erwarten wir den Nahostreferenten Dr. Kamil Sido, der im Rahmen der Ausstellung in Liebfrauen über die Situation der Christen u.a.relig. Minderheiten spricht, die dort von Ausrottung bedroht sind. Diese Menschen brauchen unsere Solidarität.
An dieser Stelle sei unserer Diakonin Frau Baron-Turbanisch herzlichst gedankt, die sich sehr dafür eingesetzt hat, dass diese Wanderausstellung der Landeskirche in unseren Kirchenkreis gekommen ist. Mit einem großen Kreis von Ehrenamtlichen sorgt sie für die verlässlichen Öffnung und Führungen, die immer wieder stattfinden. Nutzen Sie die Gelegenheit bis Mitte April zum Besuch!
Wichtige Hinweise zur Dialog- und Anschlussfähigkeit mit anderen Kulturen aus einer Ringvorlesung können gewiss auch fruchtbar sein für das ökumenische Engagement wie die Indienpartnerschaft oder die langjährige Partnerschaft unseres Kirchenkreises mit der Synode Uruquai im südlichen Brasilien. Mitte Mai erwarten wir wieder eine Delegation von 10 Gästen aus der Synode Uruquai, mit denen wir am Wochenende 6./.7. Juni das 25jährige Bestehen dieser Partnerschaft begehen wollen. Auch sonst wartet ein volles Programm auf unsere Gäste. Ende Mai gibt es eine Fahrt mit ihnen zu den Stätten der Reformation, die ebenfalls von Frau Baron-Turbanisch geplant wird. Interessenten für diese Fahrt dürfen sich gerne bei ihr melden. Und nach unserer sehr anregenden Berlinfahrt im Rahmen des Jahresthemas “Kirche u. Politik” mit 50 hauptsächlich Ehrenamtlichen aus unserem Kirchenkreis fahren wir mit unseren Brasilianern in einer etwas kleineren Runde noch einmal zum Besuch des Bundestages nach Berlin. Falls jemand noch für einige Tagen einen Gast aufnehmen möchte, melden Sie sich am Besten in der Superintendentur. Im Sommer werden wir dann nach knapp 6 Jahren unserer brasil. Pastorenehepaar Dr. Claudet Beiset und Carlos Luiz Ulrich verabschieden. Es war eine sehr anregende und schöne Zeit mit ihnen. Ihre Verabschiedung ist am 19.7. in St. Johannes in unserem dann neu eingeweihten diak.- kirchl. Zentrum. Der Bau unter bewährter Leitung von Herrn Haake ist inzwischen fast vollendet und Sie alle sind zur Einweihung am Pfingstsonntag um 15 Uhr in die Barne herzlich eingeladen.
Die eine oder andere Anregung erhielt ich in Göttingen auch aus der Vorlesung "Grundriß der Dogmatik" für unseren theologischen Grundkurs "Sich verwurzeln", den wir im Kirchenkreis inzwischen zum dritten Mal an sechs Wochenenden in der Ev.-luth. Heimvolkshochschule in Loccum durchgeführt haben. Für alle ist dieser Kurs ein großer Gewinn. Sich zu gewissern, warum ich evangelischer Christ bin und was mir das bedeutet, ist wichtiger denn je. Gerade in einer Zeit, wo es immer weniger selbstverständlich ist, Mitglied unserer Kirche zu sein. Wir werden da auch immer wieder befragt. Und da ist es einfach gut, sprach- und auskunftsfähig zu sein. Darum ist es gut, dass für das Jahr 2016 ein 4. Folgekurs geplant ist. Wer mehr darüber wissen will, kann dies sicherlich bei vielen bisherigen TeilnehmerInnen wie unserem KKV-Mitglied Herrn Jeep oderunseren KKT-Vorsitzenden Herrn Norra oder bei Frau Baron-Turbanisch erfahren, die für die Durchführung mit vielen anderen verantwortlich ist!
Für die Zusammenarbeit mit den Schulen und insbesondere die schulkooperative Arbeit mit weiterführenden Schulen, die ja bisher ein Schwerpunkt in unserem Kirchenkreis bildet, war das Seminar "Religion im Schulleben - sog. Schulseelsorge" eine gute Gelegenheit, unsere bisherige Praxis zu reflektieren und theoretisch zu untermauern. In den nächsten Wochen werden wir uns hier mit der Frage beschäftigen, wie es in diesem Arbeitsfeld und mit der Jugendarbeit im KK überhaupt weitergehen soll. Wie wir uns da für die Zukunft aufstellen. Diese Frage gilt allerdings nicht nur für die Jugendarbeit, sondern für alle Handlungsfelder im Kirchenkreis. Für den neuen Planungszeitraum muss die bisherige Konzeption des KK fortgeschieben werden. Und da sind fast alle Ausschüsse des KKTs gefragt.
Ein guter Nebeneffekt dieses Studiensemesters ist auch, dass ich so viele der Theologiepro-fessoren in Göttingen kennengelernt habe. Es hat dort einen großen Generationswechsel gegeben. Diese Kenntnisse machen es sehr viel einfacher, den einen oder anderen einmal als Referenten einzuladen. Als erster wird so der Alttestamentler Prof. Kratz am 8. Juli in unsere Kirchenkreiskonferenz kommen. Dazu sind auch alle Prädikanten und Lektoren herzlich eingeladen. Mit solchen gemeinsamen Treffen zwischen PrädikantInnen und PastoInnen bei Kirchenkreiskonferenzen tragen wir auch dem Rechnung, dass PrädikantInnen immer wichtiger für unsere kirchliche Arbeit werden . Sie sind ein wichtiger Aktivposten!
Sie merken, wie gewinnbringend so ein Studiensemester auch für einen Superintendenten sein kann. Und ich freue mich, dass schon weitere PastorInnen aus unserem KK in den Startlöchern stehen und von dieser tollen Möglichkeit Gebrauch machen. Möglich wird es auch durch die freundliche und verlässliche Vertretung durch Pastor Brusermann, der gerade auch dafür als Springer in unserem KK ist. Übrigens wird es im SS 2016 auch ein Studiensemester für DiakonInnen und SozialarbeiterInnen geben. Nähere Infos gerne auch bei mir!
Personalia
Neu besetzt werden konnte die Pfarrstelle in Luthe erst einmal für 3 Jahre mit einer Pastorin zur Probe. Wenn bis dahin dann die Region ihre Hausaufgaben bezüglich des Stellenabbaues gelöst hat, kann sich Frau Pn. Ritzenhoff dann endgültig auf diese Stelle bewerben. Nach einer Lösung zur Wiederbesetzung der in Basse nur bis Sommer zur Versehung besetzten Stelle suchen wir zu Zeit auch noch. Ende Mai wird der langjährige Pastor im Stift Dirk Wulf aus gesundheitlichen vorzeitig in Ruhestand gehen. Bis zur endgültigen Klärung in der Region wird im Stift eine halbe Stelle gesperrt und soll Frau Pn. Dr. Pabst mit der Versehung der verbleibenden halben Stelle befristet beauftragt werden.
Verabschieden müssen wir auch unseren Diakon und Dipl.rel. Päd. Herrn Thomas Schlichting. Nach dem er viele Jahre in St. Johannes tätig war, hat er in den zurückliegenden Jahren hier im KK und dem KK Grafschaft Schaumburg sehr erfolgreich als Fundraiser gewirkt. Ab Mitte April wird er Geschäftsführer der renommierten Damannstiftung in Hildesheim. Dazu herzlichen Glückwunsch! Verabschieden werden wir ihn am Di., d. 28.4. um 17 in Bokeloh. Seit heute ist die Stelle zur Wiederbesetzung ausgeschrieben. Gern können Sie Personen, die für eine solche Stelle in Frage kommen, darauf hinweisen. Nähere Infos Stellenbörse der EKD!
Ja, Sie sehen es wird nicht langweilig! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Superintendent Michael Hagen