Selig sind, die da geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich. (Mt 5,3)
So lautet der Lehrtext zur Losung für heute.
Selig – vollends zufrieden. Entzückt. Freudestrahlend. Im siebten Himmel. Einfach freudig beruhigt. Man könnte auch sagen: Glücklich.
Glücklich sind, die da geistlich arm sind.
Wenn ich auf Synonyme für das Wort geistlich schaue – das in diesem Satz ja ins Gegenteil verkehrt wird – also geistlich arm - , werden mir als andere Wörter vorgeschlagen: Sakral, klerikal, kirchlich. Kirchlich arm?
Da könnte ich den Satz auf den ersten Blick ja so verstehen: Glücklich sind die, die wenig mit der Kirche zu tun haben.
Und wenn ich an Jesus denke: Dann stimmt es ja auch, dass der gegen Machthierarchien war. Sich eingesetzt hat für die Menschen, die von den damaligen Gelehrten eigentlich verachtet wurden. Und somit die Welt auf den Kopf gestellt hat.
Also meint Jesus ja: Glücklich sind die, die nicht meinen sie sind ganz besonders nah bei Gott, weil sie ihn zu verstehen glauben. Sondern. Jesus sagt: Glücklich sind die demütigen. Die, die wissen: All unser menschliches Tun ist Stückwerk.
Glücklich sind die, die wissen, dass sie vor Gott arm sind.
Also diejenigen, die eine gewisse Dankbarkeit verinnerlicht haben. Die, die wissen, dass wir Menschen alle Menschen sind. Und Menschen bleiben.
Eigentlich legt dieser Satz Jesu den Finger gut in die Wunde: Er thematisiert auch die hochmoderne Frage, ob wir eigentlich Kirche brauchen, um an Gott zu glauben. Und: Jesus zeigt damit: Das Reich Gottes ist eben ganz anders als alles das, was wir Menschen sonst kennen auf dieser Welt.
Selig, ja, glückselig sind die, die wissen, dass sie aus ihrem menschlichen Tun heraus arm sind. Sondern darauf vertrauen: In Gemeinschaft erleben wir schon jetzt das, was Gottes Reich verheißt.
Und dafür: Dafür gibt es Kirche.
Franziska Oberheide, Pastorin in Corvinus