Es war Wochenende. Gemeinsam mit dem Besuch wollten wir einen Waldspaziergang machen. Der Onkel hatte einen Korb und ein Messer dabei, es sollte ein Spaziergang mit hohen Erwartungen werden. Pilze suchen und natürlich auch finden, stand auf dem Programm. Die Kinder stapften durchs Unterholz, ohne eigentlich genau zu wissen wonach sie suchen sollten, die Erwachsenen folgten.
Auf einer Lichtung, im Schatten alter Bäume gab es dann den ersten Fund. Ein prüfender Blick und es stand fest: eine Braunkappe - die darf in den Korb. Langsam, so nach und nach schärften sich dann die Blicke der Erwachsenen und der Kinder. Und sie bemerkten, mitten in einer großen Ansammlung von Braunkappen zu stehen. Ganz junge, die gerade erst aus dem Boden geschossen kamen waren zu sehen, ebenso wie ganz alte, bei denen sich die Kappe schon nach oben gewölbt hatte. Hoch konzentriert schnitten die Kinder unter Anleitung die Pilze ab, inspizierten diese und legten sie in den Korb. Ganz Junge blieben stehen, genauso wie die Älteren, an denen sich schon die Tiere des Waldes zu schaffen gemacht hatten. Was für ein schöner Erfolg. Mit vollem Korb ging es schließlich zurück. Auf dem Rückweg gab es noch einige Informationen über das Wachstum von Pilzen. Das was man sieht, ist nicht der eigentliche Pilz. Das fand ich interessant. Der Pilz durchzieht mit seinem Myzehl den Untergrund, er ist auf einer großen Fläche zu Hause. Dabei ist er weder spürbar noch sichtbar. Und dann, irgendwann, wenn alles passt, entsteht an der Erdoberfläche irgendwo der für uns wertvolle Fruchtkörper. Das Eigentliche, das bleibt aber weiterhin unsichtbar.
Wie im Glauben, denke ich weiter. Gott ist da und wirkt. Er umgibt uns, treibt seine Früchte, die wir wahrnehmen können. Und dennoch ist er für uns weder zu sehen noch zu hören. Aber ich weiß – Gott ist da. Und er schenkt uns immer wieder schöne Momente, wie diesen Waldspaziergang.
Tanja Giesecke, Diakonin in der Stiftskirchengemeinde Wunstorf