Nicht alle kennen es, aber für jene, die es kennen, ist es hart: Das Geld wird knapp. Für private Haushalte heißt es in der Folge oftmals sparen. Wie aber geht das, wenn ein notwendiger Sparkurs in der Folge gerade die Menschen trifft, die es im Leben ohnehin bereits schwer haben? Welche Auswirkungen haben die knapper werdenden Mittel auf die diakonischen Unterstützungsleistungen, die vielen Zielgruppen angeboten werden?
Neustadt/Wunstorf. „Die Beratungssysteme laufen in der Zukunft auf einen Kipppunkt zu“, resümierte Jörg Engmann, Geschäftsführer des Diakonie-Verbandes Hannover Land, die aktuell zum Teil prekäre Situation vieler gemeinnütziger Institutionen in der Region Hannover.
Engmann hat sich Dienstag gemeinsam mit Rainer Müller-Jödicke, Superintendent im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf, Janet Breier, Koordinatorin für Familien unterstützende Projekte im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf und Imke Fronia, Fachdienstleitung für Migration im Haus an Liebfrauen in Neustadt am Rübenberge mit den Politikern Hendrik Hoppenstedt (CDU), Abgeordneter im Deutschen Bundestag und dem Neustädter Ratsmitglied Hubert Paschke (CDU) getroffen, um ausführlich über die aktuelle Lage des kirchlichen Wohlfahrtsverbandes zu sprechen.
Hoppenstedt lobte ausdrücklich die Arbeit, die von den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden für Menschen in schwierigen Lebenssituationen geleistet wird. „Grundsätzlich bin ich für einen maximal starken Sozialstaat“, sagte der Bundestagsabgeordnete. Er meldete dabei aber Zweifel darüber an, ob die vom Bund geleisteten Hilfen und von der aktuellen Regierung geschnürten Pakete immer bei den richtigen Adressaten ankommen.
„Menschen in Not beizustehen, ist eine Kernkompetenz der diakonischen Arbeit. Das tut der kirchliche Wohlfahrtsverband mit seinen Beratungsangeboten und sozialen Diensten in vielen verschiedenen Bereichen“, stellte Engmann den Standpunkt des Diakonieverbandes klar. „Die steigenden Kosten können wir aber nicht mehr abfangen. In der Zukunft besteht deswegen die Gefahr, dass wir manche Angebote einfach nicht mehr machen können. Insbesondere ist in diesem Zusammenhang, die Schuldnerberatung zu nennen“, sagte der Diakonie-Geschäftsführer.
Die Höhe der Fördermittel seien in den vergangenen Jahren nicht oder nicht ausreichend angepasst worden. „Das macht natürlich Probleme. Löhne und Kosten sind gestiegen“, sagte Engmann. Tatsächlich gibt es noch Fördermittel, deren Höhe auf einer Umrechnung von D-Mark zum Euro basieren. „Da zeigt sich, wie lange in einigen Förderlinien nicht nachgebessert wurde.“
Sollte die Diakonie in der Zukunft Angebote streichen müssen, würde das vielen Menschen schaden und in der Folge für Bund, Länder und Kommunen höhere Ausgaben bedeuten. Hilfen wie die Schuldner-, Sucht- oder Schwangerenberatung würde es dabei ebenso treffen, wie die vielfältigen Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund oder im fortgeschrittenen Alter. „Es geht auch um die vielen kleinen Projekte, die vor Ort eine wichtige Leistung für Menschen aller Altersgruppen und Klassen bieten“, sagte Engmann.
„Wir können den Menschen ein engmaschiges Netzwerk anbieten, wenn es um Hilfen in vielen Bereichen geht. Das möchten wir natürlich auch in der Zukunft tun“, sagte Koordinatorin Janet Breier. Gerade gute Netzwerke und Synergien schaffen Vertrauen bei den Betroffenen. „Allerdings müssen wir bereits jetzt manche hauptamtliche Stelle aus verschiedenen Honorartöpfen speisen. Unsere Synergiemöglichkeiten sind einfach erschöpft“, sagte Breier. Ohne hauptamtliche Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen sei in der Folge ein Einsatz von ehrenamtlich Engagierten nicht mehr möglich. „Dann würde das Hilfenetzwerk einfach zusammenbrechen.“
1,2 Millionen Euro gibt allein die Kirche jedes Jahr für die diakonische Arbeit. Ein nicht unerheblicher Betrag, den die Geldgeber gut angelegt wissen möchten. „Kirche ist auch weiter daran gelegen, die lokalen Hilfeansätze und entsprechende Projekte zu unterstützen. Dafür ist es nötig, dass großen Beratungsdienste, wie es heute am Beispiel der Schuldnerberatung besprochen wurde, ausreichend staatlich finanziert werden“, sagte Superintendent Müller-Jödicke.
Er sprach ebenfalls den vielen ehrenamtlich und hauptamtlich Tätigen gegenüber ein großes Dankeschön aus. „Ohne sie wären viele Angebote gar nicht möglich. Unser Dank geht aber auch an die zahlreichen Partner, die über Programme, Maßnahmen und Zuwendungen die diakonische Arbeit unterstützen und fördern.“