Leuchtfeuer gibt es schon lange in der Seefahrt und später dann auch in der Luftfahrt: Orientierungszeichen in ungewohnter, unsicherer Umgebung. Als Leuchttürme, Bojen oder auch Schiffe sind sie für Bootsführer unerlässlich, wenn es stürmt oder selbst Fahrt auf Sicht nicht möglich ist.
Jetzt in der Adventszeit wünscht man sich auch solche Leuchtfeuer, denn wir wissen irgendwie nicht, wie es weitergeht in unserer Gesellschaft mit all den Kennzahlen, die man in den Nachrichten hört. Für mich ist beruhigend, wenn ich die ganz kleinen adventlichen Leuchtfeuer sehe, die mich zur Ruhe kommen lassen bei all der Ungewissheit, die ich nur extrem begrenzt selbst beeinflussen kann.
Adventliche Leuchtfeuer – das sind für mich Zeichen, dass es Menschen gibt, die Wärme und Geborgenheit teilen. Brennende Kerzen in den Fenstern oder Laternen im Außenbereich lassen mich hinschauen – und laden mich ehrlich gesagt unendlich mehr ein als blau-rot-grüne Blinklichter.
Selbst wenn wir mal wieder Kontakte beschränken müssen, ist das Licht einer Kerze, der gemütliche Blick in ein Wohnzimmerfenster oder auch der Duft der Weihnachtsbäckerei, der nach draußen strömt eine Einladung. Dieser Mensch, der es sich schön macht, lädt mich ein, es gleich zu tun. Es geht nicht um Luxus oder Vermögen, sondern um Geborgenheit. Ich muss und will nicht klingeln, um mich angesprochen zu fühlen von diesen Leuchtfeuern adventlicher Stimmung. Sie nehmen mich mit durch die Wochen und geben mir Orientierung, dass die kleinen Dinge das Größte sein können.
In der Bergpredigt heißt es: „Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ So imposant kommt die Adventskerze im Fenster gar nicht her. Aber wenn sie uns hilft, uns auf Weihnachten vorzubereiten und am Heiligabend die Geburt Jesu nicht abgehetzt, sondern im inneren Einklang zu feiern, ist das sehr gut.
Lassen wir unsere Lichter leuchten, auf das Menschen sie sehen und sich berühren lassen: Leuchtfeuer, die uns durch den Advent führen und die Sorgen etwas vergessen machen.
Jörg Mecke, Prädikant im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf