
Ein Paar fährt zusammen im Auto. Eine ganze Weile sind die beiden schon unterwegs. Das Ziel ist noch einigermaßen weit entfernt, und die Zeit drängt so langsam. Ach, wenn es doch schneller ginge. Doch der Verkehr ist in diesen Tagen immer dicht, selbst außerhalb der Rush Hour. So ist es nun einmal im Advent. Die einen müssen einkaufen, brauchen eventuell noch ein Geschenk. Die anderen sind unterwegs, die Regale wieder aufzufüllen. So verstopfen private Pkw und gewerblich genutzte Lkw, kleine und große, gemeinsam die Straßen. Wohl dem, wer mit seinem Fahrrad einen der Radfahrerschutzstreifen nutzen kann. So manches Mal ist man mit dem Rad schneller in der Stadt unterwegs.
Die beiden Autoinsassen sind derweil weitergefahren. Ein alternatives Verkehrsmittel ist ihnen nicht vergönnt. Ja, ein jeder geht hin … es sind viele Menschen unterwegs auf den Straßen zu dieser Zeit. Eine beinahe biblische Dimension. Noch rollen die Räder, aber die Stadt naht sich. Verkehrskreisel. Das erste Mal halten. Wenn die Leute doch nur zügiger fahren würden. Haben Sie das nicht auch schon manchmal gedacht? Da kommt mir die Kolenfelder Straße vor Augen. Eng, viele Nebenstraßen und Fußgängerüberwege, die Ampel tut ihr übriges. Musste da auch noch eine Baustelle sein? Dem Fahrer oder der Fahrerin schießt es durch den Kopf: Gleich steht alles an der Kreuzung zur Hochstraße. Und die Zeit läuft. Sauseschritt … doch für die zwei in dem kleinen Auto verläuft sie quälend langsam. Sie müssen sich fühlen wie Raumfahrer nahe des Ereignishorizontes eines schwarzen Loches. Und da ist es schon. Alles hält. Man kann es zwar nicht sehen, aber erahnen. Alle Ampeln sind gefühlt auf Rot und die Schlange der Autos vor ihnen scheinbar unendlich.
Einordnen zum Linksabbiegen. Endlich stehen sie vor der Ampel. Sie sind an vorderster Stelle. Und schon wieder wird es biblisch, denn da sie das Licht sahen, wurden sie hocherfreut. Und endlich geschieht es: Die Ampel wechselt die Farbe. Die Person hinter dem Steuer braucht einen Moment, um den kräftigen Farbumschlag wahrzunehmen. Die Beobachterin rechts in Ohnmacht gezwungen platzt los: „Schatz, es ist grün!“ In Bruchteilen einer Sekunde ein Gedanke: „Ich weiß. Ich bin ja nicht blöd.“ Als sie sich in Bewegung setzen, ist es fast schon wieder zu spät. Gewohntes Bild, dabei könnte es doch im Advent so schön sein. Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig … und Tannenbäume sind auch grün. Also ruhig Blut.
Ihnen ein schönes Wochenende!
Prädikant Holger Kipp