Herbstfreizeit für Grundschulkinder. Die Eichenkreuzburg ist für ein paar Tage unser Zuhause - mitten im Wald. Wenn es morgens noch still ist, kann man sogar Rehe sehen. Das schöne Wetter lockt alle nach draußen: querfeldein bei der Schatzsuche, dann Fangen spielen oder einfach das raschelnde Herbstlaub genießen – und natürlich der Bach. Schnell wird über einen Staudamm nachgedacht, schließlich soll es eine Brücke sein. Mit Begeisterung fangen die Kinder an, lange Stöcke zusammenzutragen. Von beiden Seiten wird gebaut; viele Ideen rufen sie sich gegenseitig zu – nur: das meiste verhallt ungehört. Manches Kind wendet sich ab, spielt lieber etwas anderes. Andere bleiben dabei, aber es geht nicht ganz ohne Streit. Mit Geduld und Unterstützung der Betreuer und Betreuerinnen gelingt es schließlich: die Brücke wird fertig. Die Kinder sind stolz auf das, was entstanden ist. Die Brücke trägt von einem Ufer zum anderen.
Mir kommen viele Gedanken in den Sinn: wie schwer ist es, gemeinsam ein Projekt zu verwirklichen. Wie wenig sind es die Kinder im Moment gewöhnt, in einer größeren Gruppe zusammen zu spielen, aufeinander zu hören, abzuwarten und durchzuhalten. Wie viel fehlt durch die lange Coronazeit an Erfahrung im Spiel mit Gleichaltrigen, wo Teamarbeit einfach eingeübt wird. Wie schön ist es, wenn solche Erfahrungen wieder möglich sind – wie schön und wie nötig.
Und dann: die Brücke, die trägt. Was für eine Erfahrung: den Bach überqueren zu können und getragen zu werden. Das ist für mich ein Sinnbild für unseren christlichen Glauben. Mit dem Vertrauen auf Gott kann ich manchen Abgrund überwinden und darf mich getragen fühlen – gerade auch in unsicheren Zeiten.
Jesus hat viele starke Bilder verwendet und zum Beispiel gesagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich bin der gute Hirte. Ich bin das Licht der Welt.
Ich finde, zu Jesus würde auch das Bild von der Brücke passen, dass Jesus sagt: Ich bin die Brücke, die dich trägt. Ich bin die Brücke, die Menschen verbindet im Kleinen im Dorf und auch groß gedacht: weltweit. Ich bin die Brücke, die Gott und Mensch verbindet. Ich bin die Brücke, die das Zusammen ermöglicht.
Dieses Bild von der Brücke nehme ich gerne für mich mit durch den Monat November. Am Buß- und Bettag möchte ich darüber nachdenken, was mein Handeln zu einem guten Zusammenleben aller Menschen beitragen kann. Am Volkstrauertag möchte ich überlegen, wo wir Brücken bauen müssen zwischen verfeindeten Menschen oder Völkern. Am Ewigkeitssonntag möchte ich mich an unsere Verstorbenen erinnern und mich trösten lassen, dass sie schon Gottes Welt angekommen sind, in der das Zusammen sicher besser gelingt.
Und dann feiere ich gerne noch im November den 1. Advent und freue mich, dass Gott mit Jesus die Brücke zu uns gebaut hat.
Christa Hafermann, Pastorin im Kirchengemeindeverband Südland/Kolenfeld und stellvertretende Superintendentin im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf