Viele Gäste haben sich am Sonntagmittag rund um die Liebfrauenkirche getummelt, denn für Neustadts Kirchenregion standen gleich zwei besondere Termine auf der Agenda: Vor dem Gemeindefest auf dem Kirchplatz entpflichtete Superintendent Rainer Müller-Jödicke den scheidenden Pastor i.R. Dr. Christoph Bruns nach mehr als 24 Dienstjahren an der Innenstadt-Gemeinde bei einem feierlichen Gottesdienst. Darin erteilten die beruflich Tätigen der Kirchenregion den Gottesdienstteilnehmenden auch einen Reisesegen. Der Posaunenchor, eine frühere Teamerin als Sängerin und der Liebfrauen-Gospelchor New City Voices unter der Leitung von Kantorin Birgit Pape bildeten den musikalischen Rahmen für den für viele Besucher bewegenden Open-Air-Gottesdienst.
„Der Beruf des Seelsorgers war Ihnen gewissermaßen in die Wiege gelegt“, erinnerte Müller-Jödicke während seiner Ansprache. Aufgewachsen im Pfarrhaus in Gehrden und aus einer Familie stammend, in der Vater und Großvater bereits Pastoren waren, habe Bruns schon früh erfahren, wie man Menschen voller Freude im Glauben begeistert. „Das haben Sie schon zu Hause am Küchentisch gelernt und in Ihr späteres Wirken auf wunderbare Weise mitgenommen“, sagte Müller-Jödicke. Er erinnerte an die Stationen einer Lebensreise im Glauben, die Bruns bisher erleben durfte. „Ihre Doktorarbeit schrieben sie in Berlin, bevor die Kirchenleitung Sie ins Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland nach Herrenhausen holte, wo Sie der erste waren, der eine E-Mail-Adresse mit eigenem Namen bekam“, erinnerte der Superintendent an eine Zeit, in der Internet und Social-Media für viele fast noch Fremdworte waren. Er lobte Bruns hohe Medienaffinität und sein Engagement für die Aussenwirkung der Kirche ebenso wie die Liebe des Pastors zur Gemeindearbeit. „Andere Angebote gab es einige. Fast wären Sie auf Wunsch des Bischofs zum Pressesprecher unserer Landeskirche geworden, während gewissermaßen zeitgleich der Lutherische Weltbund, der Sie mit Ihrer hohen Fachkompetenz benötigte, Sie in die Schweiz nach Genf locken wollte. Und was wurden Sie? Sie machten das, was Ihnen das Allerwichtigste ist, und wurden Gemeindepastor in Hannover“, griff Müller-Jödicke nur einige Stationen der Lebensreise auf, die Bruns schließlich an die Liebfrauengemeinde geführt haben.
In Neustadt habe der Pastor dann eine Gemeinde gefunden, wie er sie sich gewünscht habe: Mit einer schönen Kirche, in einer überschaubaren Kleinstadt gelegen und mit einer wunderbaren Orgel ausgestattet. Neustadt hat Sie dann als einen großartigen Prediger und als jemanden, der Menschen begeistert und die Gemeinde aufbaut, kennen und lieben gelernt“, sagte Müller-Jödicke. Bruns sei ein begnadeter Religionspädagoge, ein geschätzter und beliebter Seelsorger, ein kongenialer Teamarbeiter und für 24 Jahre der erfolgreiche Motor des Konfirmanden-Ferien-Seminars gewesen. „Für die Kirche und Ihre Gemeinde sind sie außerdem Bauherr, Entwickler und Fundraiser, der nebenbei die Orgel restauriert und für eine Million Euro den Glockenturm saniert“, erinnerte der Superintendent.
„Es geht viel Segen davon aus, wenn der Gott der Hoffnung uns erfüllt mit aller Freude und Frieden im Glauben und wir immer reicher werden an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes“, zitierte der Superintendent den Bibelvers, den Bruns über den Gottesdienst gestellt hatte, bevor er den künftigen Ruheständler entpflichtete und die stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende die Urkunde des Landesbischofs zum Ruhestand verlas. Den möchte Seelsorger Dr. Christoph Bruns allerdings nicht einfach so angehen: Er übernimmt für zehn Monate erst einmal die kleine deutsche Gemeinde in Toulouse.