Ich habe mir den Fuß gebrochen. Nichts Dramatisches. Routine im Krankenbetrieb. Und doch durchbricht das alle Routinen. Ein Körperteil erfüllt seine Funktion nicht. Alle anderen leiden mit. Weil ich die Hände brauche, um die Gehhilfen zu halten, kann ich nichts mehr tragen. Weil mich der Schmerz durchzuckt, kann ich mich nicht konzentrieren.
Paulus vergleicht die Gemeinde mit dem eigenen Körper. So wie das Zusammenspiel der unterschiedlichen Körperteile für ein reibungsloses Funktionieren sorgt, so ist die bunte Vielfalt in der Gemeinde nötig, damit diese lebendig bleiben kann. Zu Beginn der Pandemie konnten wir das erleben: Menschen haben sich gegenseitig geschützt und füreinander Aufgaben übernommen. Jetzt erleben ich das oft anders: Die Bereitschaft für das Gemeinwohl zurückzustecken, hat nachgelassen. „Abstandsregeln schön und gut – aber für meine Feier mache ich da mal eine Ausnahme.“ „Reisewarnungen, ok, aber in meinem Hotel wird schon nichts passieren!“
Wir alle sind ungeduldig geworden. Endlich wieder normal leben! Bei Knochenbrüchen können die Ärzte aus Erfahrung ziemlich genau vorhersagen, wann was wieder möglich ist. Und schon für diesen Zeitraum, fällt mir die Geduld schwer. Im Umgang mit einer Virus-Pandemie fehlt diese Erfahrung. Viele Faktoren greifen ineinander. Das Entstehen der Mutationen macht aber deutlich, dass die ganze Menschheit hier als ein Körper zusammenhängt. Nicht die Impfquote einzelner Länder entscheidet über den Erfolg, erst der weltweite Impferfolg wird dem Virus die Basis nehmen, um sich schnell verändern zu können.
Ihr seid ein Leib: Gemeinde – Staat – Weltbevölkerung. Jede und jeder ist Teil des Ganzen. Jede und jeder trägt an seinem Ort für das Gelingen des Ganzen bei. Sie und ich sind Teil von Kirche und Staat. Wir tragen mit unserem Tun und Lassen dazu bei, diese Welt lebenswert zu erhalten.
„Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.“ 1. Korinther 12, 26
Pastor Thomas Gleitz, Stiftskirche Wunstorf