Ein erregter Anruf am frühen Morgen: „Hallo, ich wollte heute nur eben die Kirche aufschließen, oh Schreck…Kannst du mal ganz schnell her kommen? Da ist was schrecklich Dummes passiert! Du musst das selbst sehen!“ – Ich lies alles stehen und liegen, raste los… Kirchentür stand weit offen – ungewöhnlich-, was war passiert?
A P R I L – A P R I L schallte es lachend hinter der Bank. „Oh, nein, das war ja gemein!“ Noch aus der Puste, auf dem Rad hingeeilt, bange Gedanken unterwegs, nichts Gutes ahnend: Stand etwa alles unter Wasser? War etwas beschmiert, gestohlen…? Ziemlich bald fand ich ihn nicht mehr gemein, sondern lustig, diesen Aprilscherz. Mich überkam ein Glücksgefühl, und ich konnte auch lachen – war ich doch plötzlich ungeplant an einem meiner Lieblingsorte, in unserer Offenen Kirche, gelandet: Alles i. O., einfach Glück gehabt! Gott sei Dank! --Was kam mir wirklich gerade da in den Sinn? Die Glücks-Geschichte mit dem Ziegenbock:
Ein Mann kam klagend zu einem alten Rabbi: „Also, Rabbi, mein Leben ist nicht mehr erträglich. Wir wohnen zu sechst in einem einzigen Raum, was soll ich nur machen?“ Der Rabbi antwortete: „Nimm deinen Ziegenbock mit ins Zimmer!“ Der Mann meinte, nicht recht gehört zu haben. „Den Ziegenbock mit ins Zimmer?“ –„Tu, was ich dir gesagt habe und komm nach 1 Woche wieder.“ Nach 1 Woche kam der Mann wieder zum Rabbi, total am Ende. „Wir können es nicht mehr aushalten, der Bock stinkt fürchterlich.“ Der Rabbi sagte „Geh nach Hause und bring den Bock zurück in den Stall, dann komm nach 1 Woche wieder.“ Die Woche verging, und der Mann kam, übers ganze Gesicht strahlend, zurück: „Das Leben ist herrlich, wir genießen jede Minute, kein Ziegenbock, nur wir 6, was haben wir für ein Glück!“ - Es gibt wirklich in unserem Leben unbeschreibliche Gefühle, die unsere Körper durchströmen, Augenblicke, die man nicht vergisst. Sie sind eher klein, nichts Großartiges, und gerade deshalb bringe ich dieses Zufallsglück (in der Forschung `Hochmomentsglück` benannt) voll Dankbarkeit mit Gott in Verbindung, und das nicht nur, weil `es in unserer Kirche passierte`: Gott nahe zu sein ist mein Glück! Er ist da, mitten unter uns, so dass wir uns eigentlich gar keine Sorgen machen müssten.---
Viel Spaß beim `In den April-Schicken`, die Tradition, etwas mit einem fehlenden oder irreführenden Wahrheitsgehalt zu verbreiten, gibt es schon seit ca. 2 Jahrhunderten in vielen europäischen Ländern und in Nordamerika. - Am Nachmittag folgte übrigens meine Revanche, und die klappte zum Glück prima. April, April, kann machen, was er will!
Ursula Wiebe, Schloß Ricklingen