Der Wind hat uns mächtig durchgeschüttelt in der letzten Woche – erst Ylenia, dann Zeynep und Antonia. Die Stürme fegten über uns hinweg, entwurzelten Bäume, stoppten Züge, bescherten den Schüler*innen einen Tag zu Hause. Unvorbereitet trifft uns ein solches Wettereignis heute nicht mehr. Wir werden gewarnt, bekommen Ratschläge für richtiges Verhalten, bleiben, wenn es geht, zu Hause. Wenn das Rausgehen nötig ist, folgt der bange Blick nach oben. Bleibt alles, wo es hingehört? Naturgewalt – gefühlt immer öfter. Von Stürmen wird auch in der Bibel berichtet. Ein entspannt im Schiff schlafender Jesus, ein bedrohlich aufziehender Sturm, hohe Wellen. Jesu Freunde fürchten das Sinken des Schiffes und verstehen nicht, wie Jesus dabei so unbesorgt schlafen kann. Sie wecken ihn auf und das Meer und der Wind beruhigen sich. Unverständnis nun auf seiner Seite: Warum seid ihr so furchtsam? Habt ihr denn keinen Glauben? Manchmal leichter gesagt als getan. Insbesondere dann, wenn Stürme durch unser Leben fegen und alles durcheinander schütteln, wenn das Unterste zu Oberst gekehrt wird, wenn sicher Geglaubtes verloren geht. Da erkrankt ein junger Mensch schwer, eine sicher geglaubte Beziehung geht zu Bruch, jemand, der mir lieb und teuer ist, stirbt – Stürme des Lebens. Sie gehören wohl dazu. Sind wir darauf vorbereitet? Meistens nicht. Wir hoffen, dass solche Stürme eine andere Bahn nehmen, dass sie an uns vorüberziehen. Und wenn nicht? Menschen gehen unterschiedlich mit den Stürmen um. Manche ziehen den Kopf ein, andere stellen sich dem Wind entgegen. Manch einer wird umgeworfen. Was dann? Haben es Menschen, die auch in guten Tagen mit der Zuversicht durch das Leben gehen, dass sie nicht allein, sondern mit Gott unterwegs sind, auch in stürmischen Zeiten leichter, sich in ihrer Angst und Not an den zu wenden, der die Stürme des Lebens beruhigen kann? Ich hoffe es. Und versuche, den Stürmen die Hoffnung auf den entgegen zu setzen, der schon den Jüngern auf dem stürmischen See die Angst genommen hat. Ihnen und mir wünsche ich, dass das Vertrauen zu dem, der den Stürmen Einhalt gebietet, immer wieder wachsen kann – in guten, aber auch in stürmischen Zeiten.
Nikola Lenke, Pastorin am Hölty-Gymnasium und in der Kirchengemeinde Idensen-Mesmerode