Mosaike zu erstellen ist eine kreative Tätigkeit.
In unserem Garten gibt es einen Brunnen aus Beton, den ich zusammen mit meinen Töchtern mit Fliesen und Spiegelscherben beklebt habe. Nun ist er eine kleine Augenweide geworden. Manchmal bricht im Frost etwas von den Scherben ab, und wenn es frühlingshaft wird, ist ein guter Zeitpunkt für Ausbesserungsarbeiten.
Letztens bin ich wieder aktiv geworden, habe zerbrochene Teller, Becher, einen Autospiegel und blaue Badfliesen zusammengetragen und festgestellt, dass der Fliesenkleber aus dem Keller noch benutzbar war, prima! Es ist eine kleinteilige Tätigkeit, die mehrere Stunden in Anspruch nahm und abends betrachtete ich stolz mein Werk. Ich dachte an meine beste Freundin, denn ich hatte eine Milchkaffeetasse - ein Geschenk von ihr -, die mir mal auf den Boden gefallen war, mit eingearbeitet. Ich dachte an meine Tochter, denn als sie ihre erste Fahrt mit dem brandneuen Führerschein machen wollte, fiel wie aus heiterem Himmel der rechte Außenspiegel ab und zerbrach. Ich hob die Stücke auf und nun ziert er den Beton. Ein orangefarbener Teller ist eingearbeitet: Ich hatte ihn zur Abdeckung von Pfannkuchen benutzt und die Katze hatte die Leckerei darunter geschnuppert und sich erfolgreich durchgesetzt … so erzählten mir die Scherben abends Geschichten und weckten Erinnerungen.
Es ist schön, dass aus Zerbrochenem etwas Neues werden kann.
In der Lebensberatung des Kirchenkreises Neustadt-Wunstorf erleben wir dies auch. Krisen erschüttern Menschen, und in der Beratung kann manche „Lebensscherbe“ beweint und besprochen werden. Wenn dies Raum findet, kann sich Neues daraus entwickeln, auch etwas Schönes. Es ist ein Prozess, der Zeit braucht, wie das Mosaiken auch. Dann kann Hoffnung wachsen und Neues entstehen.
Christine Koch-Brinkmann, Leiterin der Lebensberatung für Einzelne, Paare, Familien / Supervision des Kirchenkreises Neustadt-Wunstorf