Ich sitze allein in der Küche.
Ich brauch das jetzt einfach mal.
Stille. Radio aus. Kinder noch am Schlafen. Ich – und meine Gedanken.
Ich gieße mir einen Becher Kaffee ein und mache eine Kerze an. Ich sitze in meiner Küche. Sperre die Welt aus. Halte kurz die Zeit an.
Ich merke: Ich muss meine Gedanken sortieren. Meiner Seele Zeit geben hinterherzukommen. Hinter all diesen Nachrichten. Die Informationen überschlagen sich. Ich fühle mich hilflos.
Ich sehe Bilder von Menschen in U-Bahn-Stationen. Weinende Kinder. Kaputte Häuser. Gestern in den Nachrichten haben wir Bombenalarm gehört. Meine Mutter stöhnte auf. „O. Nein. Das kenn ich noch von früher. Genau das.“ Es erscheint mir immer noch ein bisschen irreal… Ich sehe die Bilder. Ich höre die Nachrichten. Und frage mich doch zugleich: Passiert all das da gerade wirklich?
Einerseits will ich am liebsten gar nicht raus aus meiner Küche. Nichts sehen und hören von draußen. Und andererseits: Bin ich begierig auf jede neue Nachricht. Hoffe, mit jeder Zeitung die ich aufschlage, dass ich etwas von gelingenden Friedensgesprächen lesen möge.
Und in mir bohrt die Frage: Was kann ich tun – ich – ganz persönlich – um mich nicht so hilflos zu fühlen. So ausgeliefert.
Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes. (Ps 33,6) Das ist die Losung von heute.
Sie rückt für mich etwas zurecht: Ja – ich bin ein kleiner Mensch auf dieser weiten Erde. Sitze in meiner Küche und kann die Welt nicht ändern. Und mir wird deutlich: Alle Menschen sind endliche Geschöpfe unter diesem weiten Himmel. Und Gott ist der Herrscher über diese Welt.
Karl Barth hat mal gesagt: „Ja, die Welt ist dunkel. .... Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern es wird regiert, und zwar hier auf Erden, aber ganz von oben, vom Himmel her! Gott sitzt im Regimente! Darum fürchte ich mich nicht. ... Gott lässt uns nicht fallen, keinen einzigen von uns ... ! - Es wird regiert!“ Am nächsten Tag ist er gestorben.
Ich sitze in meiner Küche. Verstehe nicht, warum die Welt ist wie sie ist. Und lese die Losung. Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes. (Ps 33,6) Und ich bete: Gott. Lass mich ein Teil Deines guten Heeres sein. Zeig mir heute, wo mein Einsatz nötig und hilfreich ist. Amen
Franziska Oberheide, Pastorin in Corvinus