Aufregungen überall: „Wie kann der das sagen?“, „Hast Du die wieder gesehen?“, „Sind die bekloppt!“. Der Blutdruck wird durch manche Nachrichtenformate noch gesteigert, so dass die Dauerempörung gefühlt immer wieder an der Tagesordnung ist. Wie viel Gelassenheit gibt es in unserer Gesellschaft der immer nach Perfektion strebenden Deutschen noch? Ich weiß nicht, ob es mit der Pandemie zu tun hat, aber gefühlt wird es immer schlimmer. Aus einer Mücke wird ein Elefant gemacht und Menschen werden attackiert. Besonders gern genommen ist das berühmte Halbwissen (leider oft nur als Achtelwissen), dass zur absoluten Empörung führt, bevor man das Informationsdefizit auffüllt. „Ich finde es nicht haltbar, dass…“, „Ich behalte mir vor…“, „Ich akzeptiere nicht, dass…“ – all das sind gute Sätze von engagierten Bürgern, um sich einzubringen. Aber es sind bei unvollständigem Sachstand auch Sätze, die die Gegenüber niederringen. Kritik vor Defizitbeseitigung.
Wir haben in unseren Zeiten nicht nur die Möglichkeit, Nachrichten zu hören und durch das Internet zu surfen, sondern auch zu reden. So wie früher: Klingeln und reden – am Telefon oder von Angesicht zu Angesicht. Und diese Möglichkeit wurde uns durch keine Corona-Verordnung genommen: Reden, sich austauschen und Sachverhalte von vielen Seiten betrachten. Ausgewogene Meinungsbildung. Ein Ex-Chef von mir hat einmal gesagt: „Nicht jeder Unsinn ist eine Verschwörung“. Das stimmt und so bleibt man in manchen Situationen ruhiger, wenn jemand unachtsam etwas sagt. Das gilt auf der großen wie auf der kleinen Bühne dieser Welt. Erst, wenn es immer wieder passiert, kann man sich aufregen. Und bevor wir zur Attacke ausholen, hilft ein Blick in dieses Buch der Weisheit: Die Bibel. Im Markus-Evangelium heißt es im vierten Kapitel: „Seht zu, was ihr hört! Mit welchem Maß ihr messt, wird man euch zumessen, und man wird euch noch dazugeben.“ Insofern hilft die notwendige Gelassenheit, die letztendlich zu dem angemessenen Respekt vor meiner und meinem Nächsten führt. Ich wünsche uns ein friedliches Miteinander im Jahr 2022.
Jörg Mecke, Idensen