Vor kurzem erlebte ich eine schräge Situation: Verhandlungen wurden als gescheitert, Fronten als verhärtet beschrieben. Ich ging von mehreren Gesprächsrunden aus, suchte das Gespräch mit dem Verhandlungsführer der anderen Seite. Der berichtete, man habe bisher nur Mails ausgetauscht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Denn eigentlich sage ich auch im Haus ziemlich oft: Reden hilft – nicht immer, aber meist!
Meiner Lebenserfahrung entspricht das. Einigungswille ist nötig, genauso wie die Bereitschaft, die andere nicht nur zu hören, sondern auch verstehen zu wollen. Dann aber ist es meist so: Reden hilft!
Wenn ich nichts vom Gespräch erwarte, keinen Fortschritt, keine Verständigung – dann steht es schlecht um die Beziehung. Das gilt für dienstliche wie auch für private Bezüge.
Das gilt auch für das Verhältnis zu Gott. Wenn ich etwas von ihm erwarte, er mir Gegenüber ist, rede ich mit ihm. Ich lasse ihn teilhaben an meinem Leben, teile mit ihm, was mich froh macht genauso wie das, was mich bedrückt. Ich bitte um gute Wege, die ich gehen kann oder um gute Entscheidungen, wenn ich an einer Weggabelung im Lebenslauf stehe. Denn ich bin davon überzeugt, dass dieser Gott etwas mit meinem Leben zu tun hat.
Und die Antwort? Hören tue ich sie nicht. Aber mehr als einmal habe ich erlebt, dass sich Themen im Gespräch mit Gott klären. Am Ende des Ringens, welchen Weg ich gehen soll, stellte sich die Sicherheit ein, was für mich „dran“ ist. Dann konnte ich im Nachgang häufig in schwieriger Lage an diese Erfahrung anknüpfen und Gott um Kraft für den weiteren Weg bitten.
Reden hilft! Und das gilt auch für die Gottesbeziehung. Sie haben keine Erfahrung damit? Ihnen fehlen die Worte? Im Gesangbuch finden Sie die Psalmen. Alte, in Freud und Leid erprobte Gebete. Diese Worte können Sie sich leihen. Vielleicht helfen Sie Ihnen. Denn: Reden hilft. Auch das Reden mit Gott, dass christliche Tradition beten nennt.
Gute Erfahrungen wünscht Ihnen
Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher Diakonie in Niedersachsen