Wer von uns kennt das nicht. Wie wunderbar war doch der Plan, den wir uns eben noch strickten. Alles sauber zurechtgelegt und wohl durchdacht. Doch dann kommt plötzlich alles anders als wir es uns gedacht haben. Das Wetter spielt nicht mit. Ganz egal, ob Regen oder zu heiß. Es passt einfach nicht. Oder die Freunde und Bekannten, die wir einladen wollten, haben urplötzlich keine Zeit. Und dann schießt es uns durch den Kopf mit all seiner Wahrheit und Bitterkeit: „Es gibt Tage da verliert man und Tage, an denen gewinnen die anderen.“ Ein Träne der Enttäuschung rinnt über die Wange. Oder ist es gar tiefe und bestürzende Trauer? Dann lese ich die Losung des Tages aus dem 5. Buch Mose: „Treu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und wahrhaftig ist er.“
Wie zynisch ist das denn, schießt es mir durch den Kopf. Hätte der nicht auch eben mal seine behütende Hand über mich halten können? Ohne dass ich nun mit meinem Kummer dasitze; allein.
Aber – so ist der Satz aus dem Alten Testament nicht gemeint. Mose geht dem Ende seines Lebens entgegen. Er regelt die Dinge, die noch zu regeln sind und zieht Bilanz. Und all das, was er den seinen noch sagen möchte, kleidet er in ein Lied. Denn es ist da mehr als eine Zigarette und ein letztes Glas im stehn.
Und so singt Mose von seinem Leben, von den Bürden, die er zu tragen hatte, den Schlappen und Niederlagen, die er erleben musste. Und er singt auch von den schönen Dingen seiner Tage, von dem Erwähltsein, dem Gefühl Gottes geliebtes Kind zu sein, auch wenn bei Gott nicht alles ging in all den Jahren. Wie viele gemeinsame Wege endeten in dieser Zeit. Doch unterm Schlussstrich den Mose zieht, stellt er fest: Ja, Gott ist treu und kein Böses an ihm. Gerecht und wahrhaftig ist er. Und Mose singt es laut.
Es war eben Gott, der ihn immer wieder auf die Füße stellte und ihm auf so vielen Durststrecken neuen Lebensmut gab. Welch ein Segen, den Mose selbst empfing und weitergibt. Auch an uns an diesem Wochenende. – Genießen Sie es.
Holger Kipp, Prädikant im Kirchenkreis