Ja, mein Ernst! An Ostern grüßt ja mehr oder weniger jede*r mit „Frohe Ostern!“, das ist also nichts Besonderes. Aber immer wieder höre ich Gegenstimmen. „Frohe Ostern – das klingt zu schlicht, zu flach, da werden die Probleme doch übertüncht!“ sagte sinngemäß ein Gottesdienstbesucher im vergangenen Jahr. „Frohe Ostern!“ – es wird befürchtet, dass die christliche Botschaft nicht mehr ausreicht gegenüber den komplexen Problemen unserer Alltagswelt, in der der menschliche Egoismus immer neue Möglichkeiten findet, sich zu nähren auf Kosten unserer Lebensgrundlage, auf Kosten der Würde jedes einzelnen von Gottes Geschöpfen.
Doch „froh“ ist nicht oberflächlich gemeint, wie man bei „happy“, „chillig“ oder „gut drauf“ vermuten könnte. „Froh“ geht tiefer: Menschen, die die hinter uns liegende Karwoche bewusst miterlebt haben, kommen von Karfreitag her. Sie nehmen heutiges Elend nicht auf die leichte Schulter und lachen Ängste, Gewalterfahrungen oder Trauer nicht mit einem „Chill doch mal!“ weg.
Somit ist der Gruß „Frohe Ostern“ ein zutiefst ernst gemeintes Ja zum Leben trotz Gewalt und Tod, ein Ja zur Hoffnung auf die Macht von Liebe und Beziehungen, ein Ja zum Glauben, dass Gott uns und unsere Gestorbenen in seiner Liebe hält und nicht loslässt. Er hat Jesus Christus aus dem Grab geholt und Totes in Leben gewendet – ein Wunder, auf das nicht immer leicht zu vertrauen ist, an dem ich aber schlicht und flach hänge und nicht davon wegkomme. Mögen auch Sie sich freuen, mit vollem Ernst – Frohe Ostern!
Susanne von Stemm, Pastorin in Bokeloh