Wenn ich morgens durch die Feldmark gehe, kommen mir gefühlt ganze Heerscharen an Hunden samt ihren Besitzern entgegen. Und dann denke ich mir, warum binden sich Menschen an Hunde und umgekehrt? Auf der einen Seite habe ich einen fraglosen und treuen Gefährten, der mir wohl über so manche Einsamkeit hinweghilft. Da ist ein Wesen, um das ich mich kümmern kann. Klar hat es seine Bedürfnisse, doch es geht auch mit an die Frische Luft, wenn dem Rest der Familie gerade nicht so danach ist. Und manchmal bin ich sogar dazu gezwungen meinen inneren Schweinhund zu überwinden.
Doch, warum verstehen sich Frauchen oder Herrchen so gut mit ihrem Hund? Ein Grund ist: Sie spielen gerne – beide. Von Kind an tun wir das. Es ist uns angeboren. Wir toben und tollen, raufen uns mit den Geschwistern oder Freunden oder eben mit dem Hund. Sogar richtige Kunstformen des Spiels haben sich entwickelt. Denken Sie an das Fingerhakeln oder das Armdrücken.
Ja, einmal richtig Stärke zeigen; dem Gegenüber darauf hinweisen, wo der Hammer hängt. Bei Kindern oft, bis einer schreit. Und bei uns Erwachsenen? Wir wenden das im Spiel erlernte in der Praxis an. Nur leider nicht immer zum Guten. Wie oft werden Worte laut wie: Na warte, dem werde ich es zweigen. Ganze Stammtischrunden werden so belebt. Dann; es sollte nur ein Spiel sein, Fußball, doch aus dem Erlernten wird Ernst. Stadien werden demoliert, Autos angezündet, die Unversehrtheit des Gegenüber spielt plötzlich keine Rolle mehr. Autsch – bis einer Schreit, und das ist gewiss. Wie war das noch mit dem Armdrücken und der Stärke?
Im Buch der Sprüche heißt es: Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte einnimmt. – Eine Anregung, mal ein guter Verlierer zu sein. Auch das übt das Spielen. Und wenn wir Kraft und Wut nicht von allein loswerden, wie wäre es mit einem Spaziergang? Oder damit, selbst einmal den Ball zu kicken. Da ist gewiss jemand, der sich darüber freut. Nicht nur der Hund.
Holger Kipp, Prädikant im Kirchenkreis