Als Predigende hat man manchmal das Glück auf wunderbare Geschichten zu stoßen, wie diese hier: Ein Pastor fährt täglich Zug. Auf eine seiner Fahrten saß in seinem Abteil noch jemand mit einem Notebook. Eine ältere Dame mit Strickzeug und eine Mutter mit Ihrem Sohn. Der Sohn hatte ein großes Bilderbuch auf seinem Schoß, in dem Berufe vorgestellt wurden. Also: eine Bäckerin backt, ein Rennfahrer fährt rennen usw. Irgendwann hat der kleine Junge den Pastor angeguckt und gefragt: „Und was bist Du?“ „Pastor“, antwortet der Pastor. Nach einigem Nachdenken fragt der Junge: „Kannst Du beten?“ Der Pastor etwas zögerlich: „Ääh – ja!“ Dann kam was kommen musste. Der Kleine hat ihn aufgefordert: „Bet‘ mal!“
Der Junge fand die Situation sehr interessant, die Erwachsenen eher furchtbar. Das Notebook hörte auf zu notebooken, die Stricknadeln zu klappern. Die Mama hatte ein unsichtbares Schild um: „Ich gehöre nicht dazu! Dieses Kind sitzt rein zufällig auf meinem Schoß...“
Dem Pastor war die Situation auch nicht ganz geheuer. Aber es gab kein Entkommen. Also hat er notgedrungen gebetet. Er hat für den Tag gedankt. Für die Leute im Abteil gebetet, für alle anderen Mitfahrende
und für den Lokführer auch. Nach dem Amen haben alle tief durchgeatmet und die Zugfahrt ging normal weiter.
Mir ist es auch schon oft so gegangen: „Du glaubst doch, bet‘ mal für mich oder bet‘ mal für…“ Luther hat gesagt, dass man einen Engel auf den Weg schickt, wenn man für andere betet. Ein schöner Gedanke. Engel können wir wahrlich öfter brauchen. Oder einen der zuhört. Einer, der immer da ist und zuhört ist Gott. Ihm kann ich „meinen Sack voller Sorgen vor die Füße werfen“, wie es Luther einmal sagte.
Und wenn ich gar nicht weiß, was ich beten soll? Dazu sagt Jesus im Lukasevangelium 11, 2: „Wenn ihr betet, so sprecht: Vater! Dein Name werde geheiligt“. Wenn Sie nicht wissen, was Sie beten sollen, dann lädt Jesus ein, das Vaterunser zu beten. Beten tut einfach gut. Probieren Sie es einfach mal.