Es ist kalt geworden. Nicht nur das Thermometer am Fenster - auch die aktuellen Nachrichten lassen mich frieren. Der brutale Angriff der Hamas auf Israel hat viele Menschen ins Unglück gestürzt. Zum Beginn des Winters sind Palästinenser im eignen Land auf der Flucht. Wohnhäuser, die etagenweise als Militärlager genutzt wurden, sind zerstört. Perfide Taktik der Terroristen. Menschen werden im Winter frieren. Ganz bewusst werden hier Angst und Hass geschürt. Grundlage, um den Konflikt in eine weitere Generation zu tragen. Es ist eine immer wieder kehrende Taktik. Eine Minderheit stiftet Gewalt und Unruhe. Je mehr darunter zu leiden haben, je klarer es gelingt ein Feindbild aufzubauen, desto leichter wird es, den Konflikt am Leben zu halten.
Jesus ist immer wieder ist auf Menschen zugegangen und hat dabei Türen zueinander geöffnet. Das in der Bergpredigt geforderte Hinhalten der zweiten Wange nach einem Schlag ist ein Zeichen der Stärke, das den Kreislauf der Gewalt durch Verblüffung unterbrechen kann.
Ich fürchte, Jesu Weg wird nicht überall funktionieren. Es gibt Gewaltherrscher, die versöhnliche Angebote als Zeichen der Schwäche deuten. Ihnen ist mit der freiwilligen Extra-Meile; mit dem einseitigen ersten Schritt nicht beizukommen.
Umso wichtiger scheint es mir, dass wir innerhalb unserer Gesellschaft wieder zu versöhnenden Umgangsformen finden. Unterschiedliche Meinungen sind eine Bereicherung. Im Gespräch gilt es den jeweils besten Kompromiss zu erzielen, ohne dabei den anderen ihren guten Willen abzusprechen. Das beginnt im Kleinen in der Familie und zieht sich über die Kommunal-, Landes- und Bundespolitik bis in die internationalen Konflikte. Die allermeisten Menschen wollen in Frieden und Sicherheit leben. In Europa durften wir in den vergangenen Jahrzehnten erleben, dass das mit vertrauensvoll offenen Grenzen und gegenseitigem Kennenlernen über die Begegnung von Partnerstädten oder Schüleraustauschprogrammen leichter wird.
Jesus spricht: „Selig sind die, die Frieden schaffen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5, 9).
Pastor Thomas Gleitz, Stifts-Kirchengemeinde Wunstorf