Die Welt ist ins Wanken geraten. Ich mag so manches Mal keine Nachrichten mehr schauen oder lesen. Die Vermischung von Krieg (nicht nur in der Ukraine, sondern beispielsweise auch im Jemen oder in Kamerun), COVID (eine Inzidenz um die 1.000) und einem Klima, das immer extremer wird, so dass in der Lombardei das Wasser stark rationiert wird. Die Energiekosten explodieren genauso wie die Preise für alles andere. Wir sind ohnmächtig und voller Zukunftssorge.
Die große Frage ist, was das mit der Gesellschaft macht, in der wir leben. Eine Gesellschaft, die 70 Jahre lang nur „höher, schneller, weiter“ kannte, bemerkt ihre Grenzen.
Die Krisen sind wie ein Katalysator, der die Gesellschaft noch stärker trennt. Auch einige Freunde bestätigen meine Erfahrungen: Menschen, mit denen man gerne und eng zusammengearbeitet oder auch seine Freizeit verbracht hatte, mutieren zu aggressiven Zeitgenossen, die ihre Werte über alles stellen. Wird das mit dem nächsten Herbst und Winter noch schlimmer, wenn es erstmals „niedriger, langsamer und kürzer“ wird – und vielleicht auch kälter? Spaltet sich unsere Gesellschaft immer weiter?
Nach christlichen Grundsätzen sollen sich die, die helfen können, um die kümmern, die Hilfe benötigen. Das, was wir gemeinhin „Nächstenliebe“ nennen, wir im Buch Hiob (6,14) sogar zur Pflicht: „Wer Barmherzigkeit seinem Nächsten verweigert, der gibt die Furcht vor dem Allmächtigen auf.“
Wie kann das gehen? Ich kann mich zum Beispiel an die Küche meiner Oma erinnern: Apfelpfannkuchen, Kartoffelpuffer und andere Speisen sind nicht wirklich teuer. Aber sie haben eines mit uns gemacht: Der Duft und die „Produktion“ nach und nach haben alle in der Küche versammeln lassen. Wir waren beieinander, haben uns unterhalten, gelacht, gerochen und geschmeckt. Es war für mich immer eine glückliche Zeit bei Oma in der Küche. Nicht groß, nicht komfortabel, aber sooo gut.
Und in die Küche können wir auch unsere Nachbarn oder Menschen die Hilfe benötigen, einladen. Es ist keine Frage von Geld, sondern von Wollen. Wir können zusammenrücken und mit weniger trotzdem leben, wenn wir als Menschen aufeinander achten. Das Füreinander-Dasein ist wichtig, besonders in schwierigen Zeiten. Und ein egozentrisches „Ich will aber… , ich bestehe auf…“ hilft niemandem. Kommen wir zusammen in einer Küche wie bei Oma, essen und lachen.