„Heile du mich Herr, so werde ich heil, hilf mir, so ist mir geholfen“. Das ist der Wochenvers für die kommende Woche aus dem Buch des Propheten Jeremia (Kap. 17, Vers 14).
Was brachte Jeremia in die Lage, solch einen Hilferuf an Gott zu senden? Jeremia lebte vor 2.600 Jahren in Israel. Als Prophet ruft er im Auftrag Gottes die Menschen zur Umkehr von ihren falschen und bösen Wegen. Doch sein Mahnen und seine Predigten finden im Lande kein Gehör. Die Forderungen, die Gott durch Jeremia sagen lässt, sind sehr konkret: Er predigt z.B. gegen die Ungerechtigkeit gegenüber den Armen und Schwachen, den Witwen und Waisen im Lande und gegen die Gewalt gegen Fremde. Er prangert an, dass Menschen sich auf Kosten anderer bereichern und den Sabbat, den Ruhetag nicht heiligen. All dies lässt sich damit zusammenfassen, dass die Menschen die Gebote Gottes verlassen haben und ihre eigenen Wege gehen.
Jeremia wird für seine Predigten immer wieder verspottet, das geht an seiner Seele nicht spurlos vorbei. Er ist krank geworden, in ihm ist etwas kaputt gegangen. All das setzt Jeremia zu und er ruft Gott um Hilfe an.
All das, was Jeremia damals begegnet ist und ihn krank gemacht hat, ist auch heute noch da: Die große soziale Ungerechtigkeit- hier bei uns im Land und mehr noch in den armen Regionen der Welt. Die Gewalt, die sich Menschen antun.
Jeremia vertraut darauf, dass Gott helfen, heilen und retten wird. Für ihn steht fest: Wenn du, Gott, eingreifst, dann „werde ich heil“. Wenn du mir zur Hilfe kommst, dann ist das besser als alle menschlich noch so klug eingefädelte Hilfsaktion. Du bist der, der mir nicht nur mit schönen Worten, sondern in der Tat helfen kann und helfen wird, wenn ich dich darum bitte.
Die Redewendung „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ steht nicht in der Bibel. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Zuerst sollte in einer Not die selbstkritische Einsicht stehen, dass ich mich im Gebet an Gott wende und von ihm Hilfe erwarte. Der Liederdichter Paul Gerhardt hat dazu einen passenden Liedvers verfasst:
Meiner Seele Wohlergehen hat er ja recht wohl bedacht.
Will dem Leibe Not zustehen, nimmt ers gleichfalls wohl in Acht.
Wann mein Können, mein Vermögen nichts vermag, nichts helfen kann,
kommt mein Gott und hebt mir an, sein Vermögen beizulegen.
Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit.
Wilfried Dreyer, Dedensen